Gleichnis von den 10 Jungfrauen

Gleichnis von den 10 Jungfrauen

Matthäus 25,1-13

Christus sitzt mit den Jüngern am Ölberg. Die Sonne ist hinter den Bergen untergegangen. Abendschatten senken sich auf die Erde. Vor ihnen liegt ein festlich erleuchtetes Haus. Die offenen Türen und erwartungsvollen Gesichter der Gäste lassen darauf schließen, dass bald ein Hochzeitszug erscheinen muss. In vielen Gegenden des Orients finden Hochzeitsfeierlichkeiten am Abend statt. Dann holt der Bräutigam die Braut vom Haus ihres Vaters ab und führt sie in sein Heim, wo für die Hochzeitsgäste, die das Paar mit Fackeln begleitet haben, ein Fest vorbereitet ist. Jesus und die Jünger sahen nun gerade einige Leute auf den Hochzeitszug warten, um sich ihm anzuschließen. In der Nähe des Elternhauses der Braut, so beginnt Jesus mit seiner Erzählung, stehen zehn Jungfrauen in weißen Kleidern. Jede trägt eine brennende Lampe und ein Ölfläschchen bei sich. Alle warten gespannt auf die Ankunft des Bräutigams, die sich verzögert. Stunde um Stunde verrinnt, bis die Mädchen vor Müdigkeit einschlafen. Plötzlich, um Mitternacht, ertönt der Ruf: „Siehe, der Bräutigam kommt; gehet hinaus, ihm entgegen!“ Matthäus 25,6. Die Mädchen erwachen, springen auf und sehen den Brautzug herankommen, von Fackeln erleuchtet und von fröhlicher Musik begleitet. Schon können sie die Stimmen des Bräutigams und der Braut unterscheiden. Eilig greifen die zehn Jungfrauen nach ihren Lampen, um sie herzurichten, denn nun wollen sie schnell fort. Doch fünf haben vergessen, das Fläschchen mit Öl zu füllen, weil sie nicht mit einer so langen Wartezeit gerechnet haben. Darauf waren sie nicht vorbereitet. In ihrer Not bitten sie nun die anderen, die klüger waren: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen.“ Doch die haben das Öl aus den Flaschen bereits in die Lampen gefüllt und deshalb nichts mehr übrig. So sagen sie: „Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauft für euch selbst.“ Matthäus 25,7-9. Während die fünf gedankenlosen Mädchen nun einkaufen gingen, zog die Hochzeitsgesellschaft weiter und ließ sie weit zurück. Die Mädchen mit den brennenden Lampen schlossen sich dem Zug an und betraten das Haus, das anschließend zugeschlossen wurde. Als schließlich die törichten Jungfrauen den Festsaal betreten wollten, wurden sie völlig unerwartet abgewiesen. Der Hausherr erklärte ihnen: „Ich kenne euch nicht.“ Matthäus 25,12. So mussten sie im Dunkel der Nacht auf der menschenleeren Straße bleiben.

Diese Geschichte von den zehn Jungfrauen erzählte Christus, als er die Hochzeitsgesellschaft beobachtete, die auf den Bräutigam wartete. Sie sollte veranschaulichen, was die Gemeinde unmittelbar vor seiner Wiederkunft erleben wird. Die beiden Gruppen wartender Mädchen symbolisieren die beiden Arten von Menschen, die vorgeben, auf den Herrn zu warten. Als Jungfrauen werden sie bezeichnet, weil sie sich zum reinen Glauben an Christus bekennen. Die Lampen stellen das Wort Gottes dar, von dem der Psalmist sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ Psalm 119,105. Das Öl ist ein Symbol für den Heiligen Geist, der auch in der Weissagung Sacharjas so dargestellt wird: „Und der Engel, der mit mir redete, weckte mich abermals auf, wie man vom Schlaf erweckt wird, und sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe, und siehe, da steht ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen sind und sieben Schnauzen an jeder Lampe, und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. Und ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das? … Und er antwortete und sprach zu mir: Das ist das Wort des Herrn an Serubabel: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth … Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt? … Und er sprach: Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.“ Sacharja 4,1-14. Von den beiden Olivenbäumen floss das goldene Öl durch die goldenen Röhren in die Leuchterschale und von dort in die goldenen Lampen, die das Heiligtum erhellten. So strömt auch von den heiligen Wesen, die in Gottes Gegenwart leben, der Heilige Geist zu den Menschen, die sich seinem Dienst geweiht haben. „Die zwei Gesalbten“ haben die Aufgabe, dem Volk Gottes die himmlische Gnade zu vermitteln, die allein sein Wort zu unseres Fußes Leuchte und zu einem Licht auf unserem Weg machen kann. „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“

