Von den zwei ungleichen Söhnen
Matthäus 21,23-32
„Ein Mann hatte zwei Söhne. Er sagte zu dem einen: ‚Mein Sohn, geh und arbeite heute im Weinberg!‘ ‚Ich will nicht‘, erwiderte der Sohn; später aber überlegte er es sich und ging doch. Dasselbe sagte der Vater auch zu seinem anderen Sohn. ‚Ja, Herr‘, antwortete der, ging aber nicht. Wer von den beiden hat nun nach dem Willen des Vaters gehandelt? ‚Der erste‘, antworteten sie.“ Matthäus 21,28-31 (GN).
In der Bergpredigt sagte Christus: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.“ Matthäus 7,21. Nicht was wir sagen, beweist unsere Aufrichtigkeit, sondern was wir tun. Christus fragt nicht: „Was sagt ihr da Besonderes?“, sondern: „Was tut ihr Besonderes?“ Matthäus 5,47. Und an anderer Stelle sagt er: „Wenn ihr dies wisst — selig seid ihr, wenn ihr‘s tut.“ Johannes 13,17. Worte, denen nicht entsprechende Taten folgen, sind völlig wertlos, lehrt uns das Gleichnis von den beiden Söhnen. Christus erzählte dieses Gleichnis kurz vor seinem Tod bei seinem letzten Besuch in Jerusalem. Vorher hatte er die Händler aus dem Tempel getrieben und dabei mit göttlicher Kraft so wirkungsvoll ihr Herz angesprochen, dass sie verwundert und erschrocken seinem Befehl widerstandslos gehorchten. Als die Priester und Ältesten sich schließlich von ihrem Schreck erholt hatten und zum Tempel zurückkehrten, sahen sie, dass Christus dort die Kranken und Sterbenden heilte. Sie konnten die fröhliche Stimmung und die Loblieder nicht überhören. Im Tempel selbst schwangen Kinder, die Christus gesund gemacht hatte, Palmzweige und sangen: „Hosianna dem Sohn Davids!“ Sogar die Kleinsten stimmten in das Lob des großen Arztes ein. Aber all dies konnte die Vorurteile und Eifersucht der Priester und Ältesten nicht überwinden. Als Christus am nächsten Tag im Tempel lehrte, traten die Priester und Ältesten des Volkes zu ihm und fragten: „Aus welcher Vollmacht tust du das, und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?“ Matthäus 21,23. Dass Christus Macht hatte, konnten sie nicht leugnen. Als er den Tempel reinigte, hatten sie auf seinem Gesicht die Autorität Gottes gesehen. Der Vollmacht seiner Rede konnten sie sich nicht entziehen. Und seine wunderbaren Heilungen hatten ihre Frage eigentlich zur Genüge beantwortet. Doch im Grunde wollten sie gar keine Beweise. Sie wollten Jesus vielmehr veranlassen, sich als Messias auszugeben, um dann seine Worte verdrehen und das Volk gegen ihn aufwiegeln zu können. Es ging ihnen darum, seinen Einfluss zu schwächen und ihn schließlich zu töten. Wenn seine Taten ihnen nicht Beweis genug für sein göttliches Wesen waren, das wusste Jesus, dann würden sie auch seinem Zeugnis, dass er der Christus sei, nicht glauben. Daher ging er auf ihre Frage anders ein, als sie erwartet hatten, indem er nämlich den Spieß umdrehte. „Ich will euch auch eine Sache fragen“, sagte er; „wenn ihr mir die beantwortet, will ich euch auch sagen, aus welcher Vollmacht ich das tue. Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen?“ Matthäus 21,24.25. Das brachte die Priester und Obersten in Verlegenheit. „Da bedachten sie‘s bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er zu uns sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sagen wir aber, sie war von Menschen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, denn sie halten alle Johannes für einen Propheten. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen‘s nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich das tue.“ Matthäus 21,25-27. „Wir wissen‘s nicht.