Der bittende Freund

Der bittende Freund

Lukas 11,1-13

Christus empfing beständig von dem Vater, damit er uns mitteilen möchte. „Das Wort, das ihr hört,“ sagte er, „ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ „Des Menschen Sohn ist nicht kommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene.“ Johannes 14,24; Matthäus 20,28. Er lebte, dachte und betete nicht für sich selbst, sondern für andere. Nach Stunden der Gemeinschaft mit Gott kam er Morgen für Morgen hervor, um den Menschen das Licht des Himmels zu bringen. Täglich empfing er wiederum die Taufe des Heiligen Geistes. In den frühen Stunden des neuen Tages weckte der Herr ihn aus seinem Schlummer, und seine Seele und seine Lippen wurden mit Barmherzigkeit gesalbt, um anderen mitzuteilen. Seine Worte wurden ihm frisch von dem himmlischen Throne gegeben — Worte, die er zu rechter Zeit zu den Mühseligen und Bedrückten reden sollte. „Der Herr, Herr hat mir“, sagte er, „eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit den Müden zu rechter Zeit zu reden. Er weckt mich alle Morgen neu; er weckt mir das Ohr, dass ich höre wie ein Jünger.“ Jesaja 50,4. Die Gebete Christi und seine Gewohnheit, Gemeinschaft mit Gott zu pflegen, machten großen Eindruck auf seine Jünger. Eines Tages fanden sie ihren Herrn nach kurzer Abwesenheit im inbrünstigen Gebet. Er schien sich ihrer Gegenwart nicht bewusst zu sein und fuhr fort laut zu beten. Die Herzen der Jünger wurden tief bewegt. Als er mit dem Beten aufhörte, sagten sie zu ihm! „Herr, lehre uns beten!“

Als Antwort wiederholte Christus das Vaterunser, wie er es in der Bergpredigt gelehrt hatte. Dann veranschaulichte er die Lehre, die er ihnen zu geben wünschte, durch ein Gleichnis. „Welcher ist unter euch,“ sagte er, „der einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leihe mir drei Brote; denn es ist mein Freund zu mir kommen von der Straße, und ich habe nicht, das ich ihm vorlege; und er drinnen würde antworten und sprechen: Mache mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir geben! Ich sage euch: und ob er nicht aufsteht und gibt ihm, darum dass er sein Freund ist, so wird er doch um seines unverschämten Drängens willen aufstehen und ihm geben, wieviel er bedarf.“

Hier stellt Christus den Bittenden dar, der um etwas bittet, damit er wiederum geben möge. Er muss Brot erhalten, sonst kann er den Bedürfnissen eines müden, verspäteten Reisenden nicht abhelfen. Obgleich der Nachbar sich nicht stören lassen will, kann er seinen Bitten doch nicht widerstehen; dem Freunde muss geholfen werden, und zuletzt wird dessen anhaltendes Bitten belohnt und sein Wunsch erfüllt. In gleicher Weise sollen die Jünger Segnungen von Gott erbitten. Im Speisen der Volksmenge und in der Predigt über das Brot vom Himmel hatte Christus ihnen eröffnet, was ihr Werk als seine Vertreter sein sollte. Sie sollten dem Volke das Brot des Lebens geben. Er, der ihnen ihr Werk bestimmt hatte, sah wie oft ihr Glaube geprüft werden würde. Sie würden oft in unerwartete Lagen kommen und ihr menschliches Unvermögen erkennen. Seelen, die nach dem Brot des Lebens hungerten, würden zu ihnen kommen und sie würden fühlen, dass sie selbst Mangel litten und hilflos seien. Sie mussten geistliche Speise empfangen, sonst würden sie nichts haben, um etwas mitzuteilen; und sie sollten doch nicht eine Seele ungespeist fortschicken. Christus weist sie hin auf die Quelle, von welcher sie ihren Bedarf beziehen können. Der Mann, dessen Freund kam und um Gastfreundschaft bat, wies ihn, obgleich es zur unpassenden Zeit, in der Mitternachtsstunde war, doch nicht ab. Er hatte nichts, was er ihm vorsetzen konnte, aber er ging zu jemand, der Speise hatte und brachte sein Anliegen so dringend vor, dass sein Nachbar ihm schließlich aushalf. Sollte nicht Gott, der seine Knechte ausgesandt hatte, um die Hungrigen zu speisen, ihnen geben, was sie für sein Werk brauchen würden?

