Die Aussendung der zwölf Apostel

Die Aussendung der zwölf Apostel

Matthäus 10; Markus 6,7-11; Lukas 9,1-6

Die Apostel waren Mitglieder der Familie von Jesus und hatten ihn zu Fuß auf seinen Reisen durch Galiläa begleitet. Mühen und Nöte, die über ihn gekommen waren, hatten sie stets mit ihm geteilt. Sie hatten den Reden des Sohnes Gottes zugehört, ihn begleitet und mit ihm gesprochen. Durch seine täglichen Anweisungen hatten sie gelernt, zum Wohl der Menschen beizutragen. Während sich Jesus um die riesige Menge kümmerte, die sich um ihn versammelte, bemühten sich seine Jünger eifrig, seinen Anweisungen nachzukommen und seine Arbeit zu erleichtern. Sie halfen ihm, die Menschen in Gruppen einzuteilen, brachten die Kranken zu ihm und sorgten dafür, dass es allen gut ging. Sie hielten Ausschau nach interessierten Zuhörern, erklärten ihnen die heiligen Schriften und sorgten sich auf verschiedenste Weise um deren geistliches Wohl. Sie gaben das weiter, was sie von Jesus gelernt hatten, und wurden täglich reicher an Erfahrungen. Aber sie mussten auch Erfahrungen im Dienst allein machen. Sie brauchten noch immer viel Unterweisung, und oft mangelte es ihnen an Geduld und Einfühlungsvermögen. Während er jetzt noch persönlich bei ihnen war, um sie auf ihre Fehler aufmerksam zu machen, sie zu beraten und zu berichtigen, sandte der Erlöser sie als seine Stellvertreter aus. Als die Jünger mit Jesus zusammen waren, wurden sie oft durch die Lehren der Priester und Pharisäer verunsichert. Dann gingen sie mit ihren Fragen zu Jesus. Er erklärte ihnen die Wahrheiten der Heiligen Schrift und zeigte ihnen den Gegensatz zur jüdischen Tradition auf. Dadurch stärkte er ihr Vertrauen in Gottes Wort, nahm ihnen weitgehend die Angst vor den Rabbinern und befreite sie von ihrer Gebundenheit an die jüdischen Überlieferungen. Was die Jünger während ihrer Ausbildung am meisten prägte, waren nicht die bloßen dogmatischen Unterweisungen. Es war das vorbildliche Leben von Jesus. Als sie später von ihm getrennt waren, erinnerten sie sich an jeden seiner Blicke, an den Tonfall seiner Stimme und an seine Worte. Bei Auseinandersetzungen mit den Gegnern des Evangeliums wiederholten sie oft seine Worte und freuten sich sehr, wenn diese bei den Leuten Wirkung zeigten.

Jesus rief die Zwölf zu sich und gebot ihnen, immer zu zweit in die Städte und Dörfer zu gehen. Keiner wurde allein ausgesandt, sondern es ging Bruder mit Bruder und Freund mit Freund. So konnten sie einander raten und helfen, sich gegenseitig ermutigen und gemeinsam beten. Die Kraft des einen vermochte die Schwäche des anderen auszugleichen. Auf die gleiche Weise wurden später auch die Siebzig ausgesandt (vgl. Lukas 10,1). Es war die Absicht von Jesus, dass die Boten des Evangeliums auf diese Weise miteinander verbunden blieben. Auch in unserer Zeit wäre die Verkündigung des Evangeliums viel erfolgreicher, wenn dieses Beispiel mehr beachtet würde. Die Jünger verkündeten die gleiche Botschaft wie Johannes der Täufer und Jesus: »Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.« (Matthäus 3,2 EÜ) Sie sollten nicht mit den Leuten darüber streiten, ob Jesus von Nazareth der Messias war, sondern in seinem Namen dieselben Werke der Barmherzigkeit tun, die er auch getan hatte. Er gebot ihnen: »Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.