“ Diese Antwort war eine glatte Lüge. Aber die Priester hatten erkannt, in welche Zwickmühle sie geraten waren, und versuchten jetzt, durch eine falsche Behauptung ihr Gesicht zu wahren. Johannes der Täufer hatte von dem Einen Zeugnis abgelegt, dessen Autorität sie infrage stellten. Er hatte ihn angekündigt mit den Worten: „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Johannes 1,29. Er hatte ihn getauft; und als Christus nach dieser Taufe betete, hatte sich der Himmel aufgetan, und der Geist Gottes war wie eine Taube über ihn gekommen. Eine Stimme vom Himmel hatte gesagt: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Matthäus 3,17. Wenn die Priester und Obersten daran dachten, wie Johannes wiederholt auf die Prophezeiungen über den Messias hingewiesen und dass er Jesus getauft hatte, wagten sie es nicht, einzugestehen, dass er im Auftrag des Himmels gehandelt hatte. Hätten sie nämlich Johannes öffentlich als Propheten anerkannt — persönlich waren sie schon davon überzeugt —, dann wäre es für sie unmöglich gewesen, sein Zeugnis, Jesus von Nazareth sei Gottes Sohn, zu verwerfen. Andererseits konnten sie aber auch nicht behaupten, Johannes habe seinen Auftrag nur von Menschen gehabt, weil das Volk ihn für einen Propheten hielt. Also antworteten sie: „Wir wissen‘s nicht.“
Nun erzählte Jesus das Gleichnis vom Vater und den beiden Söhnen. Als der Vater den ersten Sohn bat: „Geh und arbeite heute im Weinberg“, da antwortete der kurz und bündig: „Ich will nicht.“ Er verweigerte den Gehorsam, lebte gottlos und geriet in schlechte Gesellschaft. Später jedoch bereute er sein Verhalten und führte den väterlichen Auftrag aus. Inzwischen ging der Vater zu seinem anderen Sohn und bat ihn ebenfalls, im Weinberg zu arbeiten. Der antwortete: „Ja, Vater!“ Aber er ging nicht hin. Der Vater steht für Gott und der Weinberg für seine Gemeinde. Die beiden Söhne vertreten zwei Arten von Menschen: Da ist der eine, der sich weigert, dem Befehl zu folgen. Er sagt: „Ich will nicht.“ Menschen wie er leben ganz offen in Sünde, ohne Frömmigkeit zu heucheln. Unverhohlen geben sie zu, dass sie die Last des Gehorsams nicht auf sich nehmen wollen, die das Gesetz Gottes ihnen auferlegt. Viele von ihnen bereuen dies allerdings später und folgen doch noch dem Ruf Gottes. Als Johannes der Täufer solchen Menschen das Evangelium predigte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen!“ (Matthäus 3,2), da hörten sie auf ihn und bekannten ihre Sünden.
Der andere Sohn sagte: „Ja, Vater!“, ging aber nicht in den Weinberg. Er verhielt sich wie die Pharisäer. Die jüdische Geistlichkeit war genauso unbußfertig und selbstzufrieden. Das gesamte religiöse Leben in Israel war zur rein äußerlichen Form erstarrt. Als Gott am Berg Sinai sein Gesetz verkündete, hatte sich das ganze Volk zum Gehorsam verpflichtet und gesagt: „Ja, Herr!“ Aber die Juden hielten dieses Versprechen nicht ein, und als Christus kam, um ihnen die tiefere Bedeutung des Gesetzes zu erklären und vorzuleben, lehnten sie ihn ab. Dabei gab er den führenden Persönlichkeiten mehr als genug Beweise seiner Autorität und göttlichen Kraft. Aber obwohl er sie innerlich überzeugen konnte, wollten sie diese Beweise dennoch nicht gelten lassen. Dabei hatte Christus sie darauf hingewiesen, dass ihr Unglaube eine Folge ihres fehlenden Gehorsams war: „So … habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen … Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.“ Matthäus 15,6.9. Am Ende des Gleichnisses stellte Christus den Schriftgelehrten und Pharisäern, Priestern und Obersten, die vor ihm standen, die Frage: „Wer von den beiden hat nun den Willen des Vaters erfüllt?“ Ohne zu zögern antworteten sie: „Der erste.“ Sie merkten gar nicht, dass sie sich damit selbst verurteilten. Umso mehr traf sie die Drohung Christi: „Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr. Denn Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und obwohl ihr‘s saht, tatet ihr dennoch nicht Buße, sodass ihr ihm dann auch geglaubt hättet.“ Matthäus 21,31.32.
