Die zwei Gesetze
Adam und Eva besaßen bei ihrer Erschaffung Kenntnis vom Gesetz Gottes. Sie waren mit seinen Forderungen wohl vertraut; es war ihnen ins Herz geschrieben. Als der Mensch durch Übertretung in Sünde fiel, wurde das Gesetz nicht geändert, aber ein Heilsplan für ihn geschaffen, um ihn zum Gehorsam zurückzuführen. Mit der Verheißung eines Erlösers setzte Gott Tieropfer ein, die auf den Tod Christi als das große Sündopfer hinwiesen. Wäre aber Gottes Gesetz niemals übertreten worden, hätte es keinen Tod gegeben und auch keines Heilandes bedurft; folglich wären auch keine Opfer nötig gewesen. Adam lehrte seinen Nachkommen das göttliche Gesetz. Es wurde den folgenden Geschlechtern jeweils vom Vater auf den Sohn überliefert. Aber trotz Gottes erbarmender Vorsorge zur Erlösung der Menschen waren es nur wenige, die es in Gehorsam annahmen. Durch die Gesetzesübertretung wurde die Welt so schlecht, dass sie schließlich durch eine Flut von ihrer Verderbnis gereinigt werden musste. Noah und seine Familie bewahrten das Gesetz, und er lehrte seine Nachkommen die Zehn Gebote. Als die Menschen wieder von Gott abwichen, erwählte der Herr Abraham, weil dieser, wie er von ihm sagte, „meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz.“ (1.Mose 26,5) An Abraham wurde die Beschneidung eingeführt als ein Zeichen für alle, die sich dem Dienste Gottes weihten, als Gelübde, sich von Abgötterei fernzuhalten und dem Gesetz zu gehorchen. Abrahams Nachkommen hielten dieses Gelöbnis nicht, wie ihre Neigung zu heidnischen Verbindungen und deren Gewohnheiten bewies. Darum kamen sie in die Knechtschaft nach Ägypten. Aber bei ihrem Umgang mit Götzendienern und durch den erzwungenen Gehorsam gegenüber den Ägyptern wurden die göttlichen Vorschriften von den niedrigen, grausamen Lehren des Heidentums noch mehr verdorben. Als der Herr sie wieder aus Ägypten führte, kam er darum in Herrlichkeit und von Engeln umgeben auf den Sinai herab, um vor den Ohren des ganzen Volkes in schrecklicher Majestät sein Gesetz zu verkünden.
Nicht einmal zu jener Stunde vertraute er sein Gesetz dem Gedächtnis eines Volkes an, das seine Forderungen immer wieder vergaß, sondern er schrieb es auf Steintafeln. Er wollte alle Möglichkeiten von Israel fernhalten, heidnische Überlieferungen mit seinen heiligen Vorschriften zu verschmelzen oder seine Ansprüche mit menschlichen Satzungen und Bräuchen zu vermengen. Aber er ließ es nicht bei der Verkündung des Dekalogs bewenden. Das Volk hatte sich als so leicht verführbar gezeigt, dass Gott keine Möglichkeit zur Versuchung außer acht lassen wollte. Er gebot Mose, niederzuschreiben, was er ihm auftragen würde, nämlich Gesetze und Rechte, die für alles, was er verlangte, sehr genaue Vorschriften enthielten (Rechtsbestimmungen). Diese Anweisungen bezogen sich auf die Pflichten des Volkes gegen Gott, zueinander und gegen Fremde und waren nur eine Erweiterung der Zehn Gebote. Sie wurden in so bestimmter Form gegeben, dass kein Irrtum möglich war. Sie sollten die Heiligkeit der auf den Steintafeln eingegrabenen Zehn Gebote bewahren. Hätten die Menschen Gottes Gesetz so gehalten, wie es Adam nach seinem Fall gegeben worden war, wie Noah es bewahrt und Abraham es beobachtet hatte, wäre es nicht notwendig gewesen, die Beschneidung zu verordnen. Und hätten Abrahams Nachkommen den Bund gehalten, dessen Zeichen die Beschneidung war, hätten sie weder zum Götzendienst verführt werden können noch die Knechtschaft in Ägypten erdulden müssen. Sie würden Gottes Gesetz im Herzen behalten haben. Es brauchte nicht vom Sinai verkündet oder auf steinerne Tafeln geschrieben zu werden. Hätten sie die Grundsätze der Zehn Gebote ausgelebt, würde es keiner zusätzlichen Anweisungen an Mose bedurft haben.
