Titus 1,15

„Den Reinen ist alles rein; den Unreinen aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern unrein ist beides, ihr Sinn und ihr Gewissen.“

„Den Reinen ist alles rein“. Das heißt, die reinen Herzens sind (vgl. Matthäus 5,8), die Gerechtigkeit aus Glauben verstehen und die sich der Gefahren des jüdischen Systems von Ritualen und Zeremonien und jüdischen Fabeln bewusst sind (Titus 1,14). Paulus befasst sich hier mit der jüdischen rituellen Reinheit. Er unterscheidet zwischen denen, die versuchen, einen Mangel an moralischer Reinheit durch zeremonielle Reinigungen zu kompensieren, und denen, die glauben, dass zeremonielle Handlungen für die Entwicklung eines gottgefälligen Lebens nicht wesentlich sind. Paulus deutet hier nicht an, dass es dem Christen freisteht, sich auf Praktiken einzulassen, die an anderer Stelle in der Heiligen Schrift verurteilt werden, oder dass biblische Verbote in Bezug auf moralisches Verhalten oder Ernährungsgewohnheiten für Christen nicht gelten (vgl. 1. Korinther 6,12).
„den Unreinen aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern unrein ist beides, ihr Sinn und ihr Gewissen.“ Das sind diejenigen, die sich nicht bekehrt haben und die den Frieden nicht kennen, der mit der Gerechtigkeit aus dem Glauben einhergeht. Es sind die „Ungläubigen“, die sich weigern, das Evangelium des Paulus zu befolgen (1. Timotheus 1,9). Ihre Denkweise, ihre Einstellung war verunreinigt. (vgl. Römer 7,23; Epheser 4,23; Philipper 4,7; 2 Timotheus 3,8. Die „Unreinen und Ungläubigen“ lassen zu, dass ihre Gedanken von ungeheiligten Begierden beherrscht werden. Das Bewusstsein für moralisches Recht und Unrecht wird getrübt, wenn der Verstand in ungeheiligten Begierden verweilt. Unter solchen Umständen kann das Gewissen nicht effektiv arbeiten. Wie ein magnetisierter Kompass hört es auf, ein genauer und zuverlässiger Wegweiser zu sein. Zur Wirkung der Bekehrung auf den Geist siehe Römer 12,2; Philipper 4,8.