Von den anvertrauten Talenten
Matthäus 25,14-30
Auf dem Ölberg hatte Christus den Jüngern von seiner Wiederkunft erzählt. Er hatte sie auf bestimmte Zeichen aufmerksam gemacht, die seinem Kommen vorangehen sollten, und die Jünger ermahnt, zu wachen und vorbereitet zu sein. Nachdrücklich wiederholte er die Warnung: „Deshalb seid wach und haltet euch bereit! Denn ihr wisst weder an welchem Tag noch zu welchem Zeitpunkt ich kommen werde.“ Matthäus 25,13 (Hfa). Dann erklärte er ihnen, wie sie ihn erwarten sollten: nicht untätig, sondern fleißig bei der Arbeit. Zur Verdeutlichung erzählte er das Gleichnis von den anvertrauten Zentnern.
„Es ist wie mit einem Menschen, der außer Landes ging: er rief seine Knechte und vertraute ihnen sein Vermögen an; dem einen gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, jedem nach seiner Tüchtigkeit, und zog fort.“ Matthäus 25,14.15. Der Mann, der weit fort reist, ist Christus. Er erzählte das Gleichnis, kurz bevor er die Erde verließ und in den Himmel zurückging. Die Knechte im Gleichnis sind seine Nachfolger. Wir gehören nicht uns selbst, sondern sind, wie Sklaven, „teuer erkauft“ (1.Korinther 6,20), „nicht mit vergänglichem Silber oder Gold … sondern mit dem teuren Blut Christi“ (1.Petrus 1,18.19), „damit die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.“ 2.Korinther 5,15. Alle Menschen sind zu diesem unermesslich hohen Preis erkauft worden. Gott gab uns nicht nur alle Schätze des Himmels, sondern in Christus auch den Himmel selbst. So erwarb er das Anrecht auf Willen und Zuneigung, auf Geist und Seele eines jeden Menschen. Gläubige wie Ungläubige sind also Eigentum des Herrn und damit verpflichtet, ihm zu dienen. Darüber, wie er dieser Pflicht nachgekommen ist, wird jeder Einzelne am Gerichtstag Rechenschaft ablegen müssen. Nicht alle anerkennen Gottes Ansprüche. Die Knechte im Gleichnis symbolisieren Menschen, die nach eigenem Bekunden im Dienst Christi stehen. Die Nachfolger Christi wurden erlöst, damit sie ihm dienen können. Der wahre Sinn des Lebens, so sagt uns der Herr, besteht darin, für andere da zu sein. Christus selbst war uns auch in dieser Hinsicht ein Vorbild, und von seinen Nachfolgern erwartet er das Gleiche — Dienst für Gott und an den Mitmenschen. Damit hat er der Welt ein höheres Lebensideal vermittelt, als diese jemals zuvor besaß. Ein Leben im Dienst für andere bringt uns in enge Verbindung mit Christus. Unsere Mitarbeit wird zum Bindeglied zwischen uns und Gott sowie unseren Mitmenschen. Seinen Knechten vertraut Christus „seine Habe“ an, die sie für ihn nutzbringend verwenden sollen. Er gibt „einem jeden seine Arbeit“. Markus 13,34. Jeder hat seinen Platz im Plan Gottes und ist dazu aufgerufen, gemeinsam mit Christus seine ganze Kraft dafür einzusetzen, um Menschen für die Ewigkeit zu retten. So gewiss, wie uns ein Platz in den himmlischen Wohnungen ist, so gewiss haben wir hier auf der Erde unsere ganz bestimmten Aufgaben zu erfüllen.
Gaben des Heiligen Geistes
Die Zentner, die Christus seiner Gemeinde anvertraut, sind in erster Linie die Gaben und Segnungen des Heiligen Geistes. „Dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will.“ 1.Korinther 12,8-11. Nicht alle Menschen empfangen also die gleichen Gaben, doch ist jedem Mitarbeiter Gottes eine besondere Gabe zugesichert. Bevor Christus seine Jünger verließ, „blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den heiligen Geist!“ Johannes 20,22. Und er versprach ihnen: „Siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat.“ Lukas 24,49. Doch erst nach seiner Himmelfahrt empfingen die Jünger diese Gabe in ihrer ganzen Fülle. Erst als sie sich gläubig und unter Gebet ganz dem Werk Gottes geweiht hatten, wurde der Heilige Geist über sie ausgegossen, und die Güter des Himmels wurden den Nachfolgern Christi in besonders reichem Maße zugeteilt. „Er ist aufgefahren zur Höhe und hat Gefangene mit sich geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“ „Einem jeden aber von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe Christi.“ Epheser 4,8.7. „Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will.“ 1.Korinther 12,11. Durch Christus gehören uns diese Gaben zwar schon, aber nur durch den Heiligen Geist können wir sie endgültig und für immer besitzen. Die Verheißung des Geistes wird leider oft nicht genügend geschätzt. Deshalb erfüllt sie sich auch nicht so, wie es eigentlich möglich wäre. Weil aber der Heilige Geist fehlt, wird das Evangelium oft so kraftlos verkündigt. Bildung, Begabung, Beredsamkeit und noch viele andere Fähigkeiten mögen zwar vorhanden sein, aber ohne den Geist Gottes wird dadurch kein Herz berührt und kein Sünder für Christus gewonnen. Auf der anderen Seite zeigt Gott uns gerade darin seine Kraft, dass er es selbst dem ärmsten, ungebildetsten Jünger ermöglicht, durch die Verbindung mit Christus und die Gabe des Heiligen Geistes Menschen zu ihm zu führen und damit ein Kanal zu sein, durch den der beste Einfluss des ganzen Universums geleitet werden kann.
Andere Gaben
Nicht nur die Gaben des Geistes sind mit den „Zentnern“ des Gleichnisses gemeint, sondern darüber hinaus alle Fähigkeiten auf weltlichem oder geistlichem Gebiet, die wir von Natur aus mitbringen oder uns angeeignet haben. Sie alle sollen im Dienst für Christus eingesetzt werden. Sobald wir seine Jünger werden, stellen wir ihm alles zur Verfügung, was wir sind und haben. Jesus gibt uns dann unser Geschenk geläutert und veredelt zurück, damit wir es zu seiner Ehre und zum Segen unserer Mitmenschen anwenden können. Gott hat jedem Menschen Gaben gegeben „nach seiner Tüchtigkeit“ und die Zentner keineswegs willkürlich verteilt. Wer im Stande ist, fünf Zentner zu nutzen, der bekommt fünf; wer zwei anlegen kann, erhält zwei. Und dem, der nur mit einem sinnvoll arbeiten kann, wird einer zugeteilt. Niemand braucht sich also zu beklagen, dass er zu wenig erhalten habe, denn Gott, der die Gaben verteilt hat, wird dadurch geehrt, dass das Anvertraute — sei es nun viel oder wenig — genutzt wird. Wer fünf Zentner zu verwalten hat, muss einmal den Ertrag von fünfen abliefern; wer nur einen hat, entsprechend weniger. Gott erwartet von jedem Menschen Leistungen „nach dem, was einer hat, nicht nach dem, was er nicht hat“. 2.Korinther 8,12.
Im Gleichnis „ging der hin, der fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit ihnen und gewann weitere fünf dazu. Ebenso gewann der, der zwei Zentner empfangen hatte, zwei weitere dazu.“ Matthäus 25,16.17. Gaben müssen genutzt werden, selbst wenn sie noch so gering sind. Es geht nicht darum, wie viel wir bekommen haben, sondern ob wir unsere Gaben richtig einsetzen. Gott und unseren Mitmenschen sind wir es schuldig, unsere Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Wer nicht täglich dazulernt und immer nützlicher wird, der versäumt seine Lebensaufgabe. Durch unser Bekenntnis zu Christus legen wir gleichzeitig das Versprechen ab, all unsere Kräfte in seinen Dienst zu stellen. Deshalb wollen wir das, was uns an Fähigkeiten geschenkt worden ist, bis zur höchsten Stufe ausbilden, damit wir recht viel Gutes dadurch tun können. In Gottes Werk gibt es viel zu tun. Wer ihm jetzt treu und willig dient, wird in der Ewigkeit überreich belohnt werden. Der Herr wählt sich seine Mitarbeiter selbst aus und gibt ihnen jeden Tag auf andere Weise Gelegenheit, sich in der Arbeit für ihn zu bewähren. Er stellt Menschen, die nach seinem Plan fragen, in seinen Dienst — nicht, weil sie schon vollkommen wären, sondern weil sie durch die Verbindung mit ihm vollkommen werden können. Gott nimmt nur die an, die sich selbst ein hohes Ziel setzen. Deshalb ist jeder von uns verpflichtet, sein Bestes zu geben und sich um sittliche Vollkommenheit zu bemühen. Nie dürfen wir den Maßstab der Gerechtigkeit unserer ererbten oder erworbenen Neigung zur Sünde anpassen. Eins muss uns klar sein: Ein unvollkommener Charakter ist Sünde. Gott vereinigt als absolut vollkommenes Wesen alle Eigenschaften der Gerechtigkeit in sich; und jeder, der Christus als seinen persönlichen Heiland annimmt, hat das Vorrecht, diese Eigenschaften ebenfalls zu besitzen. Wer ein Mitarbeiter Gottes sein will, muss danach streben, sämtliche physischen und psychischen Fähigkeiten zu vervollkommnen. Wahre Erziehung bedeutet, die leiblichen, geistigen und sittlichen Kräfte jeder Aufgabe gewachsen zu machen und den ganzen Menschen auf den Dienst für Gott vorzubereiten. Eine solche Erziehung behält ihren Wert bis ins ewige Leben. Von uns allen erwartet der Herr, dass wir immer fleißiger und leistungsfähiger werden. Christus hat uns im Voraus durch sein Blut und seine Leiden unseren Lohn dafür ausbezahlt, dass wir ihm zuverlässig und willig dienen. Er kam auf die Welt, um uns ein Beispiel dafür zu geben, wie und mit welcher Einstellung wir für ihn wirken sollen. Er möchte, dass wir die besten Arbeitsmethoden anwenden und so seinem Namen in der Welt Ehre machen. Darüber hinaus sollen wir seinem Vater unsere Liebe und Hingabe zeigen, denn „also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3,16.