Im Gleichnis Jesu machten sich alle zehn Jungfrauen auf, um den Bräutigam zu treffen. Sie alle hatten Lampen und Ölfläschchen bei sich. Zunächst gab es also zwischen ihnen keinen erkennbaren Unterschied. So ist es auch mit dem Volk Gottes kurz vor der Wiederkunft Christi. Alle kennen die Heilige Schrift, haben die Botschaft, dass Jesus bald wiederkommen wird, gehört und warten zuversichtlich auf ihn. Doch wie im Gleichnis, so kommt es auch heute zu einer unvermutet langen Wartezeit, die unseren Glauben auf die Probe stellt. Und wenn schließlich der Ruf ertönt: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“, sind viele nicht darauf vorbereitet. Sie haben kein Öl bei sich, um ihre Lampen zu füllen; ihnen fehlt der Heilige Geist. Ohne den Geist Gottes ist es nutzlos, sein Wort zu kennen. Allein das theoretische Wissen um die Wahrheit kann uns weder geistlich beleben noch unser Herz heiligen. Alle Kenntnis der Gebote und Verheißungen der Bibel reicht nicht aus, unseren Charakter zu ändern, wenn der Geist Gottes uns diese Wahrheit nicht nachdrücklich einprägt. Ohne seine Hilfe sind wir nicht in der Lage, Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden, sodass wir leicht den raffinierten Versuchungen Satans zum Opfer fallen.

Die törichten Jungfrauen symbolisieren nicht die Heuchler, sondern jene Menschen, die die Wahrheit durchaus schätzen, sich sogar für sie einsetzen und auf der Seite derer zu finden sind, die an sie glauben. Aber sie lassen den Heiligen Geist nicht an sich wirken. Sie sind nicht auf den Felsen Jesus Christus gefallen, um ihr altes Wesen zerbrechen zu lassen. Es sind dieselben Menschen, die an anderer Stelle mit dem steinigen Boden verglichen werden: Sie nehmen das Wort bereitwillig an, leben aber nicht nach seinen Grundsätzen, sodass sein Einfluss nur vorübergehend spürbar ist. Der Heilige Geist wirkt an unserem Herzen, wenn wir es ihm erlauben, und schenkt uns ein neues Wesen. Die Menschen, die durch die törichten Jungfrauen dargestellt werden, lassen ihn allerdings nur an die Oberfläche. Sie kennen Gott nicht wirklich, weil sie nie über sein Wesen nachgedacht und nie mit ihm in Verbindung gestanden haben. Deshalb wissen sie auch nicht, wie sie ihm vertrauen, zu ihm aufschauen und wie sie überhaupt leben sollen. Ihr Dienst für Gott ist reine Formsache: „Und sie werden zu dir kommen, wie das Volk so zusammenkommt, und vor dir sitzen als mein Volk und werden deine Worte hören, aber nicht danach tun, sondern ihr Mund ist voll von Liebesweisen, und danach tun sie, und hinter ihrem Gewinn läuft ihr Herz her.“ Hesekiel 33,31. Der Apostel Paulus weist darauf hin, was besonders kennzeichnend für die Menschen sein wird, die kurz vor der Wiederkunft Christi leben: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie.“ 2.Timotheus 3,1-5. Das sind die Menschen, die in Krisenzeiten rufen: „Es ist Friede, es hat keine Gefahr.“ 1.Thessalonicher 5,3. Sie wiegen sich in Sicherheit und ahnen die Gefahr nicht einmal. Erst wenn sie aus ihrer Trägheit herausgerissen werden, merken sie, was die Stunde geschlagen hat, und bitten andere, ihnen zu geben, was sie selbst nicht haben. In geistlichen Dingen kann aber niemand das Defizit eines anderen wettmachen. Die Gnade Gottes wird allen angeboten; die Frohe Botschaft ist laut verkündigt worden: „Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offenbarung 22,17. Charakter ist nicht übertragbar. Es gibt keinen stellvertretenden Glauben, und weil niemand für einen anderen den Geist Gottes empfangen kann, ist es auch unmöglich, die als Frucht des Heiligen Geistes bezeichneten Merkmale weiterzugeben. „Oder wenn ich … meinen Grimm darüber ausschütten würde … und Noah, Daniel und Hiob wären darin [in dem Land] — so wahr ich lebe, spricht Gott der Herr: sie würden durch ihre Gerechtigkeit weder Söhne noch Töchter retten, sondern allein ihr eigenes Leben.“ Hesekiel 14,19.20.

