Ernährungshinweise
Unser Körper wird von der Speise aufgebaut, die wir genießen. Die Gewebe des Körpers werden beständig verbraucht; jede Bewegung jeglichen Organs verursacht Verbrauch und diese Abnutzung wird von unsrer Nahrung wieder ersetzt. Jedes Organ des Körpers fordert seinen Teil an der Ernährung. Das Gehirn muss mit seinem Teil versehen werden; die Knochen, Muskeln und Nerven verlangen den ihren. Es ist ein wunderbarer Vorgang, der die Nahrung in Blut verwandelt und dieses Blut dazu gebraucht, die verschiedenen Teile des Körpers aufzubauen; aber dieses Verfahren geht beständig vor sich und versieht jeden Nerv, alle Muskeln und Gewebe mit Leben und Kraft.
Auswahl der Nahrung
Es sollten solche Nahrungsmittel gewählt werden, welche die zum Aufbau des Körpers nötigen Elemente am besten liefern. In dieser Wahl ist der Appetit kein sicherer Führer. Er ist durch falsche Gewohnheiten im Essen verdorben worden. Oft verlangt er nach Speisen, welche die Gesundheit beeinträchtigen und statt Kraft Schwäche verursachen. Die Sitten der Gesellschaft können uns ebenfalls nicht sicher leiten. Die überall herrschenden Krankheiten und Leiden sind zum großen Teil den allgemeinen Fehlern in bezug auf die Diät zuzuschreiben. Um zu wissen, welches die beste Nahrung ist, müssen wir Gottes ursprünglichen Plan für die Diät des Menschen studieren. Er, der den Menschen schuf und seine Bedürfnisse versteht, wies Adam seine Nahrung an. „Sehet da,“ sagte er, „ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, … und allerlei fruchtbare Bäume, die sich besamen zu eurer Speise.“ 1.Mose 1,29. Als der Mensch das Paradies verließ, erhielt er, um seinen Lebensunterhalt durch den Landbau unter dem Fluch der Sünde zu erlangen, die Erlaubnis, auch „das Kraut auf dem Felde“ (1. Mose 3,18) zu essen. Getreide, Früchte, Nüsse und Gemüse bilden die von unserem Schöpfer für uns gewählte Diät. Diese Speisen, einfach und natürlich zubereitet, sind die gesündesten und nahrhaftesten. Sie teilen eine Kraft, eine Ausdauer und eine Verstandesschärfe mit, welche durch eine verwickeltere und erregende Diät nicht erzielt werden.
Aber nicht alle Speisen, die an und für sich gesund sind, sind unseren Bedürfnissen unter allen Umständen gleichmäßig angepasst. Man sollte bei der Wahl der Nahrung sorgfältig sein. Unsere Diät sollte der Jahreszeit, dem Klima, in welchem wir leben und unserer Beschäftigung entsprechen. Manche Speisen, die zu einer Jahreszeit oder in einem Klima passend sind, sind dies nicht für andere. So sind verschiedene Speisen für Personen in verschiedenen Beschäftigungen am geeignetsten. Oft ist eine Nahrung, die von solchen, die schwere körperliche Arbeit verrichten, mit Nutzen genossen werden kann, unbekömmlich für Personen mit sitzender Lebensweise oder starker geistiger Anstrengung. Gott hat uns eine reiche Abwechslung gesunder Nahrung gegeben und jeder sollte davon das wählen, was sich durch Erfahrung und gesundes Urteil für seine eignen Bedürfnisse am besten erwiesen hat. Die Natur liefert reichlich Früchte, Nüsse und Getreide. Jahr für Jahr werden die Erzeugnisse aller Länder durch die vermehrten Verkehrswege immer allgemeiner verbreitet. Als Folge davon sind viele Nahrungsmittel, welche vor wenigen Jahren noch als kostspieliger Luxus angesehen wurden, nun als Nahrung für den täglichen Bedarf für alle erreichbar. Dies ist besonders mit getrockneten und eingemachten Früchten der Fall. Nüsse und Nußpräparate kommen sehr in Gebrauch, um die Stelle von Fleischspeisen einzunehmen. Mit Nüssen können Getreide, Früchte und einige Wurzeln verbunden werden, um eine gesunde und nahrhafte Speise herzustellen. Doch sollte man stets vorsichtig sein, verhältnismäßig nicht zu viel Nüsse zu gebrauchen. Solche, die schlimme Folgen von dem Genuss der Nusspräparate verspüren, können die Schwierigkeit durch Beachtung dieser Vorsicht entfernen. Man sollte auch daran denken, dass manche Nüsse nicht so gesund sind wie andere. Mandeln sind den Erdnüssen vorzuziehen, aber Erdnüsse in beschränkter Menge in Verbindung mit Getreide gebraucht, sind nahrhaft und verdaulich.
