Heilung für den Geist

Heilung für den Geist

Es besteht eine sehr innige Beziehung zwischen Gemüt und Körper; wenn ein Teil angegriffen ist, wird ein anderer davon berührt. Der Gemütszustand wirkt in viel größerem Maße auf die Gesundheit als viele es sich vorstellen. Viele Krankheiten, an denen die Menschen leiden, sind die Folge geistiger Niedergeschlagenheit. Kummer, Angst, Unzufriedenheit, Reue, Zerknirschung, Schuldgefühle, Misstrauen, alle tragen dazu bei, die Lebenskräfte zu schwächen und Verfall und Tod herbeizuführen. Krankheit wird manchmal durch Einbildung hervorgerufen und oft sehr dadurch verschlimmert. Viele sind lebenslänglich Invaliden, die gesund sein könnten, wenn sie sich nur dafür halten würden. Viele bilden sich ein, dass jeder leichte Witterungseinfluss Krankheit verursacht und die üble Folge tritt ein, weil sie erwartet wird. Viele sterben an Krankheiten, deren Ursachen vollständig der Einbildung entspringen.   Mut, Hoffnung, Glaube, Mitgefühl, Liebe befördern die Gesundheit und verlängern das Leben. Ein zufriedenes Gemüt und ein fröhlicher Geist ist Gesundheit für den Körper und Kraft für die Seele. „Ein fröhlich Herz fördert Genesung.“ (Sprüche 17,22 van Eß) Bei der Behandlung der Kranken sollte der Erfolg geistigen Einflusses nicht übersehen werden. Richtig angewendet erweist sich dieser Einfluss als eines der erfolgreichsten Mittel die Krankheit zu bekämpfen.   

Die Herrschaft des Geistes über einen anderen Geist

Es gibt allerdings eine Form von Heilung für Gemütskranke, welche eines der erfolgreichsten Werkzeuge zum Bösen ist. Durch diese sogenannte Wissenschaft wird ein Geist unter die Herrschaft eines anderen gebracht, so dass die Persönlichkeit des schwächeren in der des stärkeren Geistes aufgeht. Eine Person führt den Willen einer anderen aus. Man behauptet, dass auf diese Weise der Inhalt der Gedanken verändert, dass lebensspendende Kräfte mitgeteilt und Patienten befähigt werden können, der Krankheit zu widerstehen und sie zu überwinden. Die Heilmethode ist von Personen angewendet worden, welche ihre wahre Natur und Richtung nicht kannten und welche dieselbe als ein segensreiches Mittel für die Kranken ansahen. Aber diese sogenannte Wissenschaft ruht auf falschen Grundsätzen. Sie steht der Natur und dem Geiste Christi fern. Sie führt nicht zu ihm, der Leben und Heil ist. Derjenige, der die Gedanken anderer auf sich selbst richtet, verleitet sie dazu, sich von der wahren Quelle ihrer Kraft zu trennen. Es liegt nicht in Gottes Absicht, dass irgend ein menschliches Wesen seinen Geist und Willen der Herrschaft eines anderen unterwerfen und ein willenloses Werkzeug in dessen Händen werden soll. Niemand soll seine Persönlichkeit in der eines anderen aufgehen lassen. Er soll auf kein menschliches Wesen als Quelle der Heilung blicken. Er muss von Gott abhängig sein. In der Würde seiner von Gott gegebenen Männlichkeit soll er von Gott selbst beherrscht werden und nicht durch einen anderen menschlichen Geist.

Gott wünscht die Menschen in direkte Beziehung mit sich selbst zu bringen. In seinem ganzen Verfahren mit den menschlichen Wesen erkennt er den Grundsatz persönlicher Verantwortlichkeit an. Er sucht ein Gefühl persönlicher Abhängigkeit zu erwecken und die Notwendigkeit persönlicher Leitung einzuprägen. Er wünscht, das Menschliche in Gemeinschaft mit dem Göttlichen zu bringen, damit Menschen in das göttliche Bild verwandelt werden möchten. Satan arbeitet, um diese Absicht zu durchkreuzen. Er sucht Abhängigkeit von Menschen zu befördern. Wenn die Gedanken von Gott abgewendet sind, kann der Versucher sie unter seine Herrschaft bringen. Er kann so die Menschheit beherrschen. Die Theorie, einen Geist durch den anderen zu beherrschen, hat ihren Ursprung in Satan, um sich als Hauptmacher einzuführen, menschliche Philosophie an Stelle der göttlichen zu setzen. Von allen Irrtümern, die inmitten der Christenheit heutzutage Anklang finden, ist keiner eine gefährlichere Täuschung, keiner sicherer, den Menschen von Gott zu trennen, als dieser. So unschuldig es erscheinen mag, wenn es bei Patienten ausgeübt wird, wird es doch zu ihrem Verderben und nicht zur Wiederherstellung führen. Es öffnet eine Tür, durch welche Satan eintreten wird, um sowohl von der Seele, die von einer anderen beherrscht wird, als von derjenigen, die beherrscht, Besitz zu ergreifen.   

