Ein individuelles Werk
Als Christus die zwölf Jünger auf ihre erste Missionsreise aussandte, gebot er ihnen: „Gehet aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch!“ (Matthäus 10,7.8) Als später die Siebzig ausgesandt wurden, sagte er: „Wo ihr in eine Stadt kommt, … heilet die Kranken, die daselbst sind und saget ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.“ (Lukas 10,8.9) Die Gegenwart und Macht Christi begleitete sie und „die Siebzig kamen wieder mit Freuden und sprachen: Herr, es sind uns auch die Teufel untertan in deinem Namen.“ (Lukas 10,17) Nach der Himmelfahrt Christi wurde dasselbe Werk fortgesetzt, dieselben Szenen wie während seiner eigenen Tätigkeit wiederholten sich. „Es kamen auch herzu viele aus den umliegenden Städten gen Jerusalem, und brachten die Kranken und die von unsauberen Geistern gepeinigt waren; und alle wurden gesund.“ (Apostelgeschichte 5,16) Und die Jünger „gingen aus und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte mit ihnen.“ (Markus 16,20) „Philippus aber kam hinab in eine Stadt in Samarien und predigte ihnen von Christo. Das Volk aber hörte einmütig und fleißig zu, was Philippus sagte. … Denn die unsauberen Geister fuhren aus vielen Besessenen aus mit großem Geschrei, auch viel Gichtbrüchige und Lahme wurden gesund gemacht; und ward eine große Freude in derselben Stadt.“ (Apostelgeschichte 8,5-8)
Werk der Jünger
Lukas, der Schreiber des Evangeliums, welches seinen Namen trägt, war ein ärztlicher Missionar. In der Schrift wird er „der Arzt, der Geliebte“, (Kolosser 4,14) genannt. Der Apostel Paulus hörte von seiner Geschicklichkeit als Arzt und sonderte ihn aus als einen, dem der Herr ein besonderes Werk anvertraut hatte. Er sicherte sich seine Mitarbeit und eine Zeitlang begleitete ihn Lukas auf seinen Reisen von Ort zu Ort. Später ließ Paulus Lukas zu Philippi in Makedonien. Hier arbeitete er mehrere Jahre als Arzt und als Lehrer des Evangeliums. In seinem Werk als Arzt diente er den Kranken und betete, dass die Heilkraft Gottes auf den Leidenden ruhen möchte. Auf diese Weise wurde der Weg für die Botschaft des Evangeliums geöffnet. Der Erfolg des Lukas als Arzt bot ihm viele Gelegenheiten, Christum unter den Heiden zu verkündigen. Es ist Gottes Plan, dass wir ebenso arbeiten sollen wie die Jünger. Mit dem Auftrag des Evangeliums ist auch die leibliche Heilung verbunden. In dem Werk des Evangeliums soll Lehren und Heilen niemals getrennt werden.
Das Werk der Jünger war, eine Erkenntnis des Evangeliums zu verbreiten. Ihnen war das Werk übertragen, der ganzen Welt die frohe Botschaft zu verkündigen, welche Christus den Menschen gebracht hatte. Diese Aufgabe erfüllten sie für das Volk ihrer Zeit. Zu allen Völkern unter dem Himmel wurde das Evangelium in einer einzigen Generation getragen. (Kolosser 1,23) Der Welt das Evangelium zu bringen, ist das Werk, welches Gott denen übertragen hat, die seinen Namen tragen. Für die Sünde und das Elend der Erde ist das Evangelium das einzige Gegenmittel. Der ganzen Menschheit die Botschaft von der Gnade Gottes zu bringen, ist das erste Werk derjenigen, welche die Heilkraft derselben erkennen.
Notwendigkeit des Evangeliums
Als Christus die Jünger mit der Evangeliumsbotschaft aussandte, war der Glaube an Gott und sein Wort beinah von der Erde geschwunden. Unter dem jüdischen Volk, welches vorgab, eine Erkenntnis Jehovas zu besitzen, war sein Wort beiseite gesetzt worden und Überlieferungen und menschliche Spekulationen hatten seine Stelle eingenommen. Selbstsüchtiger Ehrgeiz, Schaustellungen, Gewinnsucht erfüllten die Gedanken der Menschen. Wie die Ehrfurcht vor Gott schwand, so schwand auch das Mitleid gegen die Menschen. Selbstsucht war der herrschende Grundsatz und Satan erreichte seinen Willen in dem Elend und der Verderbnis der Menschheit. Die Werkzeuge Satans nahmen Besitz von den Menschen. Der Leib der Menschen, zu einem Wohnplatz Gottes geschaffen, wurde eine Behausung der Dämonen. Die Sinne, die Nerven, die Organe der Menschen wurden durch übernatürliche Kräfte zur Befriedigung der niedrigsten Sinneslust getrieben. Die Menschen trugen das Zeichen der Dämonen auf ihren Angesichtern und der Ausdruck zeugte von den Legionen des Bösen, von dem die Menschen besessen waren.
