Die zweite Tempelreinigung

Die zweite Tempelreinigung

Matthäus 21,12-16.23-46; Markus 11,15-19.27-33; 12,1-12; Lukas 19,45-48; 20,1-19

Zu Beginn seines Dienstes hatte Christus all jene aus dem Tempel vertrieben, die diesen durch ihren gottlosen Handel entheiligten. Sein ernstes, göttliches Auftreten hatte die gerissenen Händler in Angst und Schrecken versetzt. Nun, am Ende seines Wirkens, kam er erneut in den Tempel und fand ihn genauso entweiht vor wie früher. Die Zustände waren sogar noch schlimmer geworden. Der Vorhof des Tempels glich einem riesigen Viehmarkt. Das Schreien der Tiere und das laute Klimpern der Münzen vermischten sich mit dem Lärm der zornig feilschenden Händler. Dazwischen hörte man die Stimmen der Priester, die ihren heiligen Dienst versahen. Selbst die Würdenträger des Tempeldienstes widmeten sich dem Kaufen und Verkaufen und tätigten Wechselgeschäfte. Völlig beherrscht von ihrer Gewinnsucht, waren sie in den Augen Gottes nicht besser als Diebe.

Wie wenig erkannten die Priester und Obersten doch den Ernst des Amtes, das sie zu erfüllen hatten! An jedem Passa und Laubhüttenfest wurden Tausende von Tieren geopfert; ihr Blut wurde von den Priestern aufgefangen und auf den Altar gegossen. Die Israeliten hatten sich an die Blutopfer gewöhnt und die Tatsache beinahe aus den Augen verloren, dass es die Sünde war, die dieses ganze Blutvergießen der Tiere nötig machte. Sie erkannten nicht, dass es das Blut des geliebten Gottessohns versinnbildete, welches für das Leben der Welt vergossen werden sollte. Das Darbringen der Opfer sollte die Menschen auf den gekreuzigten Erlöser hinweisen. Jesus blickte auf die unschuldigen Opfertiere und sah, wie die Juden diese großen Veranstaltungen zum Schauplatz des Blutvergießens und der Unmenschlichkeit gemacht hatten. Anstatt demütig ihre Sünden zu bereuen, hatten sie die Tieropfer vervielfacht, so als könnte Gott durch einen herzlosen Dienst geehrt werden. Die Priester und Obersten hatten ihre Herzen durch Eigennutz und Habgier verhärtet. Gerade jene Symbole, die auf das Lamm Gottes hinwiesen, hatten sie benutzt, um sich zu bereichern. Auf diese Weise war die Heiligkeit des Opferdienstes in den Augen des Volkes weitgehend zerstört worden. Jesus war empört darüber, denn er wusste, dass sein Blut, das er bald für die Sünden der Welt vergießen sollte, von den Priestern und Obersten genauso wenig geschätzt werden würde wie das Blut der Tiere, das sie unaufhörlich fließen ließen. Christus hatte sich bereits durch die Propheten deutlich gegen diese Handlungsweisen ausgesprochen. Samuel sagte: »Hat der HERR so viel Lust an Brandopfern und Schlachtopfern wie daran, dass man der Stimme des HERRN gehorcht? Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder.« (1. Samuel 15,22 Elb.) Jesaja, der in einer prophetischen Vision den Abfall des jüdischen Volkes sah, redete sie als Herrscher von Sodom und Gomorra an: »Hört das Wort des Herrn, ihr Herrscher von Sodom! Vernimm die Weisung unseres Gottes, du Volk von Gomorra! Was soll ich mit euren vielen Schlachtopfern?, spricht der Herr. Die Widder, die ihr als Opfer verbrennt, und das Fett eurer Rinder habe ich satt, das Blut der Stiere, der Lämmer und Böcke ist mir zuwider. Wenn ihr kommt, um mein Angesicht zu schauen – wer hat von euch verlangt, dass ihr meine Vorhöfe zertrampelt? … Wascht euch, reinigt euch! Lasst ab von eurem üblen Treiben! Hört auf, vor meinen Augen Böses zu tun! Lernt, Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!« (Jesaja 1,10-12.16.17 EÜ) Christus, der diese Weissagungen selbst gegeben hatte, wiederholte die Warnung nun zum letzten Mal. Als das Volk Jesus zum König von Israel ausgerufen hatte, war die Vorhersage in Erfüllung gegangen. Er hatte die Ehrerbietung empfangen und das Amt als König angenommen. In dieser Rolle musste er nun handeln. Er wusste, dass seine Anstrengungen, eine korrupte Priesterschaft zu erneuern, vergeblich sein würden. Trotzdem musste sein Auftrag ausgeführt werden. Einem ungläubigen Volk musste bewiesen werden, dass sein Auftrag von Gott war.