Als Johannes der Täufer die Wahrheit verkündigte, kamen durch seine Predigt Menschen, die vorher in die Sünde verstrickt gewesen waren, zur Einsicht und begannen ein neues Leben. Von ihnen sagte Christus, dass sie eher ins Himmelreich kämen als die Selbstgerechten, die die ernste Warnung einfach nicht hören wollten. Die Zöllner und Huren waren unwissend, die Gelehrten aber kannten den Weg der Wahrheit. Sie weigerten sich jedoch, auf dem Weg voranzuschreiten, der ins Paradies Gottes führt, und so wurde für sie die Wahrheit, die sie eigentlich zum Leben führen sollte, zum Todesurteil. Notorische Sünder, die sich selbst verachteten, hatten sich von Johannes taufen lassen; die Schriftgelehrten dagegen waren Heuchler und so verstockt, dass sie die Wahrheit gar nicht annehmen konnten. Sie widersetzten sich dem Einfluss des Heiligen Geistes und wollten Gott einfach nicht gehorchen. Christus sagte zu ihnen nicht: Ihr könnt nie in das Reich Gottes kommen. Er zeigte ihnen vielmehr, dass sie selbst das Hindernis waren, das ihnen den Zugang versperrte. Noch stand der jüdischen Geistlichkeit die Tür offen, und noch immer galt die Einladung auch für sie. Christus hatte keinen größeren Wunsch, als dass sie sich überzeugen und bekehren ließen. Die Priester und Ältesten Israels brachten ihr Leben mit religiösen Zeremonien zu, die sie als zu heilig betrachteten, um sie mit weltlichen Geschäften zu verbinden. Die Leute glaubten deshalb, ihr Leben sei allein der Religion geweiht, obwohl sie in Wirklichkeit diese Kulthandlungen nur darum möglichst auffällig verrichteten, um für sehr fromm und gottesfürchtig gehalten zu werden. Sie behaupteten zwar von sich, alle Gebote zu halten, tatsächlich aber verweigerten sie Gott den Gehorsam. In ihrem Leben war nichts von der Wahrheit zu spüren, die sie nach ihren eigenen Worten doch lehrten. Christus bezeichnete Johannes den Täufer als einen der größten Propheten und sagte seinen Zuhörern, sie hätten genügend Beweise dafür erhalten, dass Johannes ein Bote Gottes gewesen sei. Der Prediger in der Wüste hatte mit Vollmacht gesprochen und seine Botschaft unerschrocken verkündet, die Sünden der Priester und Obersten bloßgelegt und von ihnen verlangt, dass sie ihr Leben änderten. Er hatte ihnen klargemacht, wie sehr sie sich gegen Gott auflehnten, indem sie sich weigerten, die ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen. Durch seine Kompromisslosigkeit gegenüber der Sünde hatte Johannes erreicht, dass viele ihrem früheren Leben in Ungerechtigkeit den Rücken kehrten. Wäre die jüdische Geistlichkeit aufrichtig gläubig gewesen, dann hätte sie auf Johannes gehört und Christus als den Messias angenommen. Aber in ihrem Leben zeigte sich weder Buße noch Gerechtigkeit. Gerade die Menschen, auf die sie heruntersahen, gelangten vor ihnen ins Reich Gottes.
Der Sohn im Gleichnis sagte: „Ja, Vater!“, weil er treu und gehorsam erscheinen wollte. Es zeigte sich jedoch bald, wie sehr dieser Schein trog. Der junge Mann liebte seinen Vater nicht aufrichtig. Wie er bildeten sich auch die Pharisäer auf eine Heiligkeit etwas ein, die sie nicht besaßen. Solange sie sich Vorteile davon versprachen, nahmen sie es mit den Forderungen des Gesetzes peinlich genau; wenn aber von ihnen selbst Gehorsam verlangt wurde, dann wussten sie durch Spitzfindigkeiten den Geboten Gottes alle Verbindlichkeit zu nehmen. Darum warnte Christus vor ihnen: „Nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen‘s zwar, tun‘s aber nicht.“ Matthäus 23,3. Sie liebten weder Gott noch ihre Mitmenschen von ganzem Herzen. Gott rief sie dazu auf, seine Mitarbeiter zum Segen der Welt zu sein, aber sie nahmen den Auftrag nur mit Worten an, ohne die Tat folgen zu lassen. Sie vertrauten zu sehr auf sich selbst und waren stolz darauf, wie gut sie doch waren. Gottes Geboten aber sprachen sie Hohn, indem sie sich weigerten, Gottes Auftrag auszuführen. Ihre Übertretungen waren der Grund dafür, dass der Herr im Begriff stand, sich von dem ungehorsamen Volk abzuwenden. Selbstgerechtigkeit hat mit Gerechtigkeit vor Gott nichts zu tun. Wer sich dennoch auf sie verlässt, wird einmal die Folgen seines verhängnisvollen Irrtums zu tragen haben. Auch heutzutage behaupten viele, die Gebote Gottes zu halten, aber sie sind nicht von Gottes Liebe erfüllt, um sie an andere weiterzugeben. Christus ruft jeden Einzelnen auf, mit ihm für die Rettung der Welt zusammenzuarbeiten. Die Selbstgerechten sagen dazu zwar: „Ja, Herr“, aber sie sind viel zu träge, um die Aufgabe auch wirklich anzupacken. Wie der wortbrüchige Sohn machen sie Gott leere Versprechungen. Als sie sich der Gemeinde Gottes anschlossen, gelobten sie, Gottes Wort zu gehorchen und ihm ihr Leben zu weihen, aber sie denken gar nicht daran, es auch zu tun. Zwar erheben sie den Anspruch, Gottes Kinder zu sein, doch in ihrem Leben und Wesen merkt man wenig von dieser Verwandtschaft. Weil sie ihren Willen nicht Gott unterstellen, ist ihr ganzes Leben eine Lüge. Der Selbstgerechte ist Gott so lange gehorsam, wie das für ihn mit keinen Unannehmlichkeiten verbunden ist. Sobald von ihm aber Entsagung und Opfer verlangt werden, wenn er sein Kreuz auf sich nehmen soll, zuckt er zurück. Mit der Zeit fühlt er sich immer weniger an sein Versprechen gebunden und findet nichts mehr dabei, Gottes Gesetz bewusst zu übertreten. Mit dem Ohr hört er zwar noch Gottes Wort, aber er kann es nicht mehr geistlich erfassen. Sein Herz ist verstockt, sein Gewissen abgestumpft.