Was ist der Zustand der Welt heutzutage? Ist nicht der Glaube an die Bibel durch die höhere Kritik und Spekulationen heutigen Tages gerade so wirksam vernichtet, wie es durch die Überlieferung und Lehren der Schriftgelehrten in den Tagen Christi war? Haben nicht Geldgier, Ehrgeiz und Vergnügungssucht die Menschenherzen heute ebenso fest umschlungen wie damals? Wie wenige werden in der vorgeblich christlichen Welt selbst in den bekenntlichen Gemeinden Christi von christlichen Grundsätzen geleitet. In geschäftlichen, sozialen, häuslichen, ja selbst religiösen Kreisen, wie wenige machen da die Lehren Christi zur Richtschnur ihres täglichen Lebens. Ist es nicht so, dass „das Recht ist zurückgewichen und Gerechtigkeit ferne getreten … und Recht kann nicht einhergehen … und wer vom Bösen weicht, der muss jedermanns Raub sein?“ (Jesaja 59,14.15)
Verbrechen greifen in so schrecklicher Weise um sich, dass nachdenkende, gottesfürchtige Männer aller Orts darüber aufs äußerste bestürzt sind. Die menschliche Feder ist nicht imstande, die herrschende Verderbnis zu beschreiben. Jeder Tag bringt neue Offenbarungen politischer Kämpfe, Bestechungen und Betrug. Jeder Tagesbericht beschwert das Herz mit seiner langen Liste von Gewalttaten und Gesetzlosigkeit, von Gleichgültigkeit gegen menschliche Leiden und von roher, unmenschlicher Vernichtung menschlichen Lebens. Jeder Tag zeugt von der Zunahme des Wahnsinns, des Mordes und Selbstmordes. Wer kann noch zweifeln, dass satanische Kräfte mit vermehrter Tätigkeit unter den Menschen am Wirken sind, um den Verstand zu zerrütten und zu verwirren und den Körper zu beflecken und zu zerstören? Während die Welt mit diesen Übeln erfüllt ist, wird das Evangelium nur zu oft in einer so gleichgültigen Weise vorgeführt, dass es nur wenig Eindruck auf das Gewissen und Leben der Menschen macht. Überall sind Herzen, die nach etwas verlangen, was sie nicht besitzen. Sie verlangen nach einer Kraft, welche ihnen Herrschaft über die Sünde verleiht, nach einer Kraft, die sie von den Banden des Bösen befreit, nach einer Kraft, welche Gesundheit, Leben und Frieden verleiht. Viele, die einst die Kraft des Wortes Gottes erkannten, haben sich da aufgehalten, wo man Gott nicht kennt und sie verlangen nach der göttlichen Gegenwart. Die Welt bedarf heute, was sie vor neunzehnhundert Jahren bedurfte — einer Offenbarung Christi. Es ist ein großes Reformationswerk erforderlich und nur durch die Gnade Christi kann das Werk der Wiederherstellung nach Leib, Seele und Geist ausgeführt werden.
Christi Art und Weise, das Volk zu erreichen
Nur die Methode Christi wird wahren Erfolg erzielen, das Volk zu erreichen. Der Heiland verkehrte mit den Menschen als einer, der ihr Bestes wünschte. Er bewies ihnen Teilnahme, half ihren Bedürfnissen ab und gewann ihr Vertrauen. Dann gebot er ihnen: „Folget mir nach.“ Es ist notwendig, den Menschen durch persönliche Bemühungen nahe zu kommen. Wenn weniger Zeit auf das Predigen verwendet und mehr Zeit in persönlichem Dienst zugebracht würde, würde man größere Erfolge sehen. Den Armen sollte geholfen, für die Kranken gesorgt werden, die Traurigen und Betrübten getröstet, die Unwissenden unterwiesen, die Unerfahrenen beraten werden. Wir sollen mit den Weinenden weinen und uns mit den Fröhlichen freuen (Römer 12,15). Begleitet von der Macht ernster Ermahnung, der Macht des Gebets, der Macht der Liebe Gottes kann und wird dies Werk nicht ohne Frucht bleiben. Wir sollten stets daran gedenken, dass der Zweck ärztlicher Missionsarbeit der ist, sündenkranke Seelen auf den Mann auf Golgatha zu verweisen, welcher die Sünden der Welt wegnimmt. Wenn sie auf ihn schauen, werden sie ihm ähnlich werden. Wir sollen die Kranken und Leidenden ermutigen, auf Jesum zu schauen und zu leben. Die Arbeiter sollten denjenigen, die durch Krankheit des Körpers und der Seele entmutigt sind, stets Christum, den großen Arzt vorhalten. Verweist sie auf den einen, welcher leibliche und geistige Krankheit heilen kann. Erzählt ihnen von ihm, der ihre Schwachheiten fühlt. Ermutigt sie, sich in die Obhut dessen zu begeben, der sein Leben hingab, um es für sie möglich zu machen, ewiges Leben zu erlangen. Redet von seiner Liebe, erzählt von seiner errettenden Macht.
Dies ist die hohe Pflicht und das köstliche Vorrecht des ärztlichen Missionars und oft bereitet persönlicher Dienst den Weg hierfür vor. Gott erreicht oft die Herzen durch unsere Bemühungen, körperliche Leiden zu lindern. Ärztliche Missionsarbeit ist Pionierarbeit des Evangeliums. Das Evangelium soll im Dienst des Wortes und in der ärztlichen Missionsarbeit verkündigt und geübt werden.
Das Werk der christlichen Krankenpfleger
In fast jeder Gemeinschaft gibt es viele, welche nicht der Verkündigung des Wortes Gottes lauschen oder irgend einer religiösen Versammlung beiwohnen. Wenn das Evangelium sie erreichen soll, muss es ihnen ins Haus gebracht werden. Oft ist die Linderung ihrer körperlichen Leiden der einzige Weg, auf dem man ihnen nahe kommen kann. Christliche Krankenpfleger, welche die Kranken pflegen und die Not der Armen lindern, werden manche Gelegenheit finden, mit ihnen zu beten, ihnen Gottes Wort vorzulesen und von dem Heiland zu reden. Sie können mit und für die Hilflosen beten, die keine Willenskraft haben, den durch Leidenschaft verkehrten Appetit zu beherrschen. Sie können einen Hoffnungsstrahl in das Leben der Unterlegenen und Entmutigten bringen. Ihre selbstlose Liebe, die sich in uneigennützigen Handlungen offenbart, wird es den Leidenden leichter machen, an die Liebe Christi zu glauben.