Wenn richtig zubereitet, können Oliven, gleich Nüssen, die Stelle von Butter und Fleischspeisen einnehmen. Das Öl, wie man es in der Olive genießt, ist tierischem Öl oder Fett weit vorzuziehen. Es fördert den Stuhlgang. Der Gebrauch desselben ist für Schwindsüchtige gut und heilend für einen entzündeten, gereizten Magen. Personen, die sich an eine reiche, sehr anregende Diät gewöhnt haben, besitzen einen unnatürlichen Geschmack und können nicht auf einmal an einfacher Speise Genuss finden. Es wird für den Geschmack Zeit erfordern, wieder natürlich zu werden und für den Magen, sich von dem Missbrauch, den er erduldet hat, zu erholen. Aber diejenigen, die im Gebrauch gesunder Nahrung Ausdauer besitzen, werden sie nach einiger Zeit schmackhaft finden. Ihr feiner und köstlicher Duft wird geschätzt und sie wird mit größerem Vergnügen genossen werden, als man an ungesunden Leckereien haben kann. Der Magen kann dann, nicht erregt und überladen, richtig seine Arbeit tun.
Abwechslung
Um die Gesundheit zu erhalten ist eine genügende Zufuhr guter, nahrhafter Speise nötig. Wenn wir klug handeln, kann das, was für die Gesundheit förderlich ist, fast in jedem Land erlangt werden. Die verschiedenen Zubereitungen von Reis, Weizen, Korn und Hafer werden überall hin versandt, ebenso Bohnen, Erbsen und Linsen. Diese, in Verbindung mit einheimischen und eingeschickten Früchten, und den verschiedenen Gemüsen, welche in jeder Gegend wachsen, bieten Gelegenheit, eine Diät zusammen zu stellen, welche ohne den Gebrauch von Fleischspeisen vollkommen ist. Wo es reichlich Obst gibt, sollte ein guter Vorrat für den Winter durch Einmachen oder Trocknen gesichert werden. Kleine Früchte, wie Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren und Brombeeren können an vielen Orten mit Vorteil gepflanzt werden, wo sie nur wenig gebraucht werden und ihre Anpflanzung vernachlässigt wird.
Für das Einmachen im Hause sollte man, wenn irgend möglich, lieber Gläser als Blechdosen benutzen. Es ist besonders nötig, dass die Früchte zum Einmachen in gutem Zustand sind. Man gebrauche nur wenig Zucker und koche die Früchte nur so lange, um ihre Haltbarkeit zu sichern. Auf diese Weise bereitet, sind sie ein vorzüglicher Ersatz für frische Früchte. Wo man getrocknete Früchte, wie Rosinen, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche und Aprikosen zu mäßigen Preisen haben kann, wird man finden, dass man sie als haltbare Nahrungsmittel viel reichlicher benutzen kann, als es Brauch ist, und zwar liefern sie die besten Ergebnisse für die Gesundheit und Kraft jeder Menschenklasse. Man sollte keine große Auswahl zu einer Mahlzeit haben, denn dies verleitet zum Überessen und verursacht schlechte Verdauung. Es ist nicht gut, Früchte und Gemüse zur selben Mahlzeit zu genießen. Wenn die Verdauung schwach ist, wird der Genuss beider oft Schmerz und Unfähigkeit zu geistiger Anstrengung verursachen. Es ist besser, zu einer Mahlzeit Früchte und zu einer anderen Gemüse zu haben. Die Mahlzeiten sollten Abwechslung bieten. Dieselben Speisen, auf dieselbe Weise zubereitet, sollten nicht zu jeder Mahlzeit und einen Tag nach dem anderen auf dem Tisch erscheinen. Die Mahlzeiten werden mit größerem Genuss eingenommen und der Körper wird besser ernährt, wenn die Speisen verschieden sind.