Schrecklich ist die Macht, welche auf diese Weise übelgesinnten Männern und Frauen verliehen wird. Welche Gelegenheiten bieten sich solchen, die davon leben, aus der Schwäche oder Torheit anderer Vorteil zu ziehen! Wie viele werden durch die Beherrschung schwacher oder kranker Gemüter ein Mittel finden, ihre Wollust oder die Gier nach Gewinn zu befriedigen! Wir können uns mit Besserem beschäftigen als die Menschheit durch Menschen beherrschen zu wollen. Der Arzt sollte die Leute belehren, von dem Menschlichen auf das Göttliche zu schauen. Statt die Kranken zu lehren, sich zur Heilung von Seele und Leib auf menschliche Wesen zu verlassen, sollte er sie auf den hinweisen, der retten kann immerdar alle, die zu ihm kommen. Er, der des Menschen Geist schuf, weiss, was der Geist bedarf. Gott allein ist der Eine, der heilen kann. Solche, deren Gemüt und Körper krank sind, sollen in Christo den Wiederhersteller sehen. Er spricht: „Ich lebe und ihr sollt auch leben.“ (Johannes 14,19) Dies Leben sollen wir den Kranken vorführen und ihnen sagen, dass wenn sie Glauben an Christum als den Wiederhersteller haben, wenn sie mit ihm zusammenwirken, die Gesundheitsgesetze beachten und nach wahrer Heiligkeit in seiner Furcht streben, er ihnen sein Leben mitteilen will. Wenn wir ihnen Christum auf diese Weise vorführen, teilen wir eine Kraft, eine Stärke mit, die Wert hat, denn sie kommt von oben. Dies ist die wahre Wissenschaft der Heilung für Leib und Seele.


Mitgefühl  

Große Weisheit ist nötig bei der Behandlung von Gemütskrankheiten. Ein wundes krankes Herz, ein entmutigtes Gemüt bedürfen einer sanften Behandlung. Oftmals zehrt eine ernste häusliche Schwierigkeit gleich einem Krebsschaden an der Seele und schwächt die Lebenskraft. Manchmal ist es der Fall, dass Reue über Sünde die Körperkraft untergräbt und die Seele aus dem Gleichgewicht bringt. Nur durch zarte Teilnahme kann diese Klasse von Kranken einen Segen empfangen. Der Arzt sollte zuerst ihr Vertrauen gewinnen und sie dann auf den großen Arzt verweisen. Wenn ihr Glaube auf den wahren Helfer gerichtet werden kann und sie das Vertrauen haben können, dass er ihren Fall übernommen hat, so wird dies das Gemüt erleichtern und oft auch wieder leibliche Gesundheit schenken. Mitgefühl und Takt werden sich für den Kranken oft von größerem Nutzen erweisen als die beste Behandlung, welche in einer kalten gleichgültigen Weise gegeben wird. Wenn ein Arzt in unachtsamer, sorgloser Weise an das Krankenbett tritt und den Leidenden mit geringer Aufmerksamkeit anschaut, wenn er durch Wort oder Handlung den Eindruck hervorruft, dass der Fall nicht viel Aufmerksamkeit erfordere und dann den Patienten seinen eigenen Betrachtungen überlässt, so hat er jenem Kranken entschiedenen Schaden zugefügt. Der Zweifel und die Entmutigung, welche durch seine Gleichgültigkeit hervorgerufen wurden, werden oft den guten Erfolg der Heilmittel, die er verschreiben mag, verhindern.   