Christus hat nicht behauptet, dass es leicht sei, an sich selbst zu arbeiten, um vollkommen zu werden. Wir alle sind weder von Natur aus fehlerlos, noch fällt uns die Vollkommenheit von selbst zu. Sie erreichen wir nur in persönlichem Bemühen durch die Gnade Christi. Gott schenkt uns Fähigkeiten und Geistesgaben; unseren Charakter prägen wir selbst, und zwar in einem harten, unnachgiebigen Kampf mit allen schlechten Veranlagungen. Gegen sie müssen viele Schlachten geschlagen werden. Wir müssen so selbstkritisch sein, dass kein einziger negativer Charakterzug bestehen bleibt. Niemand soll von sich sagen, dass er seine schwachen Seiten nicht überwinden kann. Wer so denkt, wird das ewige Leben ganz gewiss nicht erhalten. Denn es liegt doch an unserem Wollen, wenn es uns unmöglich ist. Wer nicht überwinden will, wird auch nicht überwinden können. Schwierigkeiten entstehen immer dort, wo die Verderbtheit eines ungeheiligten Herzens die Oberhand gewinnen kann und die Bereitschaft fehlt, sich Gott ganz unterzuordnen. Viele hat Gott dazu befähigt, Großes zu leisten; doch sie erreichen nur wenig, weil sie sich nicht anstrengen. Nicht wenige leben in den Tag hinein, ziellos und ohne Ehrgeiz, etwas zu erreichen. Solche Menschen werden dann auch eine Belohnung bekommen, die ihren Leistungen entspricht. Wir werden kein höheres Ziel erreichen, als wir uns gesteckt haben. Deshalb ist es das Beste, sein Ziel so hoch wie möglich anzusetzen und ihm Schritt für Schritt, selbst unter Schmerzen, Selbstverleugnung und Aufopferung, entgegenzustreben, ohne sich durch irgendetwas aufhalten zu lassen. Kein Mensch ist seinem Schicksal so hilflos ausgeliefert, dass er selbst nichts mehr tun könnte. Widrige Umstände sollten für jeden von uns ein Ansporn sein, sie zu überwinden. Wer ein Hindernis besiegt, gewinnt neue Kraft und neuen Mut, auf seinem Weg weiterzugehen. Wenn wir fest entschlossen in die richtige Richtung streben, dann helfen uns auch die äußeren Umstände, statt uns zu behindern.
Zur Ehre Gottes wollen wir uns darum bemühen, jede gute Eigenschaft auszubilden. Dabei ist es wichtig, dass wir in allen Phasen unserer Entwicklung nach seinem Willen fragen, damit wir wie damals Henoch Gott gefallen können. Henoch lebte ja auch in einer Zeit des sittlichen Verfalls, und es gibt heute noch Menschen wie Henoch. Lasst uns standhaft sein wie der treue Staatsmann Daniel, der sich durch keine Versuchung vom rechten Weg abbringen ließ. Wir wollen doch den Einen nicht enttäuschen, der uns alle so sehr liebt, dass er sein Leben gab, um unsere Sünden auszulöschen. Er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Johannes 15,5. Lasst uns daran denken. Selbst wenn wir gesündigt haben, können wir dadurch noch siegreich sein, dass wir unsere Fehler einsehen und aus ihnen lernen. So verwandelt man eine Niederlage in einen Sieg, zur Enttäuschung des Feindes und zur Ehre unseres Erlösers. Entsprechend dem göttlichen Ebenbild geworden zu sein, ist der einzige Reichtum, den wir aus dieser Welt in die zukünftige mitnehmen können. Wer hier in die Schule Christi gegangen ist, wird mit dem Erreichten in die himmlischen Wohnungen eingehen, um sich dort noch weiter auszubilden. Wie unendlich wichtig ist also der Charakter, den wir in diesem Leben entwickeln. Vernunftbegabte Wesen, die in der Wirklichkeit Gottes zu Hause sind, stehen allen zur Seite, die gläubig und entschlossen an sich selbst arbeiten, um jene Vollkommenheit des Charakters zu erlangen, die eine vollkommene Handlungsweise zur Folge hat. Ihnen allen verspricht Christus Hilfe und Beistand. Der menschliche Wille wird — wenn er mit dem Willen Gottes übereinstimmt — allmächtig. Denn was der Herr auch immer von uns zu tun erwartet, wird durch seine Kraft möglich. So enthält jede Aufgabe zugleich auch die Befähigung dafür.
Geistige Fähigkeiten
Gott erwartet, dass wir unsere geistigen Fähigkeiten ausbilden. Es ist seine Absicht, dass die Menschen in seinem Dienst mehr Verstand und ein besseres Urteilsvermögen besitzen sollen als die anderen, die nicht nach ihm fragen. Wer zu gleichgültig oder zu träge ist, um für ihn etwas zu leisten und sein Wissen zu vertiefen, missfällt ihm. Wir sind dazu aufgerufen, ihn von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unseren Kräften zu lieben. Das schließt auch die Verpflichtung mit ein, unseren Verstand zu entfalten, damit wir den Schöpfer wirklich mit allen Kräften kennen und lieben können. Unter der Herrschaft des Heiligen Geistes kann unser Verstand im Dienst für Gott um so brauchbarer werden, je mehr er geschult wird. Wenn jemand nur wenig Bildung genossen hat, sich aber Gott weiht und anderen Menschen zum Segen werden möchte, dann wird der Herr ihm auch eine Aufgabe geben. Wer aber darüber hinaus noch eine gründliche Ausbildung genossen hat, kann von daher gesehen mehr für Christus leisten, hat also einen großen Vorteil.
Der Herr will, dass wir uns um die bestmögliche Ausbildung bemühen, damit wir später anderen unsere Kenntnisse vermitteln können. Niemand von uns weiß im Voraus, an welchem Platz und auf welche Weise er einmal für Gott zu arbeiten oder zu sprechen berufen sein wird. Unser himmlischer Vater allein sieht im Voraus, was aus einem Menschen werden kann. Vor uns liegen Möglichkeiten, von denen wir nicht einmal zu träumen wagen. Wir müssen unseren Geist schulen, um gegebenenfalls die biblische Wahrheit vor den höchsten irdischen Mächten so darstellen zu können, dass Gottes Name geehrt wird. Lasst uns deshalb keine Gelegenheit ungenutzt lassen, uns weiterzubilden, damit wir dann umso besser für Gott arbeiten können. Wenn du als Jugendlicher eine Ausbildung brauchst, dann bemühe dich entschlossen darum, sie auch zu erhalten. Warte nicht, bis sich dir eine Tür öffnet, sondern öffne sie selbst! Nutze jede Gelegenheit, die sich dir bietet. Sei sparsam und gib kein Geld für teure Vergnügungen aus. Sei fest entschlossen, so nützlich und tüchtig zu werden, wie Gott dich haben will. Erledige deine Arbeit gründlich und gewissenhaft. Nimm jede sich bietende Gelegenheit wahr, um deinen Verstand zu schulen. Dabei möchte ich dir empfehlen, dich als Ausgleich zur geistigen Arbeit in nützlicher Weise körperlich zu betätigen. Durch stetes Bemühen, Wachsamkeit und Gebet wird dir Weisheit von oben geschenkt werden. Auf diese Weise eignest du dir eine umfassende Bildung an. Das wirkt sich auch auf deinen Charakter aus und schenkt dir Einfluss auf andere Menschen, sodass du ihnen den Weg zur Gerechtigkeit und Heiligung zeigen kannst.
Wir könnten uns selbst viel mehr Wissen aneignen, wenn wir nur alle Möglichkeiten und Vorrechte, die uns geboten werden, wahrnehmen wollten. Echte Bildung ist mehr als das, was die Universität vermitteln kann. Zwar dürfen wir das Studium der Wissenschaften nicht vernachlässigen, doch Bildung (im höheren Sinne) erhalten wir nur durch eine lebendige Verbindung mit Gott. Jeder Studierende sollte deshalb durch die Bibel enge Gemeinschaft mit dem großen Lehrer suchen. Wer sein Denken geschult hat, ist dann auch in der Lage, sich auf der Suche nach der göttlichen Wahrheit selbst mit schwierigen Problemen auseinander zu setzen. Wer nach Erkenntnis hungert, um seinen Mitmenschen helfen zu können, der wird von Gott gesegnet werden. Durch das Studium seines Wortes wird unser Denken angeregt, unsere Fähigkeiten können sich entfalten, und wir werden auf geistigem Gebiet immer leistungsfähiger. Wer für Gott arbeiten will, muss Selbstdisziplin gelernt haben. Damit erreicht er mehr als durch gewandte Rede und beeindruckende Fähigkeiten. Ein einfacher Mensch, der sich selbst in der Gewalt hat, kann mehr und Wertvolleres leisten als einer, der trotz ausgezeichneter Bildung und großartiger Begabung unfähig ist, sich zu beherrschen.
Redegabe
Die Redegabe ist ein Talent, das sorgfältig gepflegt zu werden verdient. Von allen Gaben Gottes kann sie am meisten Segen stiften, denn mit ihrer Hilfe überzeugen wir andere, beten wir und danken Gott oder erzählen unseren Mitmenschen von der Liebe des Erlösers. Wie wichtig ist es also, diese Fähigkeit optimal zu schulen! Selbst intelligente, engagierte Christen vernachlässigen oft die Stimmbildung. Viele sprechen oder lesen so leise oder hastig vor, dass man sie kaum verstehen kann. Einige haben eine breite, undeutliche Aussprache; andere dagegen sprechen in einem so scharfen und schrillen Tonfall, dass es in den Ohren schmerzt. Bibeltexte, Lieder, Berichte und Bekanntmachungen werden in großen Versammlungen oft in einer Weise vorgetragen, dass alle Wirkung und aller Nachdruck verloren gehen, ja, dass man manchmal so gut wie nichts versteht. Hier kann und muss Abhilfe geschaffen werden. Die Bibel macht dazu eine klare Aussage. Die Leviten, die zur Zeit Esras dem Volk aus der Heiligen Schrift vorlasen, „legten das Buch des Gesetzes Gottes klar und verständlich aus, sodass man verstand, was gelesen worden war.“ Nehemia 8,8. Jeder von uns kann, wenn er sich nur darum bemüht, laut und deutlich vorlesen und klar und verständlich sprechen. Auf diese Weise werden wir in der Arbeit für Christus weitaus leistungsfähiger.
