Die Apostel, das Gesetz & der Sabbat

Die Apostel, das Gesetz & der Sabbat

Um vor einem Fehlurteil bewahrt zu bleiben, betrachten wir zunächst die Stellung der Apostel zu den Zehn Geboten. Welche Haltung hatten die Apostel zum Sittengesetz? Haben sie es für ungültig erklärt oder für reformbedürftig befunden?
Der Apostel Paulus schrieb über den Wert des Gesetzes an die Christen in Rom: „Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! … Ohne das Gesetz war die Sünde tot … So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut … Wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist … ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen“ (Römer 7,7.8.12.14.22).
Wenn wir diese Aussagen aufmerksam betrachten, so stellen wir fest, dass Paulus das Gesetz durchaus nicht für altmodisch hielt. Für ihn war das Gesetz nicht nur in seiner Gesamtheit heilig. Er betont ganz bewusst, dass auch das einzelne Gebot heilig, recht und gut ist. Da die Zehn Gebote eine Einheit bilden, muss auch das Sabbatgebot unter dieses Werturteil fallen.
Für den Apostel besaß das vorhandene Gesetz die Kraft, Sündenerkenntnis zu bewirken. Er schrieb in Römer 7,7: „Die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz.“ Paulus hat also keineswegs das Sittengesetz der Zehn Gebote für ungültig und unverbindlich erklärt. Er wehrte sich ganz entschieden gegen diese Behauptung und wies den Vorwurf, das Gesetz aufheben zu wollen, mit folgenden Worten zurück: „Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.“ (Römer 3,31)

Wie das Gesetz im Leben der Gläubigen aufgerichtet wird, hat Paulus im Römerbrief deutlich aufgezeigt. Wir lesen in Römer 13,8-10: „Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren‘, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt: “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung!”
Die Liebe zu Jesus hebt die Forderungen des Gesetzes nicht auf, sondern bewirkt in uns den Willen und die Kraft, diese Forderungen zu erfüllen. Das Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ gilt den Ledigen wie den Verheirateten. Wer seinen Ehepartner liebt wird durch das Gebot nicht bedrückt. Die Liebesbindung bewahrt ihn vor der Gesetzesübertretung und bewirkt Gesetzeserfüllung.
Paulus lehnte eine Religion, die nur in äußeren Formen besteht, ab. Für ihn gab es keinen Glauben ohne Gehorsam. Er sah seine Aufgabe nicht darin, Gottes heiliges Gesetz zu ändern. Zur echten Christusnachfolge gehörte für den Apostel der Glaubensgehorsam.
Über seinen von Gott erhaltenen Auftrag schrieb er den Christen in Rom: „Denn ich werde nicht wagen, von etwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk.“(Römer 15,18)
Zum rechten Gehorsam gehört auch die Befolgung der heiligen Zehn Gebote, die Gott, der Herr, selbst geschrieben und den Menschen als ewiges Moralgesetz gegeben hat. Jesus sagte zu einem reichen jungen Mann, der ewiges Leben begehrte: „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote!“ (Matthäus 19,17) 
Dies war auch der Grundsatz der Apostel. Darum schrieb Paulus an die Christen in Korinth: „Beschnitten sein ist nichts und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten!“ (1. Korinther 7,19)