Wenn Ärzte sich an die Stelle derjenigen versetzen könnten, deren Geist niedergedrückt und deren Wille durch Leiden geschwächt ist, die nach Worten der Teilnahme und Zuversicht verlangen, so würden sie besser imstande sein, ihre Gefühle zu würdigen. Wenn die Liebe und Teilnahme, welche Christus für die Kranken offenbarte, mit den Kenntnissen des Arztes verbunden sind, so wird seine bloße Gegenwart ein Segen sein. Offenheit im Verkehr mit einem Patienten erfüllt ihn mit Vertrauen und erweist sich dadurch als eine wichtige Hilfe zur Genesung. Es gibt Ärzte, die es als feine Klugheit betrachten, vor dem Patienten die Natur und Ursache der Krankheit zu verheimlichen, an welcher er leidet. Viele werden, indem sie fürchten, einen Patienten aufzuregen oder zu entmutigen, wenn sie die Wahrheit sagen, falsche Hoffnungen auf Genesung nähren, ja sie werden einen Patienten in das Grab sinken lassen, ohne ihn vor seiner Gefahr zu warnen. All dies ist unklug. Es mag nicht immer sicher oder das Beste sein, dem Patienten die volle Ausdehnung der Gefahr zu erklären; dies möchte ihn erregen und die Genesung verzögern oder gar verhindern. Ebenso kann man denjenigen, deren Leiden größtenteils Einbildung sind, nicht stets die volle Wahrheit sagen. Viele dieser Personen sind unvernünftig und haben sich nicht daran gewöhnt, Selbstbeherrschung zu üben. Sie haben besondere Launen und bilden sich, in bezug auf sich selbst und auf andere, viele Dinge ein, die falsch sind. Für sie aber sind diese Dinge wirklich und diejenigen, welche für sie sorgen, müssen beständige Freundlichkeit und unermüdliche Geduld und Zartgefühl offenbaren. Wenn man diesen Patienten die Wahrheit über sie selbst sagte, so würden manche beleidigt, andere entmutigt sein. Christus sagte zu seinen Jüngern: „Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt’s jetzt nicht tragen.“ Johannes 16,12. Aber obgleich man nicht bei allen Gelegenheiten die Wahrheit sagen kann, ist Täuschung niemals notwendig oder zu rechtfertigen. Niemals sollten Arzt oder Pfleger sich zu einer Verdrehung der Wahrheit herablassen. Wer dies tut, stellt sich auf einen Platz, wo Gott nicht mit ihm zusammenwirken kann, und indem er das Vertrauen seiner Patienten verliert, verliert er eins der erfolgreichsten menschlichen Hilfsmittel zu ihrer Wiederherstellung.


Die Macht des Willens 

Die Macht des Willens wird nicht so geschätzt wie sie sollte. Der Wille sollte lebendig und in rechter Richtung erhalten werden, dann wird er dem ganzen Wesen Energie mitteilen und eine wunderbare Hilfe zur Erhaltung der Gesundheit sein. Auch in der Behandlung der Krankheit ist er eine Macht. In rechter Weise geübt, wird er die Einbildung beherrschen und ein mächtiges Mittel sein, Krankheiten des Gemüts und des Leibes zu widerstehen und dieselben zu überwinden. Durch Anwendung der Willenskraft können Patienten, indem sie sich in rechte Beziehung zum Leben setzen, viel tun, um mit den Bemühungen des Arztes für ihre Wiederherstellung zusammen zu wirken. Es gibt Tausende, die ihre Gesundheit wiedererlangen können, wenn sie wollen. Der Herr wünscht nicht, dass sie krank sind; er möchte sie wohl und glücklich sehen und sie sollten sich vornehmen, wohl zu sein. Oft können Schwache der Krankheit widerstehen, indem sie sich einfach weigern, den Schmerzen nachzugeben und in einem Zustand der Untätigkeit zu verharren. Sie sollten sich über ihre Schmerzen und Leiden erheben und sich ihrer Kraft angemessen nützlich beschäftigen. Durch solche Beschäftigung und reichliche Benutzung von Luft und Sonnenschein könnte mancher abgezehrte Invalide Gesundheit und Kraft wieder erlangen.   

