Der römische Hauptmann & die Witwe zu Nain

Der römische Hauptmann & die Witwe zu Nain

Matthäus 8,5-13; Lukas 7,1-17

Christus sagte zum königlichen Beamten, dessen Sohn er geheilt hatte: »Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.« (Johannes 4,48) 57 Es betrübte ihn, dass sein eigenes Volk diese äußeren Zeichen seiner Messianität verlangte. Immer wieder wunderte er sich über ihren Unglauben. Deshalb war er sehr erstaunt über den Glauben des römischen Hauptmanns, der zu ihm kam. Dieser zweifelte nicht an der Macht von Jesus. Er bat ihn nicht einmal, persönlich zu ihm zu kommen, um das Wunder zu vollbringen. »Sprich nur ein Wort«, sagte er, »so wird mein Knecht gesund« (Matthäus 8,8b). Der Knecht war gelähmt und lag im Sterben. Unter den Römern galten die Diener nur als Sklaven. Sie wurden auf den Märkten wie Ware gehandelt, und man beschimpfte und misshandelte sie. Dieser Hauptmann aber war seinem Knecht liebevoll verbunden und ging freundlich mit ihm um. Er wünschte sich sehr, dass sein Knecht wieder gesund würde. Er glaubte, dass ihn Jesus heilen konnte. Er hatte den Erlöser zwar noch nie gesehen, aber alles, was er über sein Wirken erfahren hatte, weckte in ihm den Glauben. Trotz der vielen jüdischen Bräuche war dieser Römer überzeugt, dass deren Religion seiner eigenen überlegen war. Die Hindernisse zwischen den Unterdrückern und den Unterdrückten, die von einem nationalen Vorurteil und von Hass geprägt waren, hatte er bereits überwunden. Er achtete ihren Gottesdienst und war freundlich zu den Juden, die ihren Gott verehrten. In den Lehren von Christus, von denen man ihm berichtet hatte, fand er das, was die Bedürfnisse seiner Seele stillte. Er fühlte sich im Innersten von den Worten des Erlösers angesprochen. Doch er fühlte sich unwürdig, selbst vor Jesus hinzutreten. Darum bat er die jüdischen Ältesten, sich bei Jesus für die Heilung seines Dieners einzusetzen. Er dachte, sie seien mit dem großen Lehrer bekannt und wüssten, wie man an ihn herantreten müsse, um sein Herz zu gewinnen. 