« (Matthäus 10,8 EÜ) Während der Zeit seines Wirkens verbrachte Jesus mehr Zeit damit, Kranke zu heilen als zu predigen. Seine Wunder bestätigten die Wahrhaftigkeit seiner Worte: Er war »nicht gekommen, um … zu verderben, sondern zu erretten!« (Lukas 9,56a Schl.). Seine Gerechtigkeit ging vor ihm her, und die Herrlichkeit Gottes folgte ihm (vgl. Jesaja 58,8). Wohin er auch ging, der Ruf seiner Barmherzigkeit eilte ihm voraus. Überall, wo Jesus vorbeigekommen war, erfreuten sich die Menschen ihrer Gesundheit und erprobten ihre neu gewonnene Kraft. Viele Menschen versammelten sich, um von den Geheilten selbst zu erfahren, was der Herr an ihnen getan hatte. Die Stimme von Jesus war für viele der erste Laut, den sie je gehört, sein Name das erste Wort, das sie je ausgesprochen und sein Gesicht das erste, das sie je gesehen hatten. Warum sollten sie Jesus nicht lieben und ihn loben? Er zog durch Städte und Dörfer, und es hatte den Anschein, als wäre er wie ein lebendiger Strom, der überall, wo er hinkam, Leben und Freude spendete. Die Nachfolger von Jesus sollten so arbeiten, wie er es tat. Wir sollen den Hungernden zu essen geben, die Nackten kleiden und die Leidenden und Betrübten trösten. Verzweifelte sollen aufgerichtet und Hoffnungslose ermutigt werden. So wird sich die Verheißung an uns erfüllen: »Deine Gerechtigkeit geht dir dann voraus, und die Herrlichkeit des Herrn folgt dir nach.« (Jesaja 58,8 NLB) Die Liebe von Christus, die im selbstlosen Dienst zum Ausdruck kommt, wird einen Übeltäter mehr verändern, als Schwert oder Gericht es vermögen. Diese sind zwar unumgänglich und für den Gesetzesübertreter eine Warnung, doch ein liebevoller Christ kann mehr ausrichten. Oft wird das Herz durch Tadel und Zurechtweisung verhärtet, die Liebe von Christus aber kann es besänftigen. Ein Nachfolger von Jesus kann nicht nur bei körperlichen Krankheiten helfen, sondern den Sünder zum großen Arzt führen, der die Seele vom Aussatz der Sünde heilen kann. Durch seine Nachfolger, so hat es Gott geplant, sollen die Kranken, die Benachteiligten und jene, die von bösen Geistern besessen sind, seine Stimme hören. Durch seine irdischen Diener und Boten möchte er allen Menschen ein Tröster sein, wie die Welt sonst keinen kennt. Die Jünger sollten bei ihrer ersten Aussendung »zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel« (Matthäus 10,6b) gehen. Wenn sie schon jetzt den Heiden oder den Samaritern das Evangelium gepredigt hätten, wäre ihr Einfluss auf die Juden verloren gegangen. Hätten sie das Vorurteil der Pharisäer geweckt, wären sie in Auseinandersetzungen hineingezogen worden, die sie schon am Anfang ihrer Arbeit entmutigt hätten. Sogar die Jünger konnten fast nicht glauben, dass das Evangelium allen Völkern verkündet werden sollte. Solange sie selbst diese Tatsache nicht begreifen konnten, waren sie nicht bereit, unter den Heiden zu arbeiten. Hätten die Juden das Evangelium angenommen, wären diese nach Gottes Absicht als seine Boten zu den Heiden geschickt worden. Darum sollten zuerst die Juden die Botschaft hören. Überall, wo Christus wirkte, wurde den Menschen bewusst, was ihnen fehlte. Sie hungerten und dürsteten nach der Wahrheit. Die Zeit war gekommen, diesen suchenden Menschen die gute Nachricht von der Liebe Gottes zu verkünden. Die Jünger sollten als Repräsentanten von Jesus zu diesen Menschen gehen. Auf diese Weise würden die Gläubigen sie allmählich als die von Gott eingesetzten Lehrer anerkennen. Wenn Jesus von ihnen genommen würde, blieben seine Nachfolger nicht ohne Lehrer zurück.

