Kein Gewissen über Sabbate?

Kein Gewissen über Sabbate?

Immer wieder haben ernsthafte Christen auf die Aussage des Paulus hingewiesen, die den Anschein erweckt, als wäre der Sabbat des vierten Gebots nicht länger mehr bindend für uns: „So laßt euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank oder wegen eines bestimmten Feiertages, Neumondes oder Sabbats. Das alles ist nur ein Schatten des Zukünftigen; leibhaftig aber ist es in Christus.“ (Kolosser 2,16.17)

Paulus spricht hier von bestimmten Gesetzen, die allesamt „nur ein Schatten des Zukünftigen“ haben. Das ewige Moralgesetz der 10 Gebote hat keinen Schatten auf zukünftige Ereignisse. Im Gegensatz dazu befindet sich in den alten Schriften jedoch noch das Zeremonialgesetz, das aus genau festgelegten Opfervorschriften (Trankopfern, Speisopfern, Brandopfern, Schlachtopfern, Sündopfern) bestand und exakt der Beschreibung des Paulus entspricht: es war ein Schatten – ein Sinnbild – auf Christus. Bei Nichtbeachtung dieser Vorschriften sollten die Übertreter unter bestimmten Bedingungen zum Tode verurteilt werden. Durch Jesu Leben, Tod und Auferstehung ist es nicht länger mehr nötig, diesen sinnbildlichen Diensten Gehorsam zu leisten und hat diesbeszüglich kein Missfallen Gottes mehr zu befürchten, wenn man diese Zeremonialfeste nicht einhält. Das meint der Apostel, wenn er den Gläubigen Mut zuspricht, dass sie sich kein Gewissen mehr darüber zu machen bräuchten. Diese Zeremonialgesetze sollten den Menschen vor der Ankunft Christi lediglich das Evangelium erklären, wie es sich später in Christus wahrhaftig erfüllen sollte. Seit der Opferung Jesu brauchen wir keine Sündopfertiere mehr zu schlachten oder Feste organisieren, die allesamt auf das wahre Erlösungswerk Christi hinweisen sollten (Passahfest, Fest der ungesäuerten Brote, Wochenfest…) Darin eingeschlossen waren auch die Versammlungen, die an jedem Neumond abgehalten wurden und sind mit dem Auftreten Christi hinfällig geworden. Das Neumondfest schrieb zum Beispiel die Schlachtung von „zwei jungen Stieren, einem Widder, sieben einjährigen Schafen ohne Fehler“ vor „Und was dazu gehört an Trankopfern, soll sein: eine halbe Kanne Wein zu je einem jungen Stier, eine drittel Kanne zum Widder, eine viertel Kanne zu je einem Schaf. Das ist das Brandopfer zum Neumond eines jeden Monats im Jahr. Dazu soll man einen Ziegenbock dem HERRN zum Sündopfer zurichten außer dem täglichen Brandopfer und seinem Trankopfer.“ (siehe 4. Mose 28,11-15) Diese Stiere und Schafe, die allesamt ohne Fehler sein mussten waren Vorbilder auf das „Lamm Gottes, das der Welt Sünde hinweg nehmen“ würde (Johannes 1,29). Hieraus wird klar, dass Paulus im oben zitierten Kolossertext nicht den Siebenten-Tags-Sabbat gemeint haben konnte, da er gar nicht Bestandteil des auf Christus hinweisenden Zeremonialgesetzes war. Er ist hingegen fester Bestandteil des ewigen Moralgesetzes, das zur Regelung des Verhaltens aller Menschen gegeben wurde.

Warum sprach Paulus dann von Sabbaten? Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich fragen, was Sabbat überhaupt bedeutet. Das Wort Sabbat meint: „Ruhepause, Arbeitsruhe“. Tatsächlich finden wir in der Beschreibung der großen jährlichen Festversammlungen einzelne Ruhetage, die fest vorgeschrieben waren. Zum Beispiel bestand das Passahfest und dem sich daraufhin anschließenden Fest der ungesäuerten Brote aus mehreren gesetzlichlichen Ruhetagen: „Am vierzehnten Tage des ersten Monats gegen Abend ist des HERRN Passa. Und am fünfzehnten desselben Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote für den HERRN; da sollt ihr sieben Tage ungesäuertes Brot essen. Am ersten Tage sollt ihr eine heilige Versammlung halten; da sollt ihr keine Arbeit tun. Und sieben Tage sollt ihr dem HERRN Feueropfer darbringen. Am siebenten Tage soll wieder eine heilige Versammlung sein; da sollt ihr auch keine Arbeit tun.“ (3. Mose23,5-8) Die anderen zeremonialen Festversammlungen besaßen ebenfalls solche Ruhetage, an denen es bei Todesstrafe verboten war zu arbeiten. Diese Sabbate hatten jedoch nichts mit dem 4. Gebot zu tun. Diese „Schattensabbate“ waren Bestandteil der auf Christus hinweisenden Zeremonialfeste und fanden konsequenterweise ihr Ende mit der Abschaffung des gesamten sinnbildlichen Priesterdienstes, der auf den Heiland der Welt hinweisen sollte. Alle Einzelheiten der Zeremonialfeste, Opfergesetze und priesterlichen Handlungen waren ein Anschauungsunterricht des wahren Dienstes Jesu für die Menschen, denen auch das Evangelium gelehrt werden sollte, obwohl der Messias erst in ferner Zukunft auftreten würde.

Nur weil die meisten Christen keine klare Vorstellung von dem Unterschied und Zweck des Zeremonialgesetzes und Moralgesetzes haben, kommen sie zu solchen Fehleinschätzungen, die besagen, dass das 4. Gebot hinfort nicht länger gültig sei. Bei genauerem Studium würden sie jedoch feststellen (wenn sie die Liebe zur Wahrheit haben), dass es „aber leichter ist, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.“ (Lukas 16,17), von dem das 4. Gebot ein fester Bestandteil ist.

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