Jeder Christ hat den Auftrag, anderen Menschen den unerforschlichen Reichtum Christi zu erschließen, deshalb muss er sich bemühen, seine Redegabe zu vervollkommnen. Das Wort Gottes soll ja so verkündigt werden, dass es die Zuhörer anspricht. Gott will auf keinen Fall, dass seine unermessliche Gnade, die er der Welt zugedacht hat, durch das unbeholfene Verhalten seiner menschlichen Mitarbeiter in ihrer Kraft beeinträchtigt oder gar herabgewürdigt wird. Lasst uns auf Jesus, unser vollkommenes Vorbild, sehen und um den Beistand des Heiligen Geistes bitten. Seine Kraft wird es uns ermöglichen, in jeder Hinsicht ein vollkommener Mitarbeiter für ihn zu werden. Das gilt besonders für alle, die zur Arbeit mit Menschen berufen sind. Prediger und Lehrer müssen sich bewusst sein, dass sie eine Botschaft verkündigen, die Bedeutung für die Ewigkeit hat. Am Jüngsten Tag werden sie einmal nach der Wahrheit gerichtet werden, die sie gepredigt haben. Bei manchen Menschen kommt alles darauf an, wie ihnen die Botschaft gebracht wird. Bei ihnen muss der Verstand ebenso wie das Herz angesprochen werden. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, keinesfalls hastig, sondern einprägsam und dem Ernst des Inhalts angemessen zu sprechen.
In allen Bereichen christlicher Arbeit ist die Pflege und der rechte Gebrauch der Redegabe wichtig. Lasst uns auch im Familienleben, ja überhaupt im Umgang miteinander einen freundlichen Ton und eine korrekte Ausdrucksweise pflegen. Liebenswürdige Worte sind für unser Seelenleben das, was Tau und Regen für das Land bedeuten. Von Christus sagt die Schrift: „Voller Huld sind deine Lippen“ (Psalm 45,3), und er „wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden“. Jesaja 50,4. Der Herr fordert uns auf: „Eure Rede sei allezeit freundlich“ (Kolosser 4,6), „damit es Segen bringe denen, die es hören“. Epheser 4,29. Gerade, wenn wir andere zum Guten beeinflussen wollen, sollten wir sorgfältig auf jedes unserer Worte achten. Sie können ja dafür entscheidend sein, ob jemand den Weg zum Leben oder den zum Tod wählt. Manche sprechen mit anderen scharf und streng, wenn sie tadeln oder gute Ratschläge geben wollen; das ist aber ganz und gar nicht geeignet, ein wundes Herz zu heilen. Ein falsches Wort kann den Betroffenen zum Zorn reizen oder ihn rebellisch machen. Wer deshalb für die Grundsätze der Wahrheit eintreten will, benötigt die Kraft der himmlischen Liebe. Zurechtweisung muss unter allen Umständen von Liebe geprägt sein, denn nur so kann sie helfen, statt den anderen zu verbittern. Christus wird uns durch seinen Heiligen Geist dazu die Kraft geben.
Kein Wort darf unbedacht geäußert werden. Üble Nachrede, seichtes Geschwätz, mürrisches Herumnörgeln oder anzügliche Zweideutigkeiten kommen keinem über die Lippen, der Christus wirklich nachfolgt. Der Apostel Paulus schrieb unter dem Einfluss des Heiligen Geistes: „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen.“ Epheser 4,29. Damit sind nicht nur wirklich abscheuliche Worte gemeint, sondern jeder Ausdruck, der unvereinbar ist mit den heiligen Grundsätzen und dem reinen, unbefleckten Wort Gottes. Außerdem sollen wir alle Anspielungen auf das Böse vermeiden, denn wenn man ihnen nicht energisch entgegentritt, können sie zu großer Sünde verleiten. Jede Familie und jeder einzelne Christ ist dazu aufgerufen, schlechtes Gerede zu unterlassen. In Gesellschaft von Leuten, die bedenkenlos tratschen, haben wir die Pflicht, wenn möglich dafür zu sorgen, dass sich das Gesprächsthema ändert. Mit Gottes Gnade können wir dem Gespräch ganz unmerklich eine positive Wendung geben.
Es ist Aufgabe der Eltern, ihre Kinder auch in dieser Hinsicht verantwortungsbewusst zu erziehen. Gerade in der Familie wird ja zuerst der Grund dafür gelegt, welche Sprache Kinder gebrauchen. Von klein auf können wir sie dazu anhalten, mit uns als Eltern und untereinander mit Achtung und Liebe zu reden. Ihnen sollte beigebracht werden, dass nur wahre, anständige und freundliche Worte über ihre Lippen kommen sollten. Wenn wir selbst bereit sind, täglich von Christus zu lernen, dann können wir auch den Kindern vorleben, was es heißt, immer bei der Wahrheit zu bleiben und „mit heilsamem und untadeligem Wort“ zu reden. Titus 2,8. Das ist eine Aufgabe mit großer Verantwortung. Als Nachfolger Christi wollen wir uns auch mit Worten gegenseitig im Glaubensleben helfen und ermutigen. Viel mehr als bisher sollten wir einander unsere wunderbaren Erfahrungen mit Gottes liebevoller Güte und der unermesslich tiefen Liebe des Heilandes erzählen. Lasst uns den Herrn loben und ihm danken. Wenn unser Herz erfüllt ist von Gottes Liebe, zeigt sich das auch in unseren Gesprächen. Dann wird es uns nicht schwer fallen, an andere das weiterzugeben, was unser geistliches Leben so reich gemacht hat. Wir brauchen uns nur mit großartigen Gedanken zu beschäftigen, uns hohe Ziele zu stecken, einen klaren Begriff von der Wahrheit und selbstlose Motive sowie den Wunsch nach Frömmigkeit und Heiligung zu haben, dann werden unsere Worte deutlich zeigen, welchen Schatz wir im Herzen tragen. Christus prägt dann unsere Gespräche, und wir haben dann auf diese Weise auch die Kraft, Menschen für ihn zu gewinnen.
Lasst uns zu den Menschen über Christus reden, die ihn noch nicht kennen. Auch darin hat er uns ein Vorbild gegeben. Wo immer er war, in der Synagoge, unterwegs, im Boot auf dem See Genezareth, auf dem Fest des Pharisäers oder am Tisch des Zöllners — überall sprach er mit den Menschen über das ewige Leben. Die Natur und der Alltag der Menschen boten ihm genügend Anknüpfungspunkte, um seine Botschaft der Wahrheit zu verdeutlichen. Die Menschen fühlten sich zu ihm hingezogen, weil er ihre Kranken heilte, sie in ihrem Kummer tröstete und ihre Kinder auf den Arm nahm und segnete. Er brauchte nur den Mund zu öffnen, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Viele wurden durch seine Worte zum ewigen Leben geführt. Wir sollen es genauso machen und jede Gelegenheit nutzen, um anderen vom Heiland zu erzählen. Wenn wir wie Christus Gutes tun, dann werden sich uns die Herzen öffnen wie damals ihm, und wir können, ohne aufdringlich zu sein, von dem erzählen, der „auserkoren unter vielen Tausenden“ ist und über den es heißt: „Alles an ihm ist lieblich.“ Hohelied 5,10.16. Das ist die höchste Aufgabe, wozu wir unsere Redegabe benutzen können. Sie wurde uns geschenkt, damit wir Christus als den Heiland verkünden können, der die Sünden vergibt.
Einfluss
Christus übte während seines Lebens auf dieser Erde einen unbegrenzt wirkenden Einfluss aus, der ihn mit Gott und der ganzen menschlichen Familie verband. Durch Christus hat Gott in den Menschen eine Kraft geweckt, die es ihnen unmöglich macht, nur für sich selbst zu leben. Wir Menschen sind alle ein Teil von Gottes großer Schöpfung, deshalb gehören wir zusammen und sind uns gegenseitig verpflichtet. Niemand lebt völlig unabhängig für sich allein; ob es jemandem gut oder schlecht geht, hat auch auf die Menschen in seiner Umgebung bestimmte Auswirkungen. Nach Gottes Vorstellungen soll sich jeder für das Glück des anderen verantwortlich fühlen. Jeder Mensch hat seine eigene Ausstrahlung. Beim einen ist sie geprägt von der Leben spendenden Kraft des Glaubens, von Lebensmut, Hoffnung und Liebe. Beim anderen dagegen sehen wir bedrückende Unzufriedenheit und Selbstsucht oder gar eine Lebenshaltung, die durch bewusstes sündigen vollkommen vergiftet ist. Die Ausstrahlung, die uns umgibt, beeinflusst jeden, der mit uns in Berührung kommt, auch wenn wir das gar nicht merken.
Damit haben wir eine Verantwortung, der wir uns nicht entziehen können. Was wir sagen oder tun, wie wir uns kleiden und benehmen, ja selbst unser Gesichtsausdruck übt einen Einfluss aus, dessen Wirkung, ob gut oder schlecht, nicht abgeschätzt werden kann. Jeder Eindruck, den wir hinterlassen, ist wie ein Same, der aufgehen wird, oder wie ein Glied in der langen Kette menschlicher Ereignisse, deren Ende nicht abzusehen ist. Wenn wir anderen mit gutem Beispiel vorangehen, vermitteln wir ihnen die Kraft, selbst Gutes zu tun. Sie ihrerseits beeinflussen wieder andere, und so weiter. So können, ohne dass wir davon wissen, durch unseren Einfluss unzählige Menschen gesegnet werden. Wirf einen Stein ins Wasser, und sofort entsteht eine Welle, dann noch eine und noch eine. Je mehr es werden, desto weiter wird der Kreis, bis er schließlich das Ufer erreicht. Mit unserem Einfluss verhält es sich nicht anders. Mehr als wir ahnen oder es in der Hand haben, wird er für andere zum Segen oder zum Fluch. Charakter ist Macht. Das stille, treue Leben in Gott voll Selbstlosigkeit übt einen fast unwiderstehlichen Einfluss aus. Wir helfen mit, Menschen für die Ewigkeit zu retten, wenn in unserem Leben die Gesinnung Christi zum Tragen kommt. Dies ist überhaupt die einzige Möglichkeit für uns, Christi Mitarbeiter zu sein. Und je weiter unser Einfluss reicht, desto mehr Gutes können wir tun. Wenn alle, die Gott zu dienen vorgeben, wie Christus nach den Grundsätzen des göttlichen Gesetzes leben, wenn sie wirklich Gott mehr als alles andere und ihren Nächsten wie sich selbst lieben, dann hat die Gemeinde auch die Kraft, die ganze Welt zu beeinflussen und zu ändern.