Zubereitung der Speisen
Es ist unrecht, nur zu essen, um den Appetit zu befriedigen; dennoch sollte in bezug auf Qualität der Nahrung oder die Art der Zubereitung keine Gleichgültigkeit herrschen. Wenn die genossene Speise nicht schmeckt, wird der Körper nicht so gut ernährt. Die Nahrung sollte mit Verständnis und Geschick ausgewählt und zubereitet werden. Zum Brotbacken ist das allerfeinste Weissmehl nicht das beste. Der Gebrauch desselben ist weder gesund noch sparsam. Feinmehlbrot ermangelt der nahrhaften Elemente, welche das aus Vollweizen hergestellte Brot enthält. Es ist eine häufige Ursache von Verstopfung und anderen ungesunden Zuständen. Der Gebrauch von Backpulver oder Backsoda ist beim Brotbacken schädlich und unnötig. Sie wirken meistens nachteilig auf den Magen und vergiften oft das ganze System. Manche Hausfrauen denken, dass sie ohne dergleichen Mittel kein gutes Brot machen können; aber darin irren sie. Wenn sie sich Mühe geben würden, bessere Methoden zu lernen, würde ihr Brot viel gesünder und für den natürlichen Geschmack wohlschmeckender sein.
Bei der Herstellung von aufgegangenem oder Hefebrot sollte man keine Milch an Stelle des Wassers gebrauchen. Die Verwendung von Milch ist eine vermehrte Ausgabe und vermindert den Nutzwert des Brotes. Milchbrot bleibt nach dem Backen nicht so lange süß als Brot mit Wasser hergestellt und gärt viel leichter im Magen. Brot sollte leicht und süß sein. Nicht die geringste Spur von Säure sollte geduldet werden. Die Laibe sollten klein und so gründlich durchgebacken sein, dass die Hefekeime so viel als möglich vernichtet werden. Warm oder frisch ist Hefebrot jeder Art schwer zu verdauen; es sollte niemals in solchem Zustande auf dem Tisch erscheinen. Diese Regel bezieht sich jedoch nicht auf ungesäuertes Brot. Ganz kleine runde Brote, aus Weizenmehl ohne Gest oder Sauerteig hergestellt und in einem heißen Ofen gebacken, sind gesund und wohlschmeckend.
Getreide zu Suppen oder Brei sollte man mehrere Stunden kochen. Aber weiche oder flüssige Speisen sind weniger gesund als trockne, welche ein gründliches Kauen erfordern. Zwieback ist eins der leichtverdaulichsten und schmackhaftesten Nahrungsmittel. Gewöhnliches Hefebrot schneide man in Scheiben und trockne es in einem warmen Ofen, bis die letzte Spur von Feuchtigkeit verschwunden ist. Dann lasse man es ganz durch leicht bräunen. Trocken aufbewahrt, hält sich dies Brot viel länger als gewöhnliches Brot, und wenn man es vor dem Gebrauch nochmals aufwärmt, wird es so frisch sein wie neugebackenes.