Ferner entstellten Adams Nachkommen die ihm anvertraute Opferordnung. Aberglaube und Götzendienst, Grausamkeit und Zügellosigkeit verdarben den schlichten, sinnvollen Dienst, wie ihn Gott vorgeschrieben hatte. Die Kinder Israel verwoben ihn durch den langen Umgang mit Götzendienern mit vielen heidnischen Gewohnheiten. Deshalb gab ihnen der Herr am Sinai ganz genaue Anweisungen über den Opferdienst. Nach Vollendung der Stiftshütte sprach Gott mit Mose aus der Wolke der Herrlichkeit über dem Gnadenstuhl. Er gab ihm umfassende Verfügungen über die Opferordnung und die Gottesdienstformen im Heiligtum. So erhielt Mose das Zeremonialgesetz und schrieb es in ein Buch. Aber die Zehn Gebote, die Gott vom Sinai verkündet hatte, schrieb der Herr selbst auf Steintafeln; sie wurden in der Bundeslade sorgsam aufbewahrt. Viele versuchen, beide Ordnungen miteinander zu verschmelzen. Sie verwenden Schriftworte über das Zeremonialgesetz, um zu beweisen, dass das Sittengesetz abgeschafft sei. Aber das ist eine Verdrehung der Schrift. Der Unterschied zwischen beiden ist ganz deutlich. Das Zeremonialgesetz setzte sich aus Sinnbildern zusammen, die auf Christi Opfer und sein Priestertum hinwiesen. Dieses Ritualgesetz mit seinen Opfern und Bräuchen sollten die Hebräer halten, bis im Tode Christi, dem Lamm Gottes, das die Sünden der Welt wegnimmt, das Sinnbild dem Urbild entsprechen würde. Dann sollten alle Opferhandlungen aufhören. Dies ist das Gesetz, das Christus „aus der Mitte getan und an das Kreuz geheftet hat“. (Kolosser 2,14) Aber über die Zehn Gebote sagt der Psalmist: „Herr, dein Wort bleibt ewiglich, so weit der Himmel reicht.“ (Psalm 119,89) Und Christus selbst sagt: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen.“ Danach versichert er so nachdrücklich wie nur möglich: „Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“ (Matthäus 5,17.18) Er zeigt hier nicht allein, was Gottes Gesetzesansprüche in der Vergangenheit und zu seiner Zeit bedeuteten, sondern dass sie fortdauern werden, solange Himmel und Erde bestehen. Gottes Gesetz ist unveränderlich wie sein Thron und bindet das Menschengeschlecht zu allen Zeiten.
Über das am Sinai verkündete Gesetz sagt Nehemia: „Du bist herabgestiegen auf den Berg Sinai und hast mit ihnen vom Himmel her geredet und ein wahrhaftiges Recht und rechte Gesetze und gute Satzungen und Gebote ihnen gegeben.“ (Nehemia 9,13) Und Paulus, der „Heidenapostel“, erklärt: „So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, recht und gut.“ (Römer 7,12) Das kann kein anderes sein als der Dekalog; denn gerade dieses Gesetz sagt: „Du sollst nicht begehren.“ (2.Mose 20,17) (Paulus zitiert dieses Gebot in Römer 7 und zeigt, dass er mit dem heiligen, gerechten und guten Gesetz die Zehn Gebote meint) Mit dem Tode des Erlösers hörte das Gesetz der Vorbilder und Schatten auf, aber nicht im geringsten die Verpflichtung gegenüber dem Sittengesetz. Im Gegenteil, gerade die Tatsache, dass Christus sterben musste, um die Übertretung dieses Gesetzes zu sühnen, beweist seine Unveränderlichkeit.