Wir dürfen aber auch nicht übersehen, dass es ebenso einen Einfluss zum Schlechten gibt. Es ist schlimm genug, einmal selbst verloren zu gehen; viel schlimmer ist es aber noch, die Ursache dafür zu sein, dass andere verloren gehen. Was für ein schrecklicher Gedanke, dass unser Einfluss andere zum Tode führen könnte! Und doch ist dies durchaus möglich. Viele behaupten, für Christus zu arbeiten, und arbeiten doch in Wirklichkeit gegen ihn. Deshalb ist die Gemeinde so schwach. Sie können gar nicht genug kritisieren und anklagen. Mit ihren Unterstellungen, Eifersüchteleien und ihrer Unzufriedenheit machen sie sich selbst zu Werkzeugen Satans. Bevor sie überhaupt merken, was sie tun, hat der Feind bereits durch sie sein Ziel erreicht: Der schlechte Eindruck ist gemacht, der Schatten gefallen, Satans Pfeile haben getroffen. Misstrauen, Unglaube und offener Abfall treten bei denen zu Tage, die sonst vielleicht Christus angenommen hätten. Unterdessen blicken Satans menschliche Helfer selbstzufrieden auf jene, für deren Unglauben sie mitverantwortlich sind und die jetzt weder mit Bitten noch mit Ermahnungen erreicht werden können. Sie sind stolz darauf, im Vergleich zu den Betreffenden rechtschaffen zu sein, übersehen dabei aber ganz, dass sie durch ihr unbesonnenes Gerede und ihr böses Herz diese Menschen, die ohnehin schon großen Versuchungen ausgesetzt waren, zu Fall gebracht haben. Die Leichtfertigkeit, Genusssucht und sorglose Gleichgültigkeit von Menschen, die sich Christen nennen, bringen so manchen vom Weg des Lebens ab. Viele Christen werden einmal Angst bekommen, wenn sie vor dem Richterstuhl Gottes mit den Folgen ihres Einflusses konfrontiert werden.
Nur die Gnade Gottes kann uns helfen, diese Gabe in die richtige Bahn zu lenken. Wir selbst besitzen ja nichts, womit wir andere positiv beeinflussen könnten. Haben wir unsere Hilflosigkeit und Abhängigkeit von der göttlichen Kraft erst einmal erkannt, dann vertrauen wir nicht mehr auf uns selbst. Wir wissen nicht, welche Folgen ein Tag, eine Stunde, ein Augenblick haben kann. Deshalb wollen wir nie einen Tag beginnen, ohne uns dem himmlischen Vater zu unterstellen. Seine Engel sind beauftragt, über uns zu wachen, und unter ihrer Obhut können wir jederzeit auf ihre Hilfe rechnen. Sie verhindern, dass wir unbewusst einen schlechten Einfluss ausüben, bringen uns auf bessere Wege, wählen unsere Worte aus und lenken unser Tun. So wird unser Einfluss eine stille, unmerkliche, aber doch mächtige Kraft, die andere Menschen zu Christus führt und ihnen den Himmel öffnet.
Zeit
Unsere Zeit, ja, jeder Augenblick gehört Gott, und es ist unsere heiligste Pflicht, sie zu seiner Ehre zu nutzen. Über keinen der uns anvertrauten Zentner verlangt er genauere Rechenschaft als über die Zeit. Sie ist von unschätzbarem Wert. Für Christus war jeder Augenblick kostbar, und so sollte es uns auch gehen. Das Leben ist zu kurz, um es mit Belanglosigkeiten zu verbringen. Nur wenige Tage der Bewährung sind uns zur Vorbereitung auf die Ewigkeit geschenkt. Wir haben weder Zeit zum Vergeuden, noch für die Jagd nach dem Vergnügen oder um uns auf die Sünde einzulassen. Gerade jetzt sollen wir uns ja auf das zukünftige Leben in der Ewigkeit, aber auch auf das Untersuchungsgericht vorbereiten. Kaum ist der Mensch geboren, da beginnt er schon wieder zu altern und geht dem Tod entgegen. Sein Leben unaufhörlicher Arbeit endet im Nichts, wenn er sich nicht rechtzeitig auf die Ewigkeit besinnt. Wer seine Zeit aber sinnvoll nutzt, der bereitet sich in ihr auf die Unsterblichkeit vor und ist deshalb nicht umsonst geboren.
Wir werden ermahnt, die Zeit auszukaufen. Einmal vergeudete Zeit ist für immer verloren. Keinen einzigen Augenblick davon können wir zurückholen. „Auskaufen“ können wir sie nur, indem wir aus der uns noch verbleibenden Zeit das Beste machen, also Mitarbeiter Gottes in seinem großartigen Erlösungsplan werden. Wer das tut, wird feststellen, dass sich sein Wesen ändert. Er wird ein Kind Gottes, ein Angehöriger der königlichen Familie, ein Kind des himmlischen Herrschers; er wird würdig, bei den Engeln aufgenommen zu werden. Jetzt ist für uns die Zeit, um Menschen den Weg zur Erlösung zu zeigen. Manche Leute meinen, es sei schon genug, wenn sie Geld für die Sache Christi spenden; mehr werde nicht von ihnen verlangt. Ihre kostbare Zeit, in der sie persönlich Evangelisationsarbeit leisten könnten, bleibt ungenutzt. Jeder gesunde Christ hat die Aufgabe, Gott mit allen seinen Kräften zu dienen, um Menschen für Christus zu gewinnen. Geldspenden sind kein Ersatz für persönliche Arbeit. Weil jeder Augenblick wichtig ist für unser ewiges Schicksal, müssen wir immer dienstbereit sein. Möglicherweise kommt die Gelegenheit nie wieder, einem bestimmten Menschen das Wort des Lebens zu bringen, denn Gott könnte ja zu ihm sagen: „Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern.“ Lukas 12,20. Dann sind wir vielleicht mitschuldig, wenn er nicht bereit ist, vor Gott zu treten. Wie aber sollen wir uns am großen Gerichtstag rechtfertigen?
Das Leben ist zu wichtig, um es nur mit irdischen Angelegenheiten auszufüllen und selbst von der Sorge und Angst um Dinge besessen zu sein, die im Vergleich zur Ewigkeit völlig bedeutungslos sind. Gott fordert uns allerdings auf, ihm auch im Alltagsleben zu dienen. Gewissenhaftigkeit in dieser Hinsicht gehört ebenso zu wahrer Frömmigkeit wie Andacht und Gebet. Die Bibel kennt keine Entschuldigung fürs Nichtstun. Faulheit ist der schlimmste Fluch, der unsere Welt heimsucht. Wer wirklich bekehrt ist, wird auch fleißig und sorgfältig arbeiten. Vom rechten Gebrauch der Zeit hängt es ab, welche Kenntnisse und Bildung wir uns aneignen. Armut, niedrige Herkunft und andere ungünstige Umstände brauchen kein Hinderungsgrund zu sein, wenn wir nur jeden Augenblick richtig nutzen. Hier ein paar Minuten, da ein paar Minuten — wie leicht sind sie mit nutzlosem Gerede vergeudet! Morgens kommt man nicht aus dem Bett. Dann verstreicht kostbare Zeit ungenutzt, während wir im Bus oder in der Bahn sitzen oder an der Haltestelle warten. Wir sitzen tatenlos herum, bis das Essen serviert wird oder jemand, mit dem wir verabredet sind, eintrifft. Diese Zeit wäre für uns nutzbringend, wenn wir ein Buch zur Hand hätten und sie so mit Studieren, Lesen oder Nachdenken ausfüllen würden. Was könnten wir so nicht alles schaffen! Wer seine Zeit richtig einteilt, wer fleißig und zielstrebig ist, der kann sich Wissen und eine geistige Gewandtheit aneignen, die ihn zu fast jeder einflussreichen Position befähigt.
Jeder Christ hat die Pflicht, systematisch, gründlich und schnell zu arbeiten. Es gibt keine Entschuldigung für Trödelei und Stümperhaftigkeit. Wenn jemand ständig beschäftigt ist und trotzdem nie etwas zu Wege bringt, dann ist er wahrscheinlich nicht ganz bei der Sache. Der Betreffende muss sich darüber klar werden, dass er sein falsches Verhalten unbedingt korrigieren und lernen muss, mit dem geringst möglichen Zeitaufwand den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Mit der richtigen Methode kann man es schaffen, für eine Arbeit nur noch halb so viel Zeit wie vorher zu benötigen. Manche Frauen beispielsweise sind pausenlos im Haushalt beschäftigt — aber nicht, weil so viel zu tun wäre, sondern weil sie nicht Zeit sparend vorgehen. Langsam und umständlich wie sie sind, machen sie aus einer Kleinigkeit eine Riesenarbeit. Aber hier kann man umlernen. Man muss sich nur bei dem, was man tut, ein Ziel setzen und sich an einen festen Zeitplan halten. Entscheidend ist der feste Wille, flink zu arbeiten, dann kann man es auch schaffen. Wem es an der Bereitschaft fehlt, sich zusammenzureißen und zu ändern, bei dem setzen sich leicht falsche Arbeitsmethoden unausrottbar fest. Andererseits kann jemand, der seine Begabungen nutzt, in bestmöglicher Weise die ihm gestellten Aufgaben erfüllen. Überall nimmt man seine Dienste gern in Anspruch; er ist geachtet und geschätzt.
Viele Kinder und junge Leute vertrödeln ihre Zeit, statt bei der Hausarbeit mitzuhelfen und damit den Eltern ihre Liebe zu zeigen. Gerade die älteren unter ihnen könnten schon manche Aufgabe übernehmen, die sonst ein anderer ausführen muss. Von frühester Kindheit an war das Leben Christi mit ernsthafter Arbeit ausgefüllt. Er lebte nicht zu seinem Vergnügen. Obwohl er der Sohn Gottes war, arbeitete er mit seinem Vater Joseph als Zimmermann. Dieser Beruf symbolisierte zugleich, dass er als Charakterbaumeister in die Welt gekommen war, der jede Arbeit vollkommen ausführte. In seiner ganzen beruflichen Tätigkeit erbrachte er dieselbe makellose Leistung, wie in der Umwandlung der Charaktere durch seine göttliche Kraft. Er ist unser großes Vorbild. Als Eltern haben wir die Aufgabe, unseren Kindern den Wert der Zeit zu erklären und ihnen zu zeigen, wie man sie richtig ausnutzt. Sie sollen lernen, dass es die Mühe wert ist, sich für etwas anzustrengen, das Gott ehrt und den Menschen Segen bringt. Schon die ganz Kleinen können Gottes Mitarbeiter sein. Es ist eine schwere Sünde, wenn Eltern dulden, dass ihre Kinder faul sind. Kinder gewöhnen sich schnell an das Nichtstun und wachsen so zu nutzlosen, unfähigen Menschen heran. Im Berufsleben sind sie dann bei der Arbeit träge, erwarten aber dieselbe Bezahlung wie andere, die tüchtig sind. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen solchen Menschen und anderen, die sich ihrer Verantwortung als Haushalter Gottes bewusst sind.