Viele haben keinen Glauben an Gott und haben das Vertrauen in Menschen verloren, aber sie schätzen Handlungen der Teilnahme und Hilfsbereitschaft. Wenn sie sehen, wie jemand ohne Veranlassung irdischen Lobes oder Vergütung in ihr Haus kommt, den Kranken dient, die Hungrigen speist, die Nackten kleidet, die Betrübten tröstet und alle liebevoll auf den verweist, von dessen Liebe und Mitgefühl der Arbeiter nur zeugt; wenn sie dies sehen, so werden ihre Herzen gerührt. Es wird Dankbarkeit erweckt und der Glaube entzündet. Sie sehen, dass Gott für sie sorgt und sie sind vorbereitet, zuzuhören, wenn sein Wort ihnen eröffnet wird. In der auswärtigen und auch in der inneren Mission werden alle Missionare, Männer sowohl wie Frauen, viel leichter Zugang zu dem Volk finden und ihre Brauchbarkeit wird sehr vermehrt werden, wenn sie imstande sind, den Kranken zu dienen. Frauen, welche als Missionare in Heidenländer gehen, können auf diese Weise Gelegenheit finden, das Evangelium den Frauen dieser Länder zu bringen, wenn jede andere Tür verschlossen ist. Alle Diener des Evangeliums sollten verstehen, die einfachen Behandlungen zu geben, welche soviel zur Linderung von Schmerzen und Heilung von Krankheit beitragen.
Das Lehren der Gesundheitsgrundsätze
Die Verkündiger des Evangeliums sollten auch imstande sein, Belehrung in den Grundsätzen einer gesunden Lebensweise zu geben. Überall ist Krankheit und die meiste könnte verhindert werden durch Beachtung der Gesundheitsgesetze. Die Menschen müssen den Einfluss der Gesundheitsgrundsätze auf ihr Wohlergehen sowohl für dieses wie für das zukünftige Leben erkennen lernen. Es ist notwendig, dass sie zu ihrer Verantwortlichkeit erweckt werden, die sie für die menschliche Behausung haben, welche von ihrem Schöpfer als sein Wohnsitz zubereitet ist und worüber sie seinem Willen gemäß treue Haushalter sein sollten. Es sollte ihnen die Wahrheit eingeprägt werden, welche in den Worten der heiligen Schrift enthalten ist. „Ihr aber seid der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln, und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ (2.Korinther 6,16) Es gibt Tausende, die es bedürfen und die gern Belehrung annehmen würden über die einfachen Methoden der Krankenbehandlung, welche die Stelle giftiger Arzneimittel einnehmen. Belehrungen in Bezug auf eine Reform der Ernährung ist sehr notwendig. Verkehrte Gewohnheiten im Essen und der Genuss ungesunder Nahrung sind in nicht geringem Grade verantwortlich für die Unmäßigkeit, für die Verbrechen und Verdorbenheit, die ein Fluch der Welt sind. Beim Lehren der Gesundheitsgrundsätze sollte man den großen Gegenstand der Reform vor Augen halten – dass ihr Zweck ist, die höchste Entwicklung von Leib, Seele und Geist zu sichern. Zeigt, dass die Naturgesetze, welche das Gesetz Gottes sind, zu unsrem Besten dienen, dass Gehorsam gegen dieselben das Glück in diesem Leben fördert und zur Vorbereitung für das künftige Leben beiträgt.
Spornt die Menschen an, die Offenbarungen der Liebe und Weisheit Gottes in den Werken der Natur zu studieren. Ermuntert sie, jenen wunderbaren Organismus, den menschlichen Körperbau und die Gesetze, von welchen derselbe beherrscht wird, zu erforschen. Solche, welche die Beweise der Liebe Gottes wahrnehmen, welche etwas von der Weisheit und dem Segen seiner Gesetze und den Folgen des Gehorsams verstehen, werden ihre Pflichten und Verpflichtungen von einem ganz anderen Standpunkt aus betrachten lernen. Anstatt die Beobachtung der Gesundheitsgesetze als ein Opfer oder eine Selbstverleugnung anzusehen, werden sie dieselben, wie es wirklich ist, als einen unschätzbaren Segen betrachten.
Jeder, der am Evangelium dient, sollte fühlen, dass es ein Teil seiner bestimmten Arbeit ist, Belehrungen in den Grundsätzen einer gesunden Lebensweise zu geben. Diese Arbeit ist sehr notwendig und die Welt steht für dieselbe offen.
Persönliche Arbeit
Überall herrscht eine Neigung, Vereinsarbeit an die Stelle persönlicher Bemühung zu setzen. Die menschliche Weisheit neigt zur Vereinigung, zur Zentralisierung, zur Errichtung großer Kirchen und Anstalten. Die Mehrheit überlässt den Anstalten und Vereinen das Werk der Wohltätigkeit; sie entschuldigen sich von der Berührung mit der Welt und ihre Herzen werden kalt. Sie werden selbstsüchtig und unempfänglich, die Liebe für Gott und Menschen erstirbt in ihren Seelen. Christus überträgt seinen Nachfolgern ein persönliches Werk — ein Werk, welches nicht durch Stellvertretung getan werden kann. Die Arbeit an den Kranken und Armen, das Evangelium den Verlorenen zu bringen, soll nicht Vereinen oder organisierter Mildtätigkeit überlassen werden. Persönliche Verantwortlichkeit, persönliche Anstrengung, persönliches Opfer sind die Forderungen des Evangeliums. „Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune, und nötige sie hereinzukommen, auf dass mein Haus voll werde,“ (Lukas 14,23,) lautet der Befehl Christi. Er bringt Menschen in Berührung mit solchen, denen sie zu helfen suchen. „Die, so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt siehst, so kleide ihn,“ sagt er. „Auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.“ (Jesaja 58,7; Markus 16,18) Durch direkte Verbindung, durch persönlichen Dienst sollen die Segnungen des Evangeliums mitgeteilt werden.