Wieder ließ Jesus seinen durchdringenden Blick über den entweihten Vorhof schweifen. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Priester und Oberste, Pharisäer und Heiden blickten erstaunt und ehrfürchtig zu ihm auf, der in der Majestät des himmlischen Königs vor ihnen stand. Die Göttlichkeit leuchtete durch seine menschliche Natur und verlieh ihm eine Würde und Herrlichkeit, die er nie zuvor offenbart hatte. Jene, die ihm am nächsten standen, wichen so weit zurück, wie es die Menge zuließ. Mit Ausnahme einiger seiner Jünger stand Jesus allein da. Jeder Laut war verstummt. Die tiefe Stille schien unerträglich. Und nun sprach Christus mit einer Vollmacht, die das Volk wie ein gewaltiger Sturm erfasste: »Es heißt in der Schrift: ›Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein.‹ Ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus!« (Matthäus 21,13 NGÜ; vgl. Jesaja 56,7) Seine Stimme schallte wie eine Posaune durch den Tempel. Das Missfallen auf seinem Angesicht schien wie ein verzehrendes Feuer. Mit Vollmacht befahl er: »Schafft das fort von hier!« (Johannes 2,16b ZÜ) Drei Jahre zuvor waren die Obersten des Tempels sehr beschämt darüber gewesen, dass sie auf den Befehl hin vor Jesus geflohen waren. Seitdem hatten sie sich über ihre Furcht und über ihren widerspruchslosen Gehorsam diesem einen, demütigen Mann gegenüber gewundert. Ihnen war klar geworden, dass sich ein solch unwürdiger Abgang nicht wiederholen durfte. Doch jetzt war ihre Angst größer als zuvor, sodass sie seine Anweisungen noch hastiger ausführten. Niemand wagte es, seine Autorität in Frage zu stellen. Priester und Händler flohen, ihr Vieh vor sich her treibend, aus seiner Gegenwart. Auf ihrer Flucht aus dem Tempel begegneten sie einer Gruppe von Menschen, die ihre Kranken zum großen Arzt bringen wollten. Der Bericht, den die Fliehenden gaben, veranlasste jedoch einige, wieder umzukehren. Sie fürchteten sich davor, diesem Mächtigen gegenüberzutreten, dessen Blick die Priester und Obersten aus seiner Gegenwart vertrieben hatte. Doch viele drängten sich voller Sehnsucht durch die davoneilende Menge, um den zu erreichen, der ihre einzige Hoffnung war. Sie gesellten sich zu denen, die im Tempel zurückgeblieben waren, als viele diesen fluchtartig verließen. Erneut war der Vorhof des Tempels voll von Kranken und Sterbenden, und einmal mehr kümmerte sich Jesus um sie.