Faulheit und Sorglosigkeit bei der täglichen Arbeit wirken sich auch auf das Glaubensleben aus. Sie machen uns unfähig dazu, für Gott etwas zu leisten. Viele hätten durch fleißige Arbeit der Welt zum Segen werden können, aber durch ihre Trägheit haben sie ihr Leben verpfuscht. Mangelnder Einsatz und fehlende Entschlusskraft öffnen Tür und Tor für tausend Versuchungen. Schlechte Gesellschaft und üble Gewohnheiten verderben den Menschen und das Resultat besteht aus zerstörten Hoffnungen für Zeit und Ewigkeit. Für jede Aufgabe, in der wir stehen, gilt uns die Aufforderung aus Gottes Wort: „Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn.“ Römer 12,11. „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu.“ Prediger 9,10. „Ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus!“ Kolosser 3,24.
Gesundheit
Gesundheit ist ein Segen, den nur wenige zu schätzen wissen; und doch hängt von ihr weitgehend unsere geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ab. Unsere stärksten Triebe und Empfindungen haben ihren Sitz im Körper. Deshalb müssen wir ihn in der bestmöglichen Verfassung erhalten und ihn geistlichen Einflüssen unterordnen, denn nur so können wir die in uns angelegten Fähigkeiten auf optimale Weise entfalten. Alles, was unsere körperlichen Kräfte mindert, schwächt auch unseren Geist und die Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Wir sind dann immer weniger in der Lage, das Gute zu wählen, und unsere Willenskraft, das Richtige zu tun, nimmt ab. Der Missbrauch der Körperkräfte verkürzt unsere Lebenszeit, die wir sonst zur Ehre Gottes nutzen könnten, und macht uns unfähig, seinen Auftrag auszuführen. Falsche Angewohnheiten — wie etwa, die Nacht zum Tag zu machen oder auf Kosten der Gesundheit zu essen, was und wie viel einem schmeckt — beeinträchtigen unser körperliches Wohlbefinden.
Mangelnde Bewegung sowie geistige und körperliche Überarbeitung bringen leicht das Nervensystem aus dem Gleichgewicht. Wer auf diese Weise sein Leben verkürzt und so für den Dienst Gottes unbrauchbar wird, weil er die Naturgesetze nicht beachtet, der beraubt Gott und Mitmenschen, weil er selbst schuld daran ist, dass er anderen nicht zum Segen wird, obwohl Gott ihn doch mit diesem Auftrag in die Welt gesandt hat. Mit der Zeit können solche Menschen selbst ganz leichte Aufgaben nicht länger übernehmen. Wenn wir aber infolge schädlicher Gewohnheiten der Welt Gutes vorenthalten, dann machen wir uns vor Gott schuldig. Wer das Naturgesetz übertritt, verstößt gleichzeitig gegen das Sittengesetz; Gott ist ja der Urheber von beiden. Sein Gesetz steht auf jedem unserer Muskeln und auf jeder Fähigkeit. Missbrauchen wir irgendeinen Teil unseres Organismus, dann ist dies eine Verletzung des göttlichen Gesetzes.
Alle sollten den Bau des menschlichen Körpers so gut kennen, dass sie sich selbst für die Arbeit in Gottes Werk bei Kräften halten können. Unsere Gesundheit muss sorgfältig gepflegt werden, damit wir die göttliche Natur in ihrer Fülle widerspiegeln können. Die enge Beziehung zwischen körperlicher Verfassung und geistlichem Leben bietet Stoff für ein ganzes Unterrichtsfach und sollte auch im Elternhaus immer wieder hervorgehoben werden. Es ist für jeden wichtig, sich Grundkenntnisse in Anatomie anzueignen und nach den Gesetzen zu fragen, die dahinterstehen. Wer in freiwilliger Unwissenheit gegen diese Gesetze verstößt, der versündigt sich gegen Gott. Jeder muss bestrebt sein, so gesund wie möglich zu leben. Das wird dann möglich, wenn wir unsere Gewohnheiten vom Verstand leiten lassen, der seinerseits unter Gottes Leitung steht. „Oder wisst ihr nicht“, schreibt der Apostel Paulus, „dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preist Gott mit eurem Leibe.“ 1.Korinther 6,19.20.
Kraft
Wir werden aufgefordert, Gott nicht nur von ganzem Herzen und von ganzer Seele, sondern auch mit all unseren Kräften zu lieben. Das schließt ein, dass wir unsere Körperkräfte sinnvoll gebrauchen. Christus erledigte seine irdischen Aufgaben genauso gewissenhaft wie die geistlichen. Er ging an alles mit dem Vorsatz heran, den Willen seines Vaters zu erfüllen. Himmlisches und Irdisches ist viel enger miteinander verbunden und steht viel unmittelbarer unter der Aufsicht Christi, als viele meinen. Von Jesus stammte der Plan für das erste irdische Heiligtum, die Stiftshütte. Auch für den Bau des salomonischen Tempels gab er genaue Anweisungen. Während seines Erdenlebens arbeitete er als Zimmermann in Nazareth und war doch zugleich der himmlische Baumeister, der den Plan des heiligen Gebäudes entworfen hatte, in dem sein Name geehrt werden sollte. Kein anderer als Christus schenkte den Erbauern der Stiftshütte die Gabe, jenes einmalige Meisterwerk zu errichten. Er sagte: „Siehe, ich habe mit Namen berufen Bezalel, den Sohn Uris, des Sohnes Hurs, vom Stamm Juda, und habe ihn erfüllt mit dem Geist Gottes, mit Weisheit und Verstand und Erkenntnis und mit aller Geschicklichkeit … Und siehe, ich habe ihm beigegeben Oholiab, den Sohn Ahisamachs, vom Stamm Dan, und habe allen Künstlern die Weisheit ins Herz gegeben, dass sie alles machen können, was ich dir geboten habe.“ 2.Mose 31,2.3.6.
Nach Gottes Willen sollen seine Mitarbeiter in ihm den Ursprung aller Talente sehen, die sie besitzen. Alle guten Erfindungen und Verbesserungen gehen aus „vom Herrn Zebaoth; sein Rat ist wunderbar, und er führt es herrlich hinaus.“ Jesaja 28,29. Der Arzt verdankt seine geschickte Hand, sein Wissen um die Funktion der Nerven und Muskeln sowie sein Verständnis für die feinen Zusammenhänge innerhalb des Organismus allein der Vollmacht von Gott. Sie ist ihm geschenkt worden, damit er in der Lage ist, kranken Menschen zu helfen. Der Zimmermann hat die Geschicklichkeit, mit der er mit dem Hammer umgeht, ebenso von Gott, wie der Schmied die Kraft, den Amboss zum Klingen zu bringen. Der Herr hat uns Gaben anvertraut und erwartet nun von uns, dass wir ihn fragen, wie wir sie richtig gebrauchen können. Er will unser Denken beeinflussen, was immer und wo wir auch arbeiten, damit wir Vollkommenes leisten können. Unseren Glauben können wir nicht aus dem Berufsleben heraushalten; beide gehören zusammen. Was immer wir tun oder sagen, sollte Ausdruck unserer bibelorientierten Überzeugung sein. Gott möchte bei weltlichen wie bei geistlichen Vorhaben mit uns zusammenarbeiten, sei es nun in der Industrie oder in der Landwirtschaft, im kaufmännischen Bereich oder auf wissenschaftlichem Gebiet. Ein Christ ist in jeder Hinsicht auf Gottes Mitwirken angewiesen.
Gott hat bereits aufgezeigt, unter welchen Voraussetzungen eine solche Zusammenarbeit möglich ist. Sein Ruhm muss unser einziger Beweggrund sein. Dann führen wir unsere Aufgaben aus Liebe zu Gott aus und sind in Übereinstimmung mit seinem Willen. Den Willen Gottes zu tun, ist ebenso wichtig beim Bau eines Hauses beispielsweise wie beim Besuch des Gottesdienstes. Wer sein Wesen von den richtigen Grundsätzen prägen lässt, der wird auch bei seiner täglichen Arbeit an Gnade und Erkenntnis zunehmen. Allerdings verzichtet Gott selbst auf die glänzendsten Begabungen und den beeindruckendsten Gottesdienst, wenn Menschen nicht bereit sind, ihr eigenes Ich zu opfern. Die Wurzel muss heilig sein, damit eine Frucht wachsen kann, die Gott gefällt. Der Herr machte Daniel und Joseph zu tüchtigen Verwaltern. Sie konnte er gebrauchen, weil sie nicht für ihr eigenes Vergnügen, sondern für ihn lebten. Gerade von Daniel können wir manches lernen. Sein Leben zeigt uns, dass auch ein Mann in der Wirtschaft nicht notwendigerweise ein rücksichtsloser Stratege sein muss, sondern bei jeder Entscheidung Gott um Rat fragen kann. Als oberster Regierungsbeamter des Babylonischen Reiches war Daniel zugleich ein Prophet Gottes, der das Licht der himmlischen Offenbarung empfing. Die ehrgeizigen Staatsmänner der Welt vergleicht die Bibel mit dem Gras, das schnell wächst, aufblüht und verdorrt. Trotzdem braucht der Herr intelligente Mitarbeiter für die verschiedensten Aufgaben innerhalb seines Werkes. Er sucht Geschäftsleute, die die großartigen Grundsätze der Wahrheit in ihren Unternehmungen verwirklichen und ihre Fähigkeiten durch gründliche Weiterbildung ständig vervollkommnen. Wenn es Leute gibt, die in jeder Hinsicht alle Möglichkeiten nutzen sollten, um so klug und tüchtig wie möglich zu werden, dann sind es jene, die ihre Fähigkeiten dafür zur Verfügung stellen, dass das Reich Gottes in dieser Welt aufgerichtet werden kann! Von Daniel heißt es, dass auch die genaueste Untersuchung seiner Verwaltungstätigkeit keinen einzigen Irrtum oder Fehler zum Vorschein brachte. Darin kann er jedem, der eine leitende Stellung innehat, als Vorbild dienen. Sein Beispiel zeigt, was man erreichen kann, wenn man Verstand, Herz und alle Kräfte in den Dienst Gottes stellt.