Wer behauptet, dass Christus kam, um das Gesetz abzuschaffen und das Alte Testament zu beseitigen, spricht meistens von einem dunklen jüdischen Zeitalter, als ob die Religion der Hebräer nur aus Formalitäten und Zeremonien bestünde. Aber das ist falsch. In allen Büchern der biblischen Geschichte, wo vom Umgang Gottes mit seinem erwählten Volk berichtet wird, finden sich leuchtende Spuren des großen ICH BIN. Niemals gewährte er Menschenkindern größere Offenbarungen seiner Macht und Herrlichkeit als zu der Zeit, in der er von Israel als alleiniger Herrscher anerkannt wurde und er seinem Volke das Gesetz gab. Damals lag das königliche Zepter nicht in Menschenhand. Die Majestät des unsichtbaren Königs Israels war unausprechlich erhaben und Ehrfurcht gebietend.
In all diesen Offenbarungen göttlicher Gegenwart bekundete sich die Herrlichkeit Gottes durch Christus. Nicht allein bei der Ankunft des Erlösers, sondern in all den Jahrhunderten nach dem Sündenfall und der Verheißung der Erlösung versöhnte Gott „in Christus die Welt mit ihm selber.“(2.Korinther 5,19) Christus war Fundament und Mitte des Opferdienstes sowohl zur Zeit der Erzväter als auch Israels. Seit der Sünde unserer ersten Eltern gab es keine unmittelbare Verbindung mehr zwischen Gott und Menschen. Der Vater hat die Welt in die Hände Christi gegeben, der durch sein Mittleramt die Menschen erlösen und die Gewalt und Heiligkeit des göttlichen Gesetzes rechtfertigen sollte. Jede Verbindung zwischen dem Himmel und dem gefallenen Geschlecht bestand durch Christus. Es war der Sohn Gottes, der unsern ersten Eltern die Erlösung verhieß. Er war es, der sich den Erzvätern offenbarte. Adam, Noah, Abraham, Isaak, Jakob und Mose kannten das Evangelium. Sie warteten auf die Errettung durch den Stellvertreter und Bürgen des Menschen. Diese heiligen Männer hielten sich vor alters an den Erlöser, der einmal in menschlicher Gestalt auf unsre Erde kommen sollte. Und einige von ihnen sprachen mit Christus und mit himmlischen Engeln von Angesicht zu Angesicht. Christus führte die Hebräer auf ihrem Wüstenzug nicht nur als der Engel, in dem der Name Jahwe war und der in der Wolkensäule verhüllt vor der Volksmenge herging. Er gab Israel auch das Gesetz. Aus der furchterregenden Herrlichkeit des Sinai verkündete Christus vor den Ohren des ganzen Volkes die Zehn Gebote seines Vaters. Er gab Mose das auf Steintafeln geschriebene Gesetz.
Christus sprach durch die Propheten zu seinem Volk. Der Apostel Petrus schrieb an die christliche Gemeinde, dass die Propheten „von der Gnade geweissagt haben, die auf euch kommen sollte, und haben geforscht, worauf oder auf was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen war und zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach“.(1.Petrus 1,10.11) Es ist die Stimme Christi, die aus dem ganzen Alten Testament zu uns redet. „Das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.“ (Offenbarung 19,10) Als Jesus persönlich unter den Menschen lebte, wies er das Volk auf das Alte Testament hin. Er sagte zu den Juden: „Ihr suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeuget.“(Johannes 5,39) Damals gab es als einzigen Teil der Bibel die Bücher des Alten Testamentes. Wiederholt erklärte der Sohn Gottes: „Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören.“(Lukas 16,29) Und er fügte hinzu: „Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.“ (Lukas 16,31) Christus gab das Zeremonialgesetz. Selbst nachdem es nicht länger befolgt zu werden brauchte, führte Paulus den Juden dessen wahre Stellung und Wert vor Augen. Er zeigte ihnen den Platz des Zeremonialgesetzes im Heilsplan und seine Beziehung zum Werk Christi. Und der große Apostel nannte dieses Gesetz herrlich, seines göttlichen Urhebers würdig. Der feierliche Dienst am Heiligtum versinnbildete die großartigen Wahrheiten, die durch nachfolgende Geschlechter enthüllt werden sollten. Die mit den Gebeten aufsteigende Weihrauchwolke stellt Christi Gerechtigkeit dar, die allein das Gebet des Sünders vor Gott angenehm machen kann. Das blutige Opfer auf dem Altar zeugte von einem kommenden Erlöser. Und aus dem Allerheiligsten leuchtete das sichtbare Zeichen der göttlichen Gegenwart. So blieb durch all die Jahrhunderte der Finsternis und des Abfalls der Glaube in den Menschen lebendig, bis die Zeit für die Ankunft des verheißenen Messias gekommen war.
