Judentum
Die jüdische Religion ist eine monotheistische abrahamitische Religion und hat eine Geschichte von mehr als 3000 Jahren. Weltweit gibt es etwa 13,5 bis 15 Millionen Juden, die meisten in Israel und in den Vereinigten Staaten von Amerika. 10 bis 15 Prozent von ihnen werden der jüdischen Orthodoxie zugerechnet.
Gott wollte durch die Juden alle Völker der Erde segnen und ihnen sein Licht zukommen lassen. Die Nachkommen Abrahams, Jakob und seine Söhne, führte Gott nach Ägypten, damit sie dort dem großen, gottlosen Volk die Grundbegriffe und grundsätzlichen Forderungen des Reiches Gottes vorleben konnten. Gott offenbarte seine Macht und Barmherzigkeit, als er die Israeliten aus Ägypten herausführte. Ihre wunderbare Befreiung und die Erfahrung der Gegenwart Gottes während ihrer Wanderung durch die Wüste sollten nicht nur ihr eigenes geistliches Wachstum fördern, sondern auch die umliegenden Völker auf Gott aufmerksam machen. Der Herr erwies sich damit als der Gott, der über aller menschlichen Autorität und Größe steht. Die Zeichen und Wunder an seinem Volk offenbarten seine Macht über die Natur und über alle, die diese anbeten. Durch Feuer und Sturm, Erdbeben und Tod rettete der große „Ich bin“ sein Volk und führte es fort aus dem Land der Sklaverei „durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war“. Er ließ „Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen“. 5.Mose 8,15. „und gab ihnen Himmelsbrot“. Psalm 78,24. „Denn“, so sagte Mose, „des Herrn Teil ist sein Volk, Jakob ist sein Erbe. Er fand ihn in der Wüste, in der dürren Einöde sah er ihn. Er umfing ihn und hatte acht auf ihn. Er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, so breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln. Der Herr allein leitete ihn und kein fremder Gott war mit ihm.“ 5.Mose 32,9-12. So rief Gott sein Volk zu sich, damit es unter seinem Schutz lebte. Christus führte die Israeliten während ihrer Wanderung durch die Wüste. Bei Tag durch die Wolkensäule und bei Nacht durch die Feuersäule verhüllt, leitete und lenkte er sie. Er behütete sie vor den Gefahren der Wüste, brachte sie sicher ins verheißene Land und machte sie vor allen Völkern, die nicht an ihn glaubten, zu seinem kostbarsten Besitz, zum Weinberg des Herrn. Diesem Volk vertraute Gott seine Prophezeiungen an. Er gab ihm sein Gesetz mit den ewigen Grundsätzen der Wahrheit, Gerechtigkeit und Reinheit. Die Gebote sollten die Kinder Israel vor der selbstzerstörerischen Sünde bewahren. Gott ließ mitten im Land seinen heiligen Tempel errichten. In der Stiftshütte wie im Tempel zeigte sich seine Herrlichkeit in Gestalt der heiligen Schechina über der Bundeslade. Ununterbrochen zeigte er den Israeliten den Reichtum seiner Geduld und Gnade.
Wenn sie seinem Gesetz gehorchten, wollte er sie mehr als alle anderen Völker mit Wohlstand segnen. Der Herr, der ihnen Weisheit und praktische Begabung schenken konnte, wollte auch weiterhin ihr Lehrer sein und durch seine Gebote ihr Wesen verfeinern. Durch Mose hatte Christus ihnen ganz klar den Plan Gottes vorgelegt und ihnen auch die Bedingungen für den in Aussicht gestellten Segen genannt: „Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind … So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten … So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat, und wird dich lieben und segnen und mehren, und er wird segnen die Frucht deines Leibes und den Ertrag deines Ackers, dein Getreide, Wein und Öl, und das Jungvieh deiner Kühe und deiner Schafe in dem Lande, das er dir geben wird, wie er deinen Vätern geschworen hat. Gesegnet wirst du sein vor allen Völkern … Der Herr wird von dir nehmen alle Krankheit und wird dir keine von all den bösen Seuchen der Ägypter auflegen.“ 5.Mose 7,6.9.11-15. Die Kinder Israel sollten das ganze Gebiet einnehmen, das ihnen der Herr zuwies, und alle Völker daraus vertreiben, die nicht bereit waren, ihn anzubeten und ihm zu dienen. Gott hatte aber vor allem den großen Wunsch, dass Menschen den Weg zu ihm finden würden, wenn sie sein Wesen in seinem Volk erkannten. Die ganze Welt sollte die Einladung des Evangeliums erhalten. Der Opferdienst hatte den tieferen Sinn, Christus vor allen Völkern zu erhöhen, damit alle, die auf ihn schauten, das ewige Leben haben konnten. Wer den Götzendienst aufgab und den wahren Gott anbetete — wie Rahab, die Kanaaniterin, und Rut, die Moabiterin —, gehörte von da an zum auserwählten Volk. So sollte Israel nach und nach wachsen, seine Grenzen immer mehr erweitern und schließlich die ganze Erde umfassen.