Einige Zeit später wagten sich die Priester und Obersten zurück in den Tempel. Als sich ihre panische Angst gelegt hatte, wollten sie unbedingt wissen, was Jesus als Nächstes tun würde. Sie erwarteten, dass er den Thron Davids einnehmen würde. Als sie leise zum Tempel zurückkehrten, hörten sie, wie Männer, Frauen und Kinder Gott priesen. Sie traten ein, blieben stehen und schauten wie gebannt auf das großartige Geschehen. Sie sahen, wie die Kranken geheilt wurden. Blinde konnten wieder sehen, Taube wieder hören und Lahme hüpften vor Freude. Am meisten freuten sich die Kinder, denn Jesus hatte ihre Krankheiten geheilt. Er hatte sie in seine Arme geschlossen und nahm die Küsse ihrer dankbaren Zuneigung entgegen. Einige von ihnen waren, während er das Volk lehrte, an seiner Brust eingeschlafen. Nun erhoben die Kinder ihre fröhlichen Stimmen zu seiner Ehre. Sie riefen Hosianna wie am Tag zuvor und schwenkten triumphierend ihre Palmzweige vor dem Erlöser hin und her. Ihre Jubelrufe widerhallten im ganzen Tempel: »Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!« (Psalm 118,26a) – »Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.« (Sacharja 9,9b) – »Hosianna dem Sohn Davids!« (Matthäus 21,9b) Der Klang dieser fröhlichen und ungehemmten Stimmen war eine Beleidigung für die Obersten des Tempels, und sie begannen diese Bekundungen zu stoppen. Sie sagten den Leuten, Gottes Haus sei durch die Füße der Kinder und durch die Freudenrufe entweiht worden. Als sie merkten, dass ihre Worte keinen Eindruck auf die Leute machten, wandten sie sich an Jesus und fragten ihn: »Hörst du, was die da rufen?« Jesus sagte zu ihnen: »Gewiss! Habt ihr denn nie gelesen, was in den Heiligen Schriften steht: ›Du, Gott, sorgst dafür, dass die Unmündigen und die kleinen Kinder dich preisen‹?« (Matthäus 21,16; vgl. Psalm 8,3) Durch Propheten war vorausgesagt worden, dass Christus zum König ausgerufen werden würde. Dieses Wort musste erfüllt werden. Die Priester und Obersten von Israel weigerten sich, seine Herrlichkeit zu verkünden. Darum bewegte Gott die Herzen der Kinder, ihn zu bezeugen. Wären die Stimmen der Kinder still geblieben, hätten sogar die Säulen des Tempels die Ehre des Retters verkündigt. Die Pharisäer waren völlig verblüfft und beunruhigt. Hier befahl einer, den sie nicht einschüchtern konnten. Jesus hatte seine Stellung als Wächter des Tempels eingenommen. Nie zuvor war er mit einer solch königlichen Autorität aufgetreten, und nie zuvor hatten seine Worte und Taten eine solch großartige Kraft besessen. Jesus hatte in ganz Jerusalem erstaunliche Werke vollbracht, aber nie zuvor auf eine so feierliche und eindrückliche Art und Weise. Im Beisein der vielen Menschen, die diese wunderbaren Taten miterlebt hatten, wagten es die Priester und Obersten nicht, ihm ihre Feindseligkeit offen zu zeigen. Es war ihnen nicht möglich, an diesem Tag Weiteres gegen ihn zu unternehmen, obwohl sie über seine Antwort aufgebracht und bestürzt waren. Am nächsten Morgen beriet man im Hohen Rat erneut, wie man gegen Jesus vorgehen könnte. Drei Jahre zuvor hatten sie ein Zeichen seiner Messianität gefordert. Seitdem hatte er im ganzen Land mächtige Wunder gewirkt. Er hatte Kranke geheilt und auf wundersame Weise Tausende gespeist. Er war auf den Wellen gegangen und hatte dem aufgewühlten Meer geboten, still zu werden. Wiederholt hatte er in menschliche Herzen geblickt, die wie ein offenes Buch vor ihm lagen. Er hatte Dämonen ausgetrieben und Tote zum Leben erweckt. Damit hatten die religiösen Führer ausreichende Beweise dafür, dass er der Messias war. Nun beschlossen sie, keine weiteren Zeichen seiner Vollmacht mehr zu fordern, sondern ihm ein Zugeständnis oder ein Wort zu entlocken, aufgrund dessen sie ihn verurteilen könnten.