Biblische Grundsätze der Heilung

Für solche, die ihre Gesundheit zurückgewinnen oder erhalten wollen, ist eine Lehre in den Worten der Schrift enthalten: „Saufet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes.“ (Epheser 5,18) Nicht durch die Erregung oder das Vergessen, welches durch unnatürliche oder ungesunde Anregungsmittel erzeugt wird, noch durch Befriedigung niedrigen Appetites oder der Leidenschaften findet man wahre Heilung oder Erquickung für Leib oder Seele. Unter den Kranken sind viele, die ohne Gott und ohne Hoffnung leben. Sie leiden unter unbefriedigten Wünschen, schlimmen Leidenschaften und der Verdammnis ihres eigenen Gewissens; sie verlieren ihren Halt an diesem Leben und haben keine Aussicht für das zukünftige. Die Wärter der Kranken sollten nicht hoffen, solchen Kranken zu nützen, wenn sie ihnen eitle, erregende Befriedigungen gewähren. Diese sind der Fluch ihres Lebens gewesen. Die hungernde, dürstende Seele wird weiter hungern und dürsten, so lange sie sucht, hier Befriedigung zu finden. Solche, die von der Quelle selbstsüchtiger Vergnügungen trinken, werden getäuscht. Sie halten irrtümlich Fröhlichkeit für Kraft, aber wenn die Aufregung nachläßt, hört auch ihre Einbildung auf und sie bleiben der Unzufriedenheit und Verzagtheit überlassen. Dauernder Friede, wahre Ruhe des Geistes hat nur eine Quelle. Hiervon redete Christus als er sagte: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Matthäus 11,28) „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch wie die Welt gibt.“ (Johannes 14,27) Dieser Friede ist nicht etwas, das er getrennt von sich gibt. Er ist in Christo und wir können ihn nur empfangen, wenn wir ihn annehmen.   

Christus ist der Brunnquell des Lebens. Vielen tut eine klarere Erkenntnis von ihm not; sie sollten geduldig, freundlich, aber doch ernstlich belehrt werden, wie der ganze Mensch den heilenden Kräften des Himmels zugängig werden kann. Wenn das helle Licht der Liebe Gottes die verdunkelten Räume der Seele erleuchtet, wird die ruhelose Müdigkeit und Unzufriedenheit verschwinden, Zufriedenheit und Freude werden dem Geiste Kraft und dem Körper Gesundheit und Energie verleihen.


Hilfe in jeder Prüfung

Wir leben in einer Welt voll Leiden. Schwierigkeiten, Prüfungen und Kummer warten unsrer den ganzen Weg entlang zu dem himmlischen Heim. Aber es gibt viele, welche des Lebens Lasten doppelt schwer machen, indem sie beständig Schwierigkeiten voraussehen. Wenn ihnen Widerwärtigkeit oder Enttäuschung begegnet so denken sie, dass alles zu grunde geht, dass ihr Los das härteste von allen sei und dass sie sicherlich in Not kommen. Auf diese Weise bringen sie Elend über sich selbst und werfen einen Schatten auf alle, die um sie herum sind. Das Leben wird zu einer Last für sie; aber es braucht nicht so zu sein. Es wird sie eine entschiedene Anstrengung kosten, den Lauf ihrer Gedanken zu ändern; aber die Änderung kann gemacht werden. Ihre Glückseligkeit für dieses und für das zukünftige Leben hängt davon ab, dass sie ihre Gedanken auf freundliche Dinge richten. Lasst sie von dem dunklen Bilde absehen, welches nur in ihren Gedanken besteht und dieselben auf die Segnungen richten, welche Gott auf ihren Weg gestreut hat und darüber hinaus auf die unsichtbaren und ewigen.   

Für jede Prüfung hat Gott Hilfe vorgesehen. Als Israel in der Wüste zu dem bitteren Wasser von Mara kam, schrie Moses zu dem Herrn. Der Herr verschaffte kein neues Heilmittel, er lenkte die Aufmerksamkeit auf das vorhandene. Ein Strauch, den er geschaffen hatte, musste in den Brunnen getan werden, um das Wasser klar und süß zu machen. Als dies geschehen war, trank das Volk von dem Wasser und wurde erquickt. In jeder Prüfung will Christus uns Hilfe spenden, wenn wir ihn suchen. Unsere Augen werden geöffnet werden, die Verheißungen der Heilung zu unterscheiden, die in seinem Wort berichtet sind. Der Heilige Geist wird uns lehren, wie wir uns jeden Segen aneignen können, welcher ein Gegenmittel für Kummer ist. Für jeden bitteren Trank, der an unsere Lippen geführt wird, sollen wir einen heilenden Zweig finden.   
Wir sollen nicht die Zukunft mit ihren schweren Rätseln, ihren unbefriedigenden Aussichten unsere Herzen schwach, unsere Kniee zittern und unsere Hände müde machen lassen. Der Allmächtige rät: „Man ergreife meinen Schutz, mache Frieden mit mir, Frieden mache man mit mir.“ (Jesaja 27,5 Parallel Bibel) Solche, die ihr Leben seiner Leitung und seinem Dienst übergeben, werden niemals in eine Lage kommen, für welche er keine Vorkehrung getroffen hat. Was unsere Umstände auch sein mögen, wenn wir Täter seines Wortes sind, so haben wir einen Führer, der uns den rechten Weg leitet; was auch unsere Schwierigkeit sein mag, wir haben einen zuverlässigen Ratgeber; was unser Kummer, unser Leid oder unsere Verlassenheit sein mag, wir haben einen mitfühlenden Freund.   

