„Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird.“ (Hebräer 12,14) Das Leben des Apostels Johannes ist ein Beispiel wahrer Heiligung. Während der Jahre inniger Gemeinschaft mit Christus war er oft vom Erlöser gewarnt und zur Vorsicht gemahnt worden, und diese Zurechtweisungen hatte er angenommen. Als ihm der Charakter des Gottessohnes offenbart wurde, erkannte er seine eigene Unzulänglichkeit und war tief betroffen. Tag für Tag sah er im Gegensatz zu seinem eigenen ungestümen Wesen die Güte und Langmut Jesu und nahm dessen Unterweisungen über Demut und Geduld an. Tag für Tag wurde sein Herz mehr zu Christus hingezogen, bis er sein Ich vor lauter Liebe zu seinem Meister ganz aus dem Auge verloren hatte. Er bewunderte die Kraft und Güte, die Majestät und Sanftmut, die Stärke und Geduld, die er im täglichen Leben des Sohnes Gottes wahrnahm. Sein empfindliches, ehrgeiziges Wesen lieferte er der umgestaltenden Macht Christi aus, und die göttliche Liebe bewirkte in ihm eine entscheidende Wandlung des Charakters. In auffallendem Gegensatz zu der Heiligung, die im Leben des Johannes wirksam wurde, steht der Weg seines Mitjüngers Judas. Wie seine Gefährten bekannte Judas, ein Jünger Jesu zu sein, aber er hatte nur den Schein eines gottseligen Wesens (2. Timotheus 3,5). Dabei war er nicht unempfänglich für die einzigartigen Wesenszüge Christi. Oft fühlte er sich getroffen, wenn er den Worten des Heilandes lauschte. Aber es fiel ihm schwer, sein Herz zu beugen und seine Sünden zu bekennen. Indem er sich dem göttlichen Einfluss widersetzte, entehrte er den Meister, den er zu lieben vorgab. Johannes kämpfte ernstlich gegen seine Fehler, Judas dagegen vergewaltigte sein Gewissen, gab der Versuchung nach und verstrickte sich dadurch immer tiefer in seine sündigen Gewohnheiten. Das Ausleben der Wahrheiten, die Jesus verkündigte, stand im Gegensatz zu seinen Neigungen und Zielen, und so brachte er es nicht über sich, seine Pläne aufzugeben, um himmlische Weisheit zu empfangen. Anstatt im Licht zu wandeln, zog er es vor, in der Finsternis zu bleiben. Er hegte Habsucht, Hassgefühle, finstere und trotzige Gedanken, bis ihn Satan völlig in seiner Gewalt hatte.
Johannes und Judas stehen stellvertretend für alle, die Christi Nachfolger sein wollen. Beide Jünger hatten die gleichen Gelegenheiten, das göttliche Vorbild zu sehen und ihm nachzufolgen. Beide lebten in enger Gemeinschaft mit Jesus und hatten gleicherweise Gelegenheit, seine Lehren zu hören. Jeder von ihnen wies ernste Charakterfehler auf, jeder hatte aber auch Zugang zur göttlichen Gnade, die den Charakter umwandelt. Doch während der eine demütig von Jesus lernte, war der andere ganz offenkundig kein Täter, sondern nur ein Hörer des Wortes (Jakobus 2,14-20). Einer der beiden starb täglich dem eigenen Ich ab (1. Korinther 15,31), überwand die Sünde und wurde so durch die Wahrheit geheiligt (Johannes 17,17.19), der andere hingegen geriet in die Knechtschaft Satans, weil er sich der umwandelnden Kraft der Gnade widersetzte und seinen selbstsüchtigen Wünschen nachgab (Sprüche 5,22). Eine Umwandlung des Charakters, wie sie im Leben des Johannes deutlich wird, ist stets die Folge der Gemeinschaft mit Christus. Mag jemand noch so auffallende Charakterfehler haben: wird er ein wahrer Nachfolger Jesu, dann verwandelt und heiligt ihn die Kraft der göttlichen Gnade. Schaut er — gleichsam wie in einem Spiegel — die Herrlichkeit des Herrn, so wird er „umgestaltet von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“, (2.Korinther 3,18) bis er dem ähnlich ist, den er anbetet. Johannes war ein Lehrer heiligen Lebens. In seinen Briefen an die Gemeinde übermittelte er unfehlbare Regeln für das Verhalten der Christen. „Ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“ (1.Johannes 3,3) „Wer da sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.“ (1.Johannes 2,6) Er lehrte, dass ein Christ in seinem Herzen und Wandel rein sein müsse. Nie dürfe er sich mit einem bloßen Bekenntnis zufrieden geben. So wie Gott in seinem Bereich heilig ist, soll der gefallene Mensch durch den Glauben an Christus in seinem Bereich heilig sein (1. Petrus 1,15.16).
„Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung“, (1.Thessalonicher 4,3) schrieb der Apostel Paulus.
Die Heiligung der Gemeinde ist das Ziel Gottes in seinem gesamten Handeln an seinen Kindern. Von Ewigkeit her hat er sie erwählt, dass sie heilig sein sollten (Epheser 1,4); er gab seinen Sohn für sie in den Tod, damit sie geheiligt würden im Gehorsam gegen die Wahrheit und frei würden von aller Kleinheit des Ichs. Gott fordert von ihnen persönlichen Einsatz und persönliche Übergabe (Lukas 14,33). Er kann von denen, die angeblich an ihn glauben, nur dann geehrt werden, wenn sie seinem Bilde ähnlich werden und sich von seinem Geist leiten lassen. Dann können sie als Zeugen des Heilandes verkünden, was die göttliche Gnade für sie getan hat. Wahre Heiligung kommt durch das Ausleben der Grundsätze der Liebe. „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“(1.Johannes 4,16) Das Leben eines Menschen, in dessen Herzen Christus wohnt, wird praktische Frömmigkeit bekunden. Sein Charakter wird gereinigt, geheiligt, veredelt und verklärt. Reinheit in der Lehre wird mit Werken der Gerechtigkeit und göttliche Unterweisungen mit heiligem Tun einhergehen. Wer die Segnungen der Heiligung erlangen will, muss zuvor verstehen lernen, was Selbstaufopferung bedeutet. Das Kreuz Christi ist die Hauptsäule, an der „eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit“ (2.Korinther 4,17) hängt. „Will mir jemand nachfolgen“, sagt Jesus, „der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ (Matthäus 16,24) Einzig und allein die Liebe zu unseren Mitmenschen, die sich wie ein Wohlgeruch ausbreitet, beweist unsere Liebe zu Gott (1. Johannes 4,20.21). Nur geduldiges Dienen schenkt der Seele Frieden. Nur demütige, fleißige und treue Arbeit fördert das Wohl anderer. Gott erhält und stärkt den, der bereitwillig in Christi Wegen wandelt.
Heiligung ist nicht das Werk eines Augenblicks, einer Stunde oder eines Tages, sondern der ganzen Lebenszeit. Sie geschieht auch nicht durch beglückende Gefühle, sondern ist die Folge eines steten Absterbens der Sünde gegenüber und eines beständigen Lebens für Christus. Schwache, gelegentliche Bemühungen bringen kein Unrecht in Ordnung und bewirken keine Umwandlung des Charakters. Es kostet beharrliche Anstrengungen, Zucht und harten Kampf wenn wir überwinden wollen. Keiner weiß heute, wie schwer der Kampf morgen sein wird. Solange Satan regiert, müssen wir unser Ich verleugnen und Sünden, die uns bedrängen, überwinden. Solange unser Leben währt, werden wir keinen Ort, keinen Punkt erreichen, an dem wir innehalten und sagen könnten: Ich habe das Endziel erreicht! Nein, Heiligung ist die Frucht lebenslangen Gehorsams. Keiner der Apostel und Propheten hat je behauptet, sündlos zu sein. Menschen, die Gott am nächsten standen und eher ihr Leben hingaben, als dass sie wissentlich ein Unrecht begingen, Menschen, die Gott durch besondere Offenbarungen und Kraft ausgezeichnet hatte, haben sich zu der Sündhaftigkeit ihres Wesens bekannt. Sie setzten ihr Vertrauen nicht auf ihre sündige Natur, beanspruchten auch keine eigene Gerechtigkeit, sondern verließen sich einzig und allein auf die Gerechtigkeit Jesu Christi. Das trifft auf alle zu, die auf Christus blicken. Je näher wir Jesus kommen und je klarer wir die Reinheit seines Wesens sehen, desto deutlicher werden wir erkennen, wie überaus verwerflich die Sünde ist, und um so weniger werden wir empfinden, uns selbst preisen zu müssen. Wir werden von einem stetigen Verlangen nach Gott erfüllt sein und nie aufhören, vor ihm unser Herz zu demütigen und ihm unsere Sünde ernstlich und aufrichtig zu bekennen. Je weiter wir in unserer christlichen Erfahrung voranschreiten, desto mehr wird sich unsere Reue vertiefen. Wir wissen dann, dass alles, was wir brauchen, in Jesus Christus vorhanden ist. Wie der Apostel werden wir bekennen: „Ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes.“ (Römer 7,18) „Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als allein des Kreuzes unsres Herrn Jesus Christus, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ (Galater 6,14)
Engel mögen Bericht führen über das heilige Ringen und Kämpfen der Kinder Gottes, sie mögen von ihren Gebeten und Tränen schreiben; niemals aber sollte Gott dadurch entehrt werden, dass ein Mensch erklärt: Ich bin ohne Sünde; ich bin heilig. Über geheiligte Lippen werden derart vermessene Worte niemals kommen. Der Apostel Paulus war entrückt worden „bis an den dritten Himmel“ und hatte unaussprechliche Dinge gesehen und gehört.“ (2.Korinther 12,2-4) Trotzdem erklärte er ganz bescheiden: „Nicht dass ich’s schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach.“ (Philipper 3,12) Möchten auch Engel Gottes von den Siegen des Apostels in dem guten Kampf des Glaubens berichten; mochte Freude im Himmel darüber herrschen, dass er unbeirrt dem ewigen Ziel nachjagte und alles andere dafür als Schaden achtete; ja, möchten Engel mit Freuden von seinen Triumphen erzählt haben: Paulus rühmte sich nicht dessen was er erreicht hatte. Sein Verhalten sollte ein Beispiel für jeden Nachfolger Christi sein, der im Kampf um die „unverwelkliche Krone“ (1.Petrus 5,4) vorwärtsdrängt.
Wer dazu neigt, sich für wer weiß wie heilig zu halten, sollte in den Spiegel des Gesetzes Gottes blicken (Jakobus 1,23-25). Sobald er dessen weitreichende Forderungen erkennt und ihm bewusst wird, dass es ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens ist, wird er sich nicht länger seiner Sündlosigkeit rühmen. Ohne einen Unterschied zwischen sich und seinen Brüdern zu machen, stellt Johannes fest: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ (1.Johannes 1,8) „Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“(1.Johannes 1,10) „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.“ (1. Johannes 1,9) Manche Menschen halten sich für heilig und behaupten, sie gehörten ganz dem Herrn an; deshalb hätten sie Anspruch auf die Verheißungen Gottes. Sie verweigern aber seinen Geboten den Gehorsam. Diese Übertreter des Gesetzes beanspruchen alles für sich, was Gottes Kindern verheißen ist. Das ist jedoch reine Vermessenheit, denn Johannes erklärt uns, dass sich die wahre Liebe zu Gott im Gehorsam gegen all seine Gebote bekundet. Es genügt nicht, der Wahrheit lediglich theoretisch zuzustimmen, ein Bekenntnis des Glaubens an Christus abzulegen und davon überzeugt zu sein, dass Jesus kein Betrüger und der biblische Bericht keine schlau erdachte Fabel ist. Johannes schrieb diesbezüglich: „Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, dass wir in ihm sind.“ (1.Johannes 2,4.5) „Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm.“ (1.Johannes 3,24) Johannes lehrte nicht, dass das Heil durch Gehorsam erworben werden sollte, wohl aber, dass Gehorsam die Frucht des Glaubens und der Liebe ist. „Ihr wisset“, sagte er, „dass er ist erschienen, damit er die Sünden wegnehme, und ist keine Sünde in ihm. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt.“ (1.Johannes 3,5.6)