Jesus war das Licht seines Volkes, das Licht der Welt, ehe er in Menschengestalt auf diese Erde kam. Der erste Lichtblick, der das Dunkel durchdrang, womit die Sünde die Welt bedeckte, kam von Christus. Und von ihm ging jeder Strahl himmlischen Glanzes aus, der auf die Bewohner der Erde fiel. Im Erlösungsplan ist Christus das A und das O, der Erste und der Letzte. Seitdem der Erlöser sein Blut zur Vergebung der Sünden vergoß und gen Himmel fuhr, „um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns“, (Hebräer 9,24) strömt Licht vom Kreuz auf Golgatha und von den heiligen Stätten des oberen Heiligtums. Aber weil uns mehr Verständnis geschenkt wurde, dürfen wir die früheren Zeiten mit den Sinnbildern, die auf den kommenden Erlöser hinwiesen, nicht gering schätzen. Das Evangelium von Christus wirft Licht auf die göttlichen Anordnungen für Israel und gibt dem Zeremonialgesetz seine Bedeutung. Sobald neue Wahrheiten offenbart werden und dadurch längst vertraute Dinge in noch helleres Licht rücken, werden Gottes Wesen und Absichten mit seinem erwählten Volk deutlicher. Jeder weitere Lichtblick, den wir empfangen, vermittelt uns besseres Verständnis für den Heilsplan, der nichts anderes ist als die Verwirklichung des göttlichen Willens zur Rettung der Menschen. In dem vom Geist eingegebenen Wort entdecken wir neue Kraft und Schönheit und durchforschen nun die Seiten der Bibel noch gründlicher und eifriger.
Viele meinen, Gott habe eine Trennwand zwischen den Hebräern und der restlichen Welt errichtet; er habe seine Fürsorge und Liebe den übrigen Menschen weitgehend entzogen und sie hauptsächlich auf Israel verwandt. Aber es lag nicht in Gottes Absicht, dass sein Volk zwischen sich und den Mitmenschen eine Schranke errichtete. Seine unendliche Liebe erstreckte sich auf alle Erdbewohner. Obwohl sie ihn zurückwiesen, versuchte er immer wieder, sich ihnen zu offenbaren und ihnen seine Liebe und Gnade zuteil werden zu lassen. Er segnete sein auserwähltes Volk, damit es anderen zum Segen würde.
Gott schenkte Abraham nach seiner Berufung Wohlstand und hielt ihn in Ehren; und die Treue des Patriarchen war überall, wo er sich aufhielt, ein Licht für die Menschen. Abraham schloss sich keineswegs von seiner Umwelt ab. Er pflegte vielmehr freundliche Beziehungen zu den Königen der benachbarten Völker, von denen ihn einige mit großer Ehrerbietung behandelten. Seine redliche und selbstlose Art, sein Mut und seine Güte verkörperten etwas vom Wesen Gottes. In Mesopotamien, in Kanaan, in Ägypten und sogar bei den Bewohnern Sodoms wurde der Gott des Himmels durch Abrahams vorbildliches Verhalten geoffenbart.