Auf dieser ersten Reise sollten die Jünger nur dorthin gehen, wo Jesus bereits gewesen war und Freunde gewonnen hatte. Die Vorbereitungen für die Reise sollten möglichst einfach sein. Durch nichts durften ihre Gedanken von der großen Arbeit abgelenkt werden. In keiner Weise sollte Widerstand geweckt und damit die Tür für die zukünftige Tätigkeit versperrt werden. Sie sollten weder die Gewänder der religiösen Lehrer übernehmen noch Kleider tragen, die sie von den einfachen Bauern unterschieden. Auch sollten sie nicht in die Synagogen gehen und das Volk zum öffentlichen Gottesdienst zusammenrufen. Ihre Arbeit war eine Arbeit von Haus zu Haus. Sie sollten keine Zeit für sinnlose Begrüßungen verlieren oder zwecks Unterhaltung Hausbesuche machen. Doch von all jenen, die es wert waren und die sie herzlich empfingen, als ob sie Christus selbst zu Gast hätten, sollten sie die Gastfreundschaft annehmen. Mit dem schönen Gruß »Friede sei diesem Hause!« (Lukas 10,5b) sollten sie das Gebäude betreten. Dieses Heim würde durch ihre Gebete, ihre Lobgesänge und das Öffnen der heiligen Schriften im Familienkreis gesegnet werden. Diese Jünger sollten Boten der Wahrheit sein, um den Weg für das Kommen ihres Meisters vorzubereiten. Die Nachricht, die zu überbringen sie aufgefordert wurden, war das Wort des ewigen Lebens. Das Schicksal der Menschen hing davon ab, ob sie diese Botschaft annahmen oder verwarfen. Um den Menschen den Ernst dieser Botschaft bewusst zumachen, forderte Jesus seine Jünger auf: »Wenn jemand euch nicht aufnehmen noch eure Worte hören wird – geht hinaus aus jenem Haus oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! Wahrlich, ich sage euch, es wird dem Land von Sodom und Gomorra erträglicher ergehen am Tag des Gerichts als jener Stadt.« (Matthäus 10,14.15 Elb.) Nun richtete sich der Blick von Jesus in die Zukunft. Er sah das große Arbeitsfeld, auf dem die Apostel nach seinem Tod seine Zeugen sein würden. In seiner prophetischen Vorausschau sah er die Erfahrungen seiner Boten über alle Zeiten hinweg bis zu seiner Wiederkunft. Er zeigte seinen Nachfolgern die Auseinandersetzungen, die ihnen bevorstanden. Er offenbarte ihnen das Wesen und die Grundzüge dieses Kampfes. Auch machte er sie auf die Gefahren aufmerksam, denen sie begegnen mussten und die Selbstverleugnung die von ihnen abverlangt werden würde. Er riet ihnen, die Folgen zu bedenken, damit sie nicht ahnungslos vom Feind überwunden werden. Ihr Kampf würde nicht gegen Fleisch und Blut geführt werden, sondern »gegen unsichtbare Mächte und Gewalten, gegen die bösen Geister, die diese finstere Welt beherrschen« (Epheser 6,12 GNB). Sie würden zwar gegen übernatürliche Mächte kämpfen müssen, doch ihnen würde übernatürliche Hilfe gewiss sein. Alle intelligenten Wesen des Himmels befinden sich in dieser Armee. Ihren Reihen gehören mehr als nur Engel an. Der Heilige Geist, der Vertreter des »Befehlshabers über das Heer des Herrn« (Josua 5,14.15 Hfa), kommt vom Himmel herab, um selbst die Leitung zu übernehmen. Wir mögen viele Schwächen haben, unsere Sünden und Fehler mögen schwerwiegend sein, aber die Gnade Gottes ist für alle da, die sich voller Reue darum bemühen. Die Allmacht Gottes wirkt für alle, die ihm vertrauen. »Siehe«, sagte Jesus, »ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.« (Matthäus 10,16) Christus hielt nie ein Wort der Wahrheit zurück, doch er sagte es immer in Liebe. Er war immer sehr taktvoll, fürsorglich und freundlich im Umgang mit Menschen. Er war nie unhöflich, noch gebrauchte er unnötigerweise ein hartes Wort. Nie fügte er einem empfindsamen Menschen unnötige Schmerzen zu. Menschliche Schwächen tadelte er nicht. Furchtlos deckte er Scheinheiligkeit, Unglauben und Ungerechtigkeit auf. Musste er scharfe Zurechtweisungen äußern, war er oft den Tränen nahe. Er weinte über Jerusalem, über die Stadt, die er so sehr liebte und die ihn – den Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Johannes 14,6) – nicht annehmen wollte. Obwohl sie ihn als ihren Erlöser ablehnte, betrachtete er diese Stadt immer mit mitleidvoller Zuneigung. Doch der Kummer darüber brach ihm fast das Herz. Jeder Mensch war in seinen Augen kostbar. Christus trat immer in göttlicher Würde auf. Dennoch wandte er sich jedem Mitglied der Gottesfamilie mit freundlicher Wertschätzung zu. In allen Menschen sah er gefallene Seelen, zu deren Rettung er gesandt worden war.