Aber der selbstsüchtige Nachbar im Gleichnis stellt nicht den Charakter Gottes dar. Die Lehre wird nicht aus einer Gleichheit, sondern aus einem Gegensatz gezogen. Ein selbstsüchtiger Mensch wird eine dringende Forderung gewähren, um den los zu werden, der seine Ruhe stört. Aber Gott gibt gern. Er ist voll Erbarmen und ihn verlangt darnach, die Bitten derer zu erfüllen, die im Glauben zu ihm kommen. Er gibt uns, damit wir anderen mitteilen und auf diese Weise ihm gleich werden können. Christus sagt: „Bittet, so wird euch gegeben, sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der nimmt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ Lukas 11,9.10 Der Heiland fährt fort: „Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater ums Brot, der ihm einen Stein dafür biete? Und so er um einen Fisch bittet, der ihm eine Schlange für den Fisch biete? Oder so er um ein Ei bittet, der ihm einen Skorpion dafür biete? So denn ihr, die ihr arg seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ Lukas 11,11-13

Um unser Vertrauen zu Gott zu stärken, lehrt Christus uns, ihn mit einem neuen Namen anzureden, einem Namen, der mit den liebsten Erinnerungen des menschlichen Herzens aufs innigste verknüpft ist. Er gibt uns das Vorrecht, den unermesslichen Gott unseren Vater zu nennen. Der Gebrauch dieses Namens, wenn wir zu Gott oder von ihm sprechen, ist ein Zeichen unserer Liebe und unseres Vertrauens zu ihm und ein Pfand seiner Beziehung zu uns und seiner Verwandtschaft mit uns. Dieser Name, angewandt, wenn wir Gott um seinen Segen bitten, tönt wie Musik in seinen Ohren. Damit wir es nicht für eine Anmaßung halten, ihn bei diesem Namen zu nennen, hat er es öfters wiederholt. Er wünscht, dass wir uns mit dieser Anrede vertraut machen. Gott betrachtet uns als seine Kinder. Er hat uns von der Welt errettet und uns erwählt zu Gliedern der königlichen Familie, zu Söhnen und Töchtern des himmlischen Königs. Er lädt uns ein, ihm ein größeres Vertrauen zu schenken, als ein Kind zu seinem irdischen Vater hat. Eltern lieben ihre Kinder, aber die Liebe Gottes ist größer, breiter und tiefer als menschliche Liebe je sein kann. Sie ist unermesslich. Wenn also irdische Eltern ihren Kindern gute Gaben geben können, wieviel mehr wird unser Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn darum bitten!