Als sie sich wieder zum Tempel begaben, wo Jesus lehrte, fragten sie ihn weiter: »Woher nimmst du dir das Recht, hier so aufzutreten? Wer gab dir die Vollmacht dazu?« (Markus 11,28 Hfa) Sie erwarteten, er würde behaupten, seine Autorität komme von Gott. Eine solche Aussage würden sie bestreiten. Doch Jesus stellte ihnen eine Gegenfrage, bei der es scheinbar um ein ganz anderes Thema ging, und er machte seine Antwort von ihrer Antwort auf seine Gegenfrage abhängig: »Geschah die Taufe des Johannes im Auftrag Gottes oder war es nur die Tat eines Menschen? Antwortet mir!« (Markus 11,30 NLB) Die Priester erkannten, dass sie in einem Dilemma waren und kein Täuschungsmanöver ihnen hier heraushelfen konnte. Hätten sie gesagt, die Johannestaufe sei vom Himmel gewesen, wäre ihre Widersprüchlichkeit offenbar geworden. Dann hätte Christus sie gefragt: Warum habt ihr dann nicht an ihn geglaubt? Johannes hatte in Bezug auf Jesus verkündet: »Seht her! Da ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!« (Johannes 1,29b NLB) Würden die Priester dem Zeugnis des Täufers glauben, wie konnten sie dann leugnen, dass Jesus der Messias war? Hätten sie ihre wahre Überzeugung zugegeben, wonach das Lehramt des Täufers von Menschen stammte, wäre ein Sturm der Entrüstung über sie hereingebrochen, denn das Volk glaubte, dass Johannes ein Prophet gewesen war. Gespannt wartete die Menge auf eine Antwort. Alle wussten, dass sich die Priester zum Werk des Johannes bekannt hatten, und erwarteten nun von ihnen ohne zu zögern eine Bestätigung, dass Johannes von Gott gesandt worden war. Nachdem die Priester heimlich darüber beraten hatten, beschlossen sie, sich nicht festzulegen. Heuchlerisch gaben sie vor, unwissend zu sein, und sagten: »Wir wissen es nicht.« Da entgegnete Jesus: »Dann sage ich euch auch nicht, woher ich die Vollmacht habe, so zu handeln.« (Markus 11,33) Die Schriftgelehrten, Priester und Obersten waren alle verstummt. Fassungslos, enttäuscht und mit gesenktem Blick standen sie da und wagten es nicht, Jesus weitere Fragen zu stellen. Wegen ihrer Feigheit und Unentschlossenheit hatten sie beim Volk schon viel von ihrem Ansehen eingebüßt. Die Leute, die dabeistanden, waren über die Niederlage der stolzen und selbstgerechten Männer belustigt. All diese Worte und Taten von Christus waren bedeutsam. Ihr Einfluss sollte nach seiner Kreuzigung und Himmelfahrt in viel größerem Maß spürbar werden. Viele von denen, die gespannt auf die Antwort von Jesus gewartet hatten, wurden später seine Nachfolger. An jenem ereignisreichen Tag fühlten sie sich zum ersten Mal durch seine Worte zu ihm hingezogen. Ihre Erinnerungen an das Geschehen im Tempelhof sollten nie mehr verblassen. Der Gegensatz zwischen Jesus und dem Hohenpriester wurde deutlich, als sie miteinander sprachen. Der stolze Würdenträger des Tempels war in prächtige und teure Gewänder gehüllt. Auf seinem Haupt trug er einen Kopfbund mit einem funkelnden Diadem (vgl. 2. Mose 29,6 Elb.). Sein Auftreten war majestätisch. Sein Haar und sein wallender Bart hatten sich mit dem Alter silbergrau verfärbt. Seine Erscheinung erfüllte die Zuschauer mit ehrfürchtiger Scheu. Vor dieser erhabenen Persönlichkeit stand die Majestät des Himmels, schlicht und ohne jeden Schmuck. Das Gewand, das Jesus trug, war von der Reise schmutzig. Auf seinem blassen Gesicht lag ein Ausdruck von Geduld und Traurigkeit. Dennoch drückte es Erhabenheit und Güte aus. Dies stand in sonderbarem Gegensatz zum stolzen, selbstbewussten und gereizten Gebaren des Hohenpriesters. Viele von denen, die die Worte und Werke von Jesus im Tempel miterlebten, verehrten ihn von da an in ihrem Herzen als einen Propheten Gottes. Je mehr sich jedoch das Wohlwollen des Volkes ihm zuwandte, desto größer wurde der Hass der Priester auf Jesus. Die Klugheit, mit der er sich immer wieder aus den Schlingen befreite, die ihm die Pharisäer legten, bewies erneut seine Göttlichkeit, lieferte jedoch auch neuen Zündstoff für ihren Zorn. In seiner Auseinandersetzung mit den Rabbinern war es nicht die Absicht von Jesus, seine Widersacher zu demütigen. Er freute sich nicht darüber, sie in einer misslichen Lage zu sehen. Doch musste er ihnen eine wichtige Lektion erteilen. Er hatte seine Feinde gedemütigt, indem er zuließ, dass sie sich in dem Netz verfingen, das sie für ihn ausgelegt hatten. Dadurch, dass sie ihre Unwissenheit bezüglich der Taufe des Johannes eingestanden, hatte Jesus die Möglichkeit, sich zu äußern. Er nutzte die Gelegenheit, um ihnen ihre wirkliche Lage bewusst zu machen, und den vielen Warnungen, die er bereits an sie gerichtet hatte, noch eine weitere hinzuzufügen.

