Wer ist Michael – der Erzengel?

Wer ist Michael – der Erzengel?

Es existieren verschiedene Ansichten darüber wer „Michael“ ist, doch betrachten wir alle Bibeltexte, in denen „Michael“ vorkommt, so wird deutlich, dass es sich hierbei um Jesus Christus in seiner Präexistenz handelt. Bereits der Prophet Daniel erwähnt „Michael“ als einen „der Ersten unter den Engelfürsten“ (Daniel 10,13) und als den, „der für dein Volk einsteht“ (Daniel 12,1). „Michael“ (Gr. Michaēl), ist eine Transliteration des hebräischen „mika’el“, was „wer [ist] wie Gott?“ bedeutet. Michael wird „der große Fürst“ genannt (Daniel 12,1) und auch als „der Erzengel“ (Gr. archaggelos, „Hauptengel“, „erster Engel“; Judas 1,9) bezeichnet. Die jüdische Literatur beschreibt „Michael“ als den höchsten der Engel, den wahren Vertreter Gottes, und identifiziert ihn mit dem Engel des HERRN (siehe Talmud Yoma 37a, Soncino ed., S. 172; Midrasch Rabba, zu 1. Mose 18,3; 2. Mose 3,2, Soncino ed., S. 411, 53). Nach dem Midrasch Rabba zu 2. Mose 12,29 war Michael der Engel, der Israel gegen die Anschuldigungen Satans verteidigte (Soncino ed., S. 222).

Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 4,16: „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Ruf ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und die Toten werden in Christus auferstehen zuerst.“ Das persönliche, sichtbare, leibliche Erscheinen des Herrn in großer Majestät wird hier deutlich beschrieben. Christus schickt weder einen Stellvertreter, noch kommt er geistlich. Er selbst kommt in Person. Derselbe Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist, steigt nun vom Himmel herab. Kurz bevor er in den Himmel fuhr, versprach er, wiederzukommen (Johannes 14,3). Als er in einer Wolke auffuhr, wurde der Gemeinde versichert, dass „dieser Jesus“ in gleicher Weise wiederkommen würde (Apostelgeschichte 1,9-11). Paulus wiederholt diese Verheißungen und führt zusätzliche Einzelheiten über die Art und Weise ihrer Erfüllung auf. Für den „Ruf“ oder „Schrei“ (Gr. keleusma, „ein Befehlsschrei“) wird hier kein besonderer Grund angegeben, aber auf den „Schrei“, die „Stimme des Erzengels“ und die „Posaune Gottes“ folgt unmittelbar die Auferstehung der „Toten in Christus“; daher können die aufrüttelnden Klänge als Vorboten der Auferstehung der Gerechten verstanden werden (vgl. Johannes 5,25.28.29; 11,43; Matthäus 24,31; 1. Korinther 15,52). Christus erklärte, dass die Toten aus ihren Gräbern auferstehen werden, wenn sie die Stimme des Menschensohns hören (Johannes 5,28). Es ist also eindeutig, dass Michael kein anderer ist als der Herr Jesus selbst. Christus kommt vom Himmel und verkündet seinen Sieg. Er hat den Tod und das Grab besiegt (Offenbarung 1,18). Der Feind, der Tod, kann keinen der Erlösten mehr in seinem kalten Griff halten. Die rechtschaffenen Toten folgen dem Befehl ihres Herrn und erheben sich aus ihren Gräbern. „Erzengel“. (Gr. archaggelos, „Hauptengel“, „erster Engel“, zusammengesetzt aus archi, einer Vorsilbe, die „Haupt“ oder „hoch“ bedeutet, und aggelos, „Engel“, also „Haupt der Engel“). Das Wort „archaggelos“ erscheint im NT nur hier und in Judas 1,9, wo Michael als „Erzengel“ bezeichnet wird. Die Stimme Christi selbst wird als Stimme des Erzengels zu hören sein, wenn er herabkommt. „Michael“ ist also einer der Namen Christi, nicht als oberster Engel, sondern als Herrscher über die Engel. Engel sind geschaffene Wesen; Christus ist ihr Schöpfer (siehe Kolosser 1,16.17). Christus ist Gott selbst (siehe Johannes 1,1-3), und die Engel sind beauftragt, ihn anzubeten (siehe Hebräer 1,3-8.13.14).