Die von Christo betreffs des Gebets gegebenen Lehren sollten sorgfältig erwogen werden. Im Gebet liegt eine göttliche Wissenschaft und Christus veranschaulicht uns die Grundsätze, die alle verstehen sollten. Er zeigt uns, was der Geist des wahren Gebets ist, er lehrt die Notwendigkeit der Ausdauer im Darbringen unserer Bitten vor Gott und versichert uns, dass er bereit sei, auf unsere Gebete zu horchen und sie zu erhören. Unsere Gebete sollen kein selbstsüchtiges Bitten sein, nur um uns selbst zu nützen. Wir sollen bitten, damit wir geben können. Der Grundsatz des Lebens Christi muss auch der Grundsatz unseres Lebens sein. „Ich heilige mich selbst für sie,“ sagte er von seinen Jüngern sprechend, „auf dass auch sie geheiligt seien.“ Johannes 17,19. Dieselbe Hingabe, dieselbe Selbstaufopferung, dieselbe Unterwerfung unter die Ansprüche des Wortes Gottes, die Christus bekundete, muss auch in seinen Dienern gesehen werden. Unsere Mission in der Welt ist nicht, uns selbst zu dienen oder uns zu Gefallen zu leben, wir sollen Gott verherrlichen, indem wir mit ihm zusammen wirken, um Sünder zu retten. Wir sollen Segnungen von Gott erbitten, um anderen mitteilen zu können. Nur dadurch, dass wir anderen mitteilen, werden wir befähigt, beständig empfangen zu können. Wir können nicht fortfahren, himmlische Schätze in uns aufzunehmen, wenn wir dieselben nicht unserer Umgebung übermitteln. In dem Gleichnis wurde der Bittsteller immer wieder abgewiesen, aber er gab seine Absicht nicht auf. So scheinen auch unsere Gebete nicht immer sofort erhört zu werden, aber Christus lehrt uns, dass wir mit dem Beten nicht nachlassen sollen. Zwar soll das Gebet keine Änderung in Gott bewirken, aber es soll uns mit ihm in Harmonie bringen. Gott sieht vielleicht, wenn wir etwas von ihm erbitten, dass es für uns notwendig ist, unsere Herzen zu erforschen und Sünden zu bereuen; deshalb führt er uns durch Schwierigkeiten, Prüfungen und Demütigungen, damit wir erkennen möchten, inwiefern wir dem Wirken seines Heiligen Geistes hinderlich sind.

Die Erfüllung der Verheißungen Gottes ist an Bedingungen geknüpft, und das Gebet kann niemals die Stelle der Pflicht einnehmen. „Liebet ihr mich,“ sagte Christus, „so haltet meine Gebote!“ „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist‘s der mich liebet. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Johannes 14,15.21. Diejenigen, welche ihre Bitten vor Gott darbringen und seine Verheißung beanspruchen, während sie die Bedingungen nicht erfüllen, beleidigen Jehova. Sie beziehen sich auf den Namen Christi als die Autorität für die Erfüllung der Verheißung, aber sie tun das nicht, wodurch sie ihren Glauben an Christus und ihre Liebe zu ihm beweisen könnten. Viele verwirken den Zustand der Annahme beim Vater. Wir müssen die Vollmacht, mit der wir uns zu Gott nahen, genau prüfen. Sind wir ungehorsam, dann legen wir dem Herrn einen Wechsel zur Zahlung vor, ohne den Bedingungen, auf welche hin er zahlbar ist, nachgekommen zu sein. Wir halten Gott seine Verheißungen vor und bitten ihn, dieselben zu erfüllen, obgleich er, wenn er unserem Wunsche nachkäme, seinen Namen dadurch entehren würde. Die Verheißung ist: „So ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Johannes 15,7. Johannes erklärt: „An dem merken wir, dass wir ihn kennen, so wir seine Gebote halten. Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist keine Wahrheit. Wer aber sein Wort hält, in solchem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ 1.Johannes 2,3-5. Eins der letzten Gebote Christi an seine Jünger war: „Ein neu Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf dass auch ihr einander liebhabt.“ Johannes 13,34. Sind wir diesem Gebot gehorsam, oder begünstigen wir harte, Christo unähnliche Charakterzüge? Wenn wir in irgend einer Weise anderen Schmerz und Kummer bereitet haben, so ist es unsere Pflicht, unsere Schuld zu bekennen und Aussöhnung zu suchen. Dies ist eine notwendige Vorbereitung, um gläubig vor Gott zu treten und um seinen Segen zu bitten.