Als Jesus nach Kapernaum kam, traf er auf eine Gesandtschaft der jüdischen Ältesten, die den Wunsch des Hauptmanns vorbrachten. Sie bedrängten ihn mit den Worten: »Er ist es wert, dass du ihm die Bitte erfüllst; denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.« (Lukas 7,4.5) Jesus machte sich sogleich auf den Weg zum Haus des Hauptmanns. Doch im dichten Gedränge der Menge kam er nur langsam voran. Die Nachricht über sein Kommen eilte ihm voraus, und der Hauptmann, in seinem Selbstzweifel, ließ Jesus ausrichten: »Ach, Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst.« (Lukas 7,6b) Doch der Erlöser setzte seinen Weg fort, und endlich wagte der Hauptmann, sich ihm zu nähern. Ergänzend zu seiner vorherigen Nachricht fügte er nun hinzu: »Darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er hin; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er‘s.« (Lukas 7,7.8) So wie ich die Macht Roms vertrete und mich meine Soldaten als höchste Befehlsgewalt anerkennen, vertrittst du die Macht des unendlichen Gottes. Alle Geschöpfe sind deinem Wort gehorsam. Du kannst der Krankheit gebieten, dass sie weichen soll, und sie wird dir gehorchen. Du kannst deine himmlischen Boten rufen, und sie werden die heilende Kraft weitergeben. Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund! »Als aber Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden.« (Lukas 7,9) Und zum Hauptmann sagte er: »Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.« (Matthäus 8,13) Die jüdischen Ältesten, die sich bei Christus für den Hauptmann einsetzten, hatten gezeigt, wie wenig sie vom Geist des Evangeliums besaßen. Sie erkannten nicht, dass der einzige Anspruch, den wir auf Gottes Gnade haben, unsere große Not ist. Sie empfahlen den Hauptmann aus ihrer Selbstgerechtigkeit heraus, weil er »unserem Volk« Gunst erwiesen hatte. Der Hauptmann aber sagte von sich selbst: »Ich bin es nicht wert.« (Lukas 7,5.6b) Die Gnade von Christus berührte sein Herz. Er wusste um seine eigene Unwürdigkeit und doch fürchtete er sich nicht, um Hilfe zu bitten. Er vertraute nicht auf sein eigenes Gutsein. Der Grund seiner Bitte war seine große Not. Sein Glaube fand Halt im wahren Wesen von Christus. Der Hauptmann glaubte nicht nur an ihn als Wundertäter, sondern als Freund und Retter der Menschheit. So darf jeder Sünder zu Christus kommen. »Er rettete uns, nicht wegen unserer guten Taten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit.« (Titus 3,5a NLB) Wenn Satan dir einflüstert, dass du ein Sünder bist und nicht mit Gottes Segen rechnen darfst, dann sage ihm, dass Christus in die Welt kam, um die Sünder zu retten. Es gibt nichts, womit wir uns vor Gott auszeichnen könnten. Der einzige Grund, der die erlösende Kraft von Jesus für uns notwendig macht und den wir immer zu unserer Verteidigung anführen können, ist unsere völlige Hilflosigkeit. Indem wir uns nicht mehr auf uns selbst verlassen, dürfen wir auf das Kreuz von Golgatha schauen und sagen: »Da ich denn nichts bringen kann, schmieg‘ ich an dein Kreuz mich an.« Die Juden waren von Kindheit an über die Aufgabe des Messias unterrichtet worden. Sie kannten die inspirierten Äußerungen der Patriarchen und Propheten und waren auch mit dem Wesen des Opferdienstes bestens bekannt. Aber sie hatten dem anvertrauten Licht keine Beachtung geschenkt und sahen nun in Jesus nichts Begehrenswertes. Dieser Hauptmann aber war im Heidentum geboren, im Götzendienst des kaiserlichen Rom erzogen und als heidnischer Soldat ausgebildet worden. Es schien, als wäre er aufgrund seiner Erziehung und Umgebung vom geistlichen Leben abgeschnitten worden. Wegen der heuchlerischen Frömmelei der Juden und der Verachtung, die die Römer den Juden entgegenbrachten, war der Abstand noch größer geworden. Doch dieser Mann erkannte die Wahrheit, für die Abrahams Kinder blind geworden waren. Er wartete nicht darauf, ob die Juden den Einen annehmen, der behauptete, ihr Messias zu sein. Als »das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen« (Johannes 1,9), ihn erleuchtete, erkannte er in Jesus die Herrlichkeit des Sohnes Gottes, obwohl er noch weit von ihm entfernt war.Für Jesus war dies ein Vorgeschmack auf das, was das Werk der Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden vollbringen würde. Freudig sah er der Zeit entgegen, in der Menschen aus allen Nationen für sein Reich gesammelt werden. Doch tief betrübt schilderte er den Juden die Folgen, wenn sie seine Gnade verwerfen würden: »Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.« (Matthäus 8,11.12) Doch wie viele steuern immer noch auf diese große Enttäuschung zu! Während Menschen in heidnischen Gebieten, die bisher in geistlicher Finsternis gelebt haben, die Gnade Gottes annehmen, verwerfen viele in christlichen Ländern das ihnen geschenkte Licht.

Mehr als 35 Kilometer von Kapernaum entfernt lag auf einer Hochebene, von der aus man die weite und schöne Ebene von Jesreel überblicken konnte, das Dorf Nain. Dorthin begab sich Jesus nun. Viele seiner Jünger, aber auch andere Leute begleiteten ihn. Immer mehr Menschen schlossen sich ihnen an. Diese sehnten sich danach, seine Worte der Liebe und des Mitgefühls zu hören. Sie brachten ihre Kranken, damit diese geheilt würden. Sie hofften ständig, dass sich Jesus, der eine so erstaunliche Macht besaß, als König von Israel zu erkennen geben würde. Es war eine frohe, erwartungsvolle Schar, die sich um ihn drängte und ihn auf dem felsigen Pfad zum Tor des Bergdorfes begleitete. Als sie näher kamen, sahen sie einen Leichenzug, der sich aus dem Dorf hinaus bewegte. Mit langsamen, traurigen Schritten ging es dem Friedhof entgegen. Voraus trugen sie eine Bahre, auf welcher der Tote lag, gefolgt von den Trauernden, die laut weinten. Es schien, als hätten sich alle Einwohner des Ortes versammelt, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen und den Hinterbliebenen ihre Anteilnahme zu entbieten. Es war ein trauriger Anblick. Der Verstorbene war der einzige Sohn seiner Mutter, und diese war Witwe. Diese einsam Trauernde trug ihre einzige irdische Hoffnung und ihren einzigen Trost zu Grabe. »Als sie der Herr sah, jammerte sie ihn.« Sie schien seine Gegenwart nicht zu bemerken und ging weinend weiter, ohne sich umzuschauen. Da trat er nahe an sie heran und sagte sanft: »Weine nicht!« (Lukas 7,13) Jesus würde ihre Trauer bald in Freude verwandeln, dennoch unterließ er es nicht, ihr auf diese Weise liebevoll seine Beileid auszudrücken. Er »trat hinzu und rührte die Bahre an« (Lukas 7,14a Elb.). Sogar die Berührung eines Toten konnte ihn nicht unrein machen. Die Träger standen still, und das Klagen der Trauernden verstummte. Diese drängten sich um die Totenbahre und hofften, obwohl es keine Hoffnung gab. Einer war anwesend, der Krankheiten besiegt und Dämonen überwältigt hatte. Könnte seine Macht auch den Tod überwinden? Mit klarer, gebieterischer Stimme sprach Jesus die Worte: »Junger Mann, ich sage dir: Steh auf!« (Lukas 7,14b ZÜ) Diese Stimme drang an die Ohren des Toten und der öffnete die Augen. Jesus nahm seine Hand und half ihm auf. Sein Blick fiel auf die Frau, die weinend neben ihm stand. Überglücklich fielen sich Mutter und Sohn in die Arme und hielten sich lange fest. Wie gebannt und schweigend schaute die Menge zu. »Und Furcht ergriff sie alle.« (Lukas 7,16a) Für einen Augenblick blieben sie ruhig und andächtig, so als würden sie vor Gott stehen. »Und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk besucht.« (Lukas 7,16b) Der Leichenzug kehrte als Triumphzug nach Nain zurück. »Berichte über diese Tat verbreiteten sich in ganz Judäa und bis über die Grenzen des Landes hinaus.« (Lukas 7,17 NLB)