Erst in einer Krise zeigt sich, wes Geistes Kinder wir sind. Als es um Mitternacht hieß: „Siehe, der Bräutigam kommt; geht hinaus, ihm entgegen!“, da wurde deutlich, welche der so unsanft geweckten Jungfrauen sich auf dieses Ereignis vorbereitet hatten. Überrascht waren sie alle; aber die einen waren eben vorbereitet und die anderen nicht. So ist es auch heute: Eine plötzliche, unerwartete Notsituation, die uns vielleicht sogar dem Tod ins Auge blicken lässt, kann zeigen, ob wir wirklich an die Verheißungen Gottes glauben und von seiner Gnade getragen werden. Die letzte große Prüfung findet am Ende der Gnadenzeit statt, wenn es keine Gelegenheit mehr geben wird, sich mit geistlichem Nachschub zu versorgen. Die zehn Jungfrauen sind die Wartenden am Abend der Weltgeschichte. Sie nennen sich ausnahmslos Christen. Alle sind berufen und haben eine Lampe; alle behaupten von sich, Gott zu dienen. Alle warten ganz offensichtlich auf die Ankunft Christi. Fünf jedoch sind nicht richtig vorbereitet. Deshalb werden sie erstaunt und bestürzt feststellen müssen, dass sie den Festsaal nicht betreten dürfen. Am Jüngsten Tag werden viele Zugang zum Reich Christi fordern mit der Begründung: „Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Straßen hast du gelehrt.“ Lukas 13,26. „Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan?“ Matthäus 7,22. Doch er wird ihnen antworten: „Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!“ Lukas 13,27. Weil sie in diesem Leben keine Gemeinschaft mit Christus gehabt haben, kennen sie die Sprache des Himmels nicht, und sein Glück muss ihnen fremd bleiben. „Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.“ 1.Korinther 2,11. Das Traurigste, was je ein Mensch zu hören bekommen wird, sind die vernichtenden Worte: „Ich kenne euch nicht.“ Nur die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, auf die so viele gar keinen Wert legen, lässt uns teilhaben an dem fröhlichen Hochzeitsfest im Himmel. Sonst haben wir keine Möglichkeit, daran teilzunehmen, weil wir ohne ihn das Licht nicht sehen und die Musik nicht hören können. Seine Liebe und Freude würde keine Saite unseres durch Liebe zur Welt unempfindlich gewordenen Herzens zum freudigen Mitschwingen anregen können. So schließen sich viele selbst vom Himmel aus, denn sie haben sich nicht genügend darauf vorbereitet. Wir können unmöglich bereit sein für die Ankunft des Herrn, wenn wir erst, aufgeweckt durch den Ruf: „Siehe, der Bräutigam kommt!“, unsere leeren Lampen ergreifen, um sie füllen zu lassen. Wir können Christus heute nicht aus unserem Leben heraushalten und trotzdem einmal in der Ewigkeit Gemeinschaft mit ihm haben.