Man gebraucht gewöhnlich zu viel Zucker in den Speisen. Kuchen, süße Puddings, Pasteten, Gelees und Konserven tragen viel zur Unverdaulichkeit bei. Besonders schädlich sind die Kuchen und Puddings, in denen Milch, Eier und Zucker die Hauptbestandteile bilden. Der reichliche Gebrauch von Milch und Zucker zusammen sollte vermieden werden. Wenn Milch benutzt wird, sollte sie gründlich sterilisiert sein; mit dieser Vorsichtsmaßregel ist weniger Gefahr, Krankheiten zu übertragen. Butter ist weniger schädlich, wenn man sie auf kaltem Brot ißt, als wenn man sie zum Kochen gebraucht; aber als Regel ist es besser, ohne dieselbe fertig zu werden. Strenger, scharfer Käse sollte nicht genossen werden. Kärgliche, schlecht gekochte Nahrung verdirbt das Blut, indem sie die blutbildenden Organe schwächt. Sie zerrüttet das System und in Begleitung von erregten Nerven und schlechter Laune erzeugt sie Krankheit. Die Opfer schlechten Kochens zählen nach Tausenden und Zehntausenden. Über viele Gräber könnte man schreiben: „Starb an schlechtem Kochen“; „starb an einem misshandelten Magen“. Es ist für diejenigen, die kochen, eine heilige Pflicht, zu lernen, gesunde Speisen herzustellen. Viele Seelen gehen infolge schlechter Kocherei verloren. Es erfordert Nachdenken und Sorgfalt, gutes Brot herzustellen; es ist mehr Religion in einem Laib guten Brotes als viele denken. Es gibt wenige wirklich gute Köchinnen. Junge Frauen denken, dass es erniedrigend sei, zu kochen und andere Hausarbeit zu tun. Deshalb haben viele junge Mädchen, welche sich verheiraten und für eine Familie zu sorgen haben, wenig Begriff von den Pflichten, die auf einer Frau und Mutter ruhen.
Kochen ist keine geringe Wissenschaft und im praktischen Leben eine der notwendigsten. Es ist eine Wissenschaft, die alle Frauen lernen sollten und sie sollte in solcher Weise gelehrt werden, dass die ärmeren Klassen einen Nutzen davon haben. Eine Speise appetitlich und zugleich einfach und nahrhaft herzustellen, erfordert Geschick; aber es kann getan werden. Köchinnen sollten verstehen, einfache Nahrung in einfacher und gesunder Weise herzustellen und zwar so, dass sie infolge ihrer Einfachheit wohlschmeckender und gesunder gefunden wird. Jede Frau, die an der Spitze einer Familie steht und nicht die Kunst gesunden Kochens sich angeeignet hat, sollte den Entschluß fassen, das zu lernen, was zum Wohlsein ihres Haushaltes so notwendig ist. An vielen Orten bieten hygienische Kochschulen Gelegenheit zur Belehrung in dieser Hinsicht. Kann eine Frau diese Vorteile nicht haben, so sollte sie sich von einer guten Köchin belehren lassen und in ihren Bemühungen, darin tüchtig zu werden, so lange ausharren, bis sie in der Kochkunst Meisterin ist.
Regelmäßigkeit im Essen
Regelmäßigkeit im Essen ist von großer Wichtigkeit. Für jede Mahlzeit sollte eine genaue Zeit festgesetzt sein. Zu dieser Zeit sollte jeder essen, was das System bedarf und dann nichts nehmen bis zur nächsten Mahlzeit. Es gibt viele, welche essen, wenn das System keiner Nahrung bedarf, in unregelmäßigen Zwischenräumen und zwischen den Mahlzeiten, weil sie nicht genügend Willenskraft haben, der Neigung zu widerstehen. Beim Reisen sind manche beständig am Knabbern, so lange etwas Essbares in ihrem Bereich ist. Dies ist sehr schädlich. Wenn Reisende regelmäßig einfache und nahrhafte Speisen essen würden, würden sie nicht so große Müdigkeit empfinden, noch so viel unter Krankheit zu leiden haben.
Eine andere schädliche Gewohnheit ist das Essen gerade vor dem Schlafengehen. Die regelmäßigen Mahlzeiten mögen eingenommen sein; weil aber ein Gefühl von Schwäche vorhanden ist, isst man nochmals. Durch Befriedigung wird diese verkehrte Handlungsweise zur Gewohnheit, welche oft so fest sitzt, dass es für unmöglich gehalten wird, ohne Essen zu schlafen. Infolge der späten Abendmahlzeiten geht die Verdauung während des Schlafes vor sich. Aber dies geschieht während der Magen beständig arbeitet, und so wird sein Werk doch nicht gut ausgeführt. Der Schlaf wird oft durch unangenehme Träume gestört und die Person erwacht des Morgens unerquickt und findet wenig Geschmack am Frühstück. Wenn wir uns zur Ruhe niederlegen, sollte der Magen seine ganze Arbeit getan haben, damit er sich, gleich den anderen Organen des Körpers, der Ruhe erfreuen möge. Für Personen mit sitzender Lebensweise ist spätes Abendbrot besonders schädlich. Bei ihnen ist die entstandene Störung oft der Anfang einer Krankheit, die mit dem Tode endet.