Wenn wir in unserer Unwissenheit falsche Schritte tun, so vergisst uns der Heiland nicht. Wir brauchen niemals zu fühlen, dass wir allein sind. Engel sind unsere Gefährten. Der Tröster, den Christus verheißen hat, in seinem Namen zu senden, bleibt bei uns. Auf dem Wege, der zur Stadt Gottes führt, gibt es keine Schwierigkeiten, welche diejenigen, die ihm vertrauen, nicht überwinden können. Es gibt dort keine Gefahren, denen sie nicht entfliehen können. Es gibt keinen Kummer, keinen Schmerz, keine menschliche Schwäche, für welche er nicht ein Heilmittel vorgesehen hat. Niemand braucht sich der Entmutigung und Verzweiflung zu überlassen. Satan mag zu dir kommen mit der grausamen Einflüsterung: „Dein Fall ist zu hoffnungslos, du bist nicht wieder loszukaufen.“ Aber es ist Hoffnung für dich in Christo. Gott gebietet uns nicht, in unserer eigenen Kraft zu überwinden. Er bittet uns, sich ihm zu nähern. Unter welchen Schwierigkeiten wir auch arbeiten, die Leib und Gemüt niederdrücken, er wartet, um uns frei zu machen.   

Weil er die menschliche Natur auf sich nahm, kann er auch mit den Leiden der Menschheit mitfühlen. Christus kennt nicht nur jede Seele und die besonderen Bedürfnisse und Prüfungen jener Seele, sondern er kennt auch alle Umstände, welche den Geist reizen und verwirren. Seine Hand ist in mitleidsvoller Zärtlichkeit nach jedem leidenden Kinde ausgestreckt. Solche, die am meisten leiden, genießen am meisten seiner Teilnahme und seines Mitleids. Er wird von unseren Unvollkommenheiten gerührt und wünscht, dass wir unsere Verwicklungen und Schwierigkeiten zu seinen Füßen legen und sie dort lassen. Es ist unklug, auf uns selbst zu blicken und auf unsere Regungen zu achten. Wenn wir dies tun, wird der Feind Schwierigkeiten und Versuchungen vorführen, welche den Glauben schwächen und den Mut vernichten. Unsere Gefühlsbewegungen zu studieren und unseren Gefühlen nachzugeben heißt, den Zweifel einlassen und uns in Schwierigkeit zu verwickeln. Wir sollen von dem eigenen Ich weg und auf Jesus blicken.   
Wenn euch Versuchungen bestürmen, wenn Sorge, Verwirrung und Finsternis eure Seele zu umlagern scheinen, so blickt dahin, wo ihr zuletzt das Licht gesehen habt. Ruht in Christi Liebe und unter seiner schützenden Obhut. Wenn Sünde um die Herrschaft in dem Herzen streitet, wenn Schuld die Seele bedrückt und das Gewissen belastet, wenn Unglaube den Geist verdunkelt so gedenkt daran, dass Christi Gnade genügt, die Sünde zu unterdrücken und die Finsternis zu vertreiben. Wenn wir in Gemeinschaft mit dem Heiland eintreten, betreten wir das Reich des Friedens.   

Die Verheißung der Heilung

„Der Herr erlöset die Seele seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.“ (Psalm 34,23) „Wer den Herrn fürchtet, der hat eine sichere Festung, und seine Kinder werden auch beschirmt.“ (Sprüche 14,26)   
„Zion aber spricht, der Herr hat mich verlassen, der Herr hat mein vergessen. Kann auch ein Weib ihres Kindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie desselbigen vergäße, so will ich doch dein nicht vergessen. Siehe, in die Hände hab ich dich gezeichnet; Deine Mauern sind immerdar vor mir.“ (Jesaja 49,14-16)  „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott. Ich stärke dich, ich helfe dir auch, Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ (Jesaja 41,10)  „Die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an, und von der Mutter her auf mir liegt. Ja, ich will euch tragen bis ins Alter, und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben, und tragen, und erretten.“ (Jesaja 46,3.4)



