Gesetz & Evangelium
Eine Betrachtung über das Gesetz Gottes
Eines Tages erhielt ich einen Brief von einem Mann, der behauptete, wir brauchen das Gesetz Gottes nicht mehr zu halten. Jesus hätte es erfüllt und daher kann es keine Forderungen mehr an uns stellen.
Ich war dankbar, dass er auch schrieb, die ganze Bibel müsse als Wahrheit beachtet werden. Auf dieser Grundlage konnten wir uns sehr gut auseinandersetzen. Die Bibel ist allein die verbindliche Richtschnur unseres Glaubens und jeder Punkt der Lehre muss mit ihr geprüft werden (vgl. Jesaja 8,20).
Gerechtfertigt aus Gnade
Er meinte, dass wir nicht durch das Halten der Gebote vor Gott gerechtfertigt werden, sondern durch Gnade. Das ist auch richtig. Ich betonte das ebenfalls. Wir dürfen daraus nur nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass das Gesetz Gottes ungültig und für uns unverbindlich ist. Hier würden wir Paulus, dessen Schriften tatsächlich nicht unbedingt leicht zu verstehen sind (2. Petrus 3,15.16), missverstehen. Nie hat er gesagt, dass die 10 Gebote ungültig seien, im Gegenteil: „Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.“(Römer 3,31; s.a. Römer 2,13). Ich fragte ihn, ob er der Ansicht sei, dass ein Christ die Freiheit habe zu stehlen oder jemanden zu töten oder die Ehe zu brechen? „Sicherlich nicht“ stimmte er zu.
Ein scheinbares Problem
Wir haben scheinbar ein Problem: Auf der einen Seite wissen wir, dass wir nicht aus Gesetzeswerken gerecht werden (Römer 3,26-30). Mit anderen Worten: Wir können uns unser Heil nicht verdienen, indem wir versuchen, das Gesetz zu halten. Auf der anderen Seite wird uns aber von Jesus selbst gesagt, dass wir das ewige Leben nicht ererben, wenn wir Gottes Gesetz nicht halten. „Und siehe, einer trat zu Ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? Er aber sprach zu ihm:…Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“ (Matthäus 19,16.17b; s.a. Lukas 10,25-28) Wie bringen wir dies zusammen? Eine parallele Frage wäre: Wenn wir aus dem Glauben gerechtfertigt werden, warum werden wir dann nach unseren Werken gerichtet? (Römer 2,6; s.a. Offenbarung 20,12.13; 22,12; Matthäus 16,27; Psalm 62,13) Und warum ist dann das Gesetz Gottes der Maßstab im Gericht, wenn das Gesetz scheinbar keine Forderung mehr an uns stellt? (Jakobus 2,11.12 s.u.) Anders gefragt: Wie wirken Glaube und Werke zusammen? Die Bibel ist Gottes Wort und als solches nicht widersprüchlich. Was wir nicht verstehen liegt an uns – nicht an Ihm oder seinem Wort.
Was bedeutet „gerecht“?
Wir können auf diese Fragen eine Antwort finden, wenn wir darüber nachdenken, was „gerecht“überhaupt heißt. Paulus sagt, „gerecht“ ist jemand, der das Gesetz tut. „Denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein.“ (Römer 2,13; s.a. Jesaja 48,18 s.u.) Wenn jemand tötet oder die Ehe bricht, kann man ihn nicht als gerecht bezeichnen. Von Jesus, der kam, um „das Gesetz herrlich und groß zu machen“ (Jesaja 42,21) und es „im Herzen hatte“(Psalm 40,8.9), wurde gesagt: „Wirklich, dieser Mensch war gerecht.“(Lukas 23,47 Elb., vgl. Matthäus 27,19) In „gerecht“ finden wir das Wort „Recht“, das uns auf Gottes Recht bzw. Gesetz hinweist. Ein Gerechter handelt dem Recht/Gesetz gemäß.„Wer recht tut, der ist gerecht, wie auch jener gerecht ist.“ (1.Johannes 3,7b) Ein Ungerechter dagegen ist ein Übertreter des Rechtes. Im Lauterkeitsrecht wird ebenfalls von Rechtsbruch gesprochen, wenn jemand ein bestimmtes Gesetz übertreten hat. Solche Menschen sind wir alle – Sünder eben, denn wir alle haben Gottes Gesetz mehrfach übertreten. Paulus zitiert: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer.“ (Römer 3,10) Wir sind „allesamt Sünder“ – abgesehen von Jesus Christus, der ohne Sünde blieb (1.Petrus 2,21.22). Das Gegenteil von Gerechtigkeit ist die Gesetzlosigkeit bzw. die Gesetzesübertretung. Paulus stellt dies in Römer 6,19.20 Elb. gegenüber: „Denn wie ihr eure Glieder als Sklaven der Unreinheit und der Gesetzlosigkeit zur Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt, so stellt jetzt eure Glieder zur Verfügung als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit. Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr Freie gegenüber der Gerechtigkeit.“ D.h. früher waren wir gesetzlos und haben gegen Gottes Gesetz gehandelt, jetzt aber dienen wir der Gerechtigkeit. Früher waren wir vorsätzliche Sünder, seit wir aber Christus kennen, sind wir Diener der Gerechtigkeit. Der Mörder mordet nicht mehr. Der Dieb stiehlt nicht mehr. Der Ehebrecher bricht nicht mehr die Ehe.