Die klugen Jungfrauen im Gleichnis hatten außer ihren Lampen auch volle Ölfläschchen bei sich. Ihr Licht brannte unvermindert die ganze Nacht. Mit seinem Schein trug es zur Ehre des Bräutigams bei und erhellte außerdem den Weg zu seinem Haus, wo das Hochzeitsfest stattfand. So sollen auch die Christen Licht in das Dunkel der Welt bringen. Durch den Heiligen Geist wirkt Gottes Wort wie ein Licht und erweist sich im Leben des Menschen, der es annimmt, als eine Kraft, die alles verändert. Wenn der Heilige Geist den Menschen die Grundsätze des Wortes einprägt, bringt er in ihnen die Wesensmerkmale Gottes zur Entfaltung. Das Licht seiner Herrlichkeit — also sein Wesen — sollen seine Nachfolger ausstrahlen. Damit verherrlichen sie Gott und erhellen gleichzeitig den Weg zum Haus des Bräutigams in der Stadt Gottes, wo das Hochzeitsmahl des Lammes vorbereitet ist. Der Bräutigam kam um Mitternacht, zur dunkelsten Stunde also! Ebenso wird auch die Wiederkunft Christi in die dunkelste Phase der Weltgeschichte fallen. Eine Vorstellung von den Zuständen kurz vor dem Kommen des Menschensohns vermitteln die Tage Noahs und Lots. Die Bibel prophezeit, dass Satan „mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit“ (2.Thessalonicher 2,10) am Werk sein wird. Das zeigt sich deutlich an der schnell zunehmenden allgemeinen Verfinsterung, an den vielen Irrtümern und Irrlehren sowie an der Verblendung der Menschen dieser unserer letzten Tage. Satan nimmt nicht nur die Welt gefangen, sondern verführt mit seinen Betrügereien sogar die Gemeinden unseres Herrn Jesus Christus. Wenn so viele von Gott abfallen, wird das zu einer Finsternis führen, die dunkel wie die Mitternacht und undurchdringlich wie ein härener Sack ist. Für das Volk Gottes wird es eine Nacht der Versuchung, der Tränen und der Verfolgung um der Wahrheit willen sein. Aber aus dieser Finsternis wird Gottes Licht hervorbrechen. Gott lässt „das Licht aus der Finsternis hervorleuchten“. 2.Korinther 4,6. „Die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ 1.Mose 1,2.3. So ergeht Gottes Wort auch in der finsteren Zeit des Unglaubens: „Es werde Licht!“ Er ruft seinem Volk zu: „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Jesaja 60,1. „Denn siehe“, heißt es weiter, „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.“ Jesaja 60,2. Die Dunkelheit in der Welt beruht auf der falschen Vorstellung von Gott. Die Menschen wissen nicht mehr, wie er wirklich ist, und deuten sein Wesen falsch. In dieser Zeit muss deshalb eine Botschaft Gottes verkündigt werden, die einen positiven Einfluss ausübt und sich als rettende Kraft erweist. Gottes Wesen muss deutlich dargestellt werden. Es gilt, die Finsternis der Welt mit dem Licht seiner Herrlichkeit, Güte, Gnade und Wahrheit zu erhellen. Genau das meint der Prophet Jesaja, wenn er sagt: „Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott, siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.“ Jesaja 40,9.10.

Alle, die auf den Bräutigam warten, haben die Aufgabe, den Menschen zu sagen: „Siehe, da ist euer Gott!“ Die letzten Strahlen des Gnadenlichts, die letzte Botschaft der Barmherzigkeit sollen der Welt das liebevolle Wesen Gottes offenbaren. Gleichzeitig sind seine Kinder dazu aufgerufen, in ihrem Lebensstil und Wesen die Gnade Gottes deutlich werden zu lassen, um so anderen Menschen Gottes Herrlichkeit zu offenbaren. Das Licht, das uns die Sonne der Gerechtigkeit schenkt, können und sollen wir durch Gutestun, Aufrichtigkeit und Heiligung an andere weitergeben. Christus, der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, kam zu uns als Licht der Welt. Er wollte den Menschen zeigen, wie Gott wirklich ist. Die Bibel berichtet von ihm, dass Gott ihn „gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat Gutes getan.“ Apostelgeschichte 10,38. In der Synagoge von Nazareth sagte Jesus: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ Lukas 4,18.19. Diese Aufgabe erteilte er auch seinen Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt … So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5,14.16. Auch der Prophet Jesaja umreißt diese Aufgabe so: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen.“ Jesaja 58,7.8. So soll also die Gemeinde in der Nacht des Unglaubens das Licht Gottes ausstrahlen, indem sie sich um die sozial Schwachen kümmert und Menschen in Leid und Not nicht allein lässt.

