Johannes 2,9.10

Johannes 2,9.10

„Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.“

Einige legen dieses erste öffentliche Wunder Jesu derart aus, dass Jesus alkoholischen Wein aus Wasser gemacht hätte. Beim genaueren Betrachten des Textes werden wir jedoch feststellen, dass dies keineswegs der Fall war – es handelte sich um unvergorenen Wein (Traubensaft). Jesus handelte im Einklang mit den Grundsätzen, die den früheren Schriftstellern der Bibel offenbart wurden: Sprüche 20,1; 23,29-32; 1. Korinther 3,16.17; 6,19.

„wenn sie trunken sind“ Wären die Gäste betrunken gewesen, wären ihre Sinne abgestumpft und sie hätten nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden können, was Jesus mit Sicherheit nicht durch sein erstes Wunder beabsichtigt hat. Sie waren „trunken“ meint, sie waren weitgehend nicht mehr durstig (sitt), als der bessere Wein gereicht wurde. Der Wein von Jesus war besser als jeder andere, den der Verwalter des Festmahls je gekostet hatte. Die Gäste bemerkten die Qualität des Weins – ein eindeutiger Beweis dafür, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht „betrunken“ waren – und erkundigten sich nach seiner Herkunft. Der Himmel bietet seine besten Dinge immer zuletzt an, für diejenigen, die geduldig warten.

Das Geschenk von Christus für das Hochzeitsfest war ein Sinnbild. Das Wasser stellte die Taufe in seinen Tod dar, der Wein das Vergießen seines Blutes für die Sünden der Welt. Das Wasser wurde durch menschliche Hände in die Krüge gefüllt. Doch die lebenspendende Kraft konnte dem Wasser allein durch das Wort von Christus verliehen werden. So ist es auch mit den Zeremonien, die auf den Tod des Erlösers hinweisen. Allein durch die Kraft von Christus, die durch den Glauben wirkt, können diese Handlungen den Menschen zur Stärkung dienen. Auf das Wort von Christus hin wurden die Hochzeitsgäste großzügig versorgt. Ebenso reichlich schenkt er seine Gnade, um alle Sünden der Menschheit zu tilgen und die Herzen zu erneuern und zu erhalten. Beim ersten Fest, das Christus mit seinen Jüngern besuchte, reichte er ihnen den Kelch, der sein Werk für ihre Errettung symbolisierte. Beim letzten Abendmahl gab er ihnen den Kelch erneut und setzte damit die heilige Handlung ein, die seinen Tod verkündigen soll, „bis er kommt“ (1. Korinther 11,26). Beim Weggang ihres Herrn wurden die traurigen Jünger mit der Verheißung des Wiedersehens getröstet. Jesus sagte: „Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von Neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.“ (Matthäus 26,29) Der Wein, den Christus für die Gäste zubereitet hatte, und jener, den er den Jüngern als Sinnbild für sein Blut gab, war der reine Saft der Beeren. Darauf bezieht sich der Prophet Jesaja, wenn er vom neuen Wein, vom „Saft in der Traube“ spricht und sagt: „Verdirb es nicht, denn es ist ein Segen darin!“ (Jesaja 65,8) Es war Christus, der im Alten Testament das Volk Israel warnte: „Der Wein macht zum Spötter, das starke Getränk macht wild, und keiner, der sich damit berauscht, wird weise.“ (Sprüche 20,1 Schl.) Und er selbst stellte kein solches Getränk bereit. Satan verführt die Menschen zu Genüssen, die den Verstand trüben und das geistliche Wahrnehmungsvermögen lähmen. Doch Christus lehrt uns, die niederen Triebe zu beherrschen. Sein ganzes Leben war ein Beispiel der Selbstverleugnung. Um die Macht der Begierden zu brechen, bestand er an unserer Stelle die schwerste Prüfung, welche die menschliche Natur ertragen konnte. Es war Christus, der Johannes den Täufer anwies, weder Wein noch starkes Getränk zu trinken (vgl. Lukas 1,15). Auch der Frau von Manoah schrieb er vor, enthaltsam zu sein (vgl. Richter 13,4). Er sprach einen Fluch über den Menschen aus, der seinen Nächsten betrunken macht (vgl. Habakuk 2,15). Christus widersprach seiner eigenen Lehre nicht. Der unvergorene Wein, den er für die Hochzeitsgäste bereitete, war ein gesundes und erfrischendes Getränk. Dessen Wirkung sollte den Geschmack mit einem gesunden Appetit in Einklang bringen.

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