Was bedeutet „Sünde“?
Ein Übertreter ist ein Sünder (Römer 5,14). Daher definieren auch Paulus und Johannes: „Was wollen wir hierzu sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wüsste nichts von der Begierde, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte (2. Mose 20,17): »Du sollst nicht begehren!«“ (Römer 7,7) „Jeder, der die Sünde begeht, der begeht auch die Übertretung des Gesetzes, und die Sünde ist die Übertretung des Gesetzes.“(1.Johannes 3,4 Zürch.)
Also: „Gerecht“ ist jemand, der gemäß dem Gesetz handelt. Ein Sünder ist jemand, der das Gesetz übertritt. Gottes erklärter Wille jedoch ist: uns Sünder, uns Ungerechte, die wir Gottes Gesetz übertreten haben, wieder gerecht zu machen, so dass wir fähig sind, gemäß dem göttlichen Gesetz zu handeln. „Denn vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein.“ (Römer 2,13). Jesus kam , um uns zu erretten von unseren Sünden, bzw. von unserer Ungerechtigkeit oder Gesetzesübertretung. (vgl. Matthäus 1,21) Wir sollen von der Sünde frei werden.
Wie werden wir von Sünde frei?
Wir sind Sünder. Von unserer fleischlichen Natur können wir Gott nicht gefallen. (Römer 7,18) Wie erreicht es Gott, dass wir von der Sünde, von der Übertretung seiner Gebote, frei werden und fähig, nach seinen Geboten zu handeln? Durch das Gesetz? – Nie und nimmer. Das Gesetz kann uns nicht von der Sünde befreien. Es hat keine Kraft, uns zu erlösen. Wie aber dann? – Durch den Glauben. Durch den Glauben können wir befähigt werden, die Sünde zu lassen und gerecht (d.h. seinen Geboten gemäß) zu handeln.
Durch Glauben und Liebe
Wenn ich Sünder meinen Heiland am Kreuz von Golgatha im Glauben sehe und erkenne, dass der Schöpfer aller Dinge selbst Mensch wurde wie ich und ohne Sünde blieb, um den Tod zu erleiden, den ich verdient habe und an meiner Übertretung des göttlichen Gesetzes (= Sünde) starb, dann will ich nicht mehr sündigen. Mein Lohn ist der Tod (Römer 6,23). Meine Übertretung von Gottes Geboten haben meinem Heiland die Nägel in die Hände und Füße, den Speer in die Seite und die Dornenkrone ins Fleisch getrieben. Wie kann ich bei diesem Anblick weiter fortfahren, Gottes Gebote zu übertreten? Ich würde Ihn ja aufs Neue kreuzigen (Hebräer 6,6). Christus wurde so behandelt, wie es uns gebührt, damit wir behandelt würden, wie es Ihm gebührt. Auf dieser Grundlage können wir durch den Glauben Gottes Gebote halten. Die Motivation dieses Gebote-Haltens ist die Liebe. Er hat uns zuerst geliebt (1.Johannes 4,10.19). Auf diese beschriebene Weise können wir Ihn lieben wie sonst nichts im Universum. Wer Ihn so liebt (als einfache Reaktion des Glaubens), tut auch Seinen Willen und hält Seine Gebote. „Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten; und Seine Gebote sind nicht schwer.“ (1.Johannes 5,3) „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt.“(Johannes 14,15.21) Der Neue Bund besteht darin, dass wir Gottes Gebote nicht auf steinernen Tafeln haben, sondern im Herzen. „Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben…“ (Hebräer 8,10; s.a. Jeremia 31,31-33) D.h.: Wir halten Seine Gebote von Herzen. Das Gesetz konnte uns nicht von der Sünde erlösen. Es zeigte uns nur unsere Übertretung. Aber der Glaube an das Opfer Jesu bewirkte in uns die Liebe, mit der wir Seine Gebote halten können. Das Gebotehalten ist nicht unsere Hoffnung, errettet zu werden. Es ist die Frucht unseres Glaubens. Diese Frucht Tag für Tag mehr und mehr zu offenbaren, muss unser stetiges Ziel sein. Das einzige wirkungsvolle Mittel für den Sünder diese Frucht des Glaubens zu zeigen, ist das Kreuz auf Golgatha.
