2. Korinther 5,6-8

2. Korinther 5,6-8

„So sind wir denn allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und begehren sehr, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn.“

Für Paulus gab es nie den geringsten Zweifel an der Gewissheit der Auferstehung (siehe V. 14).
Solange er jedoch, den sterblichen Körper besaß, war er nicht in der unmittelbaren Gegenwart des HERRN – solange er noch nicht „bekleidet“ war mit dem „Haus, das vom Himmel ist“ (V. 2), war er nicht in der Lage, ihn „von Angesicht zu Angesicht“ zu sehen (1 Korinther 13,12; vgl. 3. Johannes 1,14).
„Wir wandeln im Glauben“. Das heißt, wir leben als gläubige Christen in diesem Leben (Römer 6,4; 8,1.4; 13,13; 1. Korinther 7,17; Galater 5,16; Epheser 2,2.10). Paulus‘ Vertrauen in die Auferstehung gründet sich auf den Glauben (siehe 2. Korinther 4,18). In diesem Leben wandelt der Apostel im Glauben, wie er im zukünftigen Leben im Sehen wandeln wird.
„Und nicht im Schauen“. (Gr. eidos, „äußere Erscheinung“, „Form“, „Gestalt“. „Eidos“ bezieht sich auf das, was man sieht, nicht auf das Sehvermögen; vgl. Lukas 9,29, Johannes 5,37). Wir glauben an den Herrn, ohne ihn gesehen zu haben. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen, beruht unsere Lebensweise als Christen auf unserem Glauben an das Unsichtbare. Es gibt zwei Welten, die sichtbare und die unsichtbare, die eins wären, wenn es nicht den Eintritt der Sünde gäbe. Der Mensch wandelt im Schauen, wenn er unter dem Einfluss der materiellen Dinge der Zeit steht, aber er wandelt im Glauben, wenn er unter dem Einfluss der ewigen Dinge steht. Die Entscheidungen des nicht wiedergeborenen Menschen, sein Verhalten, werden durch äußere Erscheinungen bestimmt. Der Christ aber hat eine so feste Überzeugung von der Wirklichkeit der ewigen Welt, dass er im Lichte der Dinge, die nur für das Auge des Glaubens sichtbar sind, im Glauben denkt und handelt (vgl. Matthäus 6,24-34; 2. Korinther 4,18). Wer nicht im Glauben, sondern im Schauen wandelt, bezweifelt damit die unsichtbaren Wirklichkeiten und Verheißungen Gottes. Durch den Glauben wird das Reich Gottes zu einer lebendigen Realität, hier und jetzt. Der Glaube kommt durch die Predigt, „das Predigen aber durch das Wort Christi“ (siehe Röm 10,17). Siehe Hebräer 11,1.6.13.27.39.

„daheim zu sein bei dem Herrn“. Aus einer oberflächlichen Lektüre der Verse 6-8 haben einige gefolgert, dass die Seele des Christen beim Tod sofort „beim Herrn“ ist und dass Paulus, der sich sehnlichst wünscht, beim Herrn zu sein (V. 2), den Tod begrüßt. Aber in den Versen 3 und 4 beschreibt Paulus den Tod als einen Zustand des „Nacktseins“ oder „Unbekleidetseins“. Er hofft, diesen Zwischenzustand möglichst zu vermeiden, und wünscht sich sehnlichst, mit dem „Haus … vom Himmel“ „bekleidet“ zu werden. Mit anderen Worten: Er hofft, entrückt zu werden, ohne den Tod zu sehen (vgl. V. 2-4). An anderer Stelle (siehe 1. Korinther 15,51-54; 1. Thessalonicher 4,15-17; 2. Timotheus 4,6-8; usw.) stellt Paulus fest, dass die Menschen nicht einzeln beim Tod, sondern gleichzeitig bei der Auferstehung der Gerechten mit Unsterblichkeit „bekleidet“ werden.
Oder, um es noch einmal so auszudrücken: In 2. Korinther 5,2-4 hat Paulus bereits erklärt, dass das „Leben“, womit offensichtlich das unsterbliche Leben gemeint ist, kommt, wenn man bei der Auferstehung mit dem „Haus … aus dem Himmel“ „bekleidet“ wird (siehe V. 4), nicht im „nackten“ oder „unbekleideten“ Zustand des Todes. In V. 8 äußert er den Wunsch, „den Leib zu verlassen“ und „bei dem Herrn“ zu sein, aber es ist offensichtlich, dass „den Leib zu verlassen“ nicht bedeutet, körperlos („nackt“ oder „unbekleidet“) zu sein, denn in den Versen 2 bis 4 hat er klar zum Ausdruck gebracht, dass er diesen Zwischenzustand nicht wünscht und ihn, wenn möglich, vermeiden möchte. Um „Leben“ (V. 4) zu haben und „bei dem Herrn zu sein“ (V. 8), muss man also das „Haus … vom Himmel“ (V. 2) besitzen. Eine sorgfältige Prüfung der Aussagen des Paulus schließt somit klar und entschieden die Möglichkeit eines Zustands zwischen Tod und Auferstehung aus, in dem die Menschen als körperlose („nackte“ oder „unbekleidete“) Geister „beim Herrn“ sein werden. (Vergleiche Römer 8,22.23; Philipper 1,21-23) Die Bibel erklärt, dass der Tod nur ein Schlaf ist, aus dem die Gläubigen bei der ersten Auferstehung erwachen werden (Johannes 11,11-14.25.26; 1. Korinther 15,20.51-54; 1 Thessalonicher 4,14-17; 5,10). Erst dann werden sowohl die lebenden als auch die auferstandenen Heiligen beim Herrn sein (siehe 1. Thessalonicher 4,16-18). Keine der beiden Gruppen geht der anderen voraus (vgl. Hebräer 11,39.40).

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