Alle sollen Arbeiter sein
Wenn Gott vor alters seinem Volk Licht gab, so wirkte er nicht ausschließlich durch eine besondere Klasse. Daniel war ein Fürst aus Juda, auch Jesaja stammte von königlicher Linie ab. David war ein Schäferknabe, Amos ein Hirte, Sacharja ein Gefangener aus Babylon, Elisa ein Landmann. Der Herr erweckte sich zu seinen Vertretern Propheten und Fürsten, Edle und Geringe und lehrte sie die Wahrheiten, welche der Welt gegeben werden sollten.
Der Herr bestimmt einem jeden, der Teilhaber seiner Gnade wird, ein Werk für andere. Ein jeder von uns sollte persönlich in seinem Teil und an seinem Ort stehen und sagen: „Hier bin ich; sende mich.“ (Jesaja 6,8) Auf dem Prediger des Wortes, auf dem christlichen Krankenpfleger, dem christlichen Arzt, jedem Christen, sei er ein Kaufmann oder ein Bauer, ein Gelehrter oder ein Handwerker – auf allen ruht die Verantwortlichkeit. Es ist unsere Aufgabe, den Menschen das Evangelium ihrer Seligkeit zu offenbaren. Alles, was wir unternehmen, sollte ein Mittel zu diesem Zweck sein. Diejenigen, welche das ihnen bestimmte Werk aufnehmen, werden nicht nur zum Segen für andere, sondern sie selbst werden gesegnet. Das Bewusstsein, ihre Pflicht wohl getan zu haben, spiegelt sich in ihren eigenen Seelen wieder. Die Niedergeschlagenen vergessen ihre Niedergeschlagenheit, die Schwachen werden stark, die Unwissenden weise und alle finden eine nie versagende Hilfe in ihm, der sie berufen hat.
Die Gemeinde – Eine Erziehungsschule
Die Gemeinde Christi ist zum Dienst organisiert, ihr Losungswort ist dienen. Ihre Glieder sind Streiter, die für den Kampf unter dem Herzog ihrer Seligkeit ausgebildet werden sollen. Christliche Prediger, Ärzte und Lehrer haben ein größeres Werk als viele erkannt haben. Sie sollen nicht nur dem Volk dienen, sondern dasselbe lehren, auch zu dienen. Sie sollten nicht nur Belehrung in richtigen Grundsätzen geben, sondern ihre Hörer dazu erziehen, diese Grundsätze mitzuteilen. Eine Wahrheit, die nicht gelebt und mitgeteilt wird, verliert ihre lebenspendende Macht, ihre heilende Kraft. Der Segen derselben kann nur erhalten werden, wenn er geteilt wird. Die Einförmigkeit unseres Gottesdienstes muss aufgehoben werden; jedes Gemeindeglied sollte von irgend einem Dienst für den Meister in Anspruch genommen sein. Manche können nicht so viel tun wie andere, aber jeder sollte sein Äußerstes tun, um die Flut von Krankheit und Verderben abzuwenden, welche unsere Welt überschwemmt. Viele würden bereit sein zu arbeiten, wenn man sie belehrte, wie sie beginnen sollten. Sie bedürfen der Unterweisung und Ermutigung. Jede Gemeinde sollte eine Erziehungsschule für christliche Arbeiter sein. Ihre Glieder sollten gelehrt werden, Bibellesungen zu halten, eine Sabbatschule zu leiten und zu unterrichten, sie sollten lernen, wie man am besten den Armen helfen, für die Kranken sorgen, für die Unbekehrten arbeiten muss. Es sollten Gesundheitsschulen, Kochschulen und auch Klassen für die verschiedenen Zweige christlicher Hilfsarbeiter vorhanden sein. Es sollte nicht nur gelehrt, sondern praktische Arbeit unter erfahrenen Lehrern geübt werden. Die Lehrer sollten selbst vorangehen und unter dem Volk arbeiten, dann werden andere, die sich mit ihnen vereinen, von ihrem Vorbild lernen. Ein Beispiel ist mehr wert als viele Vorschriften. Alle sollten ihre körperlichen und geistigen Kräfte bis zur äußersten Fähigkeit entwickeln, damit sie für Gott arbeiten können, wohin seine Vorsehung sie beruft. Dieselbe Gnade, welche sich von Christo auf Paulus und Apollus ergoß, die sie geistig so vorzüglich zubereitete, wird auch heute noch den demütigen Missionaren mitgeteilt. Gott wünscht, dass seine Kinder Verstand und Erkenntnis haben, dass seine Herrlichkeit in Klarheit und Macht, die nicht misszuverstehen ist, in unserer Welt offenbart werde.