Dass wir uns ja nicht täuschen: Wenn jemand dem Christentum nicht feindselig gegenübersteht, heißt das noch lange nicht, dass er im Dienste Jesu steht. Wir könnten damit sogar einem Selbstbetrug erlegen sein. Denn wir können bereits gegen Gott arbeiten, indem wir ihm vorenthalten, was er uns an Zeit, finanziellen Mitteln oder sonstigen Gaben geschenkt hat, um sie für ihn einzusetzen. Satan nutzt die Interesselosigkeit und Trägheit der Namenschristen dazu aus, um seine Position zu stärken und Anhänger für sich zu gewinnen. Viele bilden sich ein, auf der Seite Christi zu stehen, auch wenn sie gar nichts für ihn tun. Gerade damit arbeiten sie dem Feind in die Hände. Indem sie es nämlich versäumen, fleißig für Christus zu arbeiten und keine Gelegenheit dafür ungenutzt zu lassen, ermöglichen sie es Satan, die Herrschaft über Menschen zu gewinnen, die sonst vielleicht den Weg zu Christus gefunden hätten. Solange wir träge und untätig sind, können wir nicht gerettet werden. Ein wirklich bekehrter Mensch wird niemals ein nutzloses Leben führen. In den Himmel kann man sich nicht tragen lassen, denn für Faulenzer ist dort kein Platz. Wenn wir uns nicht ernstlich darum bemühen, hineinzukommen, wenn wir nicht alles einsetzen, um die Gesetze des Himmels zu erfassen, dann sind wir nicht dafür geeignet, einmal dort zu wohnen. Wer hier auf der Erde nicht mit Gott zusammenarbeiten möchte, würde das wohl auch im Himmel kaum tun wollen. Deshalb wäre es nicht gut, wenn er dort Aufnahme fände.
Für Zöllner und Sünder besteht mehr Hoffnung als für Menschen, die das Wort Gottes kennen, ihm aber nicht gehorchen. Wer einsieht, dass er seine Sündhaftigkeit vor Gott nicht verstecken kann, dass er vielmehr in der Gegenwart Gottes Leib, Seele und Geist ruiniert, den packt die Angst davor, für immer vom Reich Gottes ausgeschlossen zu werden. Ihm wird klar, dass er krank ist, und so sucht er Hilfe beim Großen Arzt, der gesagt hat: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Johannes 6,37. Solche Menschen kann der Herr als Arbeiter in seinem Weinberg gebrauchen. Das Verhalten des Sohnes, der die Bitte seines Vaters zunächst abschlägt, wird von Christus zwar nicht verdammt, aber auch nicht gerade als vorbildlich hingestellt. Wer Gott den Gehorsam verweigert, verdient kein Lob, auch wenn er das frei tut. Wahrheit und Heiligkeit verändern einen Menschen so, dass er ein kühner Zeuge für Jesus wird. Die Offenheit eines Sünders dagegen hat etwas Herausforderndes und Beleidigendes an sich und grenzt an Lästerung. Wenn jemand nichts von Heuchelei hält, muss das noch lange nicht heißen, dass er dann auch kein Sünder ist.
