Nicht unter dem Gesetz

Nicht unter dem Gesetz

Nehmen wir an, ein Mann hätte ein Verbrechen begangen und wäre zu einem Zuchthausaufenthalt verurteilt worden. Doch wird er eines Tages unerwartet durch einen Gnadenakt frei. Der Gefangene empfängt etwas, das er nicht verdient hat. Er ist frei – aus Gnade – durch eine Amnestie.
Befreit ihn die empfangene Gnade und geschenkte Freiheit von jeglicher Verpflichtung dem Gesetz genüber? Nein! In Wirklichkeit hat er mehr denn je die Verantwortung, dem Gesetz des Staates zu folgen.
Als ich mit einem Schulkollegen mein Schulgeld durch Verkauf christlicher Literatur erwarb, kamen wir zu einem Bäckermeister. Er sagte uns, er sei ein gläubiger Mann und im Kirchenvorstand tätig.
Wir kamen auf den Willen Gottes und die Bedeutung des Gesetzes zu sprechen. Da sagte er: „Ihr seid Gesetzesmenschen. Christus hat uns vom Gesetz befreit. Er hat das Gesetz abgeschafft. Wir stehen jetzt unter der Gnade!“ Anstatt eine weitere Antwort zu geben, nahm mein Kollege einen Laib Brot aus dem Regal und verließ, ohne zu bezahlen, den Laden.
Wir waren noch nicht weit gekommen, da hörten wir die Stimme des Bäckermeisters hinter uns rufen „Hallo, was erlauben Sie sich! Das ist Diebstahl. Geben Sie sofort das Brot zurück!“ Seelenruhig drehte sich mein Freund um und sagte „Was wollen Sie denn? Christus hat mich vom Gesetz befreit. Er hat es abgeschafft. Ich kann jetzt tun und lassen, was ich will. Ich bin kein Dieb. Das Gesetz ‚Du sollst nicht stehlen‘ gilt für mich nicht mehr.“ – „So war das nicht gemeint“, erwiderte der Bäcker.

Mein Freund reichte ihm das Brot mit den Worten: „Also ist das Gesetz doch noch gültig!“ Wir wissen nicht ob der Mann die Lektion verstand, die wir ihm mit diesem Beispiel geben wollten. Wenn jemand seine Sünde bekennt und die Vergebung Jesu annimmt steht er nicht mehr unter der Strafe des Gesetzes, sondern er ist frei aus Gnaden. Das meint: „Nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade!“ Kann er jetzt sagen: „Ich stehe in der Gnade, das alte Gesetz brauche ich nicht mehr zu halten?“ Wird ihn das Gesetz bei einer erneuten Übertretung nicht mehr schuldig sprechen?
Die Bibel sagt: Übertretung des Gesetzes ist Sünde. Gnade hebt nicht das Gesetz auf, sondern die Strafe.
Wer das Gesetz bricht steht unter dem Verdammungsspruch des Gesetzes. Die Tatsache, dass wir unter der Gnade stehen, erlaubt uns nicht eines der Gebote zu missachten. Paulus fragt: “Nie nun? Sollen wir sündigen weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter Gnade sind? Das sei ferne!“ (Römer 6,15)
Wir könnten auch so fragen: Dürfen wir die Ehe brechen, brauchen wir Vater und Mutter nicht zu ehren, können wir lügen, stehlen oder den Namen Gottes fluchen, nur weil wir unter der Gnade sind?
Warum soll die Gnade den Sabbat aufheben und den Sonntag einsetzen? Ist das Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen“ nicht auch eine gesetzliche Vorschrift? Hat nicht die christliche Kirche die Heiligung des Sonntags mit gesetzlichen Mitteln erzwungen?

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