In vielen Fällen kommt die Schwäche, die das Verlangen nach Nahrung erweckt, daher, dass die Verdauungsorgane während des Tages zu sehr angestrengt wurden. Die Verdauungsorgane brauchen Ruhe, wenn sie mit einer Mahlzeit fertigt sind. Zwischen den Mahlzeiten sollten wenigstens fünf bis sechs Stunden liegen; und die meisten Personen, welche diesen Plan versucht haben, finden, dass zwei Mahlzeiten täglich besser sind als drei.
Verkehrte Gebräuche beim Essen
Speisen sollten weder sehr heiß noch sehr kalt genossen werden. Wenn die Nahrung kalt ist, wird die notwendige Kraft des Magens dazu gebraucht, dieselbe aufzuwärmen, ehe die Verdauung beginnen kann. Kalte Getränke sind aus demselben Grunde schädlich, während der reichliche Genuss heißer Getränke schwächt. Tatsache ist: Je mehr Flüssigkeit mit der Nahrung eingenommen wird, desto schwerer wird die Speise verdaut; denn die Flüssigkeit muss erst aufgesaugt werden, ehe die Verdauung beginnen kann. Man esse nicht viel Salz, vermeide den Genuss von scharfen, in Essig eingemachten oder gewürzten Speisen, esse reichlich Früchte und die Reizung, welche das viele Trinken zu den Mahlzeiten veranlasst, wird meistens verschwinden.
Man sollte die Speise langsam essen und gründlich kauen. Dies ist notwendig, damit der Speichel richtig mit der Nahrung gemischt werde und die Verdauungssäfte in Tätigkeit treten. Ein anderer Übelstand ist das Essen zur unrechten Zeit, wie nach heftiger oder anstrengender Bewegung, wenn jemand sehr erschöpft oder erhitzt ist. Unmittelbar nach dem Essen findet eine starke Anspannung der Nervenkraft statt; und wenn Körper oder Geist gerade vor oder nach dem Essen sehr angestrengt werden, so wird die Verdauung behindert. Wenn jemand aufgeregt, in Angst oder Eile sich befindet, so ist es besser, nicht zu essen, bis man ausgeruht oder beruhigt ist. Der Magen steht in enger Beziehung zum Gehirn; und wenn der Magen erkrankt ist, so wird die Nervenkraft des Gehirns für die geschwächten Verdauungsorgane zu Hilfe genommen. Wenn diese Anforderungen zu häufig stattfinden, so wird das Gehirn belastet. Wird das Gehirn beständig angestrengt und fehlt körperliche Bewegung, so sollte selbst einfache Nahrung mäßig genossen werden. Zur Essenszeit schüttle man alle Sorgen und beschwerende Gedanken ab; man sei nicht in Eile, sondern esse langsam, mit Frohsinn und mit dankerfülltem Herzen gegen Gott für all seine Segnungen.
Überessen
Viele, die Fleischspeisen und andere fette und schädliche Dinge ablegen, denken, weil nun ihre Nahrung einfach und gesund sei, könnten sie den Appetit ohne Einschränkung befriedigen und im Übermaß essen, manchmal bis zur Schwelgerei. Dies ist ein Irrtum. Die Verdauungsorgane sollten nicht mit einer Menge oder Art von Nahrung belastet werden, deren Aneignung eine Zumutung für das System ist. Die Sitte fordert, dass die Speisen in mehreren Gängen auf den Tisch gebracht werden. Da man nicht weiss, was zunächst kommt, isst jemand vielleicht genug von einer Speise, die nicht am besten für ihn passt. Wenn der letzte Gang gebracht wird, wagt er es oft, die Grenzen zu überschreiten und von dem verführerischen Nachtisch zu nehmen, welcher durchaus nicht gut für ihn ist. Wenn alle Speisen, die zu einer Mahlzeit bestimmt sind, zu Anfang auf den Tisch gebracht werden, hat man Gelegenheit, die beste Wahl zu treffen. Manchmal wird die Folge des Überessens sofort verspürt. In anderen Fällen besteht keine Schmerzempfindung; aber die Verdauungsorgane verlieren ihre nötige Kraft und das Fundament der Körperkraft wird untergraben.