Geld
Auch Besitz vertraut Gott den Menschen an, denn von ihm haben sie die Kraft, Wohlstand zu erwerben. Er erfrischt die Erde mit dem Tau des Himmels und mit Regen; er lässt die Sonne scheinen, die das Land erwärmt, überall in der Natur neues Leben weckt und es zum Blühen und Reifen bringt. Dann bittet er uns, dass wir ihm von seinem Besitz etwas zurückgeben. Wir haben unser Geld nicht bekommen, um uns damit groß zu tun. Als treue Haushalter sollen wir es zur Ehre und zum Ruhm Gottes verwenden. Manche Leute vertreten die Ansicht, nur ein Teil ihres Besitzes gehöre Gott. Haben sie eine bestimmte Summe für religiöse und mildtätige Zwecke gegeben, dann betrachten sie das übrige Geld als ihr Eigentum, über das sie nach Belieben verfügen können. Damit sind sie aber einem Irrtum erlegen. Alles, was wir besitzen, gehört dem Herrn, und ihm sind wir dafür verantwortlich, wie wir seine Gaben nutzen. Jeder Pfennig, den wir ausgeben, zeigt auch etwas davon, ob wir Gott über alles und unseren Nächsten wie uns selbst lieben.
Geld hat einen großen Wert, weil man damit viel Gutes tun kann. In den Händen der Kinder Gottes wird es zu Speise, Trank und Kleidung für die Bedürftigen. Wir können damit die Entrechteten unterstützen und den Kranken helfen. Geld ist allerdings nur dann mehr wert als zum Beispiel Sand, wenn es für die elementaren Bedürfnisse des täglichen Lebens, zum Segen der Mitmenschen und zur Förderung des Werkes Gottes ausgegeben wird. Angehäufter Reichtum erweist sich mit der Zeit nicht nur als nutzlos, sondern sogar als Fluch, weil er uns leicht von den himmlischen Schätzen ablenkt. Am Jüngsten Tag wird er als Beweis für ungenutzte Möglichkeiten gelten und damit über seinen Besitzer Verdammnis bringen. Die Schrift sagt: „Und nun, ihr Reichen: Weint und heult über das Elend, das über euch kommen wird! Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt in diesen letzten Tagen! Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euer Land abgeerntet haben, den ihr ihnen vorenthalten habt, der schreit, und das Rufen der Schnitter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth.“ Jakobus 5,1-4. Doch Christus redete auch keinem verschwenderischen, leichtsinnigen Geldausgeben das Wort. Allen seinen Nachfolgern gilt der Aufruf zur Sparsamkeit: „Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.“ Johannes 6,12. Wer erkannt hat, dass auch sein Geld eine Gabe Gottes ist, der geht sparsam damit um und kann dann anderen, die es brauchen, davon geben. Je mehr wir für unseren eigenen Luxus ausgeben, umso weniger bleibt uns, um Menschen in Not zu helfen. Jeder unnütz verbrauchte Pfennig schmälert unsere Möglichkeiten, Gutes zu tun, und damit bringen wir Gott um den Ruhm und die Ehre, die uns anvertrauten Gaben richtig verwendet zu haben.
Ein freundliches, offenes Wesen
Ein freundliches Wesen sowie die Fähigkeit, geistliche Dinge schnell zu erfassen, sind wertvolle Gaben und bringen für den, der sie besitzt, eine große Verantwortung mit sich. Auch sie sollen im Dienst Gottes angewandt werden. Doch hier machen viele Menschen einen Fehler: Sie freuen sich zwar über ihre Fähigkeiten, versäumen aber, sie für andere einzusetzen. Sie reden sich ein, dass sie natürlich viel Gutes leisten würden, wenn sie nur Gelegenheit dazu hätten. Ein Leben lang warten sie auf günstige Umstände. Für den knickerigen Geizkragen, der einem Bedürftigen auch noch das kleinste Almosen missgönnt, haben sie nur Verachtung übrig, denn sie sehen wohl, dass er nur für sich selbst lebt und in voller Verantwortung die ihm anvertrauten Gaben missbraucht. Mit einer gewissen Selbstgefälligkeit vergleichen sie sich mit ihm und kommen zu der Überzeugung, dabei viel besser abzuschneiden. Aber sie täuschen sich. Auch sie haben ja Gaben, die sie nicht nutzen; dafür tragen sie die Verantwortung. Menschen, die auf andere zugehen und ihre Zuneigung zeigen können, sollen nach dem Willen Gottes mit dieser Gabe nicht nur ihren Freunden begegnen, sondern allen, die ihre Hilfe brauchen. Kontaktfreudigkeit ist eine Gabe, die allen Menschen in unserem Einflussbereich zugute kommen soll. Wenn wir nur einigen wenigen freundlich begegnen, ist dies keine echte Liebe, sondern Selbstsucht. Auf diese Weise bringen wir weder andere Menschen zu Gott, noch tragen wir zu seiner Ehre bei. Wer so die Gaben Christi ungenutzt lässt, der macht sich noch schuldiger als jener Geizige, für den er nur Verachtung übrig hatte. Zu Menschen wie ihm wird einmal gesagt werden: Ihr habt den Willen Gottes gekannt und trotzdem nicht danach gehandelt. vgl. Matthäus 7,21.23.
Gaben vervielfältigen sich durch Gebrauch
Gaben, die eingesetzt werden, vervielfältigen sich. Erfolg hängt nicht von Zufall oder Schicksal ab, sondern ist das Ergebnis göttlicher Fügung und der Lohn für Treue und Umsicht, Hingabe und ganzen Einsatz. Der Herr will, dass wir jede Gabe, die wir empfangen haben, auch nutzen. Wenn wir das tun, wird er uns mit noch größeren Fähigkeiten segnen. Qualifikationen, die uns noch fehlen, schenkt Gott uns nicht auf übernatürliche Weise; aber wenn wir die nutzen, die uns zur Verfügung stehen, wird er uns helfen, unsere Fähigkeiten weiterzubilden und darin tüchtig zu werden. Jedes ehrliche Opfer im Dienst Christi bringt uns dabei weiter. Wenn wir den Heiligen Geist an uns arbeiten lassen, können wir durch die Gnade Gottes schlechte Veranlagungen überwinden und zu einem neuen Lebensstil finden. Geführt vom Geist Gottes, kann unser Herz immer mehr von seiner Kraft aufnehmen, und wir arbeiten immer wirkungsvoller für unseren Herrn. Versteckte Energien werden wach und schlummernde Talente neu entdeckt. Wer in demütigem Gehorsam dem Ruf des Herrn folgt, darf sicher sein, dass der Himmel ihm beisteht. Eine große, heilige Verantwortung wirkt sich günstig auf die Charakterbildung aus, fordert all unsere geistigen und geistlichen Kräfte und reinigt unser Denken und Fühlen. Der Glaube an die Kraft Gottes kann auch einen schwachen Menschen auf wunderbare Weise stark werden lassen, ihm Entschiedenheit und Erfolg schenken. Wer sein bescheidenes Wissen gern an andere weitergibt und zugleich darum bemüht ist, immer noch dazuzulernen, dem stehen alle Schätze des Himmels zur Verfügung. Je mehr Licht er zu vermitteln bereit ist, desto mehr empfängt er selbst; je intensiver er sich bemüht, seinen Mitmenschen in Liebe das Wort Gottes zu bringen, desto klarer wird es ihm selbst. Unser Wissen und unsere Kraft wachsen dadurch, dass wir sie gebrauchen.
Alles, was wir für Christus unternehmen, wird uns selbst zum Segen. Setzen wir unsere Mittel zu seiner Ehre ein, dann gibt er uns noch mehr davon. Suchen wir andere für ihn zu gewinnen und bringen wir dies als Anliegen im Gebet vor ihn, dann ergreift der belebende Einfluss der Gnade Gottes unser Herz und schenkt unserer Liebe den göttlichen Eifer. Unser Glaubensleben wird echter, ernsthafter und ist mehr vom Gebet geprägt. Der Wert des Menschen wird im Himmel danach bemessen, wie groß die Fähigkeit seines Herzens ist, Gott zu erkennen. Diese Erkenntnis ist die Quelle aller Kraft. Gott schuf den Menschen, um seinen Schöpfergeist in jeder menschlichen Begabung sichtbar werden zu lassen, immer möchte er das menschliche Denken mit dem göttlichen in eine enge Verbindung bringen. Es ist eine hohe Auszeichnung, dass wir zusammen mit Christus der Welt seine Gnade offenbaren dürfen, um selbst die himmlischen Dinge besser zu verstehen. Wenn wir zu Jesus aufschauen, wird unsere Vorstellung von Gott immer klarer, und gleichzeitig ändert sich unser ganzes Wesen, das dann von Güte und Nächstenliebe geprägt ist. Auf diese Weise werden wir dem Bild Gottes immer ähnlicher und vertiefen ständig unsere Gotteserkenntnis. Wir treten in enge Gemeinschaft mit dem Himmel und erhalten die wachsende Fähigkeit, den Reichtum der Erkenntnis und Weisheit des Ewigen in uns aufzunehmen.
Der eine Zentner
Der Mann, der den einen Zentner erhalten hatte, „ging hin, grub ein Loch in die Erde und verbarg das Geld seines Herrn.“ Matthäus 25,18. Ausgerechnet er, der die kleinste Gabe erhalten hatte, ließ sie ungenutzt. Dies ist eine Warnung für alle, die meinen, vom Dienst für Christus befreit zu sein, weil ihnen nur wenig anvertraut wurde. Gäbe es etwas Großes für sie zu tun, wie gern wären sie nach eigenen Worten dazu bereit. Aber weil sie nur kleine Aufgaben übernehmen können, glauben sie, das Recht zu haben, gar nichts zu tun. Damit sind sie aber im Irrtum. Mit der Art, wie der Herr seine Gaben verteilt, prüft er unseren Charakter. Der Mann, der es unterließ, den ihm anvertrauten Zentner Gewinn bringend anzulegen, erwies sich als unzuverlässig. Mit fünf Zentnern hätte er es höchstwahrscheinlich nicht anders gemacht. Sein Verhalten zeigte deutlich, dass er die Gaben des Himmels verachtete.
„Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu.“ Lukas 16,10. Die Bedeutung der kleinen Dinge wird oft verkannt, und doch bestimmen sie in entscheidender Weise die Ordnung unseres Alltags. Im Leben eines Christen gibt es keine Belanglosigkeiten. Wir gefährden unsere charakterliche Entwicklung, wenn wir die Bedeutung der kleinen Dinge unterschätzen. „Wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.“ Lukas 16,10. Wenn jemand auch nur die kleinsten Pflichten vernachlässigt, verweigert er damit seinem Schöpfer den schuldigen Dienst. Auf diese Weise schadet er sich selbst, weil er so weder die Gnade noch die Kraft und Charakterstärke erhalten kann, die man durch rückhaltlose Hingabe an Gott erfährt. Fern von Christus ist er Satans Versuchungen ausgeliefert und macht im Dienst für den Meister schwerwiegende Fehler. Weil er sich im Kleinen nicht an die richtigen Grundsätze hält, kann er Gott auch bei den bedeutenden Aufgaben, zu denen er sich berufen fühlt, nicht gehorchen. Die Fehler, die er bei alltäglichen Kleinigkeiten beging, machen sich auch bei wichtigen Angelegenheiten bemerkbar. Er handelt eben so, wie er es gewohnt ist. Was man immer wieder tut, wird zur Gewohnheit, die den Charakter prägt, und der wiederum entscheidet über unser Schicksal in Zeit und Ewigkeit. Nur Zuverlässigkeit im Kleinen befähigt einen Menschen dazu, auch größere Verantwortung zu übernehmen. Gott brachte Daniel und seine Freunde mit den führenden Persönlichkeiten Babylons zusammen, damit diese Heiden die Grundsätze des wahren Glaubens kennen lernen konnten. Inmitten eines ganzen Volkes von Götzendienern sollte Daniel das Wesen Gottes deutlich machen. Warum konnte der Herr ihm so viel Vertrauen und Ehre erweisen? Weil sein ganzes Leben von der Treue im Kleinen geprägt war! Er ehrte Gott auch bei der unbedeutendsten Aufgabe, und der Herr arbeitete mit ihm zusammen. Ihm und seinen Freunden „gab Gott Einsicht und Verstand für jede Art von Schrift und Weisheit. Daniel aber verstand sich auf Gesichte und Träume jeder Art.“ Daniel 1,17.
Wie Gott Daniel den Auftrag erteilte, für ihn in Babylon zu wirken, so ruft er auch uns heute dazu auf, seine Zeugen in der Welt zu sein. In den kleinsten wie in den bedeutendsten Angelegenheiten des Lebens sollen wir den Menschen die Grundsätze seines Reiches vorleben. Christus selbst zeigte während seines Lebens auf dieser Erde, wie wichtig es ist, auch bei Kleinigkeiten Sorgfalt walten zu lassen. Die große Aufgabe der Erlösung lastete schwer auf ihm. Seine Lehr- und Heiltätigkeit beanspruchte seine ganze geistige und körperliche Kraft bis aufs Äußerste, und doch hatte er Augen auch für die unscheinbarsten Dinge im Alltag und in der Natur. Er benutzte sie, um seinen Zuhörern in besonders eindringlicher Weise die großartigen Wahrheiten des Reiches Gottes zu veranschaulichen. Er wusste um die Bedürfnisse auch des einfachsten Menschen und hörte jeden Hilferuf. Er spürte sogar in der Menschenmenge, wie ihn die kranke Frau berührte. Selbst das kleinste Anzeichen von Glauben fand Erwiderung. Nachdem er die Tochter des Jairus von den Toten auferweckt hatte, erinnerte er ihre Eltern daran, ihr etwas zu essen zu geben. Ja sogar als er selbst in Vollmacht aus dem Grab auferstanden war, erachtete er es nicht als Nebensächlichkeit, die Grabtücher, in denen er gelegen hatte, sorgfältig zusammengefaltet an ihren richtigen Platz zu legen.
Wir sind als Christen dazu aufgefordert, mit Christus zusammen Menschen für die Ewigkeit zu retten. Dazu haben wir uns in einem Bund mit ihm verpflichtet. Vernachlässigen wir diese Aufgabe, dann erweisen wir uns als untreu. Um ihr aber nachkommen zu können, müssen wir seinem Beispiel folgen und auch die kleinsten Dinge gewissenhaft beachten. Das ist das Erfolgsgeheimnis allen christlichen Strebens und Einflusses. Der Herr will, dass sein Volk so viel wie möglich erreicht, um ihn durch die Fähigkeiten zu verherrlichen, die er ihnen gerne schenken möchte. In seiner Gnade hat er alle Vorkehrungen getroffen, die uns den Beweis ermöglichen, dass wir nach besseren Vorstellungen und Einsichten handeln als die Welt. Wir können an Intelligenz, praktischer Geschicklichkeit und Wissen überlegen sein, weil wir an Gott glauben und daran, dass seine Kraft Menschenherzen zu ändern vermag. Auch wer keine großen Gaben erhalten hat, braucht deshalb den Mut nicht zu verlieren. Er muss eben das, was ihm geschenkt wurde, nutzen und seine Schwächen im Auge behalten, die ja Gottes Gnade in Stärke verwandeln kann. Was immer wir tun, sollte Ausdruck unserer Zuverlässigkeit und Treue sein. Lasst uns alle Eigenschaften pflegen, die uns dabei helfen, gute Arbeit zu leisten. Gegen unsere Nachlässigkeit müssen wir energisch angehen. Viele entschuldigen sich auch für die gröbsten Schnitzer mit ihrer Vergesslichkeit. Aber verfügen sie nicht genauso wie andere über bestimmte geistige Fähigkeiten? Sie brauchen ihr Gedächtnis nur zu trainieren. Vergesslich zu sein, ist eine Sünde, nachlässig zu sein ebenso. Wo diese Haltung vorherrscht, geht man auch leichtfertig mit der eigenen Errettung um, sodass wir uns nicht mehr genügend auf das Reich Gottes vorbereiten.
Große Wahrheiten müssen auch in den kleinen Dingen zum Ausdruck kommen. Selbst bei unbedeutenden Alltagspflichten kann sich der Glaube praktisch bewähren. Die größte Fähigkeit überhaupt, die ein Mensch erreichen kann, ist unbedingter Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Viele, die nicht unmittelbar im Werk Gottes beschäftigt sind, fühlen sich nutzlos und meinen, keinen Beitrag zur Aufrichtung seines Reiches zu leisten. Doch das stimmt nicht. Wenn sie einer Arbeit nachgehen, die einfach getan werden muss, dann brauchen sie sich auch nicht vorzuwerfen, im großen Haushalt Gottes nutzlos zu sein. Auch die geringste Pflicht darf nicht missachtet werden. Ehrliche Arbeit ist immer ein Segen, und Treue in ihr kann sich einmal als Vorbereitung für weit verantwortungsvollere Aufgaben herausstellen. Gott freut sich über den kleinsten Dienst, den wir mit Hingabe leisten, nicht weniger als über den größten. Kein Opfer erscheint klein, wenn es aufrichtig und freudig dargebracht wird.
Christus fordert uns dazu auf, an jedem Ort die Arbeit zu verrichten, die uns aufgetragen wird. Bist du Hausfrau, dann gestalte dein Heim so, dass sich jeder darin wohl fühlen kann. Hast du Kinder, so erziehe sie im Geist Christi; damit leistest du für Gott nicht weniger als der Prediger auf der Kanzel. Ist die Küche dein Aufgabenbereich, dann bemühe dich, so gut wie möglich zu kochen. Achte bei der Zubereitung der Speisen darauf, dass sie gesund, nahrhaft und appetitlich sind. Und wie du dabei nur die besten Zutaten auswählst, so lenke auch deine Gedanken auf schöne und edle Dinge. Ob du als Landwirt den Acker bestellst oder ob du irgendeinen anderen Beruf ausübst — erfülle deine Aufgabe ganz. Konzentriere dich auf deine Arbeit. Offenbare Christus in all deinem Tun und handle so, wie er es an deiner Stelle getan hätte. Wie klein deine Gabe auch sein mag, Gott kann sie doch gebrauchen. Wenn man den einen Zentner klug anwendet, wird er seine Dienste tun. Während wir durch Treue in den kleinen Pflichten gewissermaßen auf der Ebene des rechnerischen Addierens tätig sind, multipliziert Gott unsere Leistungen. Diese geringen Dinge erhalten in seinem Werk einen hohen Stellenwert.
Lebendiger Glaube durchzieht wie ein goldener Faden auch die unscheinbarste Arbeit, die pflichtbewusst ausgeführt wird. Auf diese Weise fördert unser täglicher Aufgabenbereich das christliche Wachstum. Unser Blick ist auf Jesus gerichtet, und die Liebe zu ihm schenkt uns Kraft bei allem, was wir tun. Wenn wir unsere Fähigkeiten richtig gebrauchen, binden sie uns gleichsam wie eine goldene Kette an die himmlische Welt. Das ist wahre Heiligung. Sie besteht ja in der frohen Erfüllung der einzelnen täglichen Pflichten bei vollkommenem Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Aber viele Christen warten darauf, dass ihnen irgendeine große Aufgabe übertragen wird. Und weil sie keinen Platz finden können, der ihrem Ehrgeiz entspräche, versäumen sie es, ihre alltäglichen Pflichten gewissenhaft zu erfüllen, denn die erscheinen ihnen uninteressant. Tag für Tag lassen sie Gelegenheiten ungenutzt verstreichen, ihre Treue gegenüber Gott zu zeigen. Während sie auf den erträumten großen Einsatz warten, vergeht die Zeit und eilt ihr Leben dahin, ohne dass sie ihr Lebensziel erreichen und ihre Lebensaufgabe erfüllen.
Die Rückgabe der Zentner
„Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen.“ Matthäus 25,19. Bei der Abrechnung mit seinen Dienern prüft der Herr den Ertrag jedes Zentners. Die erbrachte Leistung zeigt deutlich, was für einen Charakter der betreffende Mitarbeiter hat. Die Knechte, die fünf beziehungsweise zwei Zentner erhalten hatten, gaben sie ihrem Herrn zusammen mit dem erzielten Gewinn zurück, ohne für sich selbst etwas zu beanspruchen. Die Zentner waren ihnen nur leihweise überlassen worden. Ohne dieses Kapital wäre es ihnen gar nicht möglich gewesen, Zinsen zu erwirtschaften. Ihnen ist bewusst, dass sie nur ihre Pflicht getan haben. Das Kapital gehört dem Herrn, folglich auch der Ertrag. Hätte der Heiland ihnen nicht seine Liebe und Gnade erwiesen, dann wären sie auf ewig zu Grunde gerichtet. Doch als der Meister die Zentner an sich nimmt, da lobt und belohnt er die Knechte, als ob ihr Erfolg ausschließlich dem eigenen Verdienst zuzuschreiben wäre. Er zeigt Freude und Genugtuung und ist überglücklich, dass er ihnen seinen Segen zuteil werden lassen kann. Jeden Dienst und jedes Opfer belohnt er ihnen — nicht weil er ihnen das schuldig wäre, sondern weil sein Herz von Liebe und Güte überfließt. „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Matthäus 25,21.