Noch etwas anderes wird oft von denen, die Gott im Gebet suchen, vernachlässigt. Bist du ehrlich gewesen gegen deinen Gott? Der Herr sagt durch den Propheten Maleachi: „Ihr seid von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten und habt sie nicht gehalten. So bekehrt euch nun zu mir, so will ich mich zu euch auch kehren, spricht der Herr Zebaoth. So sprecht ihr: Worin sollen wir uns bekehren? Ist‘s recht, dass ein Mensch Gott täuscht, wie ihr mich täuscht? So sprecht ihr: Womit täuschen wir dich? Am Zehnten und Hebopfer.“ Maleachi 3,7.8. Als Geber einer jeden Segnung beansprucht Gott einen gewissen Teil von allem, das wir besitzen. Es ist dies eine Vorkehrung, die er getroffen hat, um die Predigt des Evangeliums zu unterstützen, und indem wir Gott diesen Teil geben, bekunden wir, dass wir seine Gaben anerkennen. Wie können wir aber seinen Segen beanspruchen, wenn wir ihm das vorenthalten, was ihm gehört? Wie können wir, wenn wir in irdischen Dingen ungetreue Haushalter sind, erwarten, dass er uns himmlische Dinge anvertraut? Vielleicht liegt gerade hier das Geheimnis unerhörter Gebete. Aber der Herr in seiner großen Barmherzigkeit ist bereit, zu vergeben, denn er sagt: „Bringt aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; und prüft mich hierin, … ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle. Und ich will für euch den Fresser schelten, dass er euch die Frucht auf dem Felde nicht verderben soll und der Weinstock im Acker euch nicht unfruchtbar sei; … dass euch alle Heiden sollen selig preisen, denn ihr sollt ein wertes Land sein, spricht der Herr Zebaoth.“ Maleachi 3,10-12. So ist es mit allen anderen Forderung Gottes. Alle seine Gaben sind auf die Bedingung des Gehorsams verheißen. Gott hat einen Himmel voll Segnungen für die, welche seine Mitarbeiter sein wollen. Alle, die ihm von Herzen gehorsam sind, können mit voller Zuversicht die Erfüllung seiner Verheißungen erwarten.

Aber wir müssen ein festes, unerschütterliches Gottvertrauen haben. Oft verzögert er die Erhörung, um unseren Glauben zu prüfen, oder damit wir beweisen, wie ernst und aufrichtig unser Wunsch ist. Wenn wir im Einklang mit seinem Worte beten, sollten wir auch seiner Verheißung glauben und unsere Bitten mit einer Bestimmheit und Ausdauer vorbringen, die sich nicht abweisen lässt. Gott sagt nicht: Bittet einmal, so wird euch gegeben. Er fordert uns auf, zu bitten. Haltet unermüdlich an im Gebet. Das andauernde Bitten bringt den Bittsteller in eine ernstere Stellung und vergrößert seinen Wunsch, die Dinge, um die er bittet, zu erhalten. Christus sagte zu Martha am Grabe des Lazarus: „So du glauben würdest, solltest du die Herrlichkeit Gottes sehen.“ Johannes 11,40. Aber viele haben keinen lebendigen Glauben, und deshalb sehen sie so wenig von der Kraft Gottes. Ihre Schwäche ist die Folge ihres Unglaubens. Sie vertrauen mehr auf ihr eigenes Wirken, als auf das Wirken Gottes für sie. Sie sorgen für sich selbst, planen und überlegen, aber beten wenig und haben wenig wirkliches Gottvertrauen. Sie meinen, dass sie Glauben haben, aber es ist nur eine augenblickliche Regung. Da sie ihr eigenes Bedürfnis und Gottes Willigkeit zu geben, nicht kennen, haben sie keine Ausdauer im Darbringen ihrer Bitten vor Gott. Unsere Gebete sollen so ernst und beharrlich sein, wie die Bitte des bedürftigen Freundes, der um Mitternacht um die Brote bat. Je ernster und anhaltender wir bitten, desto inniger wird unsere geistliche Verbindung mit Christo sein. Wir werden größere Segnungen empfangen, wenn wir mehr Glauben haben. Wir müssen beten und glauben. Wachet und betet! Wachet und wirkt mit dem Gebete erhörenden Gott. Denkt daran, „wir sind Gottes Mitarbeiter.“ 1.Korinther 3,9. Sprecht und handelt im Einklang mit euren Gebeten! Es wird einen unendlich großen Unterschied machen, ob in der Prüfung sich euer Glaube als echt erweisen wird, oder ob es sich zeigt, dass eure Gebete nur eine Form sind.