Durch Christus frei von Sünde
Wer sich glaubwürdig zu Gott bekennen will, muss auch Seine Gebote halten. „Und daran merken wir, dass wir Ihn kennen, wenn wir Seine Gebote halten. Wer sagt: Ich kenne Ihn, und hält Seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.“ (1.Johannes 2,3.4) D.h.: Niemand ist in seinem Bekenntnis zu Gott glaubwürdig, wenn er Seine Gebote nicht hält. Wenn aber Gottes Liebe in uns vollkommen ist, dann werden wir auch ganz Sein Wort halten. „Wer aber Sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottesvollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in Ihm sind.“ (1.Johannes 2,5) Paulus sagt es treffend im Römerbrief: „Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch,“ (Römer 8,3). Das, was dem Gesetz nicht möglich war, tat Gott in Jesus Christus, der in unserer Natur sündlos blieb. Warum? „Damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt würde…“ (Vers 4) Christus wurde deswegen Mensch und starb für uns, damit das, was das Gesetz fordert, in uns erfüllt würde. Das ist das Evangelium! Wir können von Sünde frei werden! Wir sind frei von dem Zwang, sündigen zu müssen! Durch den Glauben können wir von der Sünde frei werden, um nach Gottes Gesetz handeln zu können! Wir, d.h. unser Fleisch, können Gottes Gebote nicht halten. Nur wenn Christus in uns ist, kann dies gelingen. (Galater 2,19b.20a)
Liebe – die Erfüllung des Gesetzes
Er bat mich zu erklären, wie ich Römer 13,8 „in meine Lehre einbaue“. Ich schrieb ihm, Paulus erkläre es ja selbst in Römer 13,9.10. Er sagt hier, wer seinen Nächsten liebt, der tötet niemanden, der bricht nicht die Ehe, etc. Er kann diese Liebe aufbringen, weil er sich von Gott geliebt weiß. So wie ihm vergeben wurde, kann er auch anderen vergeben; so wie er geliebt wird, kann er auch andere lieben. Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Wenn ich aber ein Gebot übertrete, dann habe ich die Liebe nicht (Johannes 14,15.21; 1.Johannes 5,3).