»Was meint ihr aber?«, fragte Jesus. »Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, geh hin und arbeite heute im Weinberg. Er antwortete aber und sprach: Nein, ich will nicht. Danach reute es ihn, und er ging hin. Und der Vater ging zum zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin. Wer von den beiden hat des Vaters Willen getan?« (Matthäus 21,28-31a) Diese unerwartete Frage überrumpelte seine Zuhörer. Sie waren dem Gleichnis aufmerksam gefolgt und antworteten nun sofort: »Der erste.« (Matthäus 21,31b) Indem er seinen ruhigen Blick auf sie richtete, erwiderte Jesus mit ernster und feierlicher Stimme: »Ich versichere euch: Die Zolleinnehmer und die Prostituierten werden eher in die neue Welt Gottes kommen als ihr. Der Täufer Johannes ist gekommen und zeigte euch, was ihr jetzt tun müsst, um Gottes Willen zu erfüllen; aber ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zolleinnehmer und die Prostituierten haben ihm geglaubt! Aber ihr – nicht einmal als ihr das saht, habt ihr euch besonnen und ihm Glauben geschenkt.« (Matthäus 21,31c.32 GNB) Den Priestern und Obersten blieb nichts anderes übrig, als korrekt auf die Frage von Jesus zu antworten; und so äußerten sie ihre Meinung zugunsten des ersten Sohnes. Dieser Sohn stellte die Zolleinnehmer dar, die von den Pharisäern verachtet und gehasst wurden. Die Zöllner hatten sich sehr unmoralisch verhalten und das Gesetz Gottes tatsächlich übertreten. Ihr Leben war von einem entschlossenen Widerstand gegen Gottes Forderungen gekennzeichnet. Sie waren undankbar und unheilig. Als sie aufgefordert wurden, im Weinberg des Herrn zu arbeiten, lehnten sie es verächtlich ab. Als aber Johannes kam und zur Umkehr und Taufe aufrief, nahmen sie seine Botschaft an und ließen sich taufen. Der zweite Sohn stellte die Führer der jüdischen Nation dar. Einige der Pharisäer hatten sich bekehrt und sich von Johannes taufen lassen. Doch die Führer Israels wollten nicht zugeben, dass Johannes von Gott gesandt war. Seine Warnungen und Anklagen führten nicht zu einer Erneuerung. Sie »lehnten hochmütig Gottes Hilfe ab. Sie ließen sich nicht von Johannes taufen« (Lukas 7,30 Hfa). Sie verschmähten seine Botschaft und handelten wie der zweite Sohn, der zwar ja sagte, als er aufgerufen wurde, dann aber doch nicht hinging. Auch die Priester und Ratsmitglieder gaben vor, gehorsam zu sein, handelten aber unfolgsam. Sie legten großartige Gelübde ihrer Frömmigkeit ab und behaupteten, Gottes Gesetz zu gehorchen, doch sie leisteten nur einen falschen Gehorsam. Die Zöllner wurden von den Pharisäern als Ungläubige verurteilt und verflucht. Durch ihren Glauben und ihre Werke zeigten sie aber, dass sie eher ins Himmelreich eingehen würden als diese selbstgerechten Männer, die so viel Licht empfangen hatten, deren Werke jedoch nicht mit der Frömmigkeit übereinstimmten, die sie vorgaben. Die Priester und Obersten waren nicht gewillt, diese eindringliche Wahrheit anzunehmen. Sie blieben still und hofften, Jesus werde etwas sagen, was sie gegen ihn verwenden könnten. Stattdessen aber mussten sie sich noch mehr anhören.

Das Gleichnis vom Weinberg

»Hört ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Als nun die Zeit der Früchte herbeikam, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, damit sie seine Früchte holten. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte: Den einen schlugen sie, den zweiten töteten sie, den dritten steinigten sie. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten mit ihnen dasselbe. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie zueinander: Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen! Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?« (Matthäus 21,33-40) Jesus hatte alle Anwesenden angesprochen, doch die Priester und Ratsmitglieder antworteten: »Er wird diese heimtückischen Mörder einen schrecklichen Tod sterben lassen und den Weinberg an andere Bauern verpachten, die ihm nach jeder Ernte seinen Anteil geben.« (Matthäus 21,41 NLB) Zunächst hatten sie die Bedeutung dieses Gleichnisses nicht verstanden; doch nun erkannten sie, dass sie sich eben ihr eigenes Urteil gesprochen hatten. Im Gleichnis wurde Gott mit dem Weinbergbesitzer dargestellt, und der Weinberg war die jüdische Nation. Der Zaun bedeutete Gottes Gesetz und diente zu ihrem Schutz. Der Turm versinnbildete den Tempel. Der Weinbergbesitzer hatte alles Erdenkliche für die Fruchtbarkeit des Weinbergs getan. »Was hätte ich für meinen Weinberg noch mehr tun können, das ich nicht getan habe?«, fragte er (Jesaja 5,4a NLB). Auf diese Weise wurde Gottes unermüdliche Fürsorge für Israel ausgedrückt. So wie die Weingärtner ihrem Herrn einen gebührenden Anteil an den Früchten des Weinbergs zurückzugeben hatten, so sollte Israel Gott durch eine Lebensführung ehren, die seinen heiligen Vorrechten entsprach. Doch so wie die Weingärtner die Knechte töteten, die der Besitzer zu ihnen gesandt hatte, um nach den Früchten zu sehen, hatte auch das Volk Israel immer wieder die Propheten umgebracht, die Gott zu ihnen gesandt hatte, um sie zur Umkehr aufzurufen. Ein Bote nach dem anderen wurde ermordet. Bis hierhin konnte die Bedeutung des Gleichnisses nicht in Frage gestellt werden, und das, was nun folgte, war nicht weniger einleuchtend. Im geliebten Sohn, den der Herr des Weinberges letztendlich zu seinen ungehorsamen Knechten schickte, den sie ergriffen und erschlugen, erkannten die Priester und Obersten ein eindeutiges Abbild von Jesus und seinem bevorstehenden Schicksal. Sie planten ja bereits, denjenigen zu töten, den der Vater als letzten Mahnruf zu ihnen gesandt hatte. Die Strafe, die über die undankbaren Weingärtner verhängt wurde, stellte den Untergang derer dar, die für den Tod von Christus verantwortlich sein würden.