Wenn Schwierigkeiten aufkommen, wenn Beschwerlichkeiten sich euch in den Weg stellen, dann erwartet keine Hilfe von Menschen; setzt euer ganzes Vertrauen auf Gott. Die Gewohnheit, unsere Schwierigkeiten anderen zu erzählen, schwächt uns und gibt ihnen keine Kraft. Wir legen ihnen die Last unserer geistlichen Schwachheiten auf, die sie doch nicht erleichtern können. Wir verlangen nach der Kraft eines irrenden, sterblichen Menschen, während uns die Kraft des unfehlbaren, ewigen Gottes zur Verfügung steht. Ihr braucht nicht an die Enden der Erde zu gehen, um Weisheit zu bekommen, denn Gott ist nahe. Es sind nicht die Fähigkeiten, die ihr jetzt besitzt, oder jemals besitzen werdet, wodurch euch Erfolg erwächst. Dieser kommt nur durch das, was der Herr für euch tun kann. Wir müssen viel weniger Vertrauen in das setzen, was der Mensch tun kann und viel mehr Vertrauen in das, was Gott für eine jede gläubige Seele tun will. Ihn verlangt danach, dass ihr im Glauben eure Hand nach ihm ausstreckt. Er will, dass ihr große Dinge von ihm erwartet. Er wünscht, euch Verständnis in zeitlichen sowie geistlichen Dingen zu geben. Er kann die Verstandeskraft schärfen, kann Takt und Gewandtheit geben. Wendet eure Gaben im Werke an, bittet Gott um Weisheit und euch wird gegeben werden. Nehmet das Wort Christi als eure Versicherung. Hat er euch nicht eingeladen, zu ihm zu kommen? Sprecht niemals in hoffnungsloser, entmutigender Weise. Ihr werdet viel verlieren, wenn ihr das tut. Indem ihr auf die äußeren Umstände blickt, und zu klagen anfangt, wenn Schwierigkeiten und Not kommen, bekundet ihr einen kränklichen, schwächlichen Glauben. Sprecht und handelt, als ob euer Glaube unüberwindlich sei. Der Herr ist reich an Hilfsmitteln; ihm gehört die ganze Welt. Blickt im Glauben himmelwärts. Blickt auf zu ihm, bei ihm ist Licht und Macht und Kraft. Im wahren, echten Glauben liegt eine Frische und Freudigkeit, eine Festigkeit im Grundsatz und eine Beharrlichkeit im Vorsatz, die weder durch Zeit, noch Mühsal und Beschwerden geschwächt werden können. „Die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln, und nicht müde werden.“ Jesaja 40,30.31.

Es verlangt viele darnach, anderen zu helfen, aber sie fühlen, dass sie keine geistliche Kraft, kein Licht mitzuteilen haben. Solche sollten ihre Bitten vor dem Thron der Gnade darbringen. Bittet um den Heiligen Geist. Gott erfüllt eine jede Verheißung, die er gemacht hat. Mit eurer Bibel in der Hand sagt: Ich habe getan, wie du gesagt hast. Ich halte dir deine Verheißung vor: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ Wir müssen nicht nur im Namen Christi beten, sondern auch unter dem Einfluss des Heiligen Geistes. Dies erklärt, was gemeint ist, wenn gesagt wird: „Der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.“ Römer 8,24. Solche Gebete erhört Gott gern. Wenn wir mit Ernst und Inbrunst im Namen Christi ein Gebet darbringen, so ist gerade diese Inbrunst schon das Pfand von Gott, dass er, „der überschwenglich tun kann über alles, das wir bitten oder verstehen“ (Epheser 3,20), bereit ist, unser Gebet zu erhören.

Christus sagte: „Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr‘s empfangen werdet, so wird‘s euch werden.“ „Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehrt werde in dem Sohn.“ Und der geliebte Johannes sagt unter dem Einfluss des Heiligen Geistes mit großer Klarheit und Zuversicht: „So wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und so wir wissen, dass er uns hört, was wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“ Markus 11,24; Johannes 14,13; 1.Johannes 5,14.15. Also bringt eure Bitten eindringlich im Namen Jesu dem Vater dar. Gott wird jenen Namen ehren.