Lob und Dank 

Nichts trägt mehr dazu bei, Gesundheit von Leib und Seele zu fördern, als ein Geist voll Dankbarkeit und Lobes. Es ist eine ebenso bestimmte Pflicht, der Schwermut, unzufriedenen Gedanken und Gefühlen zu widerstehen, wie es eine Pflicht ist, zu beten. Ist der Himmel das Ziel unserer Pilgerschaft, wie können wir dahin wandern als eine Schar Trauernder, und den ganzen Weg zu unseres Vaters Haus nur seufzen und klagen? Bekenner des Christentums, die beständig klagen und welche Fröhlichkeit und Freude für eine Sünde zu halten scheinen, haben keine echte Religion. Seelen, die ein trauriges Vergnügen an allem finden, was in der Natur schwermütig ist, welche lieber auf welke Blätter schauen, als die herrlichen, frischen Blumen zu pflücken, welche hohe Bergesspitzen und Täler, mit frischem Grün bekleidet, nicht schön finden, die ihre Sinne der frohen Stimme verschließen, die zu ihnen in der Natur spricht und die dem lauschenden Ohr so süß und melodisch klingt — solche Seelen sind nicht in Christo. Sie sammeln sich Dunkelheit und Finsternis, wo sie Helle haben könnten, ja die Sonne der Gerechtigkeit, die in ihrem Herzen aufgehen möchte mit Heil unter ihren Flügeln.   

Oft mögen Schmerzen deinen Geist umdüstern. Dann versuche nicht zu denken. Du weißt, dass Jesus dich liebt, er versteht deine Schwächen. Du kannst seinen Willen tun, indem du einfach in seinen Armen ruhst. Es ist ein Naturgesetz, dass unsere Gedanken und Gefühle ermutigt und gestärkt werden, wenn wir ihnen Ausdruck geben. Während Worte Gedanken ausdrücken, ist es ebenso wahr, dass den Worten Gedanken folgen. Wenn wir unserem Glauben mehr Ausdruck geben würden, und uns mehr der Segnungen freuten, von denen wir wissen, dass wir sie haben – die große Barmherzigkeit und Liebe Gottes – so könnten wir mehr Glauben und größere Freude haben. Keine Zunge kann es aussprechen, kein sterblicher Geist kann den Segen erfassen, welcher aus der Würdigung der Güte und Liebe Gottes entspringt. Selbst auf Erden können wir Freude haben wie ein Brunnquell, der niemals versiegt, weil er von den Strömen gespeist wird, die vom Throne Gottes fließen.   

Lasst uns deshalb unsere Herzen und Lippen erziehen, Gott Dank zu sagen für seine unaussprechliche Liebe. Lasst uns unsere Seelen erziehen, hoffnungsvoll zu sein und in dem Lichte zu verweilen, das von dem Kreuz auf Golgatha scheint. Wir sollten niemals vergessen, dass wir Kinder des himmlischen Königs sind, Söhne und Töchter des Herrn der Heerscharen. Es ist unser Vorrecht, eine stille Ruhe in Gott zu erhalten.   

„Der Friede Gottes regiere in euren Herzen … und seid dankbar.“ (Kolosser 3,15) Indem wir unsere eigenen Schwierigkeiten und Sorgen vergessen, lasst uns Gott loben für eine Gelegenheit, zur Ehre seines Namens zu leben. Lasst die Segnungen eines jeden neuen Tages Dank in euren Herzen erwecken für diese Zeichen seiner liebenden Fürsorge. Wenn ihr eure Augen am Morgen öffnet, so dankt Gott, dass er euch die Nacht hindurch bewahrt hat; dankt ihm für seinen Frieden in euren Herzen. Lasst morgens, mittags und abends euer Dankgebet als einen süßen Wohlgeruch zum Himmel aufsteigen.   