Er, der neben der trauernden Mutter am Dorfrand von Nain stand, nimmt auch heute Anteil am Kummer eines jeden, der um einen Toten trauert. Christus fühlt mit uns in unserem Leid. Sein Herz, das liebte und mitlitt, ist nach wie vor voller Zärtlichkeit. Sein Wort, das den Toten ins Leben zurückrief, ist heute genauso wirksam wie damals, als er den jungen Mann aus Nain ansprach. Er sagte: »Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.« (Matthäus 28,18b Elb.) Diese Macht ist im Laufe der Zeit nicht schwächer geworden und ist durch das unaufhörliche Ausgießen seiner Gnade nicht erschöpft. Für alle, die an ihn glauben und ihm vertrauen, bleibt er der lebendige Erlöser. Als Jesus der Mutter ihren Sohn zurückgab, verwandelte er ihre Trauer in Freude. Aber der junge Mann war nur in sein irdisches Leben zurückgerufen worden. Er musste aufs Neue alle Mühen, Sorgen und Gefahren ertragen und am Ende wieder sterben. Doch Jesus tröstet uns mit einer unendlich hoffnungsvollen Botschaft über das Leid des Todes hinweg: Ich bin »der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle« (Offenbarung 1,18). »Da Gottes Kinder Menschen aus Fleisch und Blut sind, wurde auch Jesus als Mensch geboren. Denn nur so konnte er durch seinen Tod die Macht des Teufels brechen, der Macht über den Tod hatte. Nur so konnte er die befreien, die ihr Leben lang Sklaven ihrer Angst vor dem Tod waren.« (Hebräer 2,14.15 NLB) Wenn der Sohn Gottes den Toten zu leben gebietet, kann Satan sie nicht in seiner Gewalt behalten. Der Teufel kann nicht einen einzigen Menschen im geistlichen Tod festhalten, der im Glauben das machtvolle Wort von Christus annimmt. Gott sagt zu allen, die in ihren Sünden tot sind: »Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten.« (Epheser 5,14b) Dieses Wort bedeutet ewiges Leben. Das göttliche Wort, das die ersten Menschen zum Leben erweckte, schenkt dieses Leben auch uns. Das Wort von Christus: »Junger Mann, ich sage dir: Steh auf!« (Lukas 7,14 ZÜ) machte diesen wieder lebendig. Dieses Wort bedeutet Leben für jeden, der es annimmt. Gott »hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes« (Kolosser 1,13 EÜ). Das alles wird uns in seinem Wort angeboten. Wenn wir das Wort annehmen, sind wir gerettet! »Wenn nun der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.« (Römer 8,11) »Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, ein lauter Befehl wird ertönen, und auch die Stimme eines Engelfürsten und der Schall der Posaune Gottes werden zu hören sein. Daraufhin werden zuerst die Menschen auferstehen, die im Glauben an Christus gestorben sind. Danach werden wir – die Gläubigen, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind – mit ihnen zusammen in den Wolken emporgehoben, dem Herrn entgegen, und dann werden wir alle für immer bei ihm sein.« (1. Thessalonicher 4,16.17 NGÜ) Dies sind Worte des Trostes, mit denen wir uns gegenseitig trösten sollen.

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