Die Diener von Christus sollen nicht nach den Eingebungen ihres eigenen Herzens handeln. Sie brauchen eine enge Gemeinschaft mit Gott, damit sich ihr Ich, wenn es provoziert wird, nicht erhebt und sie unpassende Worte äußern, die dann nicht mehr dem Tau oder dem sanften Regen gleichen, der die welkenden Pflanzen erfrischt. So möchte es Satan, weil das seine eigene Handlungsweise ist. Der Drache ist zornig. Es ist Satans Geist, der sich in Wut und Anschuldigungen offenbart. Gottes Diener aber sollen Christus darstellen. Gott möchte, dass sie nur die himmlische Währung benutzen, nämlich die Wahrheit, die Gottes Bild widerspiegelt und seine Handschrift trägt. Gottes Boten sollen das Böse mit der Macht von Christus überwinden. Seine Herrlichkeit ist ihre Stärke. Sie müssen ihre Blicke auf sein liebevolles Wesen richten, damit sie das Evangelium mit göttlichem Taktgefühl und Sanftmut verkünden können. Der Mensch, der auch in der Herausforderung ruhig bleibt, spricht überzeugender für die Wahrheit, als es die beste Beweisführung vermag. Wer mit den Gegnern der Wahrheit in eine Auseinandersetzung gerät, begegnet nicht nur Menschen, sondern Satan und seinen Engeln. Sie sollen sich an die Worte des Erlösers erinnern: »Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.« (Lukas 10,3) Wenn sie sich in Gottes Liebe geborgen wissen, bleiben sie innerlich ruhig, auch wenn sie persönlich beleidigt werden. Der Herr wird sie mit einer himmlischen Rüstung ausstatten, und sein Heiliger Geist wird ihr Herz und ihren Verstand so beeinflussen, dass ihre Stimme nicht wie das Heulen der Wölfe tönt. Jesus fuhr mit seiner Unterweisung fort und sagte zu seinen Jüngern: »Hütet euch aber vor den Menschen.« (Matthäus 10,17a) Sie sollten denen, die Gott nicht kennen, nicht vorbehaltlos vertrauen, noch sich mit ihnen beraten. Dies würde Satans Helfer einen Vorteil verschaffen. Menschliche Erfindungen arbeiten Gottes Plänen oft entgegen. Jene, die am Tempel des Herrn bauen, sollen es in Übereinstimmung mit dem Vorbild tun, das Mose auf dem Berg gezeigt wurde – nach dem göttlichen Vorbild (vgl. 2. Mose 25,40). Gott wird entehrt und seine Botschaft verraten, wenn sich seine Diener auf den Rat von Menschen verlassen, die nicht unter der Führung des Heiligen Geistes stehen. Weltliche Weisheit ist Torheit vor Gott (vgl. 1. Korinther 1,20b). Wer sich auf sie verlässt, geht mit Sicherheit in die Irre.

»Ihr werdet vor die Richter gezerrt … Um meinetwillen müsst ihr Statthaltern und Königen Rede und Antwort stehen. Das wird euch Gelegenheit geben, ihnen von mir zu erzählen und so vor der Welt als Zeugen für mich aufzutreten.« (Matthäus 10,17b.18 NLB) Durch Verfolgung wird das Licht des Evangeliums verbreitet. Die Diener von Christus werden vor die Großen dieser Welt gestellt werden, die das Evangelium sonst nie hören würden. Diesen Männern war die Wahrheit falsch dargestellt worden. Sie hatten bis dahin nur falsche Anklagen über den Glauben der Jünger gehört. Darum war für sie das Zeugnis derer, die um ihres Glaubens willen vor Gericht gebracht wurden, häufig die einzige Gelegenheit, das wahre Wesen ihres Glaubens kennen zu lernen. Im Verhör wird von den Nachfolgern von Jesus eine Antwort gefordert, und die Richter hören das von ihnen vorgebrachte Zeugnis. Gott wird seinen Dienern Gnade schenken, um den Notsituationen zu begegnen. Der Herr versprach: »Gott wird euch zur rechten Zeit die rechten Worte in den Mund legen. Nicht ihr seid es, die dann reden – nein, der Geist eures Vaters wird durch euch reden.