Der Regenbogen um den Thron ist eine Versicherung, dass Gott wahr und in ihm keine Veränderung noch Wechsel des Lichts ist. Wir haben gegen ihn gesündigt und verdienen seine Gnade nicht; dennoch hat er selbst jene wunderbarste aller Bitten auf unsere Lippen gelegt: „Um deines Namens willen lass uns nicht geschändet werden; lass den Thron deiner Herrlichkeit nicht verspottet werden; gedenke doch und lass deinen Bund mit uns nicht aufhören.“ Jeremia 14,21. Wenn wir zu ihm kommen und unsere Unwürdigkeit und unsere Sünde bekennen, so hat er sich verpflichtet, unser Rufen zu erhören. Die Ehre seines Thrones ist für die Erfüllung seines uns gegebenen Wortes als Pfand gegeben. Wie Aaron, der Christus versinnbildete, trägt unser Heiland im oberen Heiligtum die Namen aller seiner Nachfolger auf seinem Herzen. Unser großer Hoherpriester gedenkt aller Worte, durch welche er uns ermutigt hat, ihm zu vertrauen. Er ist seines Bundes stetes eingedenk.

Alle, die suchend sich an ihn wenden, werden finden. Allen denen, die anklopfen, wird die Tür aufgetan. Die Entschuldigung: „Mache mir keine Mühe, die Tür ist geschlossen; ich möchte sie nicht öffnen,“ wird nicht vorgebracht werden. Niemals wird gesagt: ich kann dir nicht helfen. Selbst denen, die um Mitternacht um Brot bitten, um hungrige Seelen zu speisen, wird ihr Wunsch erfüllt. Im Gleichnis erhält der, welcher um Brot für den Fremdling bittet, „wie viel er bedarf.“ In welchem Maße aber wird Gott uns geben, damit wir anderen mitteilen können? — „Nach dem Maß der Gabe Christi.“ Epheser 4,7. Die Engel beachten mit regem Anteil, wie ein Mensch seine Mitmenschen behandelt. Sehen sie, dass jemand Christi ähnliches Mitleid mit den Irrenden hat, dann eilen sie an seine Seite und rufen ihm Worte ins Gedächtnis, die der Seele, zu welcher er spricht, Brot des Lebens sein werden. So wird Gott „erfüllen alle eure Notdurft nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christo Jesu.“ Philipper 4,19. Er wird euer aufrichtiges, wahres Zeugnis bekräftigen mit der Kraft des ewigen Lebens. Das Wort des Herrn wird in eurem Munde sein wie Wahrheit und Gerechtigkeit. Dem persönlichen Wirken für andere sollte viel Beten im Kämmerlein vorangehen, denn es erfordert große Weisheit, die Wissenschaft der Seelenrettung zu verstehen. Ehe wir mit den Menschen sprechen, müssen wir mit Christo verkehren. Am Thron der himmlischen Gnade müssen wir uns vorbereiten auf das Amt, den Menschen zu dienen. Lasst euer Herz brechen vor Verlangen nach Gott, dem lebendigen Gott. Das Leben Christi hat gezeigt, was der Mensch tun kann, wenn er Teilhaber der göttlichen Natur wird. Alles, was Christus von Gott empfing, können wir auch haben. Darum bittet und nehmet. Mit dem anhaltenden Glauben Jakobs, mit der Ausdauer Elias, der sich nicht abweisen ließ, beansprucht auch für euch alles, was Gott verheißen hat. Lasst die herrlichen Vorstellungen von Gott euer Gemüt erfüllen. Lasst euer Leben durch ein verborgenes Band mit dem Leben Jesu verbunden sein. Er, der das Licht aus der Finsternis hervorleuchten ließ, ist willig, auch in euer Herz hineinzuscheinen, um euch Erleuchtung von der Erkenntnis der Klarheit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi zu geben. Der Heilige Geist wird euch göttliche Dinge offenbaren und sie als eine lebendige Kraft in das gehorsame Herz pflanzen. Christus wird euch an die Schwelle des Ewigen leiten. Ihr dürft die Herrlichkeit hinter dem Vorhang schauen und den Menschen die Vollkommenheit dessen offenbaren, der immerdar lebt, um Fürbitte für uns einzulegen.

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