In ähnlicher Weise bekundete Gott sich durch Joseph den Ägyptern und allen mit diesem mächtigen Reich verbundenen Völkern. Warum ließ er ihn in Ägypten zu solch hoher Stellung gelangen? Er hätte auch einen andern Weg finden können, seine Absichten mit den Kindern Jakobs zu erreichen. Aber er wollte Joseph zu einem Licht machen. Deshalb ließ er ihn in den Palast des Königs gelangen, damit sich die Erleuchtung nah und fern ausbreiten sollte. Mit seiner Weisheit und Gerechtigkeit, durch die Lauterkeit und Güte im täglichen Leben und mit seinem Eifer für das Wohl des Landes — obwohl dessen Bewohner Götzendiener waren — wurde Joseph ein Botschafter Christi. Diese Heiden sollten in ihrem Wohltäter, dem sich ganz Ägypten mit Dankbarkeit und Anerkennung zuwandte, die Liebe ihres Schöpfers und Erlösers erkennen. Auch mit Mose stellte Gott neben den Thron des damals bedeutendsten Reiches der Erde ein Licht, damit alle, die es wollten, etwas von dem wahren, lebendigen Gott erführen. Den Ägyptern wurde diese Erkenntnis geschenkt, bevor Gott seine Hand mit Gerichten über sie ausstreckte.
Durch die Befreiung Israels aus Ägypten verbreitete sich das Wissen um die Macht Gottes weit und breit. Das kriegerische Volk der Festung Jericho zitterte. „Seitdem wir das gehört haben“, sagte Rahab, „ist unser Herz verzagt, und es wagt keiner mehr, vor euch zu atmen; denn der Herr, euer Gott, ist Gott oben im Himmel und unten auf Erden.“ (Josua 2,11) Noch Jahrhunderte nach dem Auszug erinnerten die Priester der Philister ihr Volk an die Plagen Ägyptens und warnten es davor, dem Gott Israels zu widerstehen. Gott erwählte Israel, segnete und erhöhte es. Aber die Hebräer sollten durch die Gesetzesbeobachtung seine Gnade nicht allein erlangen und ausschließlich Empfänger seiner Segnungen werden. Gott wollte sich durch sie allen Erdenbewohnern offenbaren. Und damit dieses Vorhaben ausgeführt werde, befahl er ihnen, sich von den abgöttischen Völkern ihrer Umgebung fernzuhalten. Götzendienst und alle damit verbundenen Sünden waren Gott ein Greuel. Er befahl darum seinem Volk, sich nicht mit anderen Völkern zu vermischen, nicht zu „tun, wie sie tun“, (2.Mose 23,24) und ihn nicht zu vergessen. Er untersagte ihnen die Heirat mit Götzendienern, damit ihre Herzen ihm nicht entfremdet würden. Damals wie heute war es gleichermaßen notwendig, dass Gottes Volk rein bliebe, „von der Welt unbefleckt“. (Jakobus 1,27) Es muss sich frei halten vom Geist der Welt, denn der ist der Wahrheit und Gerechtigkeit feind. Aber Gott wollte auch nicht, dass sich sein Volk in selbstgerechter Unnahbarkeit von der Welt zurückzöge, weil es dann keinen Einfluss mehr auf sie gehabt hätte.
Wie ihr Meister sollen die Nachfolger Christi zu allen Zeiten das Licht der Welt sein. Der Heiland sagte: „Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind“, das heisst in der Welt. Und er fügte hinzu: „So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Matthäus 5,14-16. Genau das taten Henoch und Noah, Abraham, Joseph und Mose. Gerade dazu hatte Gott auch sein Volk Israel bestimmt.
Weil jedoch ihr Herz böse, ungläubig und von Satan beherrscht war, verbargen die Israeliten ihr Licht, anstatt es auf die umwohnenden Völker ausstrahlen zu lassen. Und aus derselben Unentschiedenheit heraus machten sie entweder die — lasterhaften Bräuche der Heiden mit oder sonderten sich stolz von ihnen ab, als ob Gottes Liebe und Fürsorge allein mit ihnen sei.