« (Matthäus 10,19b.20 NLB) Wenn Gottes Geist den Verstand seiner Diener erleuchtet, wird die Wahrheit in ihrer göttlichen Kraft und Kostbarkeit dargelegt werden. All jene, welche die Wahrheit ablehnen, werden die Nachfolger von Jesus anklagen und unterdrücken. Selbst unter Niederlagen und Leiden, ja sogar im Angesicht des Todes, sollen die Gläubigen die Sanftmut von Jesus – ihrem göttlichen Vorbild – offenbaren. Auf diese Weise wird der Unterschied zwischen Satans Helfern und den Stellvertretern von Christus deutlich. Jesus Christus wird vor den Völkern und Herrschern der Welt erhöht und geehrt werden. Die Jünger wurden mit dem Mut und der Standhaftigkeit eines Märtyrers erst dann ausgestattet, als sie diese Gnadengaben nötig hatten. Dann erfüllte sich das Versprechen des Herrn. Als sich Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat verantworten mussten, waren die Versammelten »erstaunt, wie furchtlos und sicher Petrus und Johannes sprachen, denn sie konnten sehen, dass sie ganz einfache Männer ohne besondere Bildung waren. Außerdem wussten sie, dass diese Männer dem engsten Kreis um Jesus angehört hatten« (Apostelgeschichte 4,13 NLB). Von Stephanus steht geschrieben: »Als alle, die im Hohen Rat saßen, auf ihn blickten, erschien ihnen sein Gesicht wie das Gesicht eines Engels.« (Apostelgeschichte 6,15 EÜ) »Aber keiner von ihnen hatte der Weisheit und dem Geist des Stephanus etwas entgegenzusetzen.« (Apostelgeschichte 6,10 NLB). Paulus schrieb über sein eigenes Verhör am Hof des römischen Kaisers: »Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten. So wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.« (2. Timotheus 4,16.17) Die Diener von Christus müssen für den Fall, dass sie einmal vor Gericht gebracht werden, keine Rede bereithalten. Ihre Vorbereitung soll täglich darin bestehen, die kostbaren Wahrheiten aus Gottes Wort zu sammeln und durch Gebet ihren Glauben zu stärken. Werden sie dann vor Gericht gestellt, wird ihnen der Heilige Geist genau die Wahrheiten ins Gedächtnis zurückrufen, die sie benötigen. Ein tägliches, ernsthaftes Streben, Gott und Jesus Christus, den er gesandt hat, besser zu kennen (vgl. Johannes 17,3), verleiht dem Menschen Kraft und macht ihn tüchtig. Das durch fleißiges Suchen in der Heiligen Schrift angeeignete Wissen wird zur rechten Zeit wieder ins Gedächtnis gerufen werden. Wer sich aber nie mit den Worten von Christus vertraut gemacht und nie die Kraft seiner Gnade in Zeiten der Prüfung erprobt hat, darf nicht erwarten, dass ihn der Heilige Geist an die entsprechenden Worte der Heiligen Schrift erinnern wird. Deshalb ist es wichtig, Gott täglich mit ungeteilter Liebe zu dienen und ihm dann zu vertrauen.