Der Herr hatte sein Volk durch Mose vor den Folgen der Untreue gewarnt. Wenn sie den Bund mit ihm nicht hielten, so würden sie damit jede Verbindung zu Gott, ihrer Lebensquelle, abbrechen und damit auch seinen Segen verlieren. „So hüte dich nun davor“, hatte Mose gewarnt, „den Herrn, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst … du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen … Wirst du aber den Herrn, deinen Gott, vergessen und andern Göttern nachfolgen und ihnen dienen und sie anbeten, so bezeuge ich euch heute, dass ihr umkommen werdet; eben wie die Heiden, die der Herr umbringt vor eurem Angesicht, so werdet ihr auch umkommen, weil ihr nicht gehorsam seid der Stimme des Herrn, eures Gottes.“ 5.Mose 8,11-14.17-20. Die Juden schlugen diese Warnung in den Wind. Sie vergaßen Gott und damit die großartige Aufgabe, ihn ihren Mitmenschen nahe zu bringen. Was sie selbst an Gutem empfangen hatten, nützte daher der Welt gar nichts, sondern diente den Juden nur dazu, sich selbst zu verherrlichen. Sie dachten gar nicht daran, Gott so zu gehorchen, wie er es von ihnen verlangte, und konnten deshalb weder religiöse Führer noch Vorbild für andere sein. Wie bei den Menschen vor der Sintflut war ihre ganze Denkweise und Lebenshaltung gottlos. Ihr so genannter Glaube war eine Farce, wenn sie einerseits sagten: „Hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel, hier ist des Herrn Tempel!“ (Jeremia 7,4), andererseits aber von Gottes Wesen ein Zerrbild lieferten, seinem Namen Schande machten und sein Heiligtum verunreinigten. Die jüdische Geistlichkeit machte sich auf andere Weise schuldig als der durchschnittliche Sünder, denn diese Männer waren Gott in besonderem Maß verpflichtet. Sie hatten gelobt, nichts anderes zu lehren als „So spricht der Herr!“ und im täglichen Leben diesem Wort stets strikten Gehorsam zu zollen, doch in der Praxis verdrehten sie die Heilige Schrift und erschwerten das Leben der Menschen durch Vorschriften, die jeden Schritt regelten. Das Volk lebte deshalb in ständiger innerer Unruhe, denn niemand konnte alle Forderungen der Schriftgelehrten erfüllen. So kam es schließlich dazu, dass selbst Gottes Gesetz nicht mehr wichtig genommen wurde, weil die Menschengebote sich als unerfüllbar erwiesen hatten.
Die Priester und Lehrer übten ihr Amt keineswegs in dem Bewusstsein aus, dass sie dabei Gottes Eigentum verwalteten. Systematisch setzten sie alle Fähigkeiten und Mittel, die der Herr ihnen zur Förderung seines Werkes anvertraut hatte, nur zu ihrem eigenen Vorteil ein. Wegen ihrer Habgier wurden sie sogar von den Heiden verachtet, und diese bekamen dadurch eine völlig falsche Vorstellung von Gott und seinem Reich. Väterliche Geduld hatte Gott mit seinem Volk. Durch gewährte Gnadengeschenke und vorenthaltene Segnungen versuchte er inständig, ihr Herz zu bewegen. Mit großer Geduld wies er sie auf ihre Sünden hin und wartete darauf, dass sie ihre Schuld eingestehen würden. Er sandte Propheten und Boten, diese aber erhielten alles andere als einen freundlichen Empfang, sondern sie wurden wie Feinde behandelt und teilweise sogar verfolgt und getötet. Daraufhin schickte Gott neue Boten, aber auch denen erging es nicht anders.