Die erfolgreichsten Arbeiter
Gebildete Arbeiter, welche sich Gott weihen, können dem Herrn auf verschiedenere Weise dienen und ein ausgedehnteres Werk tun als solche, die keine Ausbildung besitzen. Ihre Schulung und Zucht des Geistes verleiht ihnen einen Vorteil. Aber auch diejenigen, welche weder große Talente noch eine gründliche Ausbildung haben, können erfolgreich anderen dienen. Gott will alle gebrauchen, die willig sind, sich gebrauchen zu lassen. Es sind nicht die glänzendsten oder talentvollsten Personen, deren Arbeit die größten und dauerndsten Erfolge hervorbringt. Es sind Männer und Frauen nötig, die eine Botschaft vom Himmel vernommen haben. Die tüchtigsten Arbeiter sind solche, welche der Einladung folgen: „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir.“ (Matthäus 11,29) Es sind Missionare nötig, die von ganzem Herzen dabei sind. Derjenige, dessen Herz Gott angerührt hat, ist mit einem großen Verlangen für diejenigen erfüllt, die niemals seine Liebe erkannten. Ihr Zustand verursacht ihm ein Gefühl persönlichen Schmerzes. Er nimmt sein Leben in seine Hand und geht hinaus, ein von Gott gesandter, von Gottes Geist erfüllter Bote, um ein Werk zu tun, an welchem Engel teilnehmen können. Wenn solche, denen Gott große, geistige Talente anvertraut hat, diese Gaben in selbstsüchtiger Weise gebrauchen, werden sie nach einer Zeit der Prüfung sich selbst überlassen bleiben, ihrem eigenen Wege zu folgen. Gott wird Männer nehmen, denen nicht so viel anvertraut scheint, die kein so großes Selbstvertrauen haben und er wird die Schwachen stark machen, weil sie ihm vertrauen, dass er für sie tun würde, was sie selbst nicht tun können. Gott wird den von ganzem Herzen geleisteten Dienst annehmen und wird die Unvollkommenheit ausgleichen. Der Herr hat sich oft als Mitarbeiter Männer erwählt, welche nur eine begrenzte Schulausbildung erlangen konnten. Diese Männer haben ihre Kräfte aufs sorgfältigste angewandt und der Herr hat ihre Treue in ihrem Werk, ihren Fleiss, ihren Wunsch nach Erkenntnis belohnt. Er hat ihre Tränen gesehen und ihre Gebete vernommen. Wie sein Segen über die Gefangenen am Hofe von Babylon kam, so gibt er auch seinen Arbeitern heute Weisheit und Erkenntnis. Männer, denen eine bessere Erziehung mangelte und die nur eine geringe soziale Stellung einnahmen, waren manchmal durch die Gnade Christi wunderbar erfolgreich darin, Seelen für ihn zu gewinnen. Das Geheimnis ihres Erfolges war ihr Vertrauen auf Gott. Sie lernten täglich von ihm, der wunderbar an Rat und mächtig an Kraft ist.
Solche Arbeiter sollten ermutigt werden. Der Herr bringt sie in Verbindung mit solchen von größerer Fähigkeit, um die Lücken auszufüllen, die andere ließen. Ihr rascher Blick für das, was getan werden muss, ihre Bereitwilligkeit, Bedürftigen zu helfen, ihre freundlichen Worte und Taten öffnen Türen, anderen nützlich zu sein, welche sonst geschlossen blieben. Sie kommen in enge Berührung mit solchen, die sich in Schwierigkeiten befinden und der überzeugende Einfluss ihrer Worte besitzt die Kraft, viele zitternde Seelen zu Gott zu führen. Ihre Arbeit zeigt, was Tausende andere tun könnten, wenn sie nur wollten.
Ein weiterer Wirkungskreis
Nichts wird einen so selbstaufopfernden Eifer erwecken, und den Charakter so sehr erweitern und stärken als sich damit zu befassen, für andere zu arbeiten. Viele bekenntliche Christen denken nur an sich selbst, wenn sie Gemeindeanschluss suchen, sie wollen sich der Gemeindepflege und seelsorgerischen Fürsorge erfreuen. Sie werden Glieder großer und gedeihlicher Gemeinden und sind zufrieden damit, für andere wenig zu tun. Auf diese Weise berauben sie sich selbst des köstlichsten Segens. Viele würden großen Vorteil haben, wenn sie ihre angenehmen, ruheliebenden Verbindungen opfern würden. Sie sollten dort hingehen, wo ihre Kräfte in christlicher Arbeit in Anspruch genommen würden, dann können sie lernen, Verantwortlichkeiten zu tragen. Bäume, welche zu dicht zusammen stehen, haben kein gesundes und kräftiges Wachstum. Der Gärtner verpflanzt sie, damit sie Raum zur Entwicklung haben. Ein ähnliches Werk würde vielen Gliedern großer Gemeinden gut tun. Sie müssen dahin gestellt werden, wo ihre Kräfte in tätiger, christlicher Arbeit angespornt werden. Sie verlieren ihr geistiges Leben und aus Mangel an aufopfernder Arbeit für andere verkümmern sie und werden untüchtig. Nach irgend einem Missionsfeld verpflanzt würden sie stark und eifrig werden.
Aber niemand braucht darauf zu warten, bis er nach einem fernen Feld gerufen wird, um anzufangen, anderen zu helfen. Überall sind Türen zum dienen offen, überall um uns herum sind solche, die unsere Hilfe nötig haben. Witwen, Waise, Kranke und Sterbende, Bekümmerte und Entmutigte, Unwissende und Ausgestoßene sind allenthalben zu finden.
Wir sollten es für unsere besondere Pflicht halten, für diejenigen in unserer Nachbarschaft zu arbeiten. Denkt darüber nach, wie ihr solchen am besten helfen könnt, die kein Interesse an religiösen Dingen haben. Wenn ihr eure Freunde und Nachbarn besucht, beweist ein Interesse sowohl an ihrem geistigen wie an ihrem zeitlichen Wohlergehen. Sprecht zu ihnen von Christo als einem sündenvergebenden Heiland. Ladet eure Nachbarn zu euch ein und lest mit ihnen die köstliche Bibel und andere Bücher, welche deren Wahrheit erklären, ladet sie ein, sich mit euch im Gesang und Gebet zu vereinigen. In diesen kleinen Versammlungen will Christus gegenwärtig sein, wie er verheißen hat, und Herzen werden von seiner Gnade gerührt werden.