Die Feindschaft gegen das Evangelium wird so erbittert sein, dass sogar die engsten und liebevollsten irdischen Bindungen missachtet werden. Die Nachfolger von Jesus werden dann von ihren eigenen Familienangehörigen zum Tod verraten werden. »Und alle werden euch um meines Namens willen hassen«, sagte Jesus. Er fügte aber hinzu: »Doch diejenigen, die bis zum Ende durchhalten, werden gerettet werden.« (Markus 13,13 NLB) Er befahl ihnen aber, sich nicht unnötigerweise der Verfolgung auszusetzen. Er selbst wechselte oft das Arbeitsgebiet, um denen zu entkommen, die ihm nach dem Leben trachteten. Als man ihn in Nazareth abwies und ihn die Bewohner seiner Heimatstadt töten wollten, ging er nach Kapernaum, wo »die Leute von seiner Lehre überwältigt« waren, »denn er sprach mit Vollmacht« (Lukas 4,32 NLB). So sollen sich auch seine Diener nicht durch Verfolgungen entmutigen lassen, sondern einen andern Ort aufsuchen, an dem sie ungehindert für die Erlösung von Menschen wirken können. Der Diener steht nicht über seinem Herrn. Der Fürst des Himmels wurde Beelzebub genannt, und seine Jünger werden in gleicher Weise falsch dargestellt werden (vgl. Matthäus 10,25). Welche Gefahr ihnen auch drohen mag – die Nachfolger von Christus müssen zu ihren Grundsätzen stehen und dürfen nichts verheimlichen. Wenn sie die Wahrheit bekennen, können sie nicht in Halbherzigkeiten verharren, bis es eine Garantie für ihre Sicherheit gibt. Sie sind als Wächter eingesetzt, um Menschen vor Gefahren zu warnen. Die von Christus empfangene Wahrheit muss allen offen und frei weitergegeben werden. Jesus sagte: »Was ich euch in der Dunkelheit anvertraue, das sagt am hellen Tag weiter, und was ich euch ins Ohr flüstere, das ruft laut in der Öffentlichkeit aus.« (Matthäus 10,27 GNB) Jesus erkaufte sich nie den Frieden durch Kompromisse. Sein Herz war voller Liebe für alle Menschen, aber ihren Sünden gegenüber war er nie nachgiebig. Er war zu sehr ihr Freund, als dass er hätte schweigen können, während sie einen Weg verfolgten, der ihre Seelen zerstörte – die Seelen, die er mit seinem eigenen Blut erkauft hatte. Er setzte sich dafür ein, dass der Mensch sich selbst und seinen erhabenen und ewigen Zielen treu blieb. Die Diener von Christus sind zur gleichen Aufgabe berufen und müssen sich davor hüten, die Wahrheit aufzugeben, nur um einen Konflikt zu vermeiden. Sie sollen sich zwar »mit allen Kräften um das bemühen, was zum Frieden beiträgt« (Römer 14,19a NGÜ), aber wahren Frieden kann man niemals erlangen, wenn man auf Kosten von Grundsätzen Kompromisse macht. Und keiner kann diesen Prinzipien treu bleiben, ohne Widerstand zu erregen. Die Kinder des Ungehorsams werden sich einem geisterfüllten Christentum widersetzen. Aber Jesus gebot seinen Jüngern: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.« (Matthäus 10,28a) Wer treu zu Gott hält, braucht die Macht der Menschen und die Feindschaft Satans nicht zu fürchten. In Christus ist ihm das ewige Leben gewiss. Seine einzige Furcht sollte sein, von der Wahrheit abzuweichen und das Vertrauen zu enttäuschen, mit dem Gott ihn geehrt hat.

Satan erfüllt die Herzen der Menschen mit Zweifel. Er bringt sie dazu, Gott als einen strengen Richter anzusehen. Er verführt sie zur Sünde, und danach redet er ihnen ein, sie seien zu schlecht, um sich ihrem himmlischen Vater zu nähern oder dessen Mitgefühl zu erwecken. Der Herr versteht dies alles. Jesus hat seinen Nachfolgern versichert, dass Gott an all ihren Nöten und Schwachheiten Anteil nimmt. Jeder Seufzer, jeder Schmerz und jeder Kummer, der die Seele durchdringt, berührt das Herz des Vaters. Die Bibel zeigt uns Gott an seinem hohen und heiligen Ort weder untätig noch schweigend und einsam. Gott ist umgeben von tausendmal Tausend und zehntausendmal Zehntausend heiliger und intelligenter Wesen (vgl. Daniel 7,10), die nur darauf warten, seinen Willen zu tun. Durch Kanäle, die wir nicht erkennen können, steht er mit jedem Teil seines Herrschaftsbereiches in reger Verbindung. Doch genau auf diesen kleinen Flecken Erde, bewohnt von den Menschen, zu deren Erlösung er seinen einzigen Sohn gab, richtet sich seine ganze Aufmerksamkeit und die des gesamten Himmels. Gott beugt sich von seinem Thron herab, um den Ruf der Unterdrückten zu hören. Auf jedes aufrichtige Gebet antwortet er: »Hier bin ich!