Wenn wir in Christus bleiben, wenn Gottes Liebe in uns wohnt, dann werden unsere Gefühle, Gedanken und Handlungen mit Gottes Willen übereinstimmen. Ein geheiligtes Herz ist im Einklang mit dem göttlichen Gesetz (Psalm 40,9; Hesekiel 36,26.27; Hebräer 10,16). Es gibt viele, die wenig Frieden und Freude haben, obwohl sie den Geboten Gottes zu gehorchen trachten. Diese mangelnde Erfahrung liegt in der ungenügenden Ausübung ihres Glaubens begründet. Sie gehen, als befänden sie sich in einem salzigen Land, in einer verdorrten Einöde. Sie beanspruchen wenig für sich, während sie viel anfordern könnten, denn Gottes Verheißungen sind unbegrenzt. Sie vermitteln kein zuverlässiges Bild von der Heiligung, die durch Gehorsam der Wahrheit gegenüber erlangt wird. Der Herr möchte, dass alle seine Söhne und Töchter glücklich, friedfertig und gehorsam sind. Diese Segnungen erlangt der Gläubige dadurch, dass er sich in der Treue übt. Durch die Glaubenstreue kann jeder charakterliche Mangel ausgeglichen, jede Verunreinigung beseitigt, jeder Fehler behoben und jede Tugend entwickelt werden.
Das Gebet ist das uns vom Himmel verordnete Mittel, das und siegreich im Kampf mit der Sünde und erfolgreich in der Entwicklung eines christlichen Charakters sein lässt. Die göttlichen Kräfte, die als Antwort auf das gläubige Gebet wirksam werden, vollbringen in der Seele des Beters all das, worum er bittet. Bitten dürfen wir um Vergebung der Sünden um den Heiligen Geist, um christusähnliche Gesinnung, um Weisheit und Kraft, sein Werk zu tun, ja um jede verheißene Gabe. Und wir haben die Zusage: „Ihr werdet’s empfangen.“ (Matthäus 21,22) Als Mose bei Gott auf dem Berge war, sah er das Bild jenes wunderbaren Bauwerks, das die Stätte der Herrlichkeit Gottes werden sollte. An dem verborgenen Ort des Gebets, gleichsam auf dem Berge bei Gott, sollen auch wir über Gottes herrliches Ziel mit der Menschheit nachdenken. Zu allen Zeiten hat Gott seine Pläne für seine Kinder verwirklicht, wenn sie mit ihm Gemeinschaft pflegten, und er hat ihnen Schritt um Schritt die Lehren seiner Gnade offenbart.
Die Worte: „Er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte“ (Hosea 6,3) veranschaulichen, wie er ihnen die Wahrheit kundtat. Wer dorthin tritt, wo ihn Gott erleuchten kann, wird aus dem ungewissen Dunkel der Dämmerung in die volle Helle des Mittags geführt. Wahre Heiligung bedeutet Vollkommenheit in der Liebe, im Gehorsam, im Einswerden mit dem Willen Gottes. Durch den Gehorsam der Wahrheit gegenüber sollen wir für Gott geheiligt werden (1. Petrus 1,2). Unser Gewissen muss von den toten Werken gereinigt werden, damit es dem lebendigen Gott diene. Wir sind noch nicht vollkommen, uns wird aber die Gnade zuteil, dass wir von den Fesseln des Ichs und der Sünde frei werden und der Vollkommenheit entgegenschreiten können. Großartige Möglichkeiten, hohe und heilige Ziele sind für uns alle erreichbar aufgestellt. Der Grund, weshalb heute so viele keinen größeren Fortschritt in einem göttlichen Leben machen, liegt darin, dass sie das als Gottes Willen ansehen, was sie selbst tun wollen. Während sie ihren eigenen Wünschen nachgehen, bilden sie sich ein, sie befolgten Gottes Willen. Mit sich selbst stehen sie nie im Widerstreit.
