Bittet, so wird euch gegeben
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Oder ist ein Mensch unter euch, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder der ihm, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Matthäus 7,7-11)
Der Herr gibt diese Verheißung in dreifacher Gestalt, um Unglauben, Missverständnisse und falsche Auslegung auszuschalten. Er möchte gern alle Gottsucher auf den Glaubenspunkt bringen, dass bei ihm alles möglich ist. Aus diesem Grunde fügt er hinzu: „Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ Der Herr stellt keine anderen Bedingungen, als dass wir nach seiner Gnade hungern, seinen Rat wünschen und nach seiner Liebe dürsten.
„Bittet!“ Das Bitten setzt die Einsicht unserer Bedürftigkeit voraus. Wenn wir dann im Glauben bitten, werden wir empfangen. Der Herr hat uns sein Wort darauf gegeben und wird es auch halten. Wenn du als wirklich Bedürftiger zu ihm kommst, brauchst du nicht zu denken, dass deine Bitte um Erfüllung der göttlichen Verheißung eine Anmaßung sei. Wenn du um den nötigen Segen dafür bittest, dass du eine vollkommene Persönlichkeit nach dem Ebenbilde Jesu Christi werden kannst, dann darfst du dir seitens des Herrn ganz gewiss sein, eine Bitte ausgesprochen zu haben, die, in einer Verheißung begründet, auch ihre Erfüllung hat. Zu fühlen und zu wissen, dass du ein Sünder bist, gibt dir gerade Ursache, um göttliche Gnade und Barmherzigkeit zu flehen. Die Bedingung, unter der du dich Gott nahen darfst, besteht nicht in deiner Heiligkeit, sondern in deinem Wunsche, dass Gott dich von aller Sünde reinigen und von aller Ungerechtigkeit befreien möge. Unsere tiefe Not, unsere große Hilflosigkeit macht uns Gott und seine Erlösungskraft zu einer Notwendigkeit und beweist, dass wir immer wieder bittend zu ihm kommen müssen.
„Suchet!“ Trachtet nicht nur nach seinem Segen, sondern sucht Gott selbst zu gewinnen. „Ergib dich ihm, und habe Frieden.“ (Hiob 22,21) „Suchet, so werdet ihr finden.“ Gott sucht dich, und wenn in dir der Wunsch entsteht, zu ihm zu kommen, dann ist es auf das Wirken seines Geistes zurückzuführen. Zeige dich nicht unempfänglich! Christus tritt für die Versuchten, die Irrenden und die Treulosen ein. Er will sie zu seinen Nachfolgern machen. „Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden.“ (1.Chronik 28,9)
„Klopfet an!“ Wir kommen zu Gott, weil er uns besonders dazu eingeladen hat, und er möchte uns sehr gern in seinem Empfangsraum willkommen heißen. Die ersten Jünger, die Jesus nachfolgten, gaben sich nicht mit einer kurzen, auf dem Wege geführten Unterhaltung zufrieden. „Sie sprachen zu ihm: Rabbi, … wo bist du zur Herberge? … Sie kamen und sahen’s und blieben den Tag bei ihm.“ (Johannes 1,38.39)
So können auch wir selbst zu der innigsten Gemeinschaft und zum Verkehr mit Gott kommen. „Wer unter den Schirm des Höchsten sich begibt, der weilet im Schatten des Allmächtigen.“ (Psalm 91,1) Mögen alle, die den Segen Gottes wünschen, nur anklopfen und im Warten an der Gnadentür sprechen: Du, Herr, hast gesagt: „Wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“
Jesus ließ seine Blicke über die Versammlung schweifen, die ihn hatte hören wollen, und wünschte von ganzem Herzen, dass alle Zuhörer die Gnade und Freundlichkeit Gottes schätzten. Um ihnen ihre Not und die Bereitwilligkeit Gottes, zu geben, recht vor Augen zu stellen, wies er sie auf das Beispiel des hungrigen Kindes hin, das seinen irdischen Vater um Brot bittet. „Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete?“ Er erinnerte sie also damit an die natürliche Liebe eines Vaters zu seinem Kinde und sagte weiter: „So nun ihr, die ihr doch böse seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“
Kein Mensch von Herz würde ein hungriges, um Brot bittendes Kind einfach stehen lassen. Sollte man es für möglich halten, dass er gefühllos bleibt und es sogar quält, indem er erst allerlei verspricht, um es hernach nicht zu halten? Könnte er wohl ein ordentliches Stück Brot versprechen und nachher einen Stein anbieten? Wie kommt dann der Mensch dazu, Gott mit der Meinung zu entehren, dass er für das Rufen seiner Kinder kein Ohr habe!
„So denn ihr, die ihr böse seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Lukas 11,13) Der Heilige Geist, der Gott vertritt, ist die größte aller Gaben. Alle „guten Gaben“ sind darin eingeschlossen. Der Schöpfer kann uns nichts Erhabeneres, nichts Besseres geben. Wenn wir den Herrn anflehen, uns in unserer Not beizustehen, uns durch seinen Heiligen Geist zu führen, dann wird er unser Gebet nicht unbeachtet lassen. Mag es auch vorkommen, dass ein Vater seines hungrigen Kindes vergisst, so wird doch bei Gott der Schrei aus armen, sehnsuchtsvollen Herzen nicht ungehört verhallen. Wie wunderbar zart schildert er doch seine Liebe! Wer in dunklen Tagen das Gefühl hat, Gott achte seiner nicht, dem gilt die Botschaft aus dem Vaterherzen: „Zion aber sprach: Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner vergessen. Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.“ (Jesaja 49,14-16) Jede Verheißung des Wortes Gottes kann uns dann zum Gebetsinhalt werden, wenn wir uns auf das gegebene Wort Jahwes stützen. Was wir an geistlichem Segen brauchen, dürfen wir durch Jesus für uns beanspruchen. Wir können dem Herrn in kindlicher Einfalt gern im einzelnen sagen, was wir bedürfen. Wir können ihm unsere zeitlichen Bedürfnisse vorlegen, indem wir ihn um Nahrung und Kleidung bitten, und auch unsere geistigen, das Brot des Lebens und das Gewand der Gerechtigkeit Christi. Dein himmlischer Vater weiß, dass du dies alles brauchst, und fordert dich nur auf, ihm deine diesbezügliche Bitte vorzulegen. Alle Gnadengaben werden uns nur in Jesu Namen zuteil. Gott wird diesen Namen ehren und uns aus dem Reichtum seiner Güte mit allem Notwendigen väterlich versorgen.
Vergiss nun aber nicht, dass du dein Kindesverhältnis zu Gott anerkennst, wenn du dich ihm als deinem Vater nahst. Du hast damit nicht nur seiner Güte zu vertrauen, sondern auch in allem seinen Willen gelten zu lassen in dem Bewusstsein, dass seine Liebe unwandelbar ist. Du gibst dich seinem Werke hin. Nun wohl, denen, die Jesus eingeladen hat, vor allem nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten, gibt er die Verheißung: „Bittet, so wird euch gegeben.“
Die Gaben dessen, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, gehören den Kindern Gottes zu. Diese Gaben sind so köstlich, dass sie uns nur durch eine so wertvolle Gabe wie das Blut des Erlösers zuteil werden. Sie erfüllen aber auch des Herzens tiefstes Sehnen. Sie bleiben in Ewigkeit und sind doch allen zur Freude zugänglich, die sich Gott als seine Kindlein nahen. O mach dir Gottes Verheißungen zu eigen, halt sie ihm als sein Versprechen vor, dann wirst du Freude die Fülle empfangen!