« Er richtet die Verzweifelten und Unterdrückten auf. In all unserem Leiden leidet er mit. In jeder Versuchung und in jeder Prüfung ist uns »der Engel seines Angesichts« nahe, um uns zu befreien (Jesaja 63,9b Schl.) Nicht einmal ein kleiner Sperling fällt auf die Erde, ohne dass Gott es bemerkt. Satans Abneigung gegenüber Gott bringt ihn dazu, alles zu hassen, was unter der Fürsorge des Erlösers steht. Er versucht Gottes Schöpfungswerk zu verderben und freut sich sogar, wenn er Tiere vernichtet. Allein durch Gottes schützende Hand werden die Vögel, die uns mit ihrem Gesang erfreuen, erhalten. Nicht einmal die Spatzen vergisst er. »Habt also keine Angst: Ihr seid Gott mehr wert als ein ganzer Schwarm Spatzen!« (Matthäus 10,31 GNB)

Jesus fuhr fort: »Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen« und vor seinen Engeln (Matthäus 10,32 Hfa; vgl. Lukas 12,8). Ihr sollt meine Zeugen sein auf Erden – Kanäle, durch die meine Gnade zur Heilung der Welt fließen kann. So werde ich euer Stellvertreter im Himmel sein. Der Vater schaut nicht auf euren fehlerhaften Charakter, sondern sieht euch mit meiner Vollkommenheit bekleidet. Ich bin der Mittler, durch den die Segnungen des Himmels zu euch kommen. Und jeder, der mich bekennt und sich mit mir für die Verlorenen aufopfert, wird als Teilhaber der Herrlichkeit und der Freude der Erlösten anerkannt werden. Wer Christus bekennen möchte, muss ständig in ihm bleiben. Niemand kann weitergeben, was er nicht empfangen hat. Seine Nachfolger mögen beredt über Glaubenslehren sprechen und die eigenen Worte von Jesus wiederholen. Doch solange sie keine christusähnliche Demut und Liebe besitzen, werden sie ihn nicht bekennen. Ein Geist, der im Widerspruch zum Geist von Christus steht, verleugnet ihn, was immer er bekennen mag. Menschen mögen Christus durch üble Nachrede, törichtes Geschwätz oder unwahre und unfreundliche Worte falsch darstellen. Sie mögen ihn aber auch dadurch verleugnen, dass sie den Lasten des Lebens ausweichen und sündigen Vergnügungen nachgehen. Sie mögen Christus verleugnen, indem sie sich der Welt anpassen, sich unhöflich verhalten, ihre eigenen Meinungen lieben, selbstgerecht sind, Zweifel hegen und sich unnötigen Sorgen und trübsinnigen Gedanken hingeben. Mit all diesem beweisen sie, dass Christus nicht in ihnen wohnt. Dazu sagte er: »Wer aber vor den Menschen nicht zu mir steht, zu dem werde ich auch vor meinem Vater im Himmel nicht stehen.« (Matthäus 10,33 Hfa) Christus riet seinen Jüngern, nicht darauf zu hoffen, dass die weltliche Feindschaft gegen das Evangelium überwunden und deren Widerstand nach einiger Zeit aufhören würde. Er sagte zu ihnen: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.« (Matthäus 10,34) Diese Auseinandersetzung wurde nicht durch das Evangelium ausgelöst, sondern ist eine Folge des Widerstands dagegen. Von allen Verfolgungen ist die Entfremdung in der eigenen Familie und die Abwendung von den liebsten Freunden am schwersten zu ertragen. Doch Jesus sagt: »Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist es nicht wert, zu mir zu gehören; und wer seinen Sohn oder seine Tochter mehr liebt als mich, der ist es nicht wert, zu mir zu gehören. Wer sich weigert, sein Kreuz auf sich zu nehmen und mir nachzufolgen, ist es nicht wert, zu mir zu gehören.« (Matthäus 10,37.38 NLB) Der Dienst der Christus-Nachfolger ist eine große Ehre und eine heilige Verpflichtung. »Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf«, sagte Jesus, »und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat« (Matthäus 10,40). Kein Liebesdienst, der ihnen im Namen von Jesus erwiesen wird, soll unbeachtet oder unbelohnt bleiben. Dieselbe liebevolle Beachtung schenkt er dem Schwächsten und Niedrigsten in der Familie Gottes, wenn er sagt: »Wer einem dieser Geringen« – damit meinte er alle, die noch jung im Glauben und in der Erkenntnis waren – »auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unbelohnt bleiben« (Matthäus 10,42). Damit schloss Jesus seine Unterweisung. Die erwählten Zwölf gingen nun in seinem Namen hinaus, wie ihr Meister ausgezogen war, um »zu verkündigen das Evangelium den Armen … zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn« (Lukas 4,18.19; vgl. Jesaja 61,1.2).

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