Die Gemeindeglieder sollten sich dazu ausbilden, dies Werk zu tun. Es ist dies gerade so wichtig, wie die umnachteten Seelen in fernen Ländern zu retten. Während manche die Last für Seelen in der Ferne fühlen, lasst die vielen, welche zu Hause sind, eine Last für die kostbaren Seelen um sie herum fühlen und ebenso eifrig für ihr Heil wirken. Viele bedauern es, dass sie ein so eingeschränktes Leben führen. Sie können sich einen weiteren und einflussreicheren Wirkungskreis sichern, wenn sie nur wollen. Solche, die Jesum von ganzem Herzen und ganzer Seele lieben und ihre Nächsten wie sich selbst, haben ein weites Feld für ihre Fähigkeiten und ihren Einfluss.
Kleine Gelegenheiten
Niemand sollte kleine Gelegenheiten vorübergehen lassen, um nach größerer Arbeit auszuschauen. Ihr könnt die geringe Arbeit vielleicht erfolgreich tun, aber der Versuch, ein größeres Werk zu tun, würde gänzlich misslingen und ihr würdet in Entmutigung verfallen. Indem ihr von ganzem Herzen tut, was ihr zu tun findet, werdet ihr eure Fähigkeit für größere Arbeit entwickeln. Infolge der Geringschätzung täglicher Gelegenheiten, der Vernachlässigung der kleinen Dinge, die uns zu Händen kommen, sind so viele unfruchtbar und verdorren. Seid nicht abhängig von menschlicher Hilfe, schaut von den Menschen hinweg auf den einen, der von Gott verordnet ist, unsere Schmerzen auf sich zu nehmen, unseren Kummer zu tragen und unseren Bedürfnissen abzuhelfen. Indem ihr Gott bei seinem Wort nehmt, macht einen Anfang, wo ihr Arbeit findet und geht mit unerschütterlichem Glauben vorwärts. Der Glaube an die Gegenwart Christi verleiht Kraft und Standhaftigkeit. Arbeitet mit selbstlosem Interesse, mit unverdrossenen Bemühungen und ausdauernder Energie.
In Feldern, wo die Zustände so einwandsvoll und entmutigend waren, dass viele nicht bereit waren hinzugehen, traten auffallende Veränderungen ein durch die Bemühungen aufopfernder Arbeiter. Sie arbeiteten geduldig und ausdauernd, verließen sich nicht auf menschliche Kraft, sondern auf Gott, und seine Gnade unterstützte sie. Das Gute, welches auf diese Weise vollbracht wird, wird in dieser Welt niemals bekannt werden, aber die segensreichen Folgen werden in der Zukunft offenbar werden.
Selbstunterhaltende Missionare
An vielen Orten können selbstunterhaltende Missionare erfolgreich wirken. Der Apostel Paulus arbeitete als ein selbstunterhaltender Missionar, als er die Erkenntnis Christi durch die Welt verbreitete. Während er täglich in den großen Städten Asiens und Europas das Evangelium lehrte, arbeitete er in einem Handwerk, um sich und seine Gefährten zu unterhalten. Seine Abschiedsworte an die Ältesten zu Ephesus, welche seine Arbeitsweise offenbaren, enthalten köstliche Lehren für jeden Evangelisten. Er sagte: „Ihr wisset … wie ich allezeit bin bei euch gewesen … wie ich nichts verhalten habe, das da nützlich ist, daß ich’s euch nicht verkündigt hätte und euch gelehrt öffentlich und sonderlich; … ich habe euer keines Silber noch Gold noch Kleid begehrt. Denn ihr wisset selber, daß mir diese Hände zu meiner Notdurft und derer, die mit mir gewesen sind, gedient haben. Ich habe es euch alles gezeigt, daß man also arbeiten müsse, und die Schwachen aufnehmen, und gedenken an das Wort des Herrn Jesu, das er gesagt hat: „Geben ist seliger denn nehmen.“ (Apostelgeschichte 20,18-35) Manche könnten heute, wenn sie mit demselben Geist der Aufopferung erfüllt wären, ein gutes Werk in ähnlicher Weise verrichten. Zwei oder mehr sollten zusammen ausgehen, um Missionsarbeit zu tun. Sie sollten die Leute besuchen, beten, singen, lehren, die Schrift erklären und den Kranken dienen. Manche können sich als Kolporteure ihren Lebensunterhalt verdienen, andere gleich dem Apostel können in einem Handwerk arbeiten oder auf andere Weise. Wenn sie in ihrer Arbeit vorangehen, ihre Hilflosigkeit erkennen, sich aber demütig auf Gott verlassen, werden sie eine gesegnete Erfahrung erlangen. Der Herr Jesus geht vor ihnen her und sie werden unter den Reichen und Armen Gunst und Hilfe finden.
Solche, die für das ärztliche Missionswerk in fernen Ländern erzogen sind, sollten ermutigt werden, ohne Verzug dahin zu gehen, wo sie zu arbeiten erwarten und das Werk unter dem Volk zu beginnen und die Sprache zu erlernen, indem sie arbeiten. Sehr bald werden sie imstande sein, die einfachen Wahrheiten des Wortes Gottes zu verkünden.