Eine weitere Beschreibung von „Michael“ lesen wir in Judas 1,9: „Als aber Michael, der Erzengel, mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete um den Leichnam des Mose, wagte er nicht, ihn für die Lästerung zu verurteilen, sondern sprach: Der Herr strafe dich!“ Judas beschreibt hier die persönliche Begegnung zwischen Michael und dem Teufel. Abgesehen von Judas‘ Bericht findet sich der einzige biblische Hinweis auf das Begräbnis von Mose in 5. Mose 34,5.6, wo berichtet wird, dass der Herr seinen treuen Diener begrub und dass sein Grab den Menschen nicht bekannt war. Judas enthüllt nun, dass der tote Körper Gegenstand eines Streits zwischen Christus und Satan war. Aus der Tatsache, dass Mose zusammen mit Elia auf dem Berg der Verklärung erschien (vgl. Matthäus 171,-3), lässt sich schließen, dass der Herr im Streit mit dem Teufel triumphierte und Mose aus seinem Grab auferweckte, was ihn zum ersten bekannten Menschen der Auferstehungskraft Christi machte. „Der Herr strafe dich“. Jesus kündigt dem Teufel hier die endgültige Bestrafung des Vaters an, denn auch der göttliche Vater wird in der Bibel häufig „Herr“ genannt (vgl. Matthäus 11,25; Lukas 10,21; Markus 12,35-37).

Johannes beschreibt den großen Kampf zwischen Christus und Satan im Himmel mit folgenden Worten: „Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, und er siegte nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.“ (Offenbarung 12,7.8) Offenbarung 12 schildert die Geschichte des großen Streites zwischen Satan und Christus im Himmel, von seinem Ursprung bis zum Sieg Christi am Kreuz (vgl. Offenbarung 12,7-9; Kolosser 2,14.15), der endgültigen Austreibung Satans damals auf diese Erde (Offenbarung 12,10-12) und dem Verlauf des Streites auf der Erde bis zur Zeit des Endes (Offenbarung 12,13-16; Dan 11,35). Dieser kurze Überblick dient als Hintergrund für die ausführliche Darstellung der Entwicklung des Konflikts in der Endzeit, durch die er endgültig und erfolgreich beendet wird (Offenbarung 12,17 bis 20,15). In Offenbarung 12,9-11 spricht Johannes insbesondere von der Phase des Konflikts, die im Himmel im Zusammenhang mit dem Tod Christi am Kreuz ausgetragen wird. Obwohl sich der Offenbarer in erster Linie auf den Wendepunkt des Streits konzentriert, der zur Zeit des Kreuzes erreicht wurde, ist es richtig, die Worte „es entbrannte ein Kampf im Himmel“ so zu verstehen, dass sie sich auch auf die Zeit vor der Erschaffung der Erde beziehen, als die Feindschaft des Drachens begann und Luzifer danach strebte, wie Gott zu sein (siehe Jesaja 14,13.14; Hesekiel 28,12-16). Im Himmel entbrannte am Höhepunkt der Rebellion Satans im Himmel ein Kampf zwischen Christus und den treuen Engeln gegen Satan und den Engeln, die sich auf die Seite Satans in seinem Kampf gegen Christus gestellt haben. Luzifer war einst der bedeckende Cherub (siehe Hesekiel 28,14), und die Engel, die sich ihm in der Rebellion anschlossen, hatten verschiedene verantwortungsvolle Positionen inne. Diese verloren Luzifer und seine Engel, als sie aus dem Himmel vertrieben wurden. Damals wurden er und die Engel, die mit ihm symphatisierten, aus dem Himmel vertrieben (siehe 2. Petrus 2,4; Judas 1,6). Die treuen Engel haben damals noch nicht alle Zusammenhänge verstanden. Aber als Satan das Blut Christi durch menschliche Werkzeuge auf niederträchtige Weise vergoss, wurde er vor der himmlischen Welt vollständig und für immer bloßgestellt.

Wie wir gesehen haben, taucht der Name „Michael“ als Name eines himmlischen Wesens in der Bibel nur in apokalyptischen Texten auf (Daniel 10,13.21; 12,1; Judas 1,9; Offenbarung 12,7), und zwar dort, wo Christus in direktem Konflikt mit Satan steht. Der hebräische Name bedeutet „Wer ist wie Gott?“ und ist zugleich eine Frage und eine Herausforderung. In Anbetracht der Tatsache, dass Satans Rebellion im Wesentlichen ein Versuch ist, sich selbst auf den Thron Gottes zu setzen und „wie der Höchste zu sein“ (Jesaja 14,14), ist der Name „Michael“ ein sehr passender Name für denjenigen, der es unternommen hat, den Charakter Gottes zu rechtfertigen und Satans Ansprüche zu widerlegen; nämlich Jesus Christus.

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