Christus der Eckstein

Voller Mitleid blickte der Erlöser auf sie und fuhr fort: »Habt ihr nie in den Schriften gelesen: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden; von dem Herrn her ist er dies geworden, und er ist wunderbar in unseren Augen‹? Deswegen sage ich euch: ›Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die ihre Früchte bringen wird. Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; aber auf wen er fallen wird, den wird er zermalmen.‹« (Matthäus 21,4244 Elb.) Diese Prophezeiung hatten die Juden oft in den Synagogen wiederholt und auf den kommenden Messias bezogen. Christus war der »Eckstein« der jüdischen Heilsordnung und des ganzen Erlösungsplans. Jetzt waren die jüdischen Baumeister, also die Priester und Obersten, im Begriff, dieses Fundament zu verwerfen. Der Erlöser machte sie auf die Weissagungen aufmerksam, die auf die Gefahr hinwiesen, in der sie sich selbst befanden. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte er ihnen klarzumachen, welch verhängnisvolle Tat sie zu tun im Begriff waren. Mit seinen Worten verfolgte er noch eine weitere Absicht. Die Frage: »Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?« (Matthäus 21,40) war dazu gedacht, dass sie die Pharisäer so beantworten würden, wie sie dies auch getan hatten. Jesus wollte, dass sie sich selbst das Urteil sprechen. Seine Warnungen, die sie nicht zur Umkehr bewegen konnten, würden ihren Untergang besiegeln, doch er wollte sie erkennen lassen, dass sie das Verderben über sich selbst gebracht hatten. Es war seine Absicht, ihnen Gottes Gerechtigkeit dadurch nahezubringen, dass er ihnen ihre nationalen Rechte entzog. Dieser Prozess hatte bereits begonnen und würde nicht nur mit der Zerstörung des Tempels und ihrer Stadt zu Ende gehen, sondern mit der Zerstreuung des ganzen Volkes. Die Zuhörer verstanden die Warnung. Aber trotz des Urteils, das sie selbst über sich ausgesprochen hatten, waren die Priester und Obersten bereit, das Bild vom Weinberg zu erfüllen, indem sie erklärten: »Das ist der Erbe; kommt, lasst uns ihn töten!« (Matthäus 21,38b) »Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk« (Matthäus 21,46), denn das Volk war Jesus gegenüber freundlich gesinnt. Als Christus die Weissagung vom verworfenen Eckstein zitierte, bezog er sich auf eine Begebenheit, die sich in Israels Geschichte tatsächlich zugetragen hatte. Sie stand im Zusammenhang mit dem Bau des ersten Tempels und hatte eine besondere Bedeutung für das erste Kommen von Christus. Dieses Beispiel hätte die jüdischen Obersten besonders tief beeindrucken sollen. Auch heute soll es uns eine Lehre sein. Bei der Errichtung des salomonischen Tempels wurden die riesigen Steine für das Fundament und das Mauerwerk bereits im Steinbruch fertig zugehauen. Einmal beim Bauplatz angekommen, durften sie mit keinem Werkzeug mehr bearbeitet werden. Die Arbeiter mussten sie nur noch in die richtige Lage bringen. Für das Fundament wurde ein Stein von ungewöhnlicher Größe und Form gebracht. Die Arbeiter aber konnten keinen Platz für ihn finden und nahmen ihn deshalb nicht an. Der nutzlose Stein war ihnen im Weg und beeinträchtigte sie in ihrer Arbeit. So blieb der verworfene Stein lange liegen. Doch als die Bauleute den Eckstein legen mussten, suchten sie lange nach einem passenden Stein, der genügend groß und stark war und die entsprechende Form besaß, um diesen besonderen Platz einzunehmen und das immense Gewicht zu tragen, das einmal auf ihm ruhen würde. Hätten sie für diesen wichtigen Platz den falschen Stein ausgewählt, wäre die Sicherheit des ganzen Gebäudes gefährdet gewesen. Sie mussten einen Stein finden, der dem Einfluss der Sonne, des Frostes und des Sturms standhalten konnte. Verschiedentlich hatten sie schon Steine ausgesucht, doch alle barsten unter dem ungeheuren Druck des gewaltigen Gewichtes. Andere hielten den unvorhergesehenen Veränderungen des Klimas nicht stand. Schließlich wurde man auf den Stein aufmerksam, der so lange unbeachtet dagelegen hatte. Er war lange der Sonne, dem Wind und dem Unwetter ausgesetzt gewesen, ohne dass er den kleinsten Riss aufgewiesen hätte. Die Bauleute untersuchten diesen Stein. Bis dahin hatte er, bis auf einen, alle Beweise erbracht, dass er der richtige Stein war. Sollte er den Belastungstest des enormen Drucks bestehen, wollten sie ihn als Eckstein verwenden. Der Versuch wurde gemacht. Der Stein wurde für gut befunden. Man schaffte ihn an die vorgesehene Stelle, fügte ihn ein und stellte fest, dass er genau passte.