Es ist notwendig, dass Boten der Barmherzigkeit durch die ganze Welt gehen. An christliche Familien ergeht der Ruf, nach Gegenden zu gehen, welche in Finsternis und Irrtum sind, nach fremden Feldern zu reisen, um mit den Bedürfnissen ihrer Mitmenschen bekannt zu werden und für das Werk des Meisters zu arbeiten. Wenn solche Familien sich in den dunkeln Orten der Erde niederlassen wollten, an Orten, wo das Volk von geistiger Finsternis umgeben ist und das Licht des Lebens Christi leuchten ließen, welch ein edles Werk könnte getan werden. Dies Werk erfordert die Hingabe des eigenen Ich. Während viele warten wollen, bis jedes Hindernis entfernt ist, bleibt die Arbeit, welche sie hätten tun können, ungetan und unzählige sterben ohne Hoffnung und ohne Gott. Manche wagen es, um geschäftlicher Vorteile willen oder um wissenschaftliche Kenntnisse zu sammeln, in unbewohnte Gegenden zu gehen und erdulden freudig Opfer und Beschwerden; aber wie wenige sind um ihrer Mitmenschen willen bereit, mit ihren Familien nach Orten zu gehen, welche das Evangelium nötig haben.
Die Menschen zu erreichen wo sie sind, was auch ihre Stellung oder ihr Zustand sei, ihnen auf jede mögliche Weise zu helfen – dies ist wahrer Dienst. Durch solche Bemühungen könnt ihr Herzen gewinnen und eine offene Tür finden bei Seelen, die verloren gehen. In all eurer Arbeit denkt daran, dass ihr eng verbunden seid mit Christo, ein Teil des großen Erlösungsplanes seid. Die Liebe Christi soll gleich einem heilenden, lebenspendenden Strom durch euer Leben fließen. Wenn ihr versucht, andere in den Kreis seiner Liebe zu ziehen, so lasst die Reinheit eurer Sprache, die Selbstlosigkeit eures Dienstes, die Freudigkeit eures Benehmens Zeugnis von der Macht seiner Gnade ablegen. Gebt der Welt eine so reine und gerechte Darstellung von ihm, dass die Menschen ihn in seiner Schönheit sehen.
Takt und Mitgefühl
Es hat wenig Nutzen, zu versuchen, andere zu reformieren, indem wir das angreifen, was wir als verkehrte Gewohnheiten ansehen. Solche Bemühungen schaden oft mehr als sie nützen. In seinem Gespräch mit der Samariterin führte ihr Christus, anstatt den Jakobsbrunnen herunterzusetzen, etwas Besseres vor. Er sprach zu ihr: „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken, so bätest du ihn und er gäbe dir lebendiges Wasser.“ (Johannes 4,10) Er lenkte die Unterhaltung auf den Schatz, den er zu vergeben hatte, indem er dem Weibe etwas besseres bot als sie besaß, lebendiges Wasser, die Freude und Hoffnung des Evangeliums. Dies ist ein Beispiel, wie wir arbeiten sollen. Wir müssen den Menschen etwas besseres bieten als sie besitzen, den Frieden Christi, der alle Erkenntnis übersteigt. Wir müssen ihnen von Gottes heiligem Gesetz erzählen, der Abschrift seines Charakters und ein Ausdruck dessen, was sie nach seinem Wunsch werden sollen. Zeigt ihnen, wie unendlich höher die unvergängliche Herrlichkeit des Himmels ist gegen die flüchtigen Freuden und Vergnügungen der Welt. Erzählt ihnen von der Freiheit und der Ruhe, die man in dem Heiland findet. Er spricht: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten.“ (Johannes 4,14) Erhebt den Herrn und ruft aus: „Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt.“ Johannes 1,29. Er allein kann das Verlangen des Herzens befriedigen und der Seele Frieden geben. Wer erwartet, anderen zu helfen, muss ihnen nahe kommen und in Liebe für sie arbeiten. Nur wenn die Menschen überzeugt sind, dass wir sie lieben, kann unsere Arbeit segensreich sein. Von allen Menschen in der Welt sollten unsere Arbeiter die selbstlosesten, die freundlichsten und höflichsten sein. In ihrem Leben sollten wahre Güte und selbstlose Handlungen offenbar werden. Der Arbeiter, welcher einen Mangel an Höflichkeit offenbart, welcher sich bei der Unwissenheit oder Wunderlichkeit anderer ungeduldig zeigt, welcher unüberlegt spricht oder gedankenlos handelt, mag sich die Tür zum Herzen verschließen, so dass er sie niemals erreichen kann.
Wie der Tau und milde Regen auf die verdurstenden Pflanzen fällt, so lasst freundliche Worte fallen, wenn ihr sucht, Menschen vom Irrtum zu gewinnen. Gottes Plan ist, zuerst das Herz zu erweichen. Wir wollen die Wahrheit in Liebe kundtun und dem Herrn vertrauen, dass er ihr Kraft verleiht, das Leben umzubilden. Der heilige Geist wird auf das Wort wirken, welches in Liebe zu der Seele gesprochen ist. Von Natur sind wir selbstvertrauend und starrsinnig. Aber wenn wir die Lehren lernen, welche Christus uns lehren will, so werden wir Teilhaber seiner Natur und leben hinfort sein Leben. Das wunderbare Vorbild Christi, die unvergleichliche Zärtlichkeit, mit welcher er auf die Gefühle anderer einging, indem er mit den Weinenden weinte und sich mit den Fröhlichen freute, müssen einen tiefen Eindruck auf den Charakter aller machen, welche in Aufrichtigkeit ihm nachfolgen. Sie werden versuchen, durch freundliche Worte und Handlungen den Pfad für müde Füße leicht zu machen.