Als letzten Versuch sandte Gott schließlich seinen Sohn. Doch ihr langer Widerstand hatte die Führer bösartig gemacht. Die jüdische Geistlichkeit liebte Gott nicht. Diese Männer hatten sich bewusst von der Verbindung mit ihm abgeschnitten und gingen auf keinen seiner Versöhnungsversuche ein. Als Christus kam, der geliebte Sohn Gottes, um das Volk Israel zu erwecken, da zeigten ihm die jüdischen Führer unverhohlen ihre Verachtung und sagten: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“ Lukas 19,14. Sie waren neidisch auf das tadellose Wesen Christi und fürchteten seinen Erfolg, weil er die Menschen viel besser ansprechen konnte als sie. Hinzu kam, dass er ihnen Vorwürfe machte, ihre Heuchelei entlarvte und ihnen zu verstehen gab, wohin ihre Haltung sie führen werde. Das alles erregte ihren Zorn aufs Äußerste. Es war für sie unerträglich, Vorwürfe anhören zu müssen, denen sie nichts entgegnen konnten. Das hohe Ideal von Gerechtigkeit, das Christus ihnen ständig vor Augen führte, war ihnen verhasst. Sie merkten, wie er durch das, was er sagte, ihre Selbstsucht bloßstellte, und darum beschlossen sie, ihn zu töten. Seine beispielhafte Wahrhaftigkeit, seine ehrliche Frömmigkeit und geistliche Reife waren ihnen in höchstem Maß zuwider, denn dadurch wurde ihr eigener Egoismus entlarvt. Als schließlich für sie die entscheidende Prüfung kam, in der es um Gehorsam und ewiges Leben oder Ungehorsam und ewigen Tod ging, da stellten sie sich gegen den Heiligen Israels. Vor die Wahl zwischen Christus und Barabbas gestellt, schrien sie: „Gib uns Barabbas los!“ Lukas 23,18. Als Pilatus sie fragte, was er denn mit Jesus machen sollte, da riefen sie: „Lass ihn kreuzigen!“ Matthäus 27,22. „Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser.“ Johannes 19,15. Als Pilatus sich schließlich die Hände wusch und sagte: „Ich bin unschuldig an seinem Blut“, da stimmten die Priester in das Geschrei des verblendeten Pöbels mit ein: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ Matthäus 27,24.25. Das also war die Wahl, die Israels Geistlichkeit traf. Sie wurde bei Gott vermerkt und diese in Rachsucht getroffene Entscheidung wird ihnen erneut vor Augen geführt werden an dem Tag, wenn Jesus Christus die Aufzeichnungen des Himmels öffnen wird. Die Juden stellten sich gerne vor, Gottes Lieblinge zu sein, und deshalb glaubten sie, als seine Gemeinde immer eine hohe Stellung einnehmen zu müssen. Sie waren stolz darauf, Nachkommen Abrahams zu sein, und betrachteten ihr Wohlergehen als eine Selbstverständlichkeit, an der nichts auf der Welt oder im Himmel etwas ändern konnte. Durch ihren Unglauben brachten sie aber selbst das Verdammungsurteil des Himmels über sich und schnitten sich von der Verbindung mit Gott ab. Als Volk in seiner Gesamtheit hatten es die Juden versäumt, sich an Gottes Plan zu halten, und deshalb wurde ihnen das Vorrecht, Gottes auserwähltes Volk zu sein genommen. Die Vorrechte, die sie missbraucht, und die Aufgaben, die sie nicht ernst genug genommen hatten, wurden der christlichen Gemeinde übertragen.