Jesus sagt: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 22,37-40) Er teilt damit die 10 Gebote in zwei Tafeln. Die ersten Gebote behandeln das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Vom Gebot an „Ehre Vater und Mutter“ wird das Verhältnis von Mensch zu Mensch geregelt. Die einen sind zusammengefasst mit „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben…“ und die anderen mit „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Wenn ich meinen Nächsten liebe, ehre ich Vater und Mutter, töte ich nicht, breche ich nicht die Ehe, stehle ich nicht, rede ich nicht falsch Zeugnis, begehre ich nicht Hab und Gut. Wenn ich Gott über alles liebe, habe ich keine anderen Götter neben Ihm, mache ich mir kein Bildnis und bete keins an, missbrauche ich nicht den Namen des Herrn und gedenke ich des Sabbattages, dass ich am siebenten Tage ruhe und Ihn als Schöpfer anbete. Weder Glaube noch Liebe heben das Gesetz auf. Im Gegenteil: Sie richten es auf. „Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.“ (Römer 3,31) „So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.“ (Römer 13,10) „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. …Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt.“ (Johannes 14,15.21)
Bis Himmel und Erde vergehen…
Dann wies mich der Mann auf einen Text hin: „Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ (Matthäus 5,17.18) Er schrieb, dass der Sohn Gottes das Gesetz erfüllt habe und dass deswegen für uns nichts mehr zu tun übrig bliebe. Aber die Tatsache, dass Christus das Gesetz erfüllt hat, heißt doch nicht, dass es in uns nicht erfüllt werden soll. „Wer sagt, daß er in Ihm bleibt, der soll auch leben, wie Er gelebt hat.“(1.Johannes 2,6) Ich hatte ihm ja schon einige Texte angeführt, die bezeugen, dass das Gesetz in uns erfüllt werden soll. „…damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt würde…“ (Römer 8,4; s.a. Römer 13,8; Galater 6,2) Wenn Christus das Gesetz erfüllt hat, heißt das , dass Er es gehalten hat – und zwar vollkommen. Er sagt doch ausdrücklich: „Meint nicht, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen.“ und „Bis Himmel und Erde vergehen soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“ Die Tatsache, dass Himmel und Erde noch bestehen, ist doch Beweis genug dafür, dass auch das Gesetz noch besteht. So auch in Lukas 16,17: „Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.“
Frei vom Gesetz
Er wies mich auch auf Galater 5,18 hin: „Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz“, ebenso Römer 7,6. Ich antwortete, ich sei der Überzeugung, auf der Neuen Erde, wo es keinen Sünder mehr geben wird, gebe es kein Gesetz auf Tafeln, bei dem man ständig aufpassen müsste, es nicht zu übertreten. Jedem wird dies Gesetz ins Herz geschrieben sein (Hebräer 8,10). Jeder wird das Gesetz von Herzen halten. D.h., jeder liebt den anderen, wie sich selbst; jeder liebt Gott über alles. Auf diese Weise wird jeder frei sein vom Gesetz. Um dies zu verdeutlichen, gab ich ihm ein Beispiel: In den öffentlichen Verkehrsmitteln besteht Rauchverbot. Dieses Gesetz muss sichtbar auf einem Schild angebracht sein. Die einzigen, für die dieses Verbot (Gesetz) angebracht wurde, sind die Raucher. Gegen sie ist das Gesetz gerichtet. Sie sind unter dem Gesetz. Der Nichtraucher braucht dieses Gesetz gar nicht. Er raucht ja sowieso nicht. Für ihn könnte man es auch abnehmen. Er ist frei vom Gesetz. Er ist nicht mehr unter dem Gesetz. Wenn er das Gesetz aber wieder übertreten und rauchen würde, wäre er wieder unter dem Gesetz. Das heißt es, dem Gesetz gestorben zu sein, wie es Paulus in Römer 7,6 beschreibt. Wenn wir von dieser Stelle weiterlesen, erkennen wir, dass er nicht sagen wollte, unsere Freiheit vom Gesetz bedeute, das Gesetz sei hinfällig. „Das sei ferne“ (Vers 7). Das Gesetz bringt bloß die „Erkenntnis der Sünde“ (Vers 7). Erst wenn der „alte Adam“ stirbt (Vers 10) – das sündige Wesen, bin ich frei vom Gesetz, weil ich es aus Liebe ganz von selbst halte. „So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut.“(Vers 12)
Das Gesetz des Mose