Ein Wort zur rechten Zeit
„Der Herr, Herr hat mir eine gelehrte Zunge gegeben, dass ich wisse mit dem Müden zu rechter Zeit zu reden.“ (Jesaja 50,4) Überall um uns herum sind betrübte Seelen, hier und da, überall können wir sie finden. Lasst uns diese Leidenden aufsuchen und ein Wort zur rechten Zeit reden, um ihre Herzen zu trösten. Lasst uns stets Kanäle sein, durch welche das erquickende Wasser des Mitgefühls fließt. In unserem ganzen Verkehr sollten wir stets daran gedenken, dass es in der Erfahrung anderer Kapitel gibt, die vor sterblichen Augen verschlossen sind. Auf den Blättern der Erinnerung befinden sich traurige Ereignisse, welche sorgfältig vor neugierigen Blicken gehütet werden. Dort sind lange, harte Kämpfe mit schwierigen Verhältnissen eingetragen, vielleicht Schwierigkeiten in der Familie, welche von Tag zu Tag den Mut, das Vertrauen und den Glauben schwächen. Seelen, die den Kampf des Lebens im Übermaß kämpfen müssen, mögen durch kleine Aufmerksamkeiten gestärkt und ermutigt werden, welche nur eine liebevolle Anstrengung kosten. Für solche ist der feste, hilfreiche Druck der Hand durch einen treuen Freund mehr wert als Gold oder Silber. Freundliche Worte sind so willkommen wie das Lächeln der Engel.
Es gibt sehr viele, die mit Armut zu kämpfen haben, die gezwungen sind, für geringen Lohn schwer zu arbeiten und doch nur imstande sind, das zum Leben notwendigste zu erwerben. Arbeit und Unterdrückung ohne Hoffnung auf bessere Zustände machen ihre Last sehr schwer. Wenn Schmerz und Krankheit dazu kommt, so wird dieselbe fast unerträglich; vergrämt und bedrückt wissen sie nicht, wohin sie sich um Hilfe wenden sollen. Zeigt ihnen Teilnahme in ihren Prüfungen, Kümmernissen und Entmutigungen. Dies wird den Weg für euch öffnen, ihnen zu helfen. Redet mit ihnen von den Verheißungen Gottes, betet mit ihnen und für sie, flößt ihnen Hoffnung ein. Die Worte der Liebe und Ermutigung, welche gesprochen werden, wenn die Seele krank und der Mut schwach ist, werden von dem Heiland angesehen, als wenn sie zu ihm geredet seien. Wenn Herzen getröstet werden, schauen die Engel des Himmels mit Wohlgefallen herab.
Göttliche Brüderschaft
Zu allen Zeiten hat der Herr versucht, in den Seelen der Menschen ein Gefühl ihrer göttlichen Brüderschaft zu erwecken. Seid seine Mitarbeiter. Während Misstrauen und Entfremdung die Welt durchdringen, sollten die Jünger Christi den Geist offenbaren, der im Himmel regiert. Redet, wie er reden würde, handelt, wie er handeln würde. Offenbart beständig die Sanftmut seines Charakters, offenbart jenen Reichtum der Liebe, welche all seinem Lehren und Verfahren mit den Menschen zugrunde liegt. Der demütigste Arbeiter mag in Gemeinschaft mit Christo Saiten berühren, deren Schallwellen bis zu den Enden der Erde dringen und durch die Ewigkeit ertönen. Himmlische Wesen warten darauf, mit menschlichen Werkzeugen zusammen zu wirken, damit sie der Welt offenbaren möchten, was menschliche Wesen werden können und was durch Verbindung mit dem Göttlichen zur Rettung verlorener Seelen geschehen kann. Der Brauchbarkeit dessen, der das eigene Ich ablegt, den Heiligen Geist an seinem Herzen wirken lässt und ein gänzlich Gott geweihtes Leben führt, sind keine Grenzen gesetzt. Alle, welche Leib, Seele und Geist seinem Dienst weihen, werden beständig neue geistliche, geistige und körperliche Kraft erhalten. Die unerschöpfliche Fülle des Himmels steht ihnen zur Verfügung. Christus haucht ihnen den Odem seines eigenen Geistes ein, das Leben seines Lebens. Der Heilige Geist entwickelt seine höchsten Kräfte zur Arbeit an Geist und Herz.
Durch die uns verliehene Gnade können wir Siege gewinnen, welche wegen unserer eigenen irrenden und voreingenommenen Meinungen, unserer Charakterfehler und unseres Kleinglaubens unmöglich schienen. Einem jeden, der sich dem Herrn ohne Rückhalt zu seinem Dienste hingibt, wird Kraft verliehen, unermessliche Erfolge zu erzielen. Für solche will Gott große Dinge tun. Er wird auf die Gemüter der Menschen einwirken, so daß schon in dieser Welt in ihrem Leben eine Erfüllung der Verheißung des zukünftigen Zustandes zu sehen sein wird.
„Aber die Wüste und Einöde wird lustig sein, und das dürre Land wird fröhlich stehen, und wird blühen wie die Lilien. Sie wird blühen und fröhlich stehen in aller Lust und Freude. Denn die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, der Schmuck Karmels und Sarons. Sie sehen die Herrlichkeit des Herrn, den Schmuck unseres Gottes. Stärket die müden Hände, und erquickt die strauchelnden Knie! Saget den verzagten Herzen: Seid getrost, fürchtet euch nicht! sehet, euer Gott! … Dann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden; dann werden die Lahmen löcken wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder fließen und Ströme im dürren Lande. Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen; Und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. … Und es wird daselbst eine Bahn sein und ein Weg, welcher der heilige Weg heißen wird, dass kein Unreiner darauf gehen darf; und derselbe wird für sie sein, daß man darauf gehe, dass auch die Toren nicht irren mögen. Es wird da kein Löwe sein, und wird kein reißendes Tier darauf treten, noch daselbst gefunden werden, sondern man wird frei sicher daselbst gehen. Die Erlösten des Herrn werden wieder kommen, und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen.“ (Jesaja 35,1-10)