In einer Vision wurde dem Propheten Jesaja gezeigt, dass dieser Stein ein Sinnbild für Christus war. Er schrieb: »Den Herrn der Heere sollt ihr heilig halten; vor ihm sollt ihr euch fürchten, vor ihm sollt ihr erschrecken. Er wird das Heiligtum sein für die beiden Reiche Israels: der Stein, an dem man anstößt, der Felsen, an dem man zu Fall kommt. Eine Schlinge und Falle wird er sein für alle, die in Jerusalem wohnen. Viele stolpern darüber, sie fallen und zerschellen; sie verstricken und verfangen sich.« (Jesaja 8,13-15 EÜ) In die Zeit des ersten Advents entrückt, sah der Prophet in einer Vision, dass Christus Prüfungen und Versuchungen durchstehen musste. Diese waren bereits in der Belastung des Ecksteins am salomonischen Tempel versinnbildlicht worden. »So spricht Gott, der Herr: ›Seht her, ich lege einen Grundstein in Zion, einen harten und kostbaren Eckstein, ein Fundament, das sicher und fest ist: Wer glaubt, der braucht nicht zu fliehen.‹« (Jesaja 28,16 EÜ) In seiner unendlichen Weisheit wählte Gott den Grundstein aus und legte ihn selbst. Gott nannte ihn »ein Fundament, das sicher und fest ist«. Mag auch die ganze Welt mit ihren Lasten und ihrem Kummer darauf liegen – dieser Stein kann alles tragen. Mit größter Zuversicht kann man darauf bauen. Christus ist ein »harter und kostbarer Eckstein«. Er enttäuscht keinen, der ihm vertraut. Er ertrug jede Prüfung. Er hielt dem Druck von Adams Schuld und der seiner Nachkommen stand. Aus jeder Prüfung ging er als glorreicher Überwinder der Mächte des Bösen hervor. Er nahm die Lasten auf sich, die ihm alle reumütigen Sünder auferlegt hatten. In Christus findet der schuldbeladene Mensch Erleichterung und Befreiung, denn er ist das sichere Fundament. Wer sich auf ihn verlässt, ruht in völliger Sicherheit. In Jesajas Prophezeiung wurde Christus als der sichere Grund und als ein Stein des Anstoßes beschrieben. Der Apostel Petrus schrieb unter der Eingebung des Heiligen Geistes, für wen Christus ein sicherer Grund und für wen er ein Stein des Anstoßes ist: »Denn ihr habt erfahren, wie gütig der Herr ist. Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist! Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen. Denn es heißt in der Schrift: Seht her, ich lege in Zion einen auserwählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen.« (1. Petrus 2,3-8 EÜ) Für alle, die glauben, ist Christus der sichere Grund. Sie sind es, die auf den Fels fallen und zerschellen. Wer sich Christus unterwirft und ihm vertraut, wird hier so beschrieben. Auf den Felsen zu fallen und zu zerschellen bedeutet, seine Selbstgerechtigkeit aufzugeben und sich demütig wie ein Kind an Christus zu wenden, seine Übertretungen zu bereuen und der vergebenden Liebe von Christus zu vertrauen. So bauen wir also im Vertrauen und Gehorsam auf Christus, der unser Fundament ist. Auf diesen lebendigen Stein können Juden und Heiden in gleicher Weise bauen. Dies ist der einzige Grund, auf den wir sicher bauen können. Er ist breit genug für alle und genügend stark, um das Gewicht und die Last der ganzen Welt zu tragen. Durch die Verbindung mit Christus, dem lebendigen Stein, werden alle, die auf diesen Grundstein bauen, selbst lebendige Steine werden. Viele Menschen haben sich durch eigene Bemühungen behauen, poliert und verschönert. Trotzdem können sie keine »lebendigen Steine« (1. Petrus 2,5 EÜ) werden, weil sie nicht mit Christus verbunden sind. Ohne diese Verbindung kann niemand gerettet oder erlöst werden. Wenn Christus nicht in uns lebt, können wir den Stürmen der Versuchung nicht widerstehen. Unser ewiges Heil hängt davon ab, ob wir auf den sicheren Grund gebaut haben. Heute bauen viele Menschen auf Fundamente, die nicht erprobt worden sind. Wenn der Regen fällt, der Sturm tobt und die Fluten steigen, wird ihr Haus einstürzen, weil es nicht auf den ewigen Felsen gebaut worden ist, den auserwählten Eckstein: Jesus Christus. Allen, die »sich an ihm stoßen, weil sie dem Wort nicht gehorchen«, wird Christus zu einem Stein des Anstoßes (1. Petrus 2,8 EÜ). Doch »dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben«, ist »zum Eckstein geworden« (1. Petrus 2,7b EÜ). Wie dieser verworfene Stein hat auch Christus in seinem Erdenleben Verachtung und Schande ertragen. »Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.« (Jesaja 53,3) Aber schon bald sollte er verherrlicht werden. Durch seine Auferstehung von den Toten wurde er als »Sohn Gottes in Macht« (Römer 1,4b ZÜ) bezeichnet. Bei seinem zweiten Kommen wird er als Herr des Himmels und der Erde offenbart werden. Diejenigen, die ihn ans Kreuz brachten, werden einmal seine Größe erkennen. Vor dem ganzen Universum wird dieser verworfene Stein zum Eckstein werden.