Die überflüssige Nahrung belastet das System und erzeugt krankhafte, fieberische Zustände. Sie zieht eine übermäßige Menge Blut nach dem Magen und verursacht dadurch, dass die Beine und Gliedmaßen leicht kalt werden. Sie legt den Verdauungsorganen eine schwere Last auf, und wenn diese Organe ihre Aufgabe erfüllt haben, so herrscht ein Gefühl der Schwäche und Mattigkeit. Solche, welche fortwährend zu viel essen, nennen dies hinfällige Gefühl Hunger; aber es wird durch den überarbeiteten Zustand der Verdauungsorgane verursacht. Zeitweise besteht eine Betäubung des Gehirns, das dann geistiger und körperlicher Anstrengung abhold ist. Diese unangenehmen Symptome werden verspürt, weil die Natur ihre Arbeit mit einer unnötigen Ausgabe von Lebenskraft ausgeführt hat und vollständig erschöpft ist. Der Magen sagt: „Gib mir Ruhe“; aber viele halten die Schwäche für ein Verlangen nach mehr Speise, und so laden sie dem Magen eine andere Last auf, anstatt ihm Ruhe zu gönnen. Als Folge davon sind die Verdauungsorgane oft abgenutzt, wenn sie fähig sein sollten, gute Arbeit zu verrichten.
Diät am Sabbat
Wir sollten für den Sabbat weder mehr, noch eine größere Verschiedenheit von Speisen bereiten als für andere Tage. Statt dessen sollte die Nahrung einfach sein und weniger sollte gegessen werden, damit der Verstand klar und frisch sei, geistige Dinge zu erfassen. Ein beschwerter Magen bedeutet ein beschwertes Gehirn. Die köstlichsten Worte mögen vernommen und nicht geschätzt werden, weil der Verstand durch eine unrichtige Diät verwirrt ist. Durch Überessen am Sabbat tragen viele mehr als sie denken dazu bei, dass sie seiner heiligen Vorrechte verlustig gehen und sich für den Empfang seines Segens untauglich machen. Kochen sollte am Sabbat vermieden werden; aber es ist deshalb nicht notwendig, kalte Speisen zu essen. Bei kaltem Wetter sollte die am Tage vorher zubereitete Nahrung erwärmt werden. Die Mahlzeiten sollten, wenn auch einfach, doch wohlschmeckend und einladend sein. Besonders in Familien, wo Kinder sind, ist es gut, für den Sabbat etwas zu bereiten, was als etwas Besonderes angesehen wird, was die Familie an anderen Tagen nicht hat.
Reform in der Diät
Wo man verkehrten Gewohnheiten in der Diät frönte, sollte keine Verzögerung in der Reform der Lebensweise stattfinden. Wenn wegen Missbrauchs des Magens Verdauungsschwäche besteht, so sollten sorgfältige Bemühungen gemacht werden, die übrige Lebenskraft zu bewahren, indem man jede überanstrengende Last entfernt. Der Magen mag nach langem Missbrauch niemals wieder ganz gesund werden; aber eine richtige Diät wird weitere Schwächung vermeiden und viele werden mehr oder weniger vollständig genesen. Es fällt schwer, für jeden Fall Regeln vorzuschreiben; aber wenn beim Essen die richtigen Grundsätze beachtet werden, so können große Verbesserungen gemacht werden und die Köchin braucht sich nicht fortwährend abzumühen, den Appetit zu reizen. Mäßigkeit in der Diät wird mit geistiger und moralischer Kraft belohnt; sie trägt auch zur Beherrschung der Leidenschaften bei. Überessen ist besonders solchen schädlich, die trägen Temperaments sind; diese sollten mäßig essen und reichlich körperliche Bewegung machen. Es gibt Männer und Frauen mit vorzüglichen, natürlichen Fähigkeiten, welche noch nicht die Hälfte dessen tun, was sie tun könnten, wenn sie Selbstbeherrschung in Verleugnung des Appetits üben wollten.