Treue zu Gott und Dienst aus Liebe finden bei ihm Anerkennung. Wann immer wir uns vom Heiligen Geist zum Guten anregen und zu Gott führen lassen, wird dies in den Himmelsbüchern genau verzeichnet. Am Jüngsten Tag werden alle gelobt werden, durch die der Geist wirken konnte. Mit Gott dürfen sie sich freuen, wenn sie im Himmel Menschen begegnen, denen sie den Weg zur Erlösung zeigten. Sie erhalten das Vorrecht, auch dort im Werk Gottes mitzuarbeiten, weil sie sich die Fähigkeiten dazu schon in diesem Leben erworben haben. Was wir einmal im Himmel sein werden, entspricht genau dem, was wir schon jetzt in unserem Wesen und Wirken sind. Christus sagte von sich: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.“ Matthäus 20,28. Sein Wirken auf dieser Erde war das gleiche wie sein Wirken im Himmel. Für unsere Zusammenarbeit mit Christus in dieser Welt werden wir mit noch größerer Kraft und mit der Ehre belohnt, auch in der zukünftigen Welt seine Mitarbeiter sein zu dürfen.
„Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine.“ Matthäus 25,24.25. So versuchen sich die Menschen herauszureden, wenn sie Gottes Gaben gering geschätzt haben. Sie halten Gott für einen hartherzigen Tyrannen, der nur darauf warte, bei ihnen einen Fehler zu entdecken, um sie dann schwer zu bestrafen. Sie tun so, als fordere er von ihnen Dinge, die er ihnen nie gegeben habe, und als wolle er ernten, ohne gesät zu haben. Viele werfen Gott in ihrem Herzen vor, ein harter Herr zu sein, weil er ihren Besitz und ihren Dienst fordert. In Wirklichkeit aber können sie Gott nichts geben, was eigentlich nicht schon sein Eigentum wäre: „Von dir ist alles gekommen“, sagte der König David, „und von deiner Hand haben wir dir‘s gegeben.“ 1.Chronik 29,14. Alle Dinge gehören Gott, weil er die Welt erschaffen und erlöst hat. Alles Gute, was wir in Zeit und Ewigkeit erfahren dürfen, trägt das Siegel des Kreuzes von Golgatha. Deshalb entbehrt der Vorwurf, Gott sei ein harter Herr, der ernte, wo er nicht gesät habe, jeder Grundlage.
Doch der Herr weist den ungerechtfertigten Vorwurf des untreuen Knechts nicht zurück. Er benutzt ihn vielmehr, um zu zeigen, dass dessen Verhalten durch nichts zu entschuldigen ist. Der Knecht hätte Mittel und Wege gehabt, um den anvertrauten Zentner zu Gunsten des Eigentümers zu vermehren. Der sagte: „Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen.“ Matthäus 25,27. Unser himmlischer Vater verlangt von uns nicht mehr und auch nicht weniger, als wir durch unsere Fähigkeiten leisten können. Er fordert nichts von seinen Knechten, was über ihr Vermögen ginge. „Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.“ Psalm 103,14. Alles, was er von uns verlangt, können wir durch seine Gnade auch erbringen. „Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen.“ Lukas 12,48. Jeder Einzelne wird sich verantworten müssen, wenn er auch nur etwas weniger leistet, als es seinen Fähigkeiten entspricht. Der Herr sieht genau jede Gelegenheit, die sich uns bietet, um ihm zu dienen. Ungenutzte Gaben zieht er genauso in Rechnung wie solche, die wir nutzbringend angewendet haben. Ihm sind wir dafür verantwortlich, was wir durch den rechten Gebrauch unserer Talente alles erreichen könnten. Wir werden einmal danach beurteilt werden, was wir hätten tun sollen, aber nicht geleistet haben, weil wir unsere Kräfte nicht zur Ehre Gottes einsetzten. Selbst wenn wir dadurch unser Seelenheil nicht verlieren sollten, werden wir doch in der Ewigkeit feststellen müssen, was wir mit unserer Nachlässigkeit angerichtet haben. Denn alles Wissen und Können, das wir uns aus Trägheit nicht angeeignet haben, wird ein Verlust für die Ewigkeit sein.
Andererseits übernimmt Gott, wenn wir uns ihm völlig hingeben und bei unserer Arbeit seinen Anweisungen folgen, die gesamte Verantwortung für deren Gelingen. Wir sollen keinen Augenblick im Zweifel darüber sein, dass unseren aufrichtigen Bemühungen auch Erfolg beschieden sein wird. Misserfolg brauchen wir nicht zu befürchten, denn wir sind ja Mitarbeiter dessen, bei dem es keinen Fehlschlag gibt. Lasst uns nicht immer von unserer Schwachheit und unserem Unvermögen reden. Damit zeigen wir doch nur, wie wenig wir Gott und seinem Wort vertrauen. Wer über zu große Belastungen klagt oder sich weigert, Verantwortung zu übernehmen, der bringt damit zum Ausdruck, dass er Gott als harten Herrn sieht, der Dinge von uns verlangt, für deren Ausführung er uns keine Kraft geschenkt hat. Wir verwechseln die Einstellung des faulen Knechtes leicht mit Demut. Echte Demut sieht aber ganz anders aus. Sie hat nichts zu tun mit geistiger Beschränktheit, mit Ziellosigkeit, mangelnder Zivilcourage und einem Zurückschrecken vor Aufgaben aus Angst, nicht erfolgreich zu sein. Echte Demut erreicht durch die Abhängigkeit von Gottes Kraft alles, was der Herr aufträgt. Gott wirkt, durch wen er will. Nicht selten wählt er für die bedeutendsten Aufgaben ganz unscheinbare Leute. Seine Kraft wird ja gerade in der Schwachheit des Menschen mächtig. Wir betrachten nach unseren Maßstäben die eine Sache als groß, die andere als klein; aber Gott setzt ein anderes Maß an. Was uns groß erscheint, braucht es für ihn keineswegs auch zu sein — und umgekehrt. Wir sind nicht befugt, über den Wert unserer Gaben zu urteilen oder uns die Aufgaben selbst auszusuchen. Wir sollten vielmehr die Last, die Gott uns zuweist, aufnehmen und zu seiner Ehre tragen. Wenn wir Ruhe brauchen, dürfen wir zu ihm kommen. Bei aller Arbeit ehren wir Gott dadurch, dass wir ihm freudig und von ganzem Herzen dienen. Er möchte so gern, dass wir unsere Aufgaben freudig anpacken, im dankbaren Bewusstsein, seine Mitarbeiter sein zu dürfen.
Der eine Zentner wird wieder weggenommen
Das Urteil über den faulen Knecht lautete: „Nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat.“ Matthäus 25,28. Wie bei der Belohnung der treuen Arbeiter ist dies nicht nur ein Hinweis auf das Endgericht, sondern zeigt auch, wie Gott uns nach und nach schon in diesem Leben unser Handeln vergilt. Im geistlichen Bereich ist es wie in der Natur: Ungenutzte Kraft schwächt sich ab und geht schließlich verloren. Tätigkeit ist das Gesetz des Lebens, Müßiggang bedeutet Tod. „In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller.“ 1.Korinther 12,7. Wenn wir unsere Gaben zum Segen für andere anwenden, erhalten wir immer mehr davon; benutzen wir sie dagegen nur für unsere egoistischen Zwecke, dann werden sie weniger und schließlich ganz von uns genommen. Wer nicht weitergeben will, was er empfangen hat, der wird eines Tages feststellen müssen, dass er gar nichts mehr zu verteilen hat. Er lässt es zu, dass seine seelische Kraft verkümmert und schließlich ganz zerstört wird. Niemand soll glauben, er könne ein Leben lang seinen eigenen Interessen nachgehen, um dann einmal am Freudenfest seines Herrn teilzunehmen. Solche Menschen hätten gar kein Verständnis für die Freude selbstloser Liebe und wären deshalb im Himmel fehl am Platz. Die reine Atmosphäre der Liebe, die den Himmel erfüllt, haben sie ja nie schätzen gelernt. Mit dem Lobpreis der Engel könnten sie nichts anfangen, und die Weisheit des Himmels bliebe ihnen ein unverständliches Rätsel.
Am Jüngsten Tag wird jeder, der nichts für Christus geleistet hat, sich treiben ließ und keine Verantwortung tragen wollte, weil er nur an sich und seinen Vorteil dachte, zusammen mit den Gottlosen verurteilt werden. Viele angebliche Christen ignorieren einfach Gottes Forderungen und finden nicht einmal etwas Unrechtes dabei. Dass Lästerer, Ehebrecher und Mörder Strafe verdienen, ist für sie selbstverständlich. Sie selbst aber gehen ja schließlich zum Gottesdienst, hören gern das Evangelium und halten sich folglich für Christen. Wenn sie auch ihr ganzes Leben lang nur an sich selbst gedacht haben, werden sie einmal nicht weniger erstaunt sein als der faule Knecht im Gleichnis, wenn sie das Urteil hören: „Nehmt von ihm den Zentner.“ Wie die Juden erkennen sie nicht, dass es ein Unterschied ist, ob man Gottes Segnungen nur für sich selbst in Anspruch nimmt oder andere daran teilhaben lässt.
Viele, die sich um die Mitarbeit im Werk Gottes drücken, bringen die Ausrede vor, sie seien dafür nicht geeignet. Aber hat Gott ihnen wirklich keine Fähigkeiten geschenkt? Das können sie gewiss nicht behaupten! Ihre Unfähigkeit kommt nur daher, dass sie so lange mutwillig nichts getan haben. Schon jetzt wirkt sich bei ihnen der Urteilsspruch aus: „Nehmet von ihm den Zentner!“ Der ständige Missbrauch ihrer Gaben führt schließlich dazu, dass sich der Heilige Geist, der ja das einzige Licht ist, zurückzieht. Mit dem Befehl „Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus!“ (Matthäus 25,30) besiegelt der Himmel die Wahl, die diese Menschen für die Ewigkeit getroffen haben.