Wenn der Heilige Geist zu uns spricht, gibt es für uns nur eines: Wir sollten ihm unverzüglich antworten. Ergeht an uns die Aufforderung: „Geh und arbeite heute im Weinberg“, dann lasst uns nicht zögern. „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ Hebräer 4,7. Es ist gefährlich, nicht sofort zu gehorchen, denn vielleicht ergeht an uns nie wieder diese Einladung. Keiner soll sich einbilden, dass es leicht sei, bestimmte Sünden erst zu kultivieren und dann wieder aufzugeben. Jede gepflegte Lieblingssünde wirkt sich negativ auf den Charakter aus, verfestigt die schlechte Gewohnheit und führt zu körperlichem, geistigem und moralischem Niedergang. Selbst wenn das begangene Unrecht später bereut und der richtige Weg eingeschlagen wird, ist der Betreffende durch seinen früheren Lebenswandel doch bereits so stark geprägt, dass es ihm oft schwer fällt, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Satan nutzt jede einmal angenommene schlechte Gewohnheit immer wieder als Angriffsfläche.
Wie aufrichtig wir sind, zeigt sich, wenn wir den Auftrag erhalten: „Geh und arbeite heute im Weinberg.“ Werden unseren Worten Taten folgen? Werden wir alle Fähigkeiten einsetzen, treu und uneigennützig für den Besitzer des Weinbergs zu arbeiten? Der Apostel Petrus schreibt dazu: „Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn! Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt. So wendet alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Frömmigkeit und in der Frömmigkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen.“ 2.Petrus 1,2-7. Wenn wir den Weinberg unseres persönlichen Glaubenslebens gut pflegen, macht Gott uns zu seinen Mitarbeitern. Wir haben dann nicht nur uns selbst als Aufgabe, sondern auch andere Menschen. Als Christus die Gemeinde mit einem Weinberg verglich, wollte er damit nicht sagen, dass unser Wirkungskreis auf die Gemeinde beschränkt ist. Dieser Weinberg soll vielmehr bis an die Enden der Welt erweitert werden. Wir können dazu beitragen, indem wir mit Hilfe der Erkenntnis und Gnade Gottes anderen Menschen zeigen, wie man die wertvollen Reben pflegen muss. Auf diese Weise sollten wir den Weinberg Gottes vergrößern. Gott möchte bei uns so gerne Glauben, Liebe und Geduld entdecken. Er achtet darauf, ob wir alle unsere geistlichen Gaben dazu verwenden, um tüchtige Arbeiter in seinem Weinberg auf dieser Erde zu werden. Dann können wir nämlich auch einmal in sein Paradies eingehen, in den Garten Eden, den Adam und Eva nach dem Sündenfall verlassen mussten. Gott ist für sein Volk wie ein Vater, und so kann er auch den Gehorsam seiner Kinder erwarten. Denken wir dabei nur an das Leben Christi! Obwohl er der Höchste unter den Menschen war, diente er doch seinem Vater und ist somit ein gutes Beispiel dafür, wie jeder Sohn sein soll und sein kann. Auch von uns heute fordert Gott, dass wir so gehorsam sind wie Christus, der seinem Vater voll Liebe, bereitwillig und in freier Entscheidung diente. „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ Psalm 40,9. Ihm war kein Opfer zu groß und keine Mühe zu schwer, um seinen Auftrag auszuführen. Mit zwölf Jahren meinte er: „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ Lukas 2,49. Er hatte seine Berufung erfasst und sein Wirken bereits begonnen. „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.“ Johannes 4,34. So sollen auch wir Gott dienen, indem wir vollkommen gehorsam sind. Wer sein Kind sein will, muss sich als Mitarbeiter Gottes, Christi und aller Engel bewähren. Das ist der Test für jeden. Von allen, die ihm treu dienen, sagt der Herr: „Sie sollen … an dem Tage, den ich machen will, mein Eigentum sein, und ich will mich ihrer erbarmen, wie ein Mann sich seines Sohnes erbarmt, der ihm dient.“ Maleachi 3,17.
Gott verfolgt bei allem Wirken an den Menschen das Ziel, sie zu erproben und ihnen Gelegenheit zu geben, Charakterfestigkeit zu entwickeln. Er möchte sehen, ob sie seinen Geboten gehorchen oder nicht. Gute Werke können zwar die Liebe Gottes nicht erkaufen, aber sie zeigen doch deutlich, dass wir ihn lieben. Haben wir unser Leben Gott anvertraut, dann werden wir nicht Gutes tun, um seine Liebe zu verdienen; er schenkt uns vielmehr seine Liebe, damit wir seinen Geboten gern gehorchen können. Es gibt heute und auch im Endgericht nur zwei Arten von Menschen: Die eine missachtet Gottes Gesetz, die andere befolgt es. Christus erklärt uns, woran wir erkennen können, ob wir treu oder untreu sind: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten … Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist‘s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren … Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.“ Johannes 14,15.21.24. „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.“ Johannes 15,10.