Es gibt heute so viel Elend auf der Welt. Wo wir auch hinsehen, sind Menschen in großen Schwierigkeiten oder kämpfen gar ums Überleben. Da ist es an uns, ihnen Hilfe und Erleichterung anzubieten. Dabei ist es natürlich viel wirkungsvoller, praktische Arbeit zu leisten, als bloß fromme Reden zu halten. Wir sollen den Hungrigen zu essen geben, die Nackten kleiden und die Obdachlosen beherbergen — und wir sollen noch mehr tun als das. Nur die Liebe Christi kann den Hunger der Seele stillen. Wohnt Jesus in uns, dann haben wir im Herzen göttliches Erbarmen, und bislang verschüttete Quellen echter christlicher Liebe brechen hervor. Gott will, dass wir nicht nur materielle Hilfe leisten, sondern darüber hinaus ein freundliches Wesen zeigen, Hoffnung verbreiten und den anderen unsere Anteilnahme spüren lassen. Wenn Christus Kranke heilte, legte er ihnen die Hände auf. Auch wir müssen in enge Berührung mit allen kommen, denen wir helfen wollen. Viele sind verzweifelt; gib ihnen neue Hoffnung! Viele haben den Lebensmut verloren; muntere sie auf! Bete für sie! Manche hungern nach dem Brot des Lebens; mache sie mit dem Wort Gottes bekannt! Viele leiden seelisch, ohne dass irdische Medizin oder ärztliche Kunst etwas ausrichten könnten; bete für sie, führe sie zu Jesus! Sag ihnen, dass eine „Salbe in Gilead“ ist und ein „Arzt“! Jeremia 8,22. Das natürliche Licht ist ein Segen für die ganze Welt, auch für die Undankbaren, Gottlosen und Verdorbenen. Genauso ist es mit dem Licht Jesu, der Sonne der Gerechtigkeit. Die ganze Erde, eingehüllt in die Finsternis der Sünde, in Leid und Qual, muss durch das Wissen um die Liebe Gottes erleuchtet werden. Keine Glaubensgemeinschaft, keine Bevölkerungsschicht darf ausgeschlossen bleiben von dem Licht, das vom Thron Gottes ausstrahlt. Bis ans Ende der Erde muss die Hoffnungs- und Gnadenbotschaft getragen werden. Wer immer dazu bereit ist, darf die Hand ausstrecken, mit Gott Frieden machen und ihn um seine Kraft bitten. Auch die Heiden sollen nicht länger in mitternächtlichem Dunkel bleiben. Die hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit sind auch für sie bestimmt; denn die Macht Satans ist gebrochen. Kein Mensch kann jedoch weitergeben, was er nicht zuerst selbst empfangen hat. Im Dienst Gottes vermag menschliche Kraft gar nichts auszurichten. Niemand wird durch eigene Bemühungen zu einem Träger des Lichts für unseren Herrn. Allein das Öl, das die Engel in die goldenen Röhren gossen und das aus der goldenen Schale in die Lampen des Heiligtums floss, macht es möglich, dass ununterbrochen ein helles Licht leuchtet. Die Liebe Gottes, die wir jeden Tag erfahren, macht es uns möglich, sein Licht an andere weiterzugeben. In reichem Maße fließt das goldene Öl der Liebe ins Herz aller Menschen, die im Glauben mit Gott verbunden sind, um von dort in guten Werken und echtem Dienst für Gott die Welt zu erhellen.