Der Apostel Paulus wurde wegen Nichtbeachtung der jüdischen Satzungen verfolgt, jedoch niemals von seinen Gegnern der Sabbatschändung angeklagt. Genau das Gegenteil trifft zu. Paulus lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten (Apostelgeschichte 18,4). Mit seinem Mitarbeiter Barnabas ging der Heidenapostel „am Sabbat in die Synagoge“ (Apostelgeschichte 13,14). Er beachtete und heiligte den Tag, den auch Jesus Christus geheiligt hat.
Hätten die Apostel eine Veränderung des Sabbatgebotes angestrebt so wären sie damit gewiß auf den Widerstand der judenchristlichen Gemeinde gestoßen. Die Apostelgeschichte berichtet nicht von einer Auseinandersetzung in dieser Frage. Sie erwähnt vielmehr, dass die Apostel auch den Heiden am Sabbat Gottes Wort sagten: „Als sie aber aus der Synagoge hinausgingen, baten die Leute, daß sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen Dingen redeten … Am folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt zusammen, das Wort Gottes zu hören!'“(Apostelgeschichte 13,42.44)
Dass es sich dabei um Heiden gehandelt haben muß, geht aus dem folgenden Vers klar hervor: „Als aber die Juden die Menge (Heiden) sahen, wurden sie neidisch und widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten.“(Apostelgeschichte 13,45)
Der Apostel Johannes hat ebenfalls die Wichtigkeit des Gehorsams und die Gültigkeit des Sittengesetzes betont und darauf hingewiesen, dass Glaube und Liebe die Triebfedern des Gott wohlgefälligen Gehorsams sind. In hohem Alter schrieb er den christlichen Gemeinden einen seelsorgerlichen Brief. Er sagte ihnen, woran die echten Gläubigen zu erkennen seien. „Daran erkennen wir daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer.“ (1. Johannes 5,2.3)
Wo Glaube und Liebe zu Gott vorhanden sind, wird das Gesetz nicht aus Zwang, sondern aus Liebe erfüllt..

Doch befragen wir noch einen dritten Apostel um seine Meinung. Petrus hat ebenfalls darauf hingewiesen, dass der Gläubige nicht seinen eigenen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebt, wie es in 1.Petrus 4,2 heißt: „…daß er hinfort die noch übrige Zeit im Fleisch nicht den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes lebe.“
Es ist ein großer Irrtum, zu meinen, der Glaube hebe den Willen Gottes auf. Christus verdammte nicht das Gesetz, sondern die Sünde. Er starb nicht um das Sittengesetz außer Kraft zu setzen, sondern um die Herrschaft der Sünde in unserem Leben zu brechen, damit durch uns geschehen kann, was das Gesetz fordert.
Die Forderungen des Gesetzes wurden durch Christus nicht nur für uns erfüllt. Sie werden durch Christus auch in uns erfüllt. Paulus schrieb an die Christen in Rom, dass Gott seinen Sohn Mensch werden ließ, „damit die Gerechtigkeit vom Gesetz gefordert in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist“ (Römer 8,4).
Gesetz und Evangelium bilden in den Schriften und Predigten der Apostel eine unauflösbare Einheit. Das Gesetz offenbart die Krankheit zum Tode. Es ist die Sünde, die Ungerechtigkeit, die Missachtung des göttlichen Willens, die Gesetzesübertretung. Das Evangelium bietet die Arznei. Es ist das Blut Jesu, sein Opfer, sein für unsere Rechtfertigung geschehenes heiliges Leben und Sterben, durch das wir von unserem Ungehorsam erlöst und zum Gehorsam befähigt werden.
Wenn wir diesen Zusammenhang verstehen, wird uns klar, warum die Apostel die Zehn Gebote nicht verändert und nicht aufgehoben haben.
Woher hätten die Apostel das Recht nehmen können, Gottes Gebote zu ändern oder zu ergänzen? Ist es nicht ein unmöglicher Gedanke anzunehmen, die Apostel hätten den Sabbat, den Gott geheiligt und gesegnet hat, den Jesus Christus, unser Erlöser, auf Erden hielt, auf einen anderen Tag verlegt oder aufgehoben? Waren sie nicht Männer, die in allen Dingen dem Beispiel Jesu folgten und in den Fußstapfen Jesu gingen?