Viele Schriftsteller und Redner begehen hier einen Fehler. Nachdem sie reichlich gegessen haben, geben sie sich sitzender Beschäftigung hin, lesen, studieren oder schreiben und gönnen sich keine Zeit für körperliche Bewegung. Als Folge wird der freie Flug ihrer Gedanken und Worte gehemmt; sie können nicht mit der Kraft und Eindringlichkeit schreiben oder sprechen, welche notwendig sind, um das Herz zu erreichen. Ihre Bemühungen sind schwach und fruchtlos. Solche, auf denen wichtige Verantwortlichkeiten ruhen, vor allem diejenigen, die Hüter geistiger Interessen sind, sollten Männer von scharfem Gefühl und schnellem Auffassungsvermögen sein. Sie müssen mehr als andere mäßig im Essen sein. Reiche und üppige Speisen sollten auf ihrem Tisch keinen Platz haben. Jeden Tag haben Männer in verantwortlichen Stellungen Entscheidungen zu treffen, deren Folgen von großer Wichtigkeit sind. Oft müssen sie schnell denken, und dies können nur solche erfolgreich tun, die strenge Mäßigkeit üben. Der Verstand wird unter der richtigen Behandlung der körperlichen und geistigen Kräfte gestärkt. Wenn derselbe nicht zu sehr in Anspruch genommen wird, so kommt mit jeder neuen Anstrengung auch neue Kraft. Aber oft wird die Arbeit solcher, die wichtige Pläne zu legen und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen haben, durch die Folgen einer unrichtigen Diät zum Schlimmen beeinflusst. Ein in Unordnung befindlicher Magen erzeugt einen zerstreuten, unsicheren Gemütszustand; oft verursacht derselbe Erregbarkeit, Härte oder Ungerechtigkeit. Mancher Plan, der ein Segen für die Welt gewesen wäre, wurde beiseite gesetzt, viele ungerechte, drückende, ja selbst grausame Maßnahmen wurden ausgeführt als Folge krankhafter Zustände, welche verkehrten Gewohnheiten beim Essen zuzuschreiben waren.
Hier ist ein Rat für alle, die eine sitzende oder hauptsächlich geistige Arbeit haben; solche, die genügend moralischen Mut und Selbstbeherrschung besitzen, sollten es versuchen: Zu jeder Mahlzeit nehme man nur zwei oder drei Arten einfacher Speisen und esse nicht mehr als notwendig ist, um den Hunger zu stillen. Man verschaffe sich gute Bewegung und sehe, ob man nicht Nutzen davon hat. Starke Männer, welche tätige körperliche Arbeit verrichten, brauchen nicht so sorgfältig betreffs der Quantität oder Qualität ihrer Nahrung zu sein wie Personen mit sitzender Lebensweise; aber selbst diese würden eine bessere Gesundheit besitzen, wenn sie im Essen und Trinken Selbstbeherrschung übten. Manche wünschen, dass eine genaue Regel für ihre Diät vorgeschrieben werde. Sie überessen sich und dann bereuen sie es, und so bleiben sie dabei, über das, was sie essen und trinken nachzudenken. Dies sollte nicht so sein. Es kann niemand eine genaue Regel für einen anderen niederlegen. Ein jeder sollte Vernunft und Selbstbeherrschung üben und nach Grundsätzen handeln.
Unser Leib ist Christi erkauftes Eigentum, und wir dürfen nicht mit demselben handeln, wie es uns gefällt. Alle, welche die Gesetze der Gesundheit verstehen, sollten ihre Verpflichtung anerkennen, diesen Gesetzen, welche Gott in ihr Wesen gelegt hat, zu gehorchen. Gehorsam gegen die Gesundheitsgesetze sollte zu einer Sache persönlicher Pflicht gemacht werden. Wir selbst müssen die Folgen der übertretenen Gesetze leiden. Wir müssen persönlich Gott für unsere Gewohnheiten und Handlungsweise Rede stehen. Deshalb ist die Frage für uns nicht: „Wie handelt die Welt?“ sondern „wie soll ich als eine Persönlichkeit die mir von Gott gegebene Behausung behandeln?“