Andere wiederum kämpfen eine Zeitlang erfolgreich gegen ihr selbstsüchtiges Verlangen nach Genuss und Bequemlichkeit. Sie meinen es aufrichtig und ernst, werden aber schließlich der andauernden Anstrengungen, des täglichen Sterbens, der ständigen Unruhe überdrüssig. Trägheit erscheint ihnen verlockend, dem eigenen Ich abzusterben widerwärtig. So schließen sie ihre schlaftrunkenen Augen und erliegen der Macht der Versuchung, anstatt ihr zu widerstehen. Die im Worte Gottes gegebenen Grundsätze lassen keinen Raum für einen Kompromiss mit dem Bösen. Gottes Sohn ist erschienen, um alle Menschen zu sich zu ziehen (Johannes 12,32). Er kam nicht, um die Welt einzuschläfern, sondern ihr den schmalen Weg zu weisen, den alle gehen müssen, die schließlich die Tore der Stadt Gottes erreichen werden. Seine Kinder müssen den Weg gehen, den er vorangegangen ist; sie müssen ständig gegen das Ich ankämpfen, ganz gleich, was sie dabei an Bequemlichkeit oder selbstsüchtigem Genuss opfern oder was es sie an Mühen und Leiden kostet. Gott wird am meisten durch Menschen verherrlicht, die sich ihm als geweihte Kanäle, durch die er wirken kann, zur Verfügung stellen. Schnell eilt die Zeit der Ewigkeit zu. Lasst uns Gott nicht das vorenthalten, was ihm gehört. Verweigern wir ihm nicht das, was ihm zwar nicht ohne Belohnung gegeben werden kann, das aber Verderben bringt, wenn wir es ihm vorenthalten. Er bittet um ein ungeteiltes Herz; gib es ihm; es gehört ihm, weil er es geschaffen und weil er es erlöst hat. Er fordert deine Verstandeskräfte; gib sie ihm; denn sie sind sein! Er bittet um dein Geld; stelle es ihm zur Verfügung, denn es gehört ihm. Du bist nicht dein eigen, denn du bist „teuer erkauft“. (1.Korinther 6,19.20) Gott erwartet Anbetung von geheiligten Menschen, die sich zurüsten ließen, ihm durch den Glauben zu dienen, „der durch die Liebe tätig ist“. (Galater 5,6) Er hält uns das höchste Ziel, die Vollkommenheit, vor Augen. Deshalb bittet er uns, voll und ganz für ihn in dieser Welt zu leben, sowie auch Christus vor Gott für uns einsteht. „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ (1.Thessalonicher 4,3) Ist das auch dein Wille? Deine Sünden mögen sich wie Berge vor dir auftürmen, doch wenn du dich von Herzen vor Gott demütigst, ihm deine Sünden bekennst und dich auf die Verdienste des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes verlässt, wird er dir vergeben und dich von aller Ungerechtigkeit reinigen. Gott erwartet von dir völlige Übereinstimmung mit seinem Gesetz. Dieses Gesetz ist der Widerhall seiner Stimme, die dir zuruft: Heiliger, immer noch heiliger! Sehne dich nach dem Reichtum der Gnade Christi! Lass dein Herz erfüllt werden von dem inständigen Verlangen nach seiner Gerechtigkeit. „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein, und der Ertrag der Gerechtigkeit wird ewige Stille und Sicherheit sein.“ (Jesaja 32,17) Sehnt sich dein Herz nach Gott, dann wirst du immer mehr von den unerforschlichen Reichtümern seiner Gnade entdecken. Und wenn du darüber nachdenkst, werden sie auch dein eigen werden. Dann wirst du die unermessliche Gnade, die in dem Opfer unseres Heilandes verborgen ist; den Schutz, den seine Gerechtigkeit gewährt, und die Fülle seiner Weisheit und Kraft verkündigen, mit der er dich „unbefleckt und unsträflich“ (2.Petrus 3,14) vor dem Vater darstellen wird.