Die unschätzbare Gabe des Heiligen Geistes umfasst den ganzen Reichtum des Himmels. Wenn auf dieser Erde seine Gnade nicht in ihrer Fülle sichtbar wird, dann liegt das nicht daran, dass Gott mit ihr geizt. Bei allen Menschen möchte der Heilige Geist einkehren, wenn sie nur dazu bereit sind. Jeder Mensch hat das Vorrecht, der Welt die Schätze der Gnade Gottes und den unerforschlichen Reichtum Christi zu vermitteln. Nichts wünscht Christus sich mehr als menschliche Mitarbeiter, die die Sünder auf den Heiligen Geist und sein Wesen hinweisen. Nichts braucht die Welt dringender als Menschen, die die Liebe unseres Erlösers in ihrem Leben Gestalt gewinnen lassen. Der ganze Himmel wartet darauf, dass er durch uns das heilige Öl der Freude und des Segens den Menschen zukommen lassen kann. Christus hat alle Vorkehrungen dafür getroffen, dass seine Gemeinde umgestaltet, mit dem Licht der Welt erleuchtet werden und die Herrlichkeit Immanuels besitzen kann. Er will, dass wir Christen in einer geistlichen Atmosphäre von Licht und Frieden leben und seine Freude im Alltag offenbaren. Wer vom Geist Gottes erfüllt ist, strömt über von himmlischer Liebe und gibt seinen Segen an andere weiter. Die Sonne der Gerechtigkeit hat „Heil unter ihren Flügeln“. Maleachi 3,20. Genauso soll von jedem echten Nachfolger Christi Leben, Mut, Hilfsbereitschaft und echte Heilkraft ausgehen. Glaube an Christus bedeutet mehr, als dass uns nur die Sünden vergeben werden. Die Sünden werden tatsächlich von uns genommen und das so entstandene Vakuum mit den Gaben des Heiligen Geistes gefüllt. Wir erfahren göttliche Erleuchtung und Freude im Herrn, überwinden unsere Selbstsucht und genießen den Segen der ständigen Gegenwart Christi, durch die unser Leben von Reinheit und Befreiung aus der Sünde geprägt ist. Die ganze Herrlichkeit des Erlösungsplanes wird an uns sichtbar. Wer den Heiland annimmt, erfährt vollkommenen Frieden, allumfassende Liebe und unerschütterliche Gewissheit. Wo immer die Schönheit und Reinheit Christi sich im Leben eines Menschen offenbaren, ist das ein Zeugnis dafür, dass Gott seinen Sohn tatsächlich als Heiland in diese Welt gesandt hat.

Christus verlangt von seinen Nachfolgern nicht, dass sie danach streben sollen, zu leuchten. Er sagt vielmehr: „Lasst euer Licht leuchten.“ Wer die Gnade Gottes angenommen hat, der hat Licht in sich. Beseitige die Hindernisse, und bald wird die Herrlichkeit des Herrn auch aus dir strahlen! Dann leuchtet dein Licht, durchdringt und vertreibt die Finsternis. Du kannst gar nicht anders, als für deine Umgebung ein heller Schein zu sein. Die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in menschlicher Natur bringt uns den Himmel so nahe, dass die Schönheit des göttlichen Heiligtums in jedem Menschen sichtbar wird, der Jesus als seinen Erlöser angenommen hat. Wenn die Herrlichkeit Christi unser Herz erfüllt, dann kann sie Menschen überwältigen und für Gott gewinnen. Sie loben, preisen und danken dann dem Geber aller Gaben. „Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Jesaja 60,1. Diese Botschaft gilt allen, die sich aufmachen, um den Bräutigam zu treffen. Christus kommt mit großer Macht und Herrlichkeit: mit seiner eigenen Herrlichkeit und der seines Vaters. Alle heiligen Engel werden ihn begleiten. Auch wenn die ganze Welt in Finsternis versunken ist, wird es doch in der Umgebung der Heiligen licht sein. Auf sie werden die ersten hellen Strahlen der Wiederkunft fallen, das ungetrübte Licht der glanzvollen Erscheinung Christi. Alle, die Jesus gedient haben, werden ihn dann als ihren Erlöser anbeten. Während die Gottlosen vor ihm fliehen, dürfen seine Nachfolger sich freuen. Der Erzvater Hiob sagte im Hinblick auf die Wiederkunft Christi: „Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder.“ Hiob 19,27. Seinen treuen Nachfolgern war Christus ein täglicher Begleiter und vertrauter Freund. Sie lebten in ständiger, enger Verbindung mit Gott. Über ihnen war die Herrlichkeit des Herrn aufgegangen; in ihnen hatte das Licht der Erkenntnis Gottes sich widergespiegelt. Jetzt sind sie glücklich im Glanz des Königs aller Könige, vorbereitet auf die Gemeinschaft des Himmels, weil sie den Himmel schon im Herzen tragen. Erhobenen Hauptes, unter den hellen Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit und froh darüber, dass ihre Erlösung sich naht, gehen sie dem Bräutigam entgegen und sagen: „Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe.“ Jesaja 25,9. „Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen! Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, sich anzutun mit schönem reinem Leinen. Das Leinen aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen. Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind.“ Offenbarung 19,6-9. „Das Lamm … ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen.“ Offenbarung 17,14.

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