Die Apostel hatten eine heilige Verpflichtung, alles zu lehren, was er ihnen befohlen hatte (Matthäus 28,20). Jesus hatte seinen Jüngern auch geboten, dafür zu beten, dass ihnen in den Wirren und Unruhen dieser Weltzeit die Sabbatruhe erhalten bliebe. Dieses Gebet sollten sie auch 66 n. Chr. noch beten, als die römischen Truppen zum ersten Mal Jerusalem belagerten, was den Jüngern zum Zeichen ihrer baldigen Flucht dienen sollte. Seine Anweisung lautet: ”Bittet aber, dass eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat!”(Matthäus 24,20) Wäre der Sabbat zu diesem Zeitpunkt bereits unwichtig geworden, dann wäre dieses Gebet mehr als überflüssig!
Wie hätten sie je den Sabbattag vergessen und einen anderen Tag annehmen können? Es ist eine unleugbare Tatsache, dass die Apostel das Sittengesetz nicht für ungültig erklärten und den Sabbat nicht aufhoben.
Die Apostel konnten weder das Sabbatgebot noch ein anderes Gebot ändern oder aufheben. Jesus hatte gewarnt: ”Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich!” (Matthäus 5,19)
Bereits bei der Gesetzgebung hatte Gott unmissverständlich erklärt: „Ihr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davon tun, auf daß ihr bewahrt die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebiete.“ (5. Mose 4,2) Und durch den Propheten Maleachi hat Gott gesagt: „Des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, dass man aus seinem Munde Weisung suche, denn er ist ein Bote des Herrn Zebaoth.“ (Maleachi 2,7)
Sollte es verkehrt sein, den Tag zu ehren, den Jesus und die Apostel heilig hielten? Christen folgen Christus. Darum ist es bibelgläubigen Christen ein ernstes Anliegen, den Sabbat zu heiligen.

Apostelgeschichte 20,7

Es wird gesagt, die Jünger hätten den ersten Wochentag dadurch ausgezeichnet, dass sie sich an diesem Tage regelmäßig versammelten, um das Brot zu brechen. Zur Begründung wird auf einen Bericht in Apostelgeschichte 20 verwiesen.
Paulus befand sich mit seinen Mitarbeitern auf der Reise von Mazedonien nach Jerusalem. Er kam von Philippi nach Troas und verweilte dort sieben Tage. Ehe er seine Reise fortsetzte, hielt er mit den Gläubigen eine Abschiedsversammlung.
Der Bericht sagt – „Am ersten Tag der Woche aber, da wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht … Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg … Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. Als er nun uns traf zu Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene. Und von dort fuhren wir weiter und kamen am nächsten Tag auf die Höhe von Chios; am folgenden Tag gelangten wir nach Samos und am nächsten Tag kamen wir nach Milet.“ (Apostelgeschichte 20,7.11.13-15)
Wer diesen Reisebericht aufmerksam liest wird feststellen, dass die Zeitangabe „erster Wochentag“ nur eine unter anderen kalendarischen Bemerkungen ist. Die Erwähnung des ersten Tages der Woche im 7. Vers erfolgt so beiläufig wie die anderen Zeitangaben. Man darf dieser Stelle niemals eine Bedeutung geben, die sie nicht hat. Sie beweist für sich allein überhaupt nichts. Das Abhalten einer Abschiedsversammlung an einem ersten Wochentag ist doch kein Beweis für die Heiligkeit dieses Tages. Zudem fand die Zusammenkunft an einem Abend statt.

Die Bibel rechnet die Tage von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang. Folglich fand diese Abschiedsversammlung in der Nacht vom Samstag zum Sonntag statt, andernfalls wäre nach der heutigen Rechnungsweise das nach Mitternacht vollzogene Brotbrechen erst am Montag gewesen. Man kann also sagen, wie es in einem Bibelkommentar heißt: „Es war der Abend, der dem jüdischen Sabbat folgte. Am Sonntagmorgen fuhr das Schiff ab!” Wenn wir dieser Ansicht folgen, dann benutzte Paulus den ersten Wochentag als Reisetag.
Es ist zu betonen, dass die Bibelausleger sich heute nicht einig sind, ob in diesem Vers die jüdische oder römische Zeiteinteilung verwendet wurde. Liegt die römische Zeitrechnung zugrunde, fand die Versammlung am Sonntagabend statt und dauerte bis Montag früh. Benutzte Lukas die jüdische Weise, dann war die Zusammenkunft am Samstagabend. Der Text beweist somit nichts für die Heiligkeit des Sonntags. Dies gilt trotz des Hinweises auf das Brotbrechen, denn was machen wir sonst mit der Angabe, dass die ersten Christen das Brot täglich hin und her in den Häusern brachen? (Apostelgeschichte 2,46)
Das Brotbrechen ist also nicht gleichbedeutend mit unserem heutigen Verständnis von Gottesdienst und Abendmahl. Paulus hat zweifellos auch bei anderen Gelegenheiten und an anderen Tagen mit den Jüngern das Brot gebrochen.

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