Als er Hebräer 7,18 erwähnte, merkte ich, dass er den Unterschied zwischen den Zehn Geboten und dem mosaischen Zeremonialgesetz nicht kannte. Ich schrieb ihm: Hier geht es um das Zeremonialgesetz, das die Gesetze des Opferns und des Priesterdienstes bestimmten. (Vgl. Vers 28) Dieser Opferdienst hat aufgehört, weil sich alles in Christus erfüllt hat. Wir brauchen keinen irdischen Hohenpriester am irdischen Heiligtum, denn wir haben einen himmlischen Hohenpriester im himmlischen Heiligtum (s.u. Hebräer 8,1.2). Das ist „eine bessere Hoffnung, durch die wir uns zu Gott nahen.“ (Hebräer 7,19) Melanchton, der Gefährte Luthers, hat einmal gesagt: „Und in Summa: Wer diesen Bericht nicht hat vom Unterschied der vergänglichen Gesetze und des ewigen, der fällt in mancherlei Irrtum!“ Wenn im Neuen Testament das Gesetz erwähnt ist, muss immer der Zusammenhang betrachtet werden, um zu unterscheiden, ob vom Zeremonialgesetz oder von den 10 Geboten geredet wird. Die 10 Gebote schrieb Gott selbst mit eigenem Finger (2.Mose 32,15.16; 31,18). Das mosaische Gesetz schrieb Mose (5.Mose 31,9.24). Die 10 Gebote wurden in der Bundeslade aufbewahrt (5.Mose 10,1.2). Das mosaische Gesetz wurde neben die Lade gelegt (5.Mose 31,26). Diese mosaischen Opfergesetze mit dem Dienst an der Stiftshütte sind im Alten Testament ein prophetischer Hinweis auf Jesus Christus, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegträgt. Johannes 1,45 bezeugt, dass dieses mosaische Gesetz auf Christus hinweist. Dieses Gesetz mit seinen Schattensabbaten und Opfergesetzen ist mit Christus ungültig geworden. Deswegen feiern wir kein Passafest mehr. Christus ist unser Passalamm (1.Korinther 5,7). Dieses Gesetz schrieb viele „Extrasabbate“ vor. Sie werden vom wöchentlichen 10-Gebote-Sabbat unterschieden. (3.Mose 23,3.4 ff) Der erste Festtag war Passa, an dem ein Lamm geschlachtet wurde. Sein Blut wurde an die Türpfosten gestrichen. Dies ist ein Symbol auf Christus, der genau am Passatag gekreuzigt wurde. (Johannes 18,39) Die beiden folgenden Sabbate weisen auf Jesu Grabesruhe und Auferstehung hin. Der Sabbat 50 Tage später (3.Mose 23,15.16) weist prophetisch auf Pfingsten hin, der Ausgießung des Heiligen Geistes. Dieses „jüdische Gesetz“ ist in Christus beendet. Deswegen redet Paulus in Kolosser 2,16.17 von den nicht zu beachtenden Sabbaten, Neumonden und Feiertagen, die das Zukünftige, das in Christus erfüllt ist, vorausschatteten.
Resümee
Zusammenfassend sagte ich: Das Gebotehalten kann uns Gottes Liebe nicht erkaufen. Vielmehr zeigt es, ob wir diese Liebe besitzen. (Johannes 14.15) Gebotehalten heißt gerecht handeln. (Römer 2,13) Dies ist nur durch den Glauben möglich. Die Werke sind eine Frucht unseres Glaubens, denn Glaube ohne Werke ist tot. (Jakobus 2,17.26)
Das Gesetz – Merkmal der Übrigen Der Kampf zwischen Christus und Satan ging immer um das Gesetz Gottes. Satan täuschte schon das erste Menschenpaar, damit sie Gottes Gebote übertreten würden. Er sagte: „Sollte Gott gesagt haben…?“ (1.Mose 3,1) und säte damit Zweifel an den Vorschriften Gottes. Er flüstert uns ein: ‚Nimmt Gott es wirklich so genau?` Auch Kain und Abel unterschieden sich durch Gehorsam und Ungehorsam. Abel brachte im Glauben an das Blut des Erlösers ein Lamm als Opfer. Kain betete Gott auf eine Art an, die ihm selbst recht erschien. Auch zu Elias Zeiten ging es auf dem Berg Karmel um die Frage der richtigen Anbetung, d.h. um Gehorsam oder Ungehorsam. Es geht nicht darum ob wir anbeten, sondern wie wir anbeten. Nicht alle, die sich Christen nennen, werden in den Himmel kommen. Jesus sagt selbst: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr,Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr,Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, die ihr gesetzlos handelt.“(Matthäus 7,21-23; Grundtext) Das Merkmal derer, zu denen sich Christus bekennen wird, ist nicht Wundertun, sondern Treue zu Seinen Geboten. Deshalb beschreibt auch die Offenbarung die Gemeinde der Übrigen folgendermaßen: „Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben Jesu.“ (Offenbarung 14,12) „Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.“ (Offenbarung 12,17) Paulus, der so oft verwendet wird, um angeblich zu beweisen, daß das Gesetz abgetan sei, fasst sehr treffend zusammen: „Beschnitten sein ist nichts, und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten.“(1.Korinther 7,19)