»Der Stein wird jeden zermalmen, auf den er fällt.« (Matthäus 21,44b NLB). Die Menschen, die Christus damals ablehnten, mussten bald erleben, wie ihre Stadt und ihre Nation vernichtet wurden. Ihre Herrlichkeit sollte vergehen und wie Staub im Wind verstreut werden. Was zerstörte die jüdische Nation? Es war dieser »Felsen«. Hätten sie auf ihn gebaut, wären sie in Sicherheit gewesen. Gottes Güte aber wurde verachtet, seine Gerechtigkeit verschmäht und seine Gnade geringgeschätzt. Menschen machten sich selbst zu Feinden Gottes. Alles, was zu ihrem Heil hätte dienen können, brachte ihnen Vernichtung. Alles, was Gott für sie zum Leben bestimmt hatte, gereichte ihnen zum Tod. Mit der Kreuzigung von Christus besiegelten die Juden die Zerstörung Jerusalems. Das Blut, das auf Golgatha vergossen wurde, war die Last, die sie für diese wie auch die zukünftige Welt untauglich machte. So wird es auch am Jüngsten Tag sein. Alle, die Gottes Gnade verworfen haben, werden in das Gericht Gottes kommen. Christus, ihr »Stein des Anstoßes«, wird ihnen dann als ein Berg der Vergeltung erscheinen. Die Herrlichkeit seines Angesichts, die für die Gläubigen Leben bedeutet, wird für die Gottlosen ein verzehrendes Feuer sein. Der Sünder wird vernichtet werden, weil er Gottes Liebe zurückgewiesen und dessen Gnade missachtet hat. Mit vielen Bildern und wiederholten Warnungen wies Jesus auf die Folgen hin, mit denen die Juden rechnen mussten, wenn sie Gottes Sohn verwarfen. Diese Worte richten sich an alle Menschen in jedem Zeitalter, die Jesus nicht als ihren Erlöser annehmen wollen. Jede Warnung gilt auch ihnen. Der entweihte Tempel, der ungehorsame Sohn, die untreuen Weingärtner und die hochmütigen Baumeister – sie alle finden ihr Gegenstück im Leben eines jeden Sünders. Ohne Reue und Umkehr wird auch ihn das Verderben treffen, das all diese Bilder ankündigen.

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