Matthäus 10,28
„Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet viel mehr den, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“
Jesus lehrt in diesem Text eindeutig, dass die Seele nicht von Natur aus unsterblich ist. Sie kann und wird in der Hölle (Gr. geenna) zerstört werden. Diejenigen, die „den Leib töten“, sind die in Vers 18-25 erwähnten Verfolger, doch nur Gott ist fähig „Leib und Seele“ zu vernichten“.
„Seele“. (Gr. psuchē, „Atem“, „Leben“ oder „Seele“. Psuchē / Plural: psuchai) wird im Neuen Testament 40 Mal mit „Leben“ übersetzt, und zwar eindeutig mit der Bedeutung, die dem Wort „Leben“ gemeinhin zugeschrieben wird (siehe Matthäus 2,20; 6,25; 16,25 usw.). 58 Mal wird es als „Seele“ oder „Seelen“ wiedergegeben (siehe Matthäus 10,28; 11,29; 12,18 usw.). In einigen dieser Fälle bedeutet es einfach „Menschen“ (vgl. Apostelgeschichte 7,14; 27,37; 1. Petrus 3,20 usw.). In anderen Fällen wird es mit einem Personalpronomen übersetzt oder entspricht diesem (siehe Matthäus 12,18; 2. Korinther 12,15; Psalm 16,9). Manchmal bezieht es sich auf die Gefühle (siehe Markus 14,34; Lukas 2,35 usw.), auf die natürlichen Begierden (siehe Offenbarung 18,14), auf den Verstand (siehe Apostelgeschichte 14,2; Philipper 1,27) oder auf das Herz (siehe Epheser 6,6). Das Wort „psuchē“ selbst enthält nichts, was auch nur im Entferntesten auf eine bewusste Entität hindeutet, die in der Lage ist, den Tod des Körpers zu überleben und somit unsterblich zu sein. An keiner Stelle in der Bibel bezieht sich „psuchē“ auf ein bewusstes Wesen, das unabhängig vom Körper existieren kann. Die Bibel kennt keine lebende, bewusste Seele, die angeblich den Körper überlebt. Zum hebräischen „nephesh“, der hebräischen Entsprechung des gr. „puschē“, siehe 1. Könige 17,21; Ps. 16,9. Alles, was über das eine Wort gesagt wird, gilt auch für das andere.
„Hölle“. (Gr. geenna. Wörtlich: „die Gehenna [Gr. geenna] des Feuers“ oder „die Hölle des Feuers“) Geenna, „Hölle“, ist eine Transliteration des hebräischen ge‘ ben hinnom, „Tal von Hinnom“, oder ge‘ ben hinnom, „Tal des Sohnes von Hinnom“ (Josua 15,8), das Tal südlich und westlich von Jerusalem, das unmittelbar südlich der Stadt Davids und des Teichs von Siloam auf das Kidrontal trifft (siehe Jeremia 19,2). Der böse König Ahas scheint zur Zeit Jesajas den barbarischen heidnischen Ritus eingeführt zu haben, Säuglinge an einem hochgelegenen Ort namens Tophet im Tal Hinnom dem Molech als Brandopfer darzubringen (2. Chronik 28,3; siehe auch 3. Mose 18,21; 5. Mose 18,10; 32,17; 2. Könige 16,3; 23,10; Jeremia 7,31). Manasse, ein Enkel von Ahas, führte diese Praxis wieder ein (2. Chronik 33,1.6; Jeremia 32,35). Jahre später entweihte der gute König Josia offiziell die Höhen im Tal Hinnom, wo diese abscheuliche Form der Anbetung praktiziert worden war (2. Könige 23,10), und beendete sie damit. Als Vergeltung für dieses und andere Übel warnte Gott sein Volk davor, dass das Tal Hinnom eines Tages zum „Tal der Schlachtung“ für „die Leichen dieses Volkes“ werden würde (Jeremia 7,32.33; Jeremia 19,6; Jesaja 30,33). Dementsprechend wurden die Feuer von Hinnom zum Symbol für das verzehrende Feuer des letzten großen Gerichtstages und die Bestrafung der Bösen (vgl. Jesaja 66,24). Im jüdischen eschatologischen Denken, das zum Teil von der griechischen Philosophie abgeleitet wurde, war Gehenna der Ort, an dem die Seelen der Gottlosen zur Bestrafung bis zum Tag des Endgerichts und der Belohnung aufbewahrt wurden.
Die Überlieferung, die das Tal Gehenna zu einem Ort der Müllverbrennung und damit zu einem Sinnbild für die Feuer des Jüngsten Tages macht, kam u.a. von Rabbi Kimchi, einem jüdischen Gelehrten des 12. und 13. Jahrhundert. Die antike jüdische Literatur kennt keine derartige Vorstellung. Die früheren Rabbiner stützen die Vorstellung von Gehenna als Sinnbild für die Feuer des Jüngsten Tages auf Jesaja 31,9.
Welche Bedeutung hat also Matthäus 10,28? Setzen Sie das Wort „Leben“ anstelle von „Seele“ ein und der Text ergibt in seiner Übereinstimmung mit dem Rest der Bibel einen eindeutigen Sinn. Der Kontrast besteht zwischen denen, die das physische Leben allein nehmen können und Gott, der zudem das ewige Leben nehmen kann. Der Beweis dafür liegt in den Worten Jesu: „Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollt: Fürchtet den, der, nachdem er getötet hat, Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, den sollt ihr fürchten.“ (Lukas 12,4.5) Das Wort „Seele“ bedeutet hier nicht nur Leben, sondern ewiges Leben. Beachten Sie, dass Lukas alles genauso sagt wie Matthäus, nur dass er nicht sagt „Seele verderben“. Stattdessen sagt er „in die Hölle zu werfen“. Das bedeutet das Gleiche. Menschen können nur den Körper töten und das physische Leben wegnehmen. Gott wird jene jedoch der Hölle überlassen und ihnen das ewige Leben nehmen. In diesem Feuer werden nicht nur ihre Körper zerstört, sondern auch ihr Leben wird für alle Ewigkeit ausgelöscht werden.