Wenn euch jemand fragt, wie es euch geht, so denkt nicht an etwas Trauriges und erzählt es, damit ihr Teilnahme erregt. Sprecht nicht von eurem Mangel an Glauben, von eurem Kummer und euren Leiden. Der Versucher freut sich, wenn er solche Worte vernimmt. Sprecht ihr über traurige Dinge, so verherrlicht ihr ihn. Wir sollen nicht bei der großen Macht Satans, die er besitzt uns zu überwinden, verweilen. Wir geben uns oft in seine Hände, indem wir von seiner Macht reden. Lasst uns stattdessen lieber von der großen Macht Gottes reden, der alle unsere Interessen zu seinen eignen macht. Sprecht von der unaussprechlichen Liebe Christi und redet von seiner Herrlichkeit. Der ganze Himmel nimmt an unserer Erlösung Anteil. Die Engel Gottes, tausend mal tausend und zehntausend mal zehntausend sind beauftragt, denen zu dienen, die Erben der Seligkeit sein sollen. Sie schützen uns gegen das Böse und drängen die Mächte der Finsternis zurück, die uns zu vernichten suchen. Haben wir nicht Ursache, jeden Augenblick dankbar zu sein, dankbar, selbst wenn scheinbare Schwierigkeiten in unserem Wege liegen?


Singt Loblieder 

Lasst Lob und Danksagung in Liedern über eure Lippen strömen. Wenn wir versucht werden, so lasst uns, statt unseren Gefühlen Ausdruck zu geben, uns im Glauben in einem Danklied zu Gott erheben. Gesang ist eine Waffe, die wir allezeit gegen Entmutigung gebrauchen können. Wenn wir so das Herz dem Lichte der Gegenwart Christi öffnen, werden wir Gesundheit und seinen Segen genießen.

„O Gott, sei gelobt für den heiligen Geist, der zum Heiland uns führt und dann himmelwärts weist. Halleluja, sei gepriesen, Dir sei Lob, Preis und Dank. Halleluja, sei gepriesen, Herr segne uns jetzt. Lob, Ehre und Preis sei für immer gebracht, dir, dem Lamm, das von Sünde uns selig gemacht! Halleluja, sei gepriesen, Dir sei Lob, Preis und Dank, Halleluja, sei gepriesen, Herr segne uns jetzt. Gesang ist eine Waffe, die wir allezeit gegen Entmutigung gebrauchen können. Wenn wir so das Herz dem Lichte der Gegenwart Christi öffnen, werden wir Gesundheit und seinen Segen genießen.“

„Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn, die er aus der Not erlöst hat.“ (Psalm 107,1.2)   

„Singet von ihm und lobet ihn; redet von allen seinen Wundern; rühmet seinen heiligen Namen; es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen.“ (Psalm 105,2.3)   

„Er sättigt die durstige Seele und füllet die hungrige Seele mit Gutem. Die da sitzen mußten in der Finsternis und Dunkel, Gefangen im Zwang und Eisen. … Und sie zum Herrn riefen in ihrer Not, und er ihnen half aus ihren Ängsten, und sie aus der Finsternis und Dunkel führte, und ihre Bande zerriß: Die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.“ (Psalm 107,9-15)   

„Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.“ (Psalm 42,12)   

„Saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unseres Herrn Jesu Christi.“ (Epheser 5,20) Dies Gebot ist eine Versicherung, dass selbst die Dinge, die gegen uns zu sein scheinen, zu unserem Guten wirken. Gott würde uns nicht gebieten, dankbar für etwas zu sein, das uns Leid zufügen würde.   

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil; Vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist meines Lebens Kraft; Vor wem sollte mir grauen! … Er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er verbirgt mich heimlich in seinem Gezelt … So will ich in seiner Hütte Lob opfern, ich will singen und lobsagen dem Herrn.“ (Psalm 27,1.5.6)   

„Ich harrte des Herrn; und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien, und zog mich aus der grausamen Grube und aus dem Schlamm. und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich gewiss treten kann; und er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Gott.“
 (Psalm 40,2-4)   

„Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hoffet mein Herz, und mir ist geholfen; und mein Herz ist fröhlich, und ich will ihm danken mit meinem Lied.“ (Psalm 28,7)

Gutestun 

Eines der sichersten Hindernisse zur Genesung der Kranken ist, wenn sich ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst richtet. Viele Gebrechliche denken, dass jedermann ihnen Mitgefühl und Hilfe erweisen sollte, während es für sie gerade nötig ist, dass sie von sich selbst abgelenkt werden und für andere denken und sorgen.   Oft werden Gebete für die Angefochtenen, die Traurigen und die Entmutigten dargebracht und dies ist recht. Wir sollten beten, dass Gott Licht in das verdunkelte Gemüt sende und das traurige Herz tröste. Aber Gott beantwortet Gebete für solche, die sich selbst in den Bereich seiner Segnungen versetzen. Während wir für diese Betrübten Gebete darbringen, sollten wir sie ermutigen, zu versuchen, anderen zu helfen, die bedürftiger sind als sie selbst. Die Dunkelheit wird aus ihren eigenen Herzen weichen, wenn sie versuchen, anderen zu helfen. Wenn wir andere mit dem Trost zu trösten suchen, womit wir getröstet sind, wird der Segen auf uns zurückkommen.   

Das achtundfünfzigste Kapitel Jesajas bietet das Heilmittel für Krankheiten des Leibes und der Seele. Wenn wir Gesundheit und wahre Lebensfreude wünschen, müssen wir die in dieser Schriftstelle gegebenen Regeln üben. Der Herr sagt von dem ihm angenehmen Dienst und seinen Segnungen: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh‘ dich nicht von deinem Fleisch. Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Besserung wird schnell wachsen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich zu sich nehmen. Dann wirst du rufen, so wird dir der Herr antworten; wenn du schreien wirst, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. So du niemand bei dir beschweren wirst, noch mit Fingern zeigen, noch übel reden, und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz, und die elende Seele sättigen; so wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag; und der Herr wird dich immerdar führen, und deine Seele sättigen in der Dürre, und deine Gebeine stärken; und wirst sein wie ein gewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, welcher es nimmer an Wasser fehlt.“ (Jesaja 58,7-11)   

Gute Taten sind ein doppelter Segen, sie kommen dem gütigen Geber und auch dem Empfänger zugute. Das innere Bewusstsein, recht zu tun, ist eine der besten Arzneien für kranke Körper und Gemüter. Wenn der Geist durch das Gefühl erfüllter Pflicht und die Befriedigung, andere glücklich gemacht zu haben, frei und glücklich ist, so flößt der freudige erhebende Einfluss dem ganzen menschlichen Wesen neues Leben ein.   

Lasst die Invaliden, statt beständig Mitgefühl zu fordern, suchen, solches mitzuteilen. Legt die Last eurer eigenen Schwäche, eures Kummers und eurer Schmerzen auf den mitleidigen Heiland. Öffnet euer Herz seiner Liebe und lasst sie auf andere übergehen. Denkt daran, dass alle schwer zu tragende Prüfungen haben, Versuchungen, denen schwer zu widerstehen ist und ihr könnt etwas tun, um diese Lasten zu erleichtern. Sprecht euren Dank aus für die Segnungen, die ihr habt; würdigt die Beachtung, die euch zuteil wird. Lasst euer Herz mit den köstlichen Verheißungen Gottes erfüllt sein, damit aus diesem Schatzhaus Worte kommen mögen, die für andere Trost und Kraft sind. Dies wird euch mit einem Einfluss umgeben, der hilfreich sein wird und aufrichtet. Lasst es euer Ziel sein, für diejenigen um euch herum ein Segen zu sein und ihr werdet Wege finden, sowohl eurer eigenen Familie behilflich zu sein als auch anderen.   

Wenn solche, denen nur eine schwache Gesundheit beschieden ist, sich selbst vergessen wollten im Interesse anderer, wenn sie des Herrn Gebot erfüllen wollten, denen zu dienen, die hilfsbedürftiger sind als sie, so würden sie die Wahrheit der prophetischen Verheißung erfahren: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Heilung wird eilend sprossen. 

Mara und Elim! (Gedicht)

O köstliches Elim mit Palmen und Brunnen, In deinem Schatten ruh heute ich aus, Noch gestern umgaben mich Maras Einöden, Nur Felsen und Sand, kein Balsam, kein Haus. Und doch, in derselben Wüste liegen beide, Derselbe heiße Wind streift ihren Grund, Dasselbe niedrige Tal beherbergt beide, Dasselbe Gebirge umschließt sie rund. So ist es hier in unserem Leben, So war es solange man denken mag. Das Bittere, das Süße, der Kummer, die Freude, Sie wechseln beständig, oft Tag auf Tag. Bald wendet der Herr unser Bitteres in Süßes, Bald labet er uns am sprudelnden Bach, Bald schützt er uns durch seine Wolkensäule, Bald wählt er ein durstig Palmendach. Was bangt Dir denn? Schnell naht das Ende der Zeiten, Mara und Elim für immer entweicht, Das Wandern durch Wüsten auf immer beendet, Die Stadt unseres Gottes endlich erreicht. O glückliches Land jenseits einsamer Hügel Wo freudig die ewige Quelle fließt, O herrliches Paradies, zu dir wir eilen, Wo nach der Wanderung man Ruhe genießt.

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