Selig sind die geistlich Armen

Selig sind die geistlich Armen

„Und Er tat Seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ (Matthäus 5,2)

Diese Worte sind etwas Fremdes und Neues für die Ohren der verwunderten Menge. Solch eine Lehre ist allem, was sie je von einem Priester oder Rabbi gehört haben, entgegengesetzt. Sie sehen darin nichts, was ihrem Stolz schmeichelt oder ihre ehrgeizigen Hoffnungen nährt. Aber dieser Lehrer hat eine Macht, die sie gebannt hält. Die Süße der göttlichen Liebe strömt von Seiner bloßen Anwesenheit wie der Duft von einer Blume. Seine Worte fallen „wie der Regen auf die Aue, wie die Tropfen, die das Land feuchten.“ (Psalm 72,6) Alle fühlen instinktiv, dass hier einer ist, der die Geheimnisse der Seele liest, und der ihnen trotzdem mit zartem Mitleid nahe kommt. Ihre Herzen öffnen sich Ihm, und wie sie so zuhören, entfaltet der Heilige Geist ihnen etwas von der Bedeutung der Lektion, die die Menschheit in allen Zeitaltern so notwendig lernen muss.


Die religiösen Führer in den Tagen Christi fühlten sich reich an geistlichen Schätzen. Das Gebet des Pharisäers – „Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute“ (Lukas 18,11) – drückte das Gefühl seiner Klasse und in hohem Grad auch das des ganzen Volkes aus. Aber in der Menge, die um Jesus herum war, gab es einige, die ihre geistliche Armut spürten. Als sich beim wunderbaren Fischzug die göttliche Kraft Christi offenbarte, fiel Petrus zu den Füßen des Erlösers und rief aus: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ (Lukas 5,8) So gab es auch in der Menge, die um den Berg versammelt war, Seelen, die in der Gegenwart seiner Reinheit fühlten, dass sie „elend und jämmerlich, arm, blind und bloß“ waren. (Offenbarung 3,17) Sie sehnten sich nach „der heilsamen Gnade Gottes.“ (Titus 2,11) In diesen Seelen erweckten Christi Grußworte Hoffnung, sie sahen, dass ihr Leben unter dem Segen Gottes stand.
Jesus hatte den Segenskelch denen angeboten, die das Gefühl hatten, dass sie „reich wären und genug hätten und nichts bräuchten“, und sie hatten sich mit Verachtung von dem gnädigen Geschenk abgewendet. (vgl. Offenbarung 3,17) Wer den Eindruck hat, dass alles mit ihm in Ordnung ist, wer denkt, dass er gut genug ist, und wer zufrieden mit seinem Zustand ist, versucht nicht, ein Teilhaber der Gnade und Gerechtigkeit Christi zu werden. Der Stolz spürt kein Bedürfnis und verschließt so das Herz gegen Christus und die unendlichen Segnungen, die zu geben Er gekommen ist. Es gibt keinen Platz für Jesus im Herz eines solchen Menschen. Diejenigen, die in ihren eigenen Augen reich und ehrenwert sind, bitten nicht im Glauben um die Segnung Gottes und empfangen sie auch nicht. Sie denken: ‚Ich habe alles,‘ und gehen deshalb leer weg. Die Menschen aber, die wissen, dass sie sich unmöglich selbst retten oder aus sich selbst irgend eine gerechte Tat tun können, schätzen die Hilfe, die Christus verleihen kann. Sie sind die Armen im Geist, die er zu Gesegneten erklärt.

Wem Christus vergibt, den führt er zuerst zur Reue. Es ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, von der Sünde zu überzeugen. Wessen Herz durch den überzeugenden Geist Gottes bewegt worden ist sieht, dass in ihm nichts Gutes ist. Er erkennt, dass bei allem, was er bisher getan hat, die Sünde und das Ich beteiligt waren. Wie der arme Zöllner steht er von ferne – er wagt es nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben – und ruft: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ (Lukas 18,13) Und er wird gesegnet. Für die Reuigen gibt es Vergebung, denn Christus ist „das Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ (Johannes 1,29)
Gottes Verheißung lautet: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden. Und Ich will euch ein neues Herz geben … und Ich will Meinen Geist in euch geben.“ (Jesaja 1,18; Hesekiel 36,26.27)
Von den geistig Armen sagt Jesus: „Ihnen gehört das Himmelreich.“ Dieses Reich ist nicht, wie Christi Hörer gehofft hatten, eine zeitliche und irdische Herrschaft. Christus öffnete den Menschen das geistliche Königreich Seiner Liebe, Seiner Gnade und Seiner Gerechtigkeit. Die Fahne des messianischen Reiches zeichnet die Gestalt des Menschensohnes aus. Seine Untertanen sind die geistig Armen, die Sanftmütigen und die um Seiner Gerechtigkeit willen Verfolgten. Das Himmelreich gehört ihnen. Auch wenn es noch nicht ganz beendet ist, so ist doch das Werk in ihnen begonnen, das sie „tüchtig machen wird zu dem Erbteil der Heiligen im Licht.“ (Kolosser 1,12)
Alle, die die Tiefe ihrer Seelenarmut spüren, die fühlen, dass sie nichts Gutes in sich haben, können Gerechtigkeit und Stärke dadurch finden, dass sie auf Jesus schauen. Er sagt: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ (Matthäus 11,28) Er bittet dich, deine Armut gegen den Reichtum Seiner Gnade auszutauschen. Wir sind Gottes Liebe nicht würdig, aber Christus, unsere Sicherheit, ist würdig, und Er ist vollkommen imstande, die zu retten, die zu Ihm kommen (vgl. Hebräer 7,25). Egal welche Erfahrungen du in der Vergangenheit gemacht hast und wie entmutigend auch deine jetzigen Umstände sind: Wenn du so zu Jesus kommst wie du bist, schwach, hilflos und verzweifelt, dann kommt dir unser mitleidvoller Heiland schon ein großes Stück entgegen. Er wird dich in seine liebevollen Arme nehmen und seinen Mantel der Gerechtigkeit um dich legen.
Dann, wenn wir das weiße Kleid seiner Gerechtigkeit anhaben, das seinen Charakter darstellt, führt er uns vor den Vater. Er bittet bei Gott für uns, indem Er sagt: `Ich habe die Stelle des Sünders eingenommen. Schau nicht auf dieses eigensinnige Kind, sondern schau auf mich.‘ Wenn Satan lauthals gegen uns spricht, uns der Sünde anklagt und uns als seine Beute beansprucht, dann spricht das Blut Christi mit noch größerer Macht. „Im Herrn allein – so wird man bekennen, habe ich volle Gerechtigkeit und Stärke … Im Herrn wird gerechtfertigt werden und Seiner sich rühmen die gesamte Nachkommenschaft Israels.